Einer der führenden deutschen Stammzellforscher hält es für sinnvoll, Journalisten die Berichterstattung von bestimmten Tagungen zu untersagen. Wir halten nichts davon. Doch was könnte dafür sprechen? In den USA unterschreiben Kollegen Schweigeverpflichtungen, um dabei zu sein, ohne darüber zu berichten. Zensur oder sinnvolle Informationslenkung?
Wir hatten gestern schon unsere Meinung zu Hans Schölers Vorschlag geäußert, Journalisten zu bestimmten Tagungen nur Zugang zu gewähren, wenn diese schriftlich zustimmen, nichts von der Konferenz zu berichten. Also praktisch ihren Journalismus vor den Tagungsräumen abgeben und als stiller Beobachter auftreten.
Hält das irgendjemand für einen sinnvollen Vorschlag? Was meinen die Wissenschaftler unter unseren Bloggern dazu? Und die Journalisten und die anderen Kommunikatoren?
Sollten Wissenschaftler auch mal unter sich sein dürfen? (Sind sie das nicht sowieso die meiste Zeit und in den meisten Fachrichtungen?) Sollten Journalisten sich damit einverstanden erklären, und dem zustimmen? Oder müssten sie nicht vielmehr auf die Barrikaden gehen und dieser Form von Zensur mit allen Mitteln widerstehen? Statt einer Verzichtserklärung ein Berichtsboykott? Oder kann es sinnvoll sein, von bestimmten Tagungen, nicht zu berichten? Wer soll entscheiden, von wo berichtet wird und von wem?
Wir finden, wenn ein Direktor eines Max-Planck-Institutes und ein zudem weltweit führender Forscher einen solchen Vorschlag macht, sollte dies ausführlich diskutiert werden.
Vamos … haut uns die Argumente nur so um die Ohren.
Nachbemerkung:
Eigentlich war Hans Schöler darüber verstimmt, dass der FAZ-Journalist Müller-Jung darüber berichtete, was Schöler am Rande der Tagung über die Forschung von Kollegen sagte. Das hat nur bedingt etwas mit dem größeren Fass zu tun, dass er dann aufmacht: Nämlich zu verhindern, dass Journalisten über Ergebnisse berichten, die Forscher noch nicht in Fachmagazinen veröffentlicht haben. Schölers Ausweitung der Diskussionszone könnte man auch als Ablenkungsmanöver auffassen.
Finden wir bemerkenswert, sieht aber auch nach einem bekanntem Muster aus der Politik aus. Ist uns diesmal egal. Das Fass ist auf und wir finden, dass man das durchaus ausdiskutieren sollte, bevor wir tatsächlich eines Tages auf eine Tagung kommen, auf dem wir ein Schild finden: “Journalisten müssen draußen bleiben.”
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