Irgendwie landete heute folgende E-Mail einer Allgemeinärztin bei mir:
Aufklärung zur Schweinegrippe Impfung
von Juliane Sacher, Fachärztin für Allgemeinmedizin, (…)
www.praxis-sacher.deDie beiden Impfstoffe gegen die so genannte Schweinegrippe Pandemrix
und Focetria, enthalten als Adjuvans (Impfverstärker ) Squalen.Beim Menschen ist Squalen bei den US-Soldaten des ersten Golfkriegs als
Impfverstärker engesetzt worden. 23-27 % *(also jeder Vierte)auch solche, die zu Hause blieben) bekamen die Golfkriegskrankheit ,
mit chronischer Müdigkeit, Fibromyalgie (Muskelrheuma) , neben
Gedächtnis- und Konzentrationsprobl emen, persistierenden Kopfschmerzen,
Erschöpfung und ausgedehnten Schmerzen charakterisiert. Die Krankheit
kann auch chronische Verdauungsprobleme und Hautausschlag einschließen.
Die Erkrankung hat sich seit 1991 also seit 18 Jahren nicht gebessert.
Bei 95 % der Geimpften mit Golfkriegssyndrom wurden Squalen-Antikö rper
gefunden, bei den Geimpften aber nicht Erkrankten bei 0 %.Erst nach mehr als 10 Jahren wurden die Schäden vom US-
Verteidigungsminist erium anerkannt.Wenn die Bundesregierung ihren Willen durchsetzt und 35 Millionen
Menschen geimpft werden, ist damit zu rechnen, dass 8-9 Millionen
Bundesbürger für die nächsten Jahrzehnte unter chronischer Müdigkeit und
Fibromyalgie etc. leiden werden.Geben Sie dieses Email an möglichst viele ihrer Bekannten weiter.
Juliane Sacher
Fachärztin für Allgemeinmedizin(…)
Ich wollte das telefonisch gegenchecken, aber leider war das Telefon besetzt. Ein Blick auf die Homepage bestätigt aber, dass dieser Text tatsächlich von dieser Ärztin stammt (samt unsäglicher Behauptung, “dass 8-9 Millionen Bundesbürger für die nächsten Jahrzehnte unter chronischer Müdigkeit und Fibromyalgie etc. leiden werden”, wenn sie nur geimpft würden.)
Wer sich von solchen Texten verunsichern lässt, dem empfehle ich den Text der nächsten E-Mail. Sie stammt vom unabhängigen Arznei-Telegramm und wurd soeben als blitz-at versendet. Ich erlaube mir den Text mal hier einzustellen (ich hoffe, Herr Becker-Brüser sieht es mir nach). Gibts hier auch nochmal als pdf.
Hier der Text der E-Mail:
WIRKVERSTÄRKER SQUALEN URSACHE FÜR DAS GOLFKRIEGSSYNDROM?
Seit Ende der 90er Jahre wird immer wieder darüber spekuliert, dass der Wirkverstärker Squalen Auslöser des so genannten Golfkriegssydroms gewesen sein könnte. Aktuell ist diese Diskussion im Zusammenhang mit den Squalen-haltigen Schweinegrippeimpfstoffen PANDEMRIX und FOCETRIA erneut aufgekommen. Das schwer fassbare Golfkriegssyndrom ist gekennzeichnet durch einen Symptomenkomplex aus Gedächtnisstörungen, chronischen Kopfschmerzen, allgemeinen Schmerzen, chronischer Müdigkeit u.a. Die Ursachen sind bis heute umstritten.
Eine vom US-amerikanischen Kongress beauftragte Untersuchungskommission, die die umfangreiche Forschungsliteratur zu dem Thema ausgewertet hat, findet allerdings konsistente Evidenz dafür, dass der zum Schutz vor Nervengift eingenommene Cholinesterasehemmer Pyridostigminbromid (MESTINON, KALYMIN) und Pestizidexposition im Golfkrieg 1990/91 ursächlich mit dem Syndrom assoziiert sind (1).
Squalen ist eine ölige Substanz, die in Pflanzen und Tieren vorkommt und somit auch in Lebensmitteln und Kosmetika enthalten ist. Beim Menschen wird Squalen in der Leber als Cholesterinvorstufe synthetisiert (1). In den adjuvantierten Schweinegrippeimpfstoffen PANDEMRIX und FOCETRIA ist Squalen nicht in seiner natürlichen öligen Form, sondern als Emulsion enthalten (2), mit Polysorbat 80 u.a. als Emulgator.
Der Verdacht, dass Squalen als angeblicher Bestandteil von Impfstoffen, insbesondere von Anthrax-Impfstoff, das Golfkriegssyndrom ausgelöst haben könnte, stützt sich auf eine kleine im Jahr 2000 publizierte Studie einer amerikanischen Forschergruppe. Danach sollen sich bei 95% von 38 erkrankten Golfkriegsveteranen Squalenantikörper nachweisen lassen, jedoch bei keinem von 12 gesunden Veteranen (3).
Die Studie hat erhebliche Mängel: Vor allem ist der von der Forschergruppe selbst entwickelte Antikörpertest unzureichend validiert, sodass unklar bleibt, was er eigentlich misst (2,4). Die Arbeitsgruppe konnte ihr Ergebnis in einer zweiten, ebenfalls kleinen Studie im Übrigen nicht bestätigen. Beim verblindeten Vergleich des Tests an 25 Impflingen aus dem Anthrax-Impfprogramm des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums und 19 nichtgeimpften Kontrollen ergibt sich im Hinblick auf Squalenantikörper kein signifikanter Unterschied (5).
Eine Forschergruppe am Walter Reed Army Institute of Research in den USA hat inzwischen einen validierten Test entwickelt und konnte damit ohne signifikante Unterschiede Squalenantikörper sowohl bei Anthrax-Impflingen als auch bei Nichtgeimpften nachweisen. Mit zunehmendem Alter kommen die Antikörper anscheinend häufiger vor (1,6).
Aktuell haben Mitglieder dieser Arbeitsgruppe eine Untersuchung eingefrorener Blutproben von 580 Mitarbeitern der US-amerikanischen Kriegsmarine, die zum Teil im Golfkrieg eingesetzt waren, publiziert. Dabei findet sich keine Assoziation zwischen Squalenantikörpern, die in etwa der Hälfte der Proben gefunden werden, und chronischen Symptomen, unter denen 7% der Studienteilnehmer leiden (7).
Gegen die Hypothese von Squalen als Ursache des Golfkriegssyndroms spricht nicht zuletzt, dass in der Anthrax-Vakzine, die im Golfkrieg verwendet wurde, Squalen als Wirkverstärker gar nicht enthalten war. In mehreren Untersuchungen unter anderem von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA werden in dem Impfstoff, wenn überhaupt, nur Spuren von Squalen nachgewiesen.
Die geringen Konzentrationen (1-83 parts per billion [PPB]) sind am ehesten mit natürlichem Vorkommen oder Kontamination durch Fingerabdrücke am Reagenzglas zu erklären (1,2). Im Vergleich dazu ist Squalen in den adjuvantierten Schweinegrippeimpfstoffen millionenfach höher dosiert. Es ist hier in einer Konzentration von 2% enthalten (10 mg pro 0,5 ml), was 20 Mio. PPB entspricht (2,8,9).
– Wir sehen keine Belege dafür, dass der in dem Schweinegrippeimpfstoff PANDEMRIX enthaltene Wirkverstärker Squalen das so genannte Golfkriegssyndrom ausgelöst hat.
(…)
1 Research Advisory Committee on Gulf War Veterans’ Illnesses: Gulf War Illness and the Health of Gulf War Veterans: Scientific Findings and Recommendations, Nov. 2008; https://www1.va.gov/rac-gwvi/docs/GWIandHealthofGWVeterans_RAC-GWVIReport_2008.pdf
2 Department of Defense: Questions and Answers – The Facts on Squalene, 2005
https://www.fda.gov/ohrms/dockets/dockets/80n0208/80n-0208-c000037-15-01-vol151.pdf
3 ASA, P.B. et al.: Exp. Mol. Pathol. 2000; 68: 55-64
4 ALVING, C.R., GRABENSTEIN, J.D.: Exp. Mol. Pathol. 2000; 68: 196-7
5 ASA, P.B.: Exp. Mol. Pathol. 2002; 73: 19-27
6 MATYAS, G.R. et al.: J. Immunol. Methods 2004; 286: 47-67
7 PHILLIPS, C.J. et al.: Vaccine 2009; 27: 3921-6
8 GlaxoSmithKline: Fachinformation PANDEMRIX, Stand Sept. 2009
9 Novartis: Fachinformation FOCETRIA, Stand Okt. 2009
So, besser jetzt? Und nun schön die E-Mail von Frau Sacher in den Müll befördern …
Nachtrag:
Sb-Kollege Tobias von Weitergen hat auch noch was dazu zu sagen (ohne, dass wir das voneinander wussten)
Übrigens: Frau Sacher hat mit dem hier bei den Scienceblogs (insbesondere bei Tobias) beliebten Journalisten ein Buch verfasst: Torsten Engelbrecht.
Update 17.11.:
Frau Sacher ist überwältigt von dem, was Sie angerichtet hat. Außerdem rudert Sie zurück:
“In meiner Ursprungsmail habe ich mich auf Arbeiten bezogen, die einen Zusammenhang zwischen Squalen und Golfkriegssyndrom gesehen haben. Ich gebe zu, dass das nicht so geschickt war, weil einige Autoren später darlegten, dass das Golfkrieg-Syndrom nichts mit Squalen zu tun gehabt haben kann, weil in dem Impfstoff kein Squalen vorhanden gewesen sein soll.”
Aber Sie bleibt natürlich auch skeptisch. Aber das möchte ich nicht auch noch zitieren. Findet sich alles auf Ihrer Website.
Hoffen wir, dass Sie sich das beim nächsten Mal besser überlegt mit Ihrer Kettenmail.
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