Das ist ein Berufsreflex. Aber sobald ich Phrasen lese wie “Die Deutschen brauchen …”, “Die Deutschen haben …”, “Den Deutschen fehlt …” werde ich schon misstrauisch. Und wenn es dann noch um Vitamine geht, gleich nochmal.
Derzeit und (und schon vor ein paar Tagen) gibt es ein paar Meldungen, in denen von einem kollektiven Vitamin D-Mangel der Deutschen berichtet wird.
Aufhänger der Meldungen waren die 1. Hohenheimer Ernährungsgespräche.
Federführend war Hans Konrad Biesalski, Mediziner und Leiter des Instituts für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft an der Universität Hohenheim. Außerdem ist er Autor bei den Wissenslogs mit dem Blog Prävention als Risiko?!
Dort gibt es seit September 2008 zwei Artikel zum Thema Vitamine, einen zum Thema Vitamin D, einen darüber, dass Vitamine nicht ganz so schlecht sind, wie in letzter Zeit berichtet. Dann folgen sechs Beiträge zum Thema Vitamin D anlässlich der 1. Hohenheimer Ernährungsgespräche.
Da gibt´s ein Fazit des Autors zu seinem eigenen Vortrag, und zu drei weiteren Autoren. Und schließlich ein Gesamtfazit als Pressemitteilung der Uni Hohenheim zur Konferenz.
Gesamtfazit: Neben den normalerweise von Vitamin D-Mangel betroffenen Personenkreisen (Kinder aus sozial schwachen Familien, Ältere und Menschen mit Migrationshintergrund) gilt ab sofort:
” … auch die Gesamtbevölkerung leidet generell an einer bundesweiten Vitamin-D-Unterversorgung, die nicht weiter ignoriert werden darf …”
… dass die Daten der Nationalen Verzehrsstudie (NVS II) nach welchen die Deutschen gerade einmal 50% der Empfehlungen für Vitamin D erreichen …
Eigenartiger Abschnitt in Focus Online dazu:
“Der Tagesbedarf an Vitamin D wird bislang von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung mit fünf Mikrogramm angegeben. Der US-amerikanische Chemiker, Molekularbiologe und zweifache Nobelpreisträger Linus Carl Pauling war der Ansicht, dass 20 Mikrogramm am Tag erforderlich sind. Vermutlich liegt er damit richtig.”
Bei sueddeutsche.de gibt´s denselben Satz, ohne den kommentierenden Zusatz:
“Der Tagesbedarf an Vitamin D wird bislang von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung mit fünf Mikrogramm angegeben. Der US-amerikanische Chemiker, Molekularbiologe und zweifache Nobelpreisträger Linus Carl Pauling war der Ansicht, dass 20 Mikrogramm am Tag erforderlich sind.”
Die Expertin vom RKI wird auch mit einem eigenartigen Satz zitiert bei dem sich die Katze in den Schwanz beißt:
“Nach derzeitigen Erkenntnissen sollte der Vitamin-D-Spiegel höher liegen, als früher gedacht und gemessen daran sind die Werte in der deutschen Bevölkerung generell zu gering.”
Das riecht irgendwie nach Grenzwertverschiebung und dem Thema, “Wie bekommt man auf einen Schlag einen ganzen Schwung Neu-Erkrankter/Neu-Betroffener.”
Mhm, also wer weiß mehr zum Thema? Oder haben die Damen und Herren Recht? Ich bleibe misstrauisch.
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