Shame on me: Anstatt jetzt lang und breit zu erklären, was die Schwächen an dieser “Akupunktur”-Studie sind, die den Mechanismus erklärt, warum die Nadeln Schmerzen lindern können, mach’ ich es mir einfach. Ich übersetze die Zusammenfassung von Neuroblogger Steven Novella vom Neurologica-Blog.

Kurz zur Erinnerung: In Nature Neuroscience war eine Studie veröffentlicht worden (pdf sogar frei verfügbar), die sehr gut gezeigt hat, dass durch das Setzen von Nadeln in die Haut von Mäusen (und – wichtig – durch das wiederholte Drehen der Nadeln in der Einstichstelle) an diesen Stellen der Schmerz gelindert wurde. Die Forscher hatten durch ausgeklügelte Experimente gezeigt, dass der Mechanismus dahinter mit einem Molekül namens Adenosin zusammenhängt. Im Bereich der Einstichstelle setzt der Körper Adenosin frei, dass dann bestimmte Rezeptoren besetzt und damit die Schmerzreaktion dämpft. (siehe auch hier bei Jürgen Schönstein auf Geografittico)

Dass man beim Einsatz von Nadeln sofort an Akupunktur denkt, ist klar. Die Forscher verwenden den Begriff im Titel, es ist ihr letztes Wort im Text, sie nutzen ihn mehr als hundert Mal auf fünf Seiten (ohne die Literaturliste). Das erscheint auch völlig logisch, denn das Team hat die Nadeln nicht an irgendeinen beliebigen Punkt gesetzt, sondern an einen ganz ausgesuchten Akupunktur-Punkt, der auf einem der sagenumwobenen Meridiane liegt (den es auch bei Mäusen gibt).

Entsprechend war die Resonanz in der Publikumspresse (mitausgelöst durch die Pressearbeit von Nature).

Ich hätte es genau so gemacht, vermute ich. Das ist einfach zu verlockend, das hat was von Verbindung fernöstlicher Weisheiten mit modernster, wissenschaftlicher Analyse, Tradition und Moderne, Vergangenheit und Zukunft … (Yin und Yang hätte ich fast gesagt): “Hey, hast Du schon gehört? Wissenschaftler haben jetzt endlich verstanden, warum Akupunktur funktioniert. Haben die alten Chinesen doch Recht gehabt.”

Nur leider, haben wir uns blenden lassen. Die Studie ist toll, so lange es um den neu entdeckten Mechanismus zur Schmerzlinderung geht, sie versagt aber, wenn es um Akupunktur geht. Es ist eigentlich keine Studie, die Akupunktur erforscht.

Warum? Das erklärt Steven Novella in seinem Post auf dem Neurologicablog (und auf Science-Based Medicine). Er war spürbar verärgert.

Hier meine Übersetzung seiner Conclusion, (damit auch nicht-Englisch-sprechende Menschen was davon mitbekommen):

(…) Am Ende muss betont werden, dass diese Studie nichts über Akupuntur an sich aussagt, abgesehen davon, dass sie einen möglichen Mechanismus für eine unspezifische lokale Reaktion liefert. Tatsächlich wird der Begriff “Akupunktur” zunehmend problematisch und verwirrend in der wissenschaftlichen Literatur eingesetzt, von der Laienpresse ganz zu schweigen.

Was ist Akupunktur? Wenn wir den Begriff weit genug fassen, und damit jeden Einsatz von Nadeln meinen, mit oder ohne elektrischer Stimulation, an jedem beliebigen Punkt, mit oder ohne die Haut zu durchdringen, usw. dann ist der Begriff viel zu weit gefasst, um noch hilfreich zu sein.

Wenn wir ihn aber eng fassen – in der Haut steckende Nadeln, bis zu einer bestimmten Tiefe an einem spezifischen Akupunktur-Punkt, der durch einen neuen, spezifisch an diese Orte gebundenen Mechanismus wirkt – dann können wir basierend auf umfangreicher Forschung sagen, das “Akupunktur” nicht funktioniert und der dahinter liegende Mechanismus nichts anderes ist als vor-wissenschaftlicher Aberglaube.

Diese Studie ist ein exzellentes Beispiel für den Unfug, der entsteht, wenn man den unspezifischen Gebrauch des Begriffs Akupunktur mit seiner mehr traditionellen Nutzung durcheinanderbringt [oder vermmengt, Übersetzungsalternative von mir]. Forschung, die Akupunktur im weitesten Sinne des Begriffes verwendet, wird benutzt, um “Akupunktur” im taditionellen Sinne zu bewerben. Das ist höchst irreführend und wissenschaftlich schlampig.

Die Forscher dieser Studie hätten andere Kontrollen verwenden können, um zu sehen, ob der Effekt, den sie entdeckt haben, irgendwie spezifisch ist für irgend eine Akupunktur-Variable. Sie hätten zum Beispiel einen nicht-Akupunktur-Punkt als Kontrolle einsetzen können, oder eine andere Form mechanischer Schmerzproduktion, ohne Nadeln. Ich vermute, jede lokale Schmerzproduktion oder jedes mechanische Trauma oberhalb eines bestimmten Schwellenwertes würde zur selben Adenosin-Antwort führen (…).

Da sie das aber nicht getan haben, haben sie eigentlich keine “Akupunktur”-Forschung betrieben. Die Beschreibung dieser Forschungsergebnisse im Fachartikel und in der Presse hätte aussehen müssen so wie ich es oben besprochen habe[am Anfang seines Posts, Anmerkung von mir]. Stattdessen wird eine echt interessante Forschung, die zu einer neuen Schmerzbehandlungen führen könnte zweckentfremdet für Propapganda eines alten Aberglaubens.

Worüber er sich darüber hinaus im Detail ärgert, kann man hier nachlesen.

Bezeichnenderweise hat er seinem Beitrag folgenden Titel gegeben: “Möglicher neuer Mechanismus der Schmerzlinderung entdeckt.

Nachtrag:
Orac von Respectful Insolence hat sich auch über die Studie gefreut und geärgert.

David Colquhoun von DC Science konzentriert seinen Ärger auf die Berichterstattung.

Edzard Ernst ergänzt zum Thema Akupunktur bei Tieren in Times Online:

“Professor Ernst said one drawback with the study was that it was not clear if the acupuncture performed in the mice ought to be considered a real or sham treatment, as in humans practitioners use precisely defined pressure points that might not have equivalents in mice. “Acupuncture was never intended to be used in animals,” he said.”

Und warum es so wichtig ist, solche Dinge wie das hier mit der Akupunktur-Studie richtig zu stellen, zeigt der Kolumnen-Beitrag von Arzt und Kabarettist Ronny Teutscher auf aerzte-zeitung.de: Yin-Yang, die Nadeln und der Thai-Wahn. (via @Esowatchcom)


Kommentare (52)

  1. #1 Stefan Taube
    3. Juni 2010

    Schöner Beitrag, der zeigt, wie wichtig die kritische Beobachtung von Wissenschaftsjournalismus ist.

  2. #2 Ulrich Berger
    3. Juni 2010

    Jetzt übersetz’ noch Orac und Colquohoun! ;-)

  3. #3 Florian
    3. Juni 2010

    Das Ergebnis der Studie belegt ja auch nur die Schmerzlinderung. Die zahlreichen weiteren “Beschwerden” (Wehen auslösen oder abschwächen, Rauchen abgewöhnen usw.) die angeblich mit Akupunktur geheilt werden können, wurden ja gar nicht getestet. Wirklich Schade ist, dass in der Studie keine Vergleichsgruppe mit Nadeln an anderen Stellen getestet wurde. Das hätte die sagenumwobenen Meridiane wahrscheinlich als Erfindung entlarvt.

  4. #4 Marcus Anhäuser
    3. Juni 2010

    @ Ulrich
    hatte ich heute nacht um 24 Uhr keine Lust mehr ;-). Aber Links wollte ich noch setzen, danke für die Erinnerung.

    @Florian
    Ich würde das ‘nur’ in Anführungszeichen setzen, weil einen neuen Mechanismus zur Schmerzlinderung zu entdecken, ist ja eigentlich schon eine ziemlich tolle Angelegenheit. Das ging aber durch die Akupunktur-Hülle so ein bisschen unter.

  5. #5 Georg Hoffmann
    3. Juni 2010

    Ich hatte den Artikel vorgestern gesehen und wollte ihn dir schon zuschicken. Well done!

  6. #6 Marcus Anhäuser
    3. Juni 2010

    @Georg
    ich bin da ja manchmal komisch drin. Ich muss sowas selbst entdecken, das muss mich anspringen, dann schaff ich es auch zu verbloggen. Bei Hinweisen klappt das nie so richtig, weil in der Regel mache ich gerade was anderes, dann lege ich es zur Seite und schwupps gehts verschütt’. Aber trotzdem danke.

  7. #7 rolak
    3. Juni 2010

    …dann lege ich es zur Seite und schwupps gehts verschütt’

    Danke, ich fing schon an zu befürchten, dies sei meine höchstpersönliche Macke ;-)

  8. #8 Jürgen Schönstein
    3. Juni 2010

    Wie ich in meinem (oben verlinkten) Posting und den Kommentaren dazu auch schon versucht habe zu erklären, kann man diese Studie durchaus als eine Akupunktur-Studie betrachten – allerdings eine, die das Konzept widerlegt. Das tut sie gerade weil sie erklären kann, welche physiologischen Reaktionen die Nadelstiche auslösen, und weil diese Reaktionen erstens nichts mit den Meridianen und der angeblichen “Lebensenergie” Qi zu tun haben, sondern “nur” mit Adenosin, und weil sie zweitens bestätigen, was viele schon vermutet haben: dass die Wirkung dieser Nadelstecherei eine rein analgesische ist, also nichts Heilendes hat und schon gar nicht über den Schmerzmechanismus hinaus geht. Eben deswegen finde ich das Paper wichtig – vielleicht nicht in dem Sinn, in dem es den Autoren wichtig gewesen wäre, aber definitiv als ein wissenschaftliches Argument gegen die Akupunktur als “Heilmethode”.

  9. #9 buchstaeblich
    10. Juni 2010

    Ich drucke das jetzt mal aus und werfe es in den Briefkasten einer vollwert-esoterischen Dame aus der Nachbarschaft.
    ;-)
    Klar weiß ich, wie man sich Feinde macht …

  10. #10 Marcus Anhäuser
    10. Juni 2010

    @buchstäblich

    finde ich sehr gut, dass Du auch Menschen helfen willst, die offenbar keinen Zugang zum Internet haben ;-) Nur so verbreitet sich die Botschaft wirklich…

  11. #11 pieks
    25. Juni 2010

    Auch wieder eine Studie, die keine ist?

    Klinische Studie belegt Wirksamkeit von Akupunktur bei Herzschwäche / Heidelberger Kardiologen veröffentlichen in „Heart“

    Akupunktur kann die Belastbarkeit von Patienten, die an einer chronischen Herzschwäche leiden, deutlich verbessern. Das stellte die Arbeitsgruppe von Dr. Johannes Backs, Arzt und Studienleiter an der Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie, Angiologie, Pneumologie – Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Hugo Katus) des Universitätsklinikums Heidelberg im Rahmen einer klinischen Studie fest. Die Nadeln steigern zwar nicht die Schlagkraft des Herzens, beeinflussen aber offensichtlich die Skelettmuskelarbeit und verlängern so zum Beispiel die zurücklegbare Wegstrecke. Die Ergebnisse der klinischen Studie, die mit einer plazebo-akupunktierten Vergleichsgruppe mit stumpfen Nadeln durchgeführt wurde, sind in der hochrangigen Fachzeitschrift „Heart“ veröffentlicht.

    https://idw-online.de/pages/de/news375707

  12. #12 helduel
    27. Juni 2010

    Ich bin ja ein Laie, wenn es um medizinische Studien geht. Aber wenn ich lese, dass bei dieser Studie gerade mal 17 Patienten dabei waren, von denen ein Teil echt behandelt wurde und ein Teil eine Placebo-Behandlung bekam, dann würde ich sagen, dass die Aussage dieser Studie doch sehr eingeschränkt ist.

    https://heart.bmj.com/content/early/2010/06/15/hrt.2009.187930.abstract

  13. #13 julian
    6. Juli 2010

    Ich hab mir mal die Originalstudie zu dieser angeblichen Akupunktur bei Herzschwäche besorgt (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20554511). Die stechen da bei den Placebo-Patienten mit speziellen selbstentwickelten stumpfen “Placebonadeln” an den gleichen Stellen wie bei den Verum-Patienten. Diese Nadeln sind stumpf, und dringen nicht durch die Haut. Was sie also gezeigt haben ist, dass Stechen wirkt, und Nichtstechen nicht. Nix Meridiane und so.

    Dann hab ich mir mal das Paper besorgt, was sie damals 1998(!) zu ihren Placebonadeln geschrieben haben, und zitiere mal:

    “Every penetration of a needle through the skin, be it at an acupuncture point or not, produces pysiological effects. These are partly due to activation of a pain-supressing system in the spinal cord, diffuse noxious inhibitory controls (DNIC), which can be activated by stimuli such as ice massage.”

    und deshalb machen sie eine stumpfe Nadel:

    “its tip ist blunt, and when in touches the skin a pricking sensation is felt by the patient, simulating the puncturing of the skin”

    Und was sie dann testen ist, nur, ob die Patienten die echte von der unechten unterscheiden können.

    (K. Streitberger, J. Kleinhenz: Introducing a placebo needle into acupuncture research Lancet 1998)

    Weil es also einen pysiologischen Effekt durch Einstechen von Nadeln gibt, beseitigt man diesen beim Placebo, aber nicht beim Verum, und führt dann den eigentlich schon zu erwartenden Effekt auf irgendein Voodo zurück.
    Und sowas wird dann in Lancet, Heart abgedruckt. Na dann Prost Mahlzeit…

    Vielleicht finde ich ja noch irgendwann die Muße, und blogge mal was darüber …

  14. #14 rolak
    18. Juli 2010

    Könnte hier auch passen: =»Acupuncture [C0nc0rdance], Quellen in der clip-Beschreibung.

  15. #15 michael
    8. August 2010

    Zwar ot aber

    https://www.tcm.de/ enthaelt insbesondere einen netten Artikel zur Entstehung von TCM in Europa. (Dieser Teil ist auch im Deutschen Ärzteblatt erschienen.)

  16. #16 Dr. E. Berndt
    8. August 2010

    Man muss nicht chinesisch sprechen sondern es genügt sich mit den vorhandenen Grundlagen zu befassen, um erkennen zu können, ob Scharlatanerie oder nicht. Es wird die Nähe zur Esoterik beklagt und es werden Lösungen gesucht, um als Medizin anerkannt zu werden.
    Dazu ist es lediglich notwendig, die TCM oder die Akupunktur von den Vorstellungen zu befreien, die in einem naturwissenschaftlichen Sinn schlicht unhaltbar sind.
    Also Chi und Meridian ade. Aber das passiert nicht und kann auch nicht zugelassen werden. Das sind unerlässliche Grundbausteine dieser Scharlatanerie. Der Abschied dieser irrigen Grundannahmen bedeutet sofort das Ende. Diese und viele andere Weisheiten gehören zu Credo, das gebetet werden muss. Es ist ein Glaube!

  17. #17 BreitSide
    8. August 2010

    Hier mal ein paar Opfer, zwar nicht der Akupunktur, aber der TCM:

    Tiger, Schneeleopard, Asiatischer Schwarzbär, Nashorn, Saiga-Antilope (wurde vom WWF in den 1990er-Jahren als Substitut für das Nashorn empfohlen), Schuppentierarten, Sägerochen, Seepferdchenarten, Schildkrötenarten.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Traditionelle_chinesische_Medizin#Artenschutz_und_Tierschutz

    Die meisten gefährdeten Tierarten gehen mW als NaturViagra auf den Markt.

  18. #18 beka
    8. August 2010

    Na zum Glück kann uns das nicht passieren. Schliesslich gilt Fisch als gesund wegen der kostbaren Omega-3-Fettsäuren und des wertvollen Spurenelements Quecksilber

       https://wwf-arten.wwf.de/detail.php?id=253
       https://de.wikipedia.org/wiki/Kabeljau
       https://de.wikipedia.org/wiki/Thunfische

    Wir sind ja so viel intelligenter. Also Leute, esst Fisch, solange er noch da ist.

  19. #19 BreitSide
    8. August 2010

    beka, in einem Punkt hast Du gar nicht Unrecht: auch wir verschwenden biologische Ressourcen. Ob das an Intelligenz oder Moral liegt oder Wurschtigkeit, darüber lässt sich trefflich streiten.

    Nun entschuldigt das Eine natürlich nicht das Andere. Oder?

    Bei uns haben sich ja zB die MSC-Fische einen guten Ruf erworben.

    Und vor dem Quecksilber hast Du wirklich Angst? Das ist ja sogar für Schwangere als unbedenklich anerkannt.

    Es hilft immer, wenn man sich erkundigt…

  20. #20 mihcael
    9. August 2010

    > Nun entschuldigt das Eine natürlich nicht das Andere. Oder?

    Wie ein altes Sprichwort sagt:

    Ein jeder kehr vor seiner Tür. Dann bleibt die ganze Strasse rein!

    Nicht wahr ?

  21. #21 Dr. E. Berndt
    9. August 2010

    Die Frage ist nur, warum alternative, komplementäre und ganzheitliche Heillehren mit besonderer Vorliebe immer nur Mist der so innig bekämpften konventionellen Medizin, der man gleichgestellt werden will, aufwirbeln. Ist das allein schon Rechtfertigung genug, oder gibt es keine wesentlichen anderen belastbaren Vorzüge zum anpreisen.

  22. #22 BreitSide
    9. August 2010

    mihcael·
    09.08.10 · 04:01 Uhr

    > Nun entschuldigt das Eine natürlich nicht das Andere. Oder?

    Wie ein altes Sprichwort sagt:

    Ein jeder kehr vor seiner Tür. Dann bleibt die ganze Strasse rein!

    Nicht wahr ?

    Hast Du aus meinem Post was Anderes gelesen?

    Oder weißt Du nicht, was MSC heißt?

    Und was ist mit Deinem Hg-Einwurf? War der ernst gemeint?

    Und Deine Kenntnis deutscher Sprichwörter steht auch nicht zum Besten.

  23. #23 michael
    10. August 2010

    > Hast Du aus meinem Post was Anderes gelesen?

    Ja, Du willst nachhaltigen Fischfang als Feigenblättchen dafür nehmen, dass die Europäer den Afrikanern die Fischfanggebiete plündern.

    > Oder weißt Du nicht, was MSC heißt?

    Mediterranean Shipping Company! Kannst Du Kreuzfahrten mit machen!

    > Und was ist mit Deinem Hg-Einwurf?

    Ich hab mir noch nie Hg eingeworfen. Vieleicht wirfst Du die Kommentatoreneinträge durcheinander ???

    > Und Deine Kenntnis deutscher Sprichwörter steht auch nicht zum Besten.

    Trink nicht soviel Kakao.

  24. #24 BreitSide
    10. August 2010

    Soso, Du weißt, was ich will.

    Du willst nachhaltigen Fischfang als Feigenblättchen dafür nehmen, dass die Europäer den Afrikanern die Fischfanggebiete plündern.

    Als Telepath würdest Du arbeitslos.

  25. #25 BreitSide
    10. August 2010

    michael, beka, mihcael, wer auch immer Du bist, pack mal Deine Sockenpüppchen wieder ein!

  26. #26 michael
    10. August 2010

    @BreitSide

    Soso, Du weißt, was ich will.

    Na klar, dazu braucht man nicht mal Telepath zu sein.

    > mihcael,

    Das war ein Buchstabendreher, Du Experte für garnichts!

    > beka

    Das bin ich nicht. Ich ess kein Fisch. An seinem Kommentar gibt es allerdings fast nichts auszusetzen.

  27. #27 BreitSide
    11. August 2010

    Und was hat das alles jetzt mit Akupunktur zu tun?

    Und damit, dass die og Studie Mumpitz ist?

    Und über Quecksilber hast Du – außer dessen pseudoironischer Nennung – immer noch nix Belastbares angemerkt.

    Und mit “Na klar, dazu braucht man nicht mal Telepath zu sein.” hast Du Deinen Irrtum nur nochmal bestärkt.

  28. #28 Humanoid
    11. August 2010

    Er wollte wohl nur anmerken, dass auch außerhalb der TCM bedrohte Tierarten gegessen werden.

    Natürlich wird die TCM dadurch nicht besser.

    Man könnte maximal einen “Darüber regt ihr euch auf, aber über den Fischfang nicht”-Pseudovorwurf konstruieren. Aber hier greift wieder, was ich unlängst schon in einem anderen Thread sagte: für alles gibt es den richtigen Ort und die richtige Zeit. Dies ist ein Medizinblog, in diesem Beitrag geht es explizit um alternative Heilverfahren. Also sind diese hier auch Gesprächsthema. Irgendwo im Netz gibt es gewiss ein Umweltschutzblog mit Beiträgen zum Fischfang, und da wird dieser sicherlich auch kritisiert.

    Nur weil man irgendetwas nicht erwähnt, findet man es nicht automatisch gut!

  29. #29 BreitSide
    11. August 2010

    Ja, ich weiß schon. Mir ging nur die nassforsche Unterstellung, ich wolle da irgendwas entschuldigen, gehörig auf den Senkel. Und dann noch mit Wiederholung.

    Und da er direkt auf meine Antwort auf beka (der mit der Quecksilberhysterie) erwiderte, war der Schluss auf Sockenpüppchen nicht mehr weit.

  30. #30 michael
    12. August 2010

    > Und damit, dass die og Studie Mumpitz ist?

    Da ich ja ein friedlicher Mensch sein will, beschränk ich mich auf die Frage, welche Studie meist Du jetzt ?

    > Und über Quecksilber

    War nicht von mir. Aber wenn Du was über Quecksilber lernen willts:

    https://tautomerie.blogspot.com/2010/07/quecksilber-flussig-faszinierend.html

    Das ist wenigsten ein Chemieblog, wo auch mal gebloggt wird.

  31. #31 BreitSide
    12. August 2010

    Welche Studie? Na, die, über die dieser Fred geht. Siehe Eingangsposting.

    Hg? Ganz nett, der Beitrag. Hab ihn nur überflogen. Es sollte aber noch einmal festgestellt werden, dass
    – Quecksilber aus Meeresfischen (unser weitaus größter Eingangspfad) sogar für Schwangere als unbedenklich eingestuft ist,
    – über TCM (“Herbal Balls”) man locker 1 Gramm Hg pro Tag einnehmen kann. Oder isses Ayurveda?

    Aber hier geht´s ja um die Fehler der Akupunktstudie und nicht über Ayurveda / Maos TCM im Allgemeinen.

    Hier noch eine gern übersehene (Alt-) Quelle für Hg: https://de.wikipedia.org/wiki/Holzschutzverfahren#Kyanisieren

    Btw: bei der Moxibustion werden hoch krebserregende Pyrolyseprodukte freigesetzt. Damit ist der Moxibustier gefährdeter als ein damaliger Arbeiter in der Asbestproduktion.

  32. #32 BreitSide
    12. August 2010

    Noch was zum Hg (schon wieder ot…):

    https://www.atsdr.cdc.gov/toxprofiles/tp46.pdf

    Such mal darin nach “herbal” oder “azouge”

  33. #33 Dr. E. Berndt
    12. August 2010

    Ja bitte wieder zurück zur Akupunktur:
    Fakt ist:
    1. Das theoretische Konzept ist Mumpitz. Mir ist nicht beaknnt, daß sich irgend eine namhafte Stelle oder Persönlichkeit von diesem Konzept ausdrücklich und eindeutig diatanziert hat. Es gilt also immer noch uneingeschränkt die “Meridianlehre”
    2. Die Studienlage zur Wirksamkeit hat sich verschlechtert. Mit ausgefeilterer Placebotechnik werden echt positive Ergebnisse immer seltener.
    3. “Wirkung” läßt sich durch Einstechen bzw durch scheinbares Einstechen an beliebigen Stellen erzielen. Es kommt also weitgehend auf das Brimborium an. Es ist also beliebig, wo, wie und ob herum oder hinein gestochen wird.
    4. Nun werden die Endorphine als “Missing Link” gehandelt. Es solte wohl richtiger weise hochgejubelt werden.
    5. In der konventionellen Medizin gibt es für kein Mittel und kein Verfahren bei derart unzureichenden und nicht belastbaren Daten keine Freigabe und derartiges würde aus dem Kanon anerkannter Mittel und Verfahren gestrichen werden!
    6. Weil es aber als alternativ, komplmenmtär und ganzheitlich empfunden wird, gilt der sonst übliche und sich täglich veschärfenden Patienten- und Konsumentenschutzbestimmungen nicht. Therapeut Hinz, Heilpraktiker Kunz dürfen also mit Doktoren und Professoren der Medizin um die Wette nach Geld stochern.
    7. Nirgendwo sonst gibt es offenbar mehr Doppeldenk und Doppelmoral als auf dem weiten Feld der Heilindustrie. Was nützt ein “State of the Art” , wenn sich niemand wirklich darum scheren muß?

  34. #34 michael
    13. August 2010

    @ Dr.E.Bernd

    > 7. Nirgendwo sonst gibt es offenbar mehr Doppeldenk und Doppelmoral als auf dem weiten Feld der Heilindustrie. Was nützt ein “State of the Art” , wenn sich niemand wirklich darum scheren muß?

    Nun, das kann man ja erzwingen, wenn man vor dem Beginn einer Therapie die Therapieziele (mit Zeitlimits) definiert und die Bezahlung an der Erreichung der Therapieziele knüpft. Bei auftretenden Nebenwirkungen ist der Therapeut schadensersatzpflichtig, oder er muss den Nachweis erbringen, dass er nach ‘state of the art’ therapiert hat.

    Ich glaub, dass dann TCM und der andere Krempel, selbst wenn sie ab und zu mal Gewinne machen, relativ schnell verschwinden werden.

  35. #35 michael
    18. August 2010

    HG Nachtrag:

    BreitSide an jemand anderen:

    >Und vor dem Quecksilber hast Du wirklich Angst? Das ist ja sogar für Schwangere als unbedenklich anerkannt.

    Bist Du sicher ? Siehe

    Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
    Quecksilber und Methylquecksilber in Fischen und Fischprodukten ­ Bewertung durch die EFSA
    Stellungnahme des BfR vom 29. März 2004

    und dort:


    Sie wurden herabgesetzt, nachdem epidemiologische Studien von den Seychellen und Faroer-Inseln einen statistischen Zusammenhang zwischen Entwicklungsstörungen bei Kleinkindern und einem hohen Fisch- bzw. Walfleischverzehr der Mütter während der Schwangerschaft aufgezeigt hatten.

    Also: auch Fisch nur in Maßen essen.

  36. #36 BreitSide
    18. August 2010

    Ok, mehr als zwei kg (See-!)Fisch pro Tag sollte man als Schwangere wahrscheinlich nicht essen…

  37. #37 michael
    19. August 2010

    Nun ja,

    Bei Dir ist dies Limit wohl ok, aber Deine EU rät zu weniger als 200g Fisch (Thunfisch oder andere Raubfische oder Quecksilber belastete Fische oder Fische, von denen man nicht weiss, ob sie belastet sind) pro Woche für Schwangere, stillende Mütter, kleine Kinder usw. .

    Heringe, Forellen, Seelachs und Karpfen sind selbstverständlich nicht belastet (Zumindest in D).

    Aber wie sagte der alte General noch:

    Lieber 10 Minuten lang feig, als ein Leben lang tot.

  38. #38 BreitSide
    19. August 2010

    Hier mal der Text des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), der die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zitiert, im Zusammenhang:

    Die EFSA sieht jedoch keinen Anlass für einen Verzicht auf Fisch. Besonders gefährdeten Gruppen rät die EFSA aber, Empfehlungen ihrer nationalen Behörden zur Reduzierung der Quecksilberaufnahme zu folgen und den Verzehr bestimmter Fischsorten gegebenenfalls einzuschränken.

    Dazu gehören vor allem große und alte Raubfische, wie z.B. Hai, Heilbutt oder Thunfisch. Gängige Konsumfische wie z.B. der Seelachs gehören nicht dazu.

    Nach dem Lebensmittel-Monitoring, einer bundesweiten und einheitlichen Überprüfung der Lebensmittel-Belastung mit bestimmten Kontaminanten, gehören die in Deutschland bevorzugt verzehrten Fische (Heringe, Forellen, Seelachs und Karpfen) nicht dazu.

    Hervorhebung durch mich.

    https://www.bfr.bund.de/cm/208/quecksilber_und_methylquecksilber_in_fischen_und_fischprodukten___bewertung_durch_die_efsa.pdf

    Also: kein Grund zur Veranlassung.

  39. #39 michael
    19. August 2010

    Dann hättest Du aber auch das zitieren sollen:

    Trotzdem sollten Frauen im gebärfähigen Alter, Schwangere, Stillende und Kleinkinder auch in Deutschland keine größeren Mengen von Fisch und Fischprodukten über längere Zeit verzehren, wenn diese von besonders betroffenen Fischarten oder Alterskategorien stammen oder ihre Herkunft nicht erkennbar ist.

    Und die EFSA https://ec.europa.eu/food/food/chemicalsafety/contaminants/information_note_mercury-fish_12-05-04.pdf wird ja etwas konkreter:

    Women who might become pregnant, women who are pregnant or women who are breastfeeding should not eat more than one small portion (<100g) per week of large predatory fish , such as swordfish, shark, marlin and pike. If they eat this portion, they should not eat any other fish during this period. Also, they should not eat tuna more than twice per week . Parents should be aware that this advice also applies to young children. Consumers should also pay attention to any more specific advice from national authorities in light of local specificities.

    Hervorhebungen diesmal von mir.

    Also bleib ich meiner Meinung, dass Schwangere sich mit Thunfisch essen zurückhalten sollen.

  40. #40 BreitSide
    20. August 2010

    Ja klar, so differenziert wie Du das siehst, ist das schon ok. Diese Differenzierung war beim angesprochenen Post in keinster Weise zu sehen. Und zweimal Thunfisch pro Woche, da kenne ich keine, die wirklich so viel isst.

    Thunfisch sollten wir allerdings aus anderen Gründen nicht mehr essen, genauso wie Schildkrötensuppe. Da treffen sich mal Umwelt- und Gesundheitsschutz. Ich weiß nicht, ob es überhaupt Thunfisch mit MSC-Siegel gibt. Offensichtlich erst “bald”:

    https://www.oeko-fair.de/aktuell/bald-mit-msc-siegel-thunfisch-aus-der-dose

    Aber dass wir uns auf diesem Nebenpfad maritimes Hg so beharken, zeigt ja deutlich, dass mit der Akupunktur, dem eigentlichen Fredthema, offensichtlich nix mehr los ist. Oder die Gläubigen schauen nicht mehr rein, genauso wie Raucher auf Lungenkrebsberichte “verzichten”…

  41. #41 michael
    21. August 2010

    > Oder die Gläubigen schauen nicht mehr rein,

    TCM breitet sich doch immer mehr aus, und einige Universitätsklinken (andere Klinken sowieso) schliessen sich dem Trend an. Sogar die CSU kommt auf den Geschmack: https://www.csu.de/verband/7350000000/aktuelles/1264782022000.htm

    Insofern haben sie es gar nicht nötig, hier vorbei zu schauen.

    und schau mal da https://www.tcmambulanz-uni-essen.de/press.php ganz am Ende. Es sind hiesige Professoren, die die Chinesen warnen, TCM abzuschaffen.

  42. #42 Dr. E. Berndt
    21. August 2010

    @ michael
    Ja, ja die Epigonen sind immer dogmatischer als ihre Gurus!

  43. #43 S.S.T.
    21. August 2010

    @ michael

    Pscho und PSI sind halt ‘in’. Vitamine und sonstige (huch, wie gesund) Nahrungsergänzungsmittel sind ehr ‘out’. Politiker (dazu gehören auch die mit einem Gesundsheits- davor, ohne Niesen) hängen üblicherweise ihr Mäntelchen nach dem größten Wind.

    Wie viele Leute wissen eigentlich, dass ‘Medizin’ mit ‘NaWi’ herzlich wenig zu tun hat?

  44. #44 Dr. E. Berndt
    23. August 2010

    @S.S.T.
    Einspruch!
    Die Erfolge unsere konventionellen Medizin sind alle naturwissenschaftlich fundiert und abgesichert!
    Die Misserfolge wurden natürlich auch so erklärt.

  45. #45 BreitSide
    23. August 2010

    Es scheint aber nicht jeder Mediziner allzu große Kenntnisse in Physik und Chemie zu haben. Warum hängen so viele Mediziner (in unserem Dorf mindestens 2, ein hum und ein vet) an der Homöopathie? “In der Medizin gibt es nichts, was es nicht gibt” wird dann gerne “argumentiert”.

    Jedenfalls wird wohl ein Widerspruch zu den anerkannten Lehren von Physik/Chemie gern mit leichter Hand überbrückt.

  46. #46 michael
    23. August 2010

    @ BriteSide
    > Es scheint aber nicht jeder Mediziner allzu große Kenntnisse in Physik und Chemie zu haben.

    Wozu braucht man sowas in der täglichen Praxisarbeit ?

  47. #47 BreitSide
    24. August 2010

    michael: wohl wahr, höhö…

    Sarkastik beiseite, solche fundamentalen Missverständnisse (oder auch Wissenslücken) hab ich auch schon bei nicht wenigen – aber äußerst erfolgreichen – Ingenieurkollegen gefunden. Anscheinend hat da jeder seinen “blinden Fleck”. Und den gibt er nicht gerne preis. Und die Anlage funktioniert, obwohl der Planer die fundamentale Wissenslücke hat.

    In der Naturwissenschaft wird so eine Lücke – irgendwann – gnadenlos aufgedeckt.

    Im Ingenieurwesen hat man viel Gelegenheit, “die Spuren zu verwischen”. Es geht ja nicht um Wahrheit, sondern um den Profit des Kunden. Der eh keine Ahnung hat von den Grundlagen.

    In der Medizin – die ja schließlich eine Kunst ist und keine Wissenschaft (hab ich mal gehört, mal sehn, was Dr. Berndt dazu sagt…) – schält sich erst langsam die Evidenzbasiertheit heraus. In der Pflegewissenschaft erst recht.

    Bitte nicht falsch verstehen, es gibt und gab ungeheuere Anstrengungen, medizinische Zusammenhänge zu verifizieren, buchstäblich zigtausende ernst gemeinter Studien. Aber es geht – vielleicht außer bei Blutchemie oder Toxikologie – doch meist darum, ein “Verhalten” eines Systems/Organs/Gewebes zu verstehen und voraussagen zu können. Und das sind Zellvorgänge weit “oberhalb” der molekularen Ebene.

    Kann man das so einigermaßen stehen lassen?

  48. #48 Basilius
    24. August 2010

    @BreitSide
    Volle Zustimmung!
    Auf der medizinischen, wie auch insbesondere auf der Ingenieursseite. Bei letzterer finde ich es besonders peinlich, daß solche Lücken existieren. Schließlich sind gerade die Ings. (nicht zu unrecht) stolz auf ihren Naturwissenschaftlichen Hintergrund. Da finde ich es besonders schlimm, wenn ich hier Exemplare treffe, welche an Homöopathie oder gefähliche Handystrahlung glauben, weil sie zu (dumm? faul? ungebildet? Bitte passendes einsetzen.) sind, sich um die Hintergründe zu kümmern. Bei den Medizinern ist der naturwissenschaftliche Gedanke sicherlich noch bei weitem nicht so akzeptiert, wie er es sein sollte. Aber Herr Dr. Ernst hat mit seinem Einspruch gegen den Kommentar von S.S.T. schon recht. Gar nicht vorhanden ist die Naturwissenschaft hier ja nun glücklicherweise doch nicht. Es wäre halt wünschenswert hiervon noch mehr Verbreitung und Akzeptanz zu haben. Dann hätten es die Quacksalber-Irrlehren nicht so leicht und allen wäre letztlich geholfen.

  49. #49 Basilius
    24. August 2010

    Sorry,
    Herr Dr. Ernst Berndt wollte ich schreiben.

  50. #50 Basilius
    24. August 2010

    Nee, ich glaube für heute lasse ich es.
    Kommt davon, wenn man keinen externen Editor benutzt und gegen jegliche andere Gewohnheiten, dann noch unter Zeitdruck.. Ende des Gejammers!
    Keine Ahnung, wieso ich von Herrn Edzard Ernst so beindruckt bin, daß ich beim E. ihm irgenwie verfallen bin. Wahrscheinlich zuviel Placeboalarm gekuckt.
    Eigentlich sollte mir der volle Name von Herrn Dr. Edmund Berndt bekannt sein, aber manchmal sind meine Finger schneller…
    Aber jetzt bitte wieder zurück zum Thema.

  51. #51 Dr. E. Berndt
    24. August 2010

    Das Problem ist, daß Eso Bio, Homöo etc. immer gleich ganz wunderbare und einfache Erklärungen für jede Erreignis bieten. Und die Erklärungen sind nicht nur einfach, sondern sie sind “in” und werden gleichsam erwartet. Damit sind sie scheinbar logisch und wahr. Ob wirklich logisch und tatsächlich richtig spielt keine Rolle. Entscheident ist, daß alle diese Erklärungen allgemein verbreitet und anerkannt sind.

    Man muß nicht lange ausholen, man muß keine Zweifel breittreten, man muß keine Mutmaßungen anstellen, wenn man ein Zeitgeistiges Statement abgibt.

    Der Erfolg von Eso Bio Globulil iegt im Image. Alternative, komplementäre und ganzheitliche Mittel werden als chemiefrei, biologisch, natürlich, sanft, nebenwirkungsfrei etc. präsentiert. Konventionelle Arzneimittel werden als technisch, chemisch, unnatürlich, giftig usw. abgewertet. Heerscharen von Wellnesscoachern, Energet(h!)ikerinnen und anderen selbsternannten Therapeuten der Eso- und Bioszene beschwören diese Vorurteile. Es wurde ganze Arbeit geleistet.

    Es gibt natürlich auch negative Nachrichten in den Medien über unwirksame oder skurrile alternative Mittel. Aber diesen Einzelfällen steht eine breite wohlwollende Berichterstattung gegenüber. Welches Medium benötigt keine Werbeeinnahmen? Objektive Information ist rar. Information die gratis ins Haus geliefert wird, kommt fast nur über Inserate und Einschaltungen, die von interessierter Seite finanziert wird. Das ist Werbung, ist subjektiv, informiert nicht sondern bedient in erster Linie umsatzförderliche Klischeevorstellungen. Daraus resultieren das allgemeine Wissen bzw. Unwissen und das Bauchgefühl, nach denen entschieden wird.

    Dazu kommt noch „disease mongering“ durch Werbung. Wie bei der Vermarktung bestimmter Lebensmittel werden vermeintliche Beschwerden, Unpäßlichkeiten und Unlustgefühle, Ängste etc. geschickt aufgegriffen, zu behandlungswürdigen Krankheiten hochstilisiert, um diese dann z. B. mit Akupunktur heilen.

  52. #52 AstralStitch
    26. September 2010

    zu Basilius· 24.08.10 · 10:52 Uhr:
    die Bildungsreformen im Hochschulwesen seit ca.25 Jahren verstärken den Trend in diese Richtung ganz erheblich. Ausgangspunkt war und ist immer noch, dass deutsche Hochschulabsolventen zu alt und zu wenig “praxisgerecht” ausgebildet seien.
    Im ersten Schritt haben vor allem die südlichen Bundesländer, Baden-Württemberg und Bayern, akademische Hochschulen eingerichtet, die zunächst akademisches Studieren stärker mit praktischen Erfahrungen in der Wirtschaft verknüpfen wollten. Hieraus entwickelte sich ein Trend, neue Studiengänge einzuführen, die sich zunehmend vom klassischen Fächerkanon speziell bei den Grundlagenfächern (“theoretischer Balast”) unterschieden und teilweise von diesem Kanon erheblich wegbewegen. Was mit der Aufwertung von Ingenieursschulen zu sog.Fachhochschulen begann, wurde mit den Berufakademien fortgesetzt und bekommt mit zunehmender Anzahl privater Hochschulen einen neuen Schub in Richtung Kommerzialisierung des Bildungswesens. Es würde mich nicht wundern wenn’s demnächst den Master für medizinisches Webdesign geben sollte.
    Es soll schon Fachhochschulen geben, die ihren Elektrotechnikstudenten nicht einmal mehr die klassische Elektrodynamik beibringen. Wie ein solcher “Ingenieur” einschätzen können soll, wie verschiedene Antennen wirken oder worauf im Hinblick auf elektromagnetische Verträglichkeit schon mal grundsätzlich, d.h. nicht nur nach auswendig gelerntem Formelwissen, zu achten ist, ist mir völlig schleierhaft. In der Medizin scheint es leider nicht wirklich besser auszusehen, wenngleich eine vergleichbare wundersame Vermehrung akademischer Titel bisher ausgeblieben ist (warum wohl ?!).
    Der Fehler liegt im System: die akademischen Eliten, speziell in den Hochschulen und Expertengremien, wollen sich partout ebenso wenig auf die Finger schauen lassen wie die darüber angeordneten Verwaltungen und Ministerien. Ergo macht der Wissenschaftsbetrieb mit den zur Verfügung stehenden Mitteln, vor allem jenen aus Steuern, wozu er gerade Lust hat. Das verfassungsmäßig sanktionierte Prinzip der Freiheit der akademischen Forschung und Lehre bietet immer einen Hebel, sich einer gezielten Leistungskontrolle für eine Rechenschaft gegenüber der Öffentlichkeit, d.h. dem Souverän, zu entziehen. Das traurige daran im Hinblick auf unser Gesundheitswesen ist, dass beide, evidenzbasierte und alternative Medizin, zumindest in diesem Punkt wegen der finanziellen Mittel und den wirtschaftlichen Abhängigkeiten letztlich am gleichen Strang ziehen.
    Ich kann nicht erkennen, wie wir – unabhängig von Wissensgebieten – mit dem Murks der letzten Jahre(Jahrzehnte) eine Behebung des (selbstverschuldeten) Fachkräftemangels oder die Qualität wissenschaftlicher Ausbildung oder Forschung verbessern können – mal davon abgesehen, ob manche Betroffenen das überhaupt wollen.
    Auch wenn ich Rankings nicht gerade für besonders zuverlässige Instrumente erachte, hat mich die Meldung, dass im jüngsten internationalen Hochschulranking die (“Elite”-) Uni Heidelberg als beste deutsche Hochschule irgendwo nach Platz 50 auftaucht, meinen Eindruck vom Zustand unseres Bildungswesens eher bestätigt.