Alle reden immer davon, dass Naturwissenschaft der breiten Bevölkerung nahe gebracht werden muss. Es gibt/gab die PUS-Bewegung. Wir Wissenschaftsjournalisten sollen (vor allem) als Übersetzer der Wissenschaftler deren Wissenschaft vermitteln (obwohl wir eigentlich noch was anderes zu tun haben, da haben auch einige was nicht mitgekriegt), es gibt Kommunikator-Preise für Naturwissenschaftler, die ihre Wissenschaft populär vermitteln können.
Es kommt einem manchmal so vor, als hätten die Naturwissenschaften irgendwie ein schlechtes Gewissen entwickelt, das ihnen ständig erklärt: “Wir müssen was tun, damit uns die Menschen verstehen.”
Wäre es nicht längst mal an der Zeit, dass die Kultur- und Geisteswissenschaften das auch machen? Oder gibt’s das schon?
Oder haben die einfach keinen Bock, weil diese Aussage stimmt?:
“Es ist traurig, dass die Engstirnigkeit auf Seiten der Kunst meist noch größer ist als die der Wissenschaft. Künstler rühmen sich manchmal kokett, von Mathematik und Physik nichts zu verstehen. Es gibt natürlich auch Naturwissenschafter, die Shakespeare nicht gelesen haben – aber sie sind wenigstens nicht stolz darauf.
Beide Seiten müssen sich anstrengen, diesen Graben zu überbrücken. Die Bringschuld auf Seiten der Geisteswissenschaft und der Kunst ist heute aber größer als auf Seiten der Naturwissenschaften.”
Das sagt Gottfried Schatz, emeritierte Professor der Universität Basel. Er wurde am Samstag für seine Vermittlerrolle zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, mit dem Europäischen Wissenschafts-Kulturpreis der Kulturstiftung Pro Europa ausgezeichnet.
Ich habe bis heute keinen Shakespear gelesen, und denke immer wieder mal: “Man, müsste ich wirklich mal tun. Da habe ich ein Defizit.” Aber ob jemand aus dem Bereich Geistes-/Sozial-/Kulturwissenschaft denselben Gedanken hat, wenn er das Wort Mitochondrium hört und nicht weiß, was es ist?
Der Witz ist: Sein Körper ist voll davon.
Das Zitat stamm aus diesem Interview. Kam drauf via.
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