Update: Bitte beachte auch dieHinweise in den Kommentaren, wonach das System angeblich funktionieren soll (wobei unklar bleibt, was tatsächlich gemessen wird, Muskelkontraktionen oder doch irgendwelche ‘Hirnströme‘). Ich konnte dies bisher nicht nachrecherchieren.
Meine Tochter (5) würfelte und würfelte beim Mensch ärgere dich nicht-Spiel, doch es kam einfach keine 6. Dann würfelte sie zur Abwechslung mal mit beiden Händen – und siehe, da war die gewünschte 6 endlich. Ab da würfelte sie nur noch mit zwei Händen.
Das ist ein schönes Beispiel für die menschliche Fähigkeit Zusammenhänge herzustellen, wo eigentlich gar keine existieren. Dem Würfel ist es egal, ob er mit einer oder zwei Händen geworfen wird. Aber unser Hirn konstruiert ganz schnell aus zeitlicher Nähe einen kausalen Zusammenhang.
Diese Denkschwäche nutzt offenbar auch der Spielehersteller Mattel aus. Er verkauft derzeit in den USA ein Gerät namens Mindflex (laut Spiegel Online ab Herbst in Deutschland erhältlich).
Dieses Spiel springt auf einen Zug der Hirnforschung auf, wonach es immer besser gelingt, allein per Kraft der Gedanken etwas zu beeinflussen (z.B. ein Objekt auf einem Bildschirm).
Bei Mindflex soll man auf diese Weise einen schwebenden Schaumstoffball bewegen können. Das wäre mal der direkte Weg aus den Forschungslabors ins Spielzimmer.
Dass das ganze offenbar eine Luftnummer ist, entlarvt SpOn-Autor Hilmar Schmundt in einem schönen Beitrag (Text und Video).
Mit dem Hirnforscher John-Dylan Haynes von der Charité zeigt er, wie man dem Spiel auf die Schliche kommt.
“Im Auftrag des SPIEGEL versuchte er, hinter das Geheimnis von Mindflex zu kommen – mit einem Trick. Haynes nimmt den Plastikkopf einer Schaufensterpuppe und legt ein nasses Handtuch darüber. Dann zieht er das Hirnsteuerungs-Stirnband über das feuchte Tuch, dessen elektrischer Widerstand in etwa dem eines menschlichen Kopfes entspricht – und schaltet die Maschine ein.
Und siehe da: Wie von Geisterhand schwebt der Ball in die Höhe, kurz darauf sinkt er wieder ab – und zwar garantiert gedankenlos.”
Mattel nutzt dieselbe Denkschwäche aus, die auch meine Tochter zum Würfeln mit zwei Händen verführt:
“Bei Mindflex werden Nutzer psychologisch darauf trainiert, einen Zusammenhang anzunehmen, wo keiner besteht”, urteilt Haynes: “Diese Überzeugung kann sich sehr intensiv anfühlen.”
Wie stark dieser Effekt ist, verdeutlicht schon das Video, wenn man sieht, wie Schmundt das Gerät im Einsatz testet.
Mattel schreibt übrigens über die Funktionsweise des Mindflex:
“Whenever you concentrate, you generate brainwave activity. Mindflex uses a variation of EEG technology to “read” the intensity of these brainwaves via sensors positioned on your forehead and ears. (…) Once the Mindflex headset recognizes your brainwaves, it transmits a signal to a fan within the console. This fan controls ball levitation. Your brainwaves, in turn, control the power of the fan. The more effectively you concentrate, the stronger the fan blows and the higher the ball floats. Relaxing your mind relaxes the fan’s airflow, which lowers the ball.”
Erstaunlich …
Hier mal ein Video, in dem das Ding erklärt wird:
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