Das Kurzfazit der Autoren Holger Hettwer, Franco Zotta und Simone Rödder dürfte so manchen Wissenschaftler ein wenig verstören, der der Meinung ist, Journalismus habe lediglich die Aufgabe die Botschaften der Wissenschaft Laien gerecht aufzubereiten. Sie empfehlen daher:

“Wir plädieren also für eine klare Ausrichtung als SMC unter journalistischer Federführung. Dies wäre unseres Erachtens ein zentraler Unterschied zum Gros der bisherigen Angebote der Wissenschaft, die oft wissenschaftsimmanenten Eigenlogiken folgen. Eine solche Ausrichtung wäre aber auch ein fundamentaler Unterschied zum britischen SMC, dessen Bias als „press office for science“ immer wieder kritisiert wird.”

Oder um es etwas anders zu formulieren: Ein SMC Deutschland sollte kein verlängerter Arm der Wissenschafts-PR-Abteilungen und Wissenschaftspolitik sein (was dem SMC London vorgeworfen wird), sondern ein kritischer Partner, der auch Finger in die Wunden legt und dahin geht, wo es weh tut. Und schließlich:

“Es liefert nicht Vorlagen für „copy & paste“, sondern Fragen, Perspektiven und Aufhänger, kurzum: es recherchiert Material, mit denen Journalisten arbeiten und mit dessen Hilfe sie ihre eigenen Beiträge produzieren und ihre eigenen Fragestellungen weiter verfolgen können.”

Kritik an einem deutschen Science Media Centre kam unter anderem von einer anderen Standesorganisation auf, der TELI, (nachzulesen etwa hier im Blog des Vereins: “Science Media Centre – mehr Risiken als Vorteile“), die aber bereits in die Untersuchung von Hettwer, Zotta und Rödder einbezogen wurde.

Wie auch immer das ausgehen mag: Gespannt bin ich, was die Leser, Blogger und Wissenschaftler hier denken: Braucht es das in Deutschland, ein Science Media Centre (das ja auch für den ein oder anderen Blogger eine Hilfe sein könnte)?

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Disclaimer: Ich habe mit zwei der Autoren des Berichts (Hettwer und Zotta) viel und gern zusammengearbeitet. Die wpk unterstützt das Medien-Doktor -Projekt, dessen Redakteur ich bin.

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Kommentare (13)

  1. #1 Stefan
    13. Mai 2013

    Sehr amüsant fand ich es, als in einem Bericht, den ich vor ein paar Jahren las erzählt wurde, dass Demonstrationen vor Maisplantagen stattfanden, unter dem Motto “Dieser Acker muss genfrei bleiben!”.
    Da diese Pflanzen aber generell Gene enthalten, müsste man sie wohl alle von dort fortbringen.

    Generell habe ich den Eindruck, dass den Menschen (grade natürlich Laien) immer wieder Angst gemacht wird durch (unabsichtliche) Fehlinformationen in Medien etc.

    Insofern wäre so etwas schon sinnvoll, dass einfach die Berichte schonmal inhaltlich stimmen.
    Helfen könnte es aber auch, wenn Journalisten de über Wissenschaft schreiben eine generelle Wissensbasis im Bereich der (Natur-)Wissenschaft haben, damit sie Berichte schon von vorn herein gut einschätzen können.

  2. #2 Joseph Kuhn
    13. Mai 2013

    Eine interessante Idee. Ob man mit einem SMC das Verhältnis von Wissenschaft, Medien und Gesellschaft weiterentwickeln kann, sollte man einmal in einem Modellprojekt für ein paar Jahre ausprobieren. Ich wäre vor allem gespannt, was das für brisante Themen, z.B. Gentechnik, Fracking, Passivrauchen, Beschneidung etc. bedeuten würde. Und wie sich die so einfach hingeschriebene “Unabhängigkeit” in der Praxis bewährt, wenn die Industrie über Lenkungsgremien und Finanzierung eingebunden ist.

  3. #3 Künstler
    14. Mai 2013

    Ich schließe mich dem Beitrag von Josef Kuhn an. Darüberhinaus fände ich es gut, wenn so etwas wie eine wissenschaftliche Gegendarstellung eingeführt würde.

  4. #4 Anon Coward
    14. Mai 2013

    Über den TELI Blog gefunden:

    https://www.wissenschaftsdebatte.de/?p=1354

    Ohne Worte.

  5. #5 Marcus Anhäuser
    14. Mai 2013

    Kurze Hinweis: rein zufällig habe ich heute aus aktuellem Anlass eine Linkliste drüben beim Medien-Doktor erstellt, die Journalisten hoffentlich hilfreich ist, wenn sie zu dem betreffenden Thema recherchieren. Das ist natürlich nur eine sehr einfache Form der Unterstützung. https://www.medien-doktor.de/medizin/sprechstunde/angelina-jolie-und-brustkrebs-vorsorge-links-zur-berichterstattung-uber-brustkrebs-brca-gene-gentests/

  6. #6 kook1979
    14. Mai 2013

    Das eigentliche Problem ist der Mangel an wissenschaftlicher bzw. mathematischer Ausbildung, nicht nur bei Journalisten, sondern auch bei der allgemeinen Bevölkerung. Solange die Leute nicht die Fähigkeit haben, angebliche Erkenntnisse und Studienergebnisse selbst nachzuvollziehen und zu hinterfragen, werden in den Medien zweifelhafte Berichte auftauchen.

    Ein anderes Lieblingsbeispiel von mir sind die “überlichtschnellen” Neutrinos. Selbst die Forscher selbst schrieben damals, dass die Ergebnisse möglicherweise falsch waren und man keine voreiligen Schlüsse ziehen sollte. Trotzdem schrien die Medien weltweit sofort von der Widerlegung der Relativitätstheorie.

    Der US-Mathematiker John Allen Paulos hat zu dem Thema schon in den 80er Jahren ein sehr gutes Buch geschrieben: Innumeracy: Mathematical Illiteracy and its Consequences

  7. #7 Marcus Anhäuser
    14. Mai 2013

    @kook1979 sehe ich ähnlich, nur hilft uns das ja nicht im Moment weiter, die Frage ist, ob bis dahin so was wie ein SMC wirklich helfen kann?

  8. #8 kook1979
    14. Mai 2013

    @Marcus Anhäuser Es ist wahrscheinlich nicht deutlich genug rausgekommen: Natürlich wäre ein SMC besser als gar nichts, um die Publikation von absolutem Blödsinn zu verhindern bzw. richtigzustellen. Angesichts des vielen Unsinns, den man ständig lesen und sehen muss, scheint das auch notwendig zu sein. Aber trotzdem: Eigentlich müsste man das Problem doch an der Wurzel anpacken.

    Ganz konkret: Wie wäre es mit einer Kolumne in der Bild (nur als Beispiel, am besten natürlich in allen großen Zeitungen, die Horoskope nehmen doch überall so viel Platz weg), die den Lesern z.B. die Grundlagen der Stochastik erklärt? Wäre das nicht sogar einfacher einzuführen als eine Kontrollinstanz für Journalisten? Dann lernen die Leute direkt, dass das keine abgehobene Esoterik ist, sondern ein nützliches Werkzeug, das helfen kann, wissenschaftliche Erkenntnisse und die Wirklichkeit allgemein zu erfassen. Mit dem Wissen können die Leute dann die Darstellungen in den Medien besser verstehen und sich bei Interesse ausführlich und kritisch damit auseinander setzen.

    Und weil die Mathematik völlig ideologiefrei ist, wäre damit auch jegliche Kritik hinsichtlich Befangenheit oder Interessenskonflikten erledigt. Wird dagegen ein SMC eingeführt, höre ich jetzt schon das Geschrei der Pseudowissenschaftler: “Die sind doch alle von Big Pharma gekauft!”

  9. #9 Ludvik Medved
    14. Mai 2013

    @Anon Coward
    Herr Boede war 28 Jahre lang Redakteur bei P.M.
    Dieses machwerk habe ich schon in meiner Jugend als Schund eingestuft, nachdem ich die ersten beiden Ausgaben gelesen hatte!
    Der wird den Stallgeruch einfach nicht los

  10. #10 Ludvik Medved
    14. Mai 2013

    @kook1979
    “Wie wäre es mit einer Kolumne in der Bild …”
    Das könnte funktionieren, aber nur wenn es auf nackten Titten gedruckt würde :-)

  11. #11 kook1979
    14. Mai 2013

    @ Ludvik Medved

    Da könnte man z.B. wunderbar am Ursprung des Begriffs “Sinus” anknüpfen. ;-)

  12. #12 Anon Coward
    15. Mai 2013

    @Ludvik: Hab ich gesehen und da sind wir völlig einer Meinung.

    Ich finde es nur interessant (bzw. völlig logisch), dass sich solche Leute gegen Hilfe sträuben. Ich kann nicht bewerten, ob Herr Boede für TELI typisch ist. Aber man hat natürlich einen Verdacht..

  13. #13 Anon Coward
    15. Mai 2013

    Nachtrag:
    Nachtrag:
    https://www.teli.de/html/kontakt.html

    https://www.teli.de/html/mitglieder.html

    Da ist auch der werte Herr Froböse, SB-Lesern sicher kein Unbekannter.