Na, dann trage ich auch noch mein Scherflein bei zur ungeplanten SB-Serie: “Welche Medien mein wissenschaftliches Weltbild formten.” Ich geb’s zu: Abgesehen von Löwenzahn, Hoimar von Ditfurth, Sendung mit der Maus und Horst Stern hat eine Zeitschrift ganz entscheidend zu meiner Bildung beigetragen: Peter Moosleitners interessantes Magazin: P.M.
Florian, Jörg und Ali haben ja schon erzählt, woher sie ihr Wissen in der Jugend bezogen. Hier ist meine Geschichte.
Was ihr unten seht ist ein Scan der Original-Erstausgabe von P.M. aus dem Jahr 1978 (dank an Mutter, die es extra aus dem alten Kinderzimmer unter’m Dach kramte und einscannte). Ich war damals zehn Jahre alt. Mein Vater sammelte seit zwei Jahren GEO und war irgendwie der Meinung, P.M. könnte mir gefallen. Hat er Recht behalten: Ich habe zehn pralle Sammelordner der Hefte. Ich war zehn Jahre Abonnent von P.M. (damals noch gelb).
Irgendwann musste das ja mal raus.
Ja, ich war ein P.M-Fan.
Warum das wie ein Outing klingt? Irgendwie hat P.M. in Wissenschaftsjournalisten-Kreisen ein wenig gelitten in den letzten zwei Jahrzehnten. Es wird immer so ein wenig abschätzig betrachtet, so als wäre es die BILD unter den Wissenschaftsmagazinen oder zumindest nicht so seriös wie Spektrum oder Bild der Wissenschaft. Was die ganzen Wissenschaftsmagazine bei den privaten Sendern sind (Welt der Wunder, Galileo etc.), wäre P.M. im Print. Das hat wohl damit zu tun: Laut Wikipedia gab es wohl auch eine Zeit, in der das Heft arg ins Esoterische abglitt.
Ich kann dazu gar nichts sagen, weil ich das Heft irgendwie aus den Augen verloren hatte.
Ich verbinde mit dem P.M.der 80er ein gutes Gefühl. Das hat einerseits mit der Vielfalt der Themen zu tun, es war toll bebildert und spannend geschrieben. Es gab eine Menge zu gucken, es gab so viel zu entdecken. Nach zehn Jahren war dann aber Schluss. Ich erinnere mich dunkel, dass ich immer mehr das Gefühl hatte, dass sich Themen wiederholten. Ich meine sogar die Titelgeschichte “Der Dino in uns” gab es zehn Jahr später nochmal.
Wie das erste Titelbild schon verheißt, hatte P.M. einfach alles, was ein Zehnjähriger interessant findet: Dinos, Frauen, Technik, Sex.
Die Dinogeschichte fand ich anfangs etwas schwierig, ich war zehn. Die Warzenschwein-Geschichte, das Kampfflugzeug A-10, fand ich toll. Und ich war, scheint mir, nicht der einzige. Denn immer, wenn am Himmel oder im Fernsehen mal eine A-10 zu sehen war, meinte jemand: “Ja, das ist das Warzenschwein.” Und Du wusstest: Er war auch ein P.M.-Leser.
Das ich heute Wissenschaftsjournalist bin, das hat, glaube ich, viel mit P.M. zu tun. Faszination für das Wissen und die Phänomene der Welt, das verbinde ich mit P.M. Und ein Punkt, den wir in unserer Zunft manchmal vielleicht etwas vergessen: Unterhaltung. Ich glaube, das macht(e) den Erfolg von P.M. aus.
Und die Vielfalt des Hefts spiegelt sich auch heute noch in meiner Neugier wieder: Es gibt kaum ein wissenschaftliches Thema, das ich nicht irgendwie spannend finde, und das muss gar nicht immer Naturwissenschaft sein. Nur aus reinen Effizienzgründen schränke ich mich beim Schreiben ein.
Noch eine kleine Offenbarung: Für Zahlenmystiker und Schicksalsgläubige ist der Fall natürlich völlig klar. Ich musste Wissenschaftsjournalist werden, denn die P.M.-Erstausgabe ist wann erschienen? An meinem Geburtstag.
P.S.: Das mit dem Erstveröffentlichungsdatum wusste ich gar nicht. Das habe ich eben erst erfahren, als ich den Wikipedia-Artikel über P.M. las …
Das erklärt so vieles, hätte ich das nur mal früher gewusst … ;-)
Nachtrag: Peter Moosleitners interessantes Magazin war früher der Untertitel des Magazins. Der wurde irgendwann geändert.
Nachtrag:
Zufällig hat Bernd Harder drüben beim Skeptiker-Blog kürzlich auch über P.M. geschrieben. Auch er verbindet mit den alten P.M-Heften gute Erinnerungen. Mit dem P.M. von heute geht er allerdings hart ins Gericht. Offenbar setzt sich der Trend zu mehr Eso weiter fort. (via Kommentare)
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