Klassischer Fall von: Was wäre wenn? Obama bittet Blogger um Hilfe, für seine Gesundheitsreform zu werben (macht er tatsächlich). Und dann (das muss man sich jetzt vorstellen) ruft er ausgerechnet Dich an, oder mich oder die Jungs von Stationäre Aufnahme (wobei, die müsste er anmailen, wegen anonym und so) oder uns alle in einer Livekonferenz mit einer Bitte: “Blogger helft mir.

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Begründung laut Huffington Post:

“I know the blogs are best at debunking myths that can slip through a lot of the traditional media outlets,” he said. “And that is why you are going to play such an important role in our success in the weeks to come.”

Das wirft doch Fragen auf, über die sich Blogger herrlich streiten können. Zum Beispiel:

Ist das ein unmoralisches Angebot? Lassen ehrenwerte Blogger sich so instrumentalisieren? Ist der Präsident etwas anderes als Vodafone? Wie viel Honorar kann ich verlangen? Oder ist es mir eine Ehre?

Kommt Leute: Es ist eine “Was wäre wenn?-Frage”. Wärt Ihr dabei? Das sind ja Sachen, die irgendwann mal geklärt werden müssen. Nicht, das irgendwann tatsächlich ein Präsident oder die Kanzlerin anruft und einen von uns um Hilfe bittet.

Es muss ja auch nicht Gesundheit sein. Es könnt ja auch Raumfahrt sein. Da wäre dann Florian und Ludmilla gefragt: “Trommelt für unsere Politik eines bemannten Flugs zum Mars.” Oder so.

Zusatz: Lasst uns Punkte wie “Boah, dich ruft der bestimmt nicht an, weil …” direkt mal überspringen. Oder auch: “Die deutsche Bloggerszene ist doch viel zu unbedeutend.” usw. Oder: “Ihr leidet unter Selbstüberschätzungen.”

Stellt Euch vor, das Telefon klingelt …

Als Journalist, kann ich das natürlich nicht machen. Mich vor einen Karren spannen lassen … Das geht ja gar nicht …Womöglich noch ohne Honorar …

Zusatz 2: Aber vielleicht ist das der Unterschied zwischen USA und Deutschland. In USA meldet sich Obama, bei uns nur Vodafone …

Kommentare (15)

  1. #1 Florian Freistetter
    21. Juli 2009

    Also wenn mich DLR/ESA/Wissenschaftsministerium/etc fragen, ob ich bei einer Kampagne für bemannte Raumfahrt mitmachen will: Klar sag ich da ja! Das ist ein Anliegen, das ich voll und ganz unterstütze.

    Wenn Obama mit mir für eine Gesundheitsreform in den USA werben will…;) ok – da würd ich erstmal drüber nachdenken. Was hab ich mit der Gesundheitspolitik der USA zu tun? Ich denke, ich würde nur dann mitmachen, wenn ich das Thema für mich selbst glaubhaft vertreten kann. Bei Raumfahrt ist das der Fall. Bei Obama nicht so wirklich.

    Also: wo sind jetzt die Leute, die mir ein Handy schenken, damit ich für die Raumfahrt blogge? ;-) (Frage an die Redaktion: Dürfen wir Geschenke annehmen? ;) )

    P.S. Ich kann bei Plazeboalarm immer noch nicht kommentieren, wenn ich bei MT eingeloggt bin.

  2. #2 Marcus Anhäuser
    21. Juli 2009

    naja, vielleicht kämest Du für Obama infrage, wenn er einen bemannten Raumflug zum Mars plant mit DLR-Unterstützung ;-). Honorar oder für die Ehre?

    Frag ich mal unseren Redakteur wegen Kommentar-Problemen.

  3. #3 Florian Freistetter
    21. Juli 2009

    @Marcus: Also in diesem Fall würde ich kein Geld verlangen – aber die Möglichkeit, beim Start mit dabei zu sein. Und ein paar Souvenirs (T-Shirts, Kaffeetassen,…). Vielleicht noch einen Interviewtermin mit den Marsastronauten. Und Stück Marsgestein sollen sie mir mitrbingen. Und dann hätt ich gern noch ein Vodafone-Handy in Marsoptik ;)

    Ernsthaft: wenn man mir dafür ein Honorar anbietet, würde ich es vermutlich nehmen (hinge von meinem aktuellen beruflichen und finanziellen Status ab). Wenn nicht, dann würde ich aber auch nicht zwingendermaßen eines verlangen. Ein paar Goodies (siehe oben) würden reichen.

  4. #4 Marcus Anhäuser
    21. Juli 2009

    naja, da geht es aber doch eigentlich schon los. Als Journalist darf ich mich auf so ein Angebot nicht einlassen, vor allem wenn es dafür Geld gibt. Ich soll unabhängig sein. Ich soll ein Beobachter und Kritiker der Regierung sein (und eben nicht gemein machen mit dem Thema, auch mit keinem, dem ich gewogen bin, der alte Hajo Friedrichs Spruch).

    Ich könnte natürlich trotzdem helfen, im Fall Obamas, indem ich die Falschdarstellungen seiner Gesundheitspolitik in den Medien zum Thema zu machen. Aber ohne Auftrag, ohne Zuwendung. Und zugleich auf die Schwächen seiner Politik hinweisen. Die Sicht der Gegner würdigen. Neutral bleiben.

    Die Huffington Post wird als Journalismus-Ersatz gehandelt. Würden ihre Blogger auf das Angebot eingehen, wäre das aus journalistischer Sicht problematisch (theoretisch gesprochen).

    Bloggen ist aber auch eine sehr subjektive Form von Journalismus, eigentlich eine Abkehr von der Friedrichschen-Journalismus-Auffassung, oder?

    Für dich als Wissenschaftler ist das Problem vielleicht gar nicht dasselbe wie für mich als Journalist …

  5. #5 dvizard
    21. Juli 2009

    Es ist ja nicht so, dass Obama den Bloggern ein “Honorar” anbietet. Er ruft nur “like-minded” (Huff Post) Blogger dazu auf, laut zu sein. Das ist etwa so, wie wenn eine Gewerkschaft zum Streik aufruft. Niemand ist gezwungen, zu gehen, oder bekommt etwas dafür…

  6. #6 Marcus Anhäuser
    21. Juli 2009

    okay. stimmt. irgendwie eigenartig. Blogger als Verbündete. Aber warum auch nicht.

  7. #7 hockeystick
    21. Juli 2009

    Also hier hat bis jetzt noch nicht mal Vodafone angerufen.

  8. #8 strappato
    21. Juli 2009

    Auf keinen Fall würde ich sowas mitmachen. Ich denke bei diesem Themal geht das sowieso schief. Die Gesundheitspolitik in den USA ist wirklich was für Spezialisten, noch mehr als hierzulande. Ein sehr komplexes Interessensgeflecht. Was ist denn “like-minded in einer Gesellschaft, die 16% des Bruttoinlandsproduktes für Gesundheit ausgibt? Da ist jeder – auch blogger – irgendwie beteiligt mit den jeweiligen Interessen oder den seiner Familie oder Arbeitgeber.

  9. #9 Lenn
    22. Juli 2009

    “Kommt Leute: Es ist eine “Was wäre wenn?-Frage”. Wärt Ihr dabei?”

    Ich glaube, ich wäre dabei, wenn ich sowieso der gleichen Meinung wäre wie der Anrufer (ob jetzt Obama, Merkel, vodafone oder wer auch immer). Angenommen, ich hätte ein Blog über Gesundheitsfragen und politische Entwicklungen. Angenommen, ich stimmte mit Obamas Ansichten überein (die ich derzeit gar nicht kenne). Dann wär’s ja recht egal, ob er mich anriefe oder nicht, ich würde sowieso darüber schreiben. Wenn er mich dann tatsächlich anriefe, würde ich vielleicht mehr Energie und Zeit investieren, um das ganze noch gründlicher und umfassender zu recherchieren und entsprechend überzeugend und hieb- & stichfest aufzubereiten.

    Aber angenommen, ich hätte mit all dem nichts zu tun. Oder angenommen, ich stünde nicht hinter der Meinung des Anrufers … ich denke, dass dann auch mit Bezahlung nicht viel zu machen wäre, weil ich in dem Blog meine Meinung und meine Überzeugung kund tue. Und ich möchte mich in der Öffentlichkeit nicht für eine Meinung verkaufen, hinter der ich nicht stehe.

    PS: Das schreibt sich so leicht. Ich stünde auch nicht hinter vodafone, aber wenn die mir 10.000 € auf’s Konto schieben würden, müsste ich wohl doch länger als die zwei Minuten nachdenken, die mich dieser Kommentar gekostet hat … ;)

  10. #10 Jakob H.
    22. Juli 2009

    Ich habe zwar (noch) kein eigenes Blog. Aber: Wenn ich eine Reform für sinnvoll halte, und diese thematisch in mein Blog passt, würde ich mich vermutlich auch ungefragt dafür einsetzen.

  11. #11 Marcus Anhäuser
    22. Juli 2009

    strappatos Sicht der Dinge ist mir natürlich sympatisch, klare Abgrenzung, Unabhängigkeit wahren, sehr journalistisch (war zu erwarten von einem der Top Ten Wissenschaftsjournalisten 2008 ;-)
    Jakob H.s Punkt, sich ungefragt dafür einzusetzen finde ich okay, im Grunde machen das Journalisten natürlich auch immer wieder, wir leben ja nicht im luftleeren Raum und sind meinungslose Amöben. Aber das ist natürlich mit Vorsicht zu genießen.

    Bei journalistichen Bloggern oder Blogjournalisten (wie lanu das nennen würde) müsste Obama et.al. immer damit rechnen, dass sie sich auch um die Schwachpunkte SEINER Agenda kümmern. D.h. der Aufruf könnte auch nach hinten los gehen.

    Das heißt, als Blogger mit journalistischen Grundverständnis könnte man sagen: “Danke für die Anfrage, ich fühle mich geehrt. Ich werde mich verstärkt dem Thema widmen, weil ich es für sehr wichtig halte. Aber rechnen sie damit, das ich mich auch um ihre Fehler kümmere. Das heißt, es kann auch für Sie unangenehm werden.”

    Zumindest kann man versuchen auf diese Weise an das Thema heranzugehen, finde ich. In der Realität gibt es hin- und wieder diese und jene Zwänge, die uns von der Idealform abweichen lassen.

  12. #12 Marcus Anhäuser
    22. Juli 2009

    Vergleichbares zu Obamas Aktion mit den Bloggern findet sich im Journalismus übrigens durchaus. Wenn eine bestimmte Gruppe von Journalisten zu einem Hintergrundgespräch einladen, ist das im Prinzip auch eine Aufforderung sich eines Themas verstärkt zu widmen (und natürlich im Sinne des Politikers).

  13. #13 Stefan Jacobasch
    22. Juli 2009

    Mit Obama würde ich gern mal telefonieren, auf Frau Merkel oder ein anderes deutsches Regierungsmitglied kann ich gut verzichten. Über das Gespräch ließe sich danach ausführlich und distanziert bloggen.

    Für PR-Kampagnen einspannen lassen: grundsätzlich nein. Bezahlt Werbung machen: grundsätzlich nein. Am Beispiel Vadofone sieht man ja aktuell ganz gut, wie das für die Teilnehmer nach hinten losgeht.

  14. #14 schupo
    8. August 2009

    u wanna kiss my ass?
    yes u can

  15. #15 cogito
    10. August 2009

    Also, ich glaube man müsse das Problem in normalen lebenssituationen oder in der welt weit aktuellen Medienlgeschäft betrachten. Die traditionnelle Medien sind kaum noch unparteiisch. z.B. Wie die Medien in Deutschland indirekt Wahlkampf für eine Seite oder bestimmte Ideologien machen.

    Wenn ein Poliiker, trotz allem, es schaft an die Macht zu kommen, und versucht Polizk für die breite Mehrheit zu machen, findet er keine Unbterstützung weil, zum einen die das Volk ist nicht so politisiert wie man will, und zum anderen weil die Informationsquellen schon längst nur tam tam für einige wenigen sind.

    In dieser Situation müssen die Bluger eine grosse gesellschaftliche Rolle annehmen: nehmlich die Balance und die “Informartionsgerechtigkeit ” wiederherstellen.
    Denn Obama, um beliebt zu sein zumindest in den Medien, um gute Quoten zu haben in den sogenannten Umfragen, braucht nur sich mit den dickenn grossen mächtigen Interessengruppen zu verbünden, die Status quo zu verteidigen und paar Reformschen zu betreiben. Bei den nächsten Wahl wird das Volk nur glauben was die Meinungsmacher ihm vorgibt.

    Statt dessen ruf er die Blugger, also die Bürgerrechtler oder die “Volter” unserer Zeit, auf, sich einzumischen, wahre und konstruktive diskussionen anzustößen.

    Also Blugger sollten nicht auf dieses Appel warten, sie sollten Ihre Rolle als garant einer gerechten freien und gekauften Medienlandschaft also der Demokratie vollkommen annehmen. In Frankreich wir lassen uns nicht entmündigen. Egal was die Elite denkt, kennen wir immer unsere Interessen.