In der Berichterstattung über den Klimawandel sieht man derzeit ganz schön, wie schwierig es ist, über Wissenschaft und ihre Uneindeutigkeiten und vielleicht auch den Klimawandel als ein sich über Jahrzehnte in Trippelschritten hinstreckendes Phänomen zu berichten.
Axel Bojanowski schreibt auf Spiegel Online:
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Wenige Tage zuvor berichtet Joachim Müller-Jung in der F.A.Z:
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Und während der eine schreibt …
“Die Daten des DWD aber zeigen: Es gibt in Deutschland keinen Trend zu mehr Tagen mit Starkregen von mehr als 30 Liter pro Quadratmeter (…). “Ein Trend ist klimatologisch nicht nachgewiesen”, bestätigt der DWD auf Anfrage. Aber diese simple Botschaft wird während des Unwetters nicht verbreitet.”
… schreibt der andere:
“weil der statistische Nachweis, der zu führen wäre, um jedes einzelne Wetterextrem nicht nur als meteorologische Anomalie, sondern auch als quasi menschengemachte Anomalie zu überführen, mit dem historisch lückenhaften Wissen auf lange Sicht gar nicht zu erbringen ist.”
Das ist für LeserInnen jetzt etwas verwirrend. Sind die aktuellen Starkregen jetzt ein eine Folge des Klimawandels oder nicht?
Klimawandelleugner sehen das Ganze vielleicht sogar als Beweis dafür, dass es die Klimawissenschaftler eben einfach nicht drauf haben und, als Beleg dafür, dass sie auch beim Klimawandel daneben liegen.
Ich sehe das eher als Beleg dafür, wie schwierig es ist, solche Prozesse, die sich über solch lange Zeiträume erstrecken, an einzelnen Ereignissen festzumachen – und letztlich auch darüber zu berichten. Viele Experten äußern sich durchaus vorsichtig. Vielleicht sollten sie einfach öfter mal klar sagen: “Ich weiß es nicht.” oder “Kann sein, kann auch nicht sein.” Aber wer will schon solche Antworten geben, hören oder lesen.
Vielleicht sollten Medien (und wir alle) aber auch einfach mal bei jedem etwas ausgefalleneren Wetterereignis aufhören, zu fragen: “Ist das jetzt schon der Klimawandel? Jetzt? Oder jetzt? Sagen Sie doch mal.
Nachtrag 17.6.16: Während sich Joachim Müller-Jung ruhig verhält, erklärt Axel Bojanowski auf seinem Blog ein paar Hintergründe zu seinem Artikel. Auf der Facebook-Seite von Josef König war zuvor eine ausführliche Debatte  entstanden.

Kommentare (20)

  1. #1 UMa
    9. Juni 2016

    Vielleicht ist es in etwa so sinnvoll zu fragen, ob einzelne Wetterereignisse ein Beleg für den Klimawandel sind oder nicht, wie es wäre, bei einzelnen Wellen zu fragen, ob sie ein Beleg für den Meeresspiegelanstieg sind oder nicht?

  2. #2 Marcus Anhäuser
    9. Juni 2016

    Anschaulicher Vergleich, finde ich.

  3. #3 Dr. Webbaer
    9. Juni 2016

    Es gibt kaum ‘Klimawandelleugner’, denn kaum jemand leugnet Klima und dbzgl. Wandel.

    Das mit den sogenannten Extremwetterereignissen, die sich häufen sollen, wenn sich das Klima ändert, wenn es wärmer wird, ist ein “heißes Eisen”.
    Denn wenn es wärmer wird, entstehen Adaptionsaufwände, es muss aber nicht irgendwie schlechter und extremer werden.
    Wobei das Entstehen dieser Aufwände natürlich nicht verharmlost werden soll, es wäre schon cooler, jedenfalls kostengünstiger, wenn das Wetter, pardon, das Klima so bleibt, wie es ist.

    MFG
    Dr. Webbaer

  4. #4 Ulli
    9. Juni 2016

    Axel Bojanowski ist bekannt dafür, dass er (als letzter seiner Zunft in Deutschland?) immer noch versucht, den Klimawandel zu leugnen.

    Gruß vom absaufenden Alpenrand

  5. #5 Dr. Webbaer
    9. Juni 2016

    @ Ulfi :

    Leutz als Klimawandelleugner zu bezeichnen bedeutet meist eine Herabsetzung der Art, dass da einer oder einige einen anderen oder andere nicht gut finden, mehr nicht.

    Es gibt Skeptiker der CO2-zentrierten zeitgenössischen Klimatologie und davon haben einige bedauerlicherweise keine Ahnung, aber auch die sind in aller Regel keine Klimawandelleugner, sondern nehmen klimatologische Erkenntnis nur in Teilen oder gar nicht an, sie leugnen aber nicht das Klima und dessen Wandel.

    Axel Bojanowski ist, sofern dies hier eingeschätzt werden kann, solid in seiner journalistischen Arbeitsleistung.
    Er ist halt kein aktivistischer Vertreter der CO2-zentrierten zeitgenössischen Klimatologie, was ihn, wie bspw. auch Hans von Storch eben durchaus solid erscheinen lässt.

    MFG
    Dr. Webbaer

  6. #6 DasKleineTeilchen
    terra
    9. Juni 2016

    “Axel Bojanowski ist…solid in seiner journalistischen Arbeitsleistung.”

    das war der witz des tages, bärchen:

    https://scienceblogs.de/primaklima/2014/11/21/das-jaccuse-des-axel-bojanowski-oder-hat-der-ipcc-aussagen-zum-artenschwund-unterschlagen/

    und was mister “solid” so anrichtet mit seinen artikeln, lässt sich an den kommentaren bei spon wieder trefflichst beobachten:

    “Endlich merkt es mal einer, dass das Gerede vom Klimawandel pure Panikmache ist mit der auch noch Geld gemacht wird.”

    und du hast dich mal wieder zum wiederholten male eindeutig geoutet, glückwunsch:

    “Er ist halt kein aktivistischer Vertreter der CO2-zentrierten zeitgenössischen Klimatologie”

    “CO2-zentriert”…grundgütiger.

  7. #7 Dr. Webbaer
    9. Juni 2016

    @ DasKleineTeilchen :

    Die zeitgenössische Klimatologie ist schon CO2-zentriert, auch i,p. Prädiktion und die sogenannte Klimasensitivität meinend.
    Ist ja auch kein Problem, es muss schon Gründe haben, warum der Erdtrabant eine durchschnittliche Oberflächentemperatur von – 55 C aufweist und die Erde “ein wenig” wärmer ist, d.h. es gibt leicht erkennbar klimarelevante Ausgasung und Klimatreiber sozusagen.

    Axel Bojanowski macht vielleicht auch gelegentlich Fehler und für Kommentare beim SpOn kann er wohl nicht viel.

    Lassen Sie mal das Duzen und auch das mit dem ‘geoutet’ kam hier nicht direkt gut an.

    MFG
    Dr. Webbaer

  8. #8 DasKleineTeilchen
    terra
    9. Juni 2016

    nanu nanu? gegen das duzen hast du doch sonst auch nix gehabt, bärchen? oder hast du unsere alten diskussionen zb drüben bei primaklima schon wieder verdrängt?

    (war kein trollversuch, ich hör jetzt auch auf)

  9. #9 Dr. Webbaer
    9. Juni 2016

    @ DasKleineTeilchen :

    Ihr Kommentatorenkollege kennt Sie nicht, womöglich hat es mal einen Austausch gegeben, dieser ist dann abär vergessen worden.
    Treten Sie bei Dr. Georg Hoffmann unter anderem Pseudonym auf?


    Ansonsten, wie dem auch sei, der Webbaer duzt nicht, er erzt aber auch nicht, vielleicht ist dies die gute Nachricht.
    Ihr Kommentatorenkollege hat keine grundsätzlichen Probleme mit der CO2-zentrierten Klimatologie und ihrer Prädiktionslehre, ist hier recht locker.
    Also wenn Sie ga-anz lieb werden, ließe sich i.p. Duzen beizeiten noch was machen, “Dr. W” selbst bleibt aber in jedem Fall eine Kunstfigur.

    MFG
    Dr. Webbaer (der durchaus bemerkt hat, dass der hiesige werte Inhaltegeber verständig und nett ist)

  10. #10 Karl Mistelberger
    9. Juni 2016

    > Sind die aktuellen Starkregen jetzt eine Folge des Klimawandels oder nicht?

    Nicht unbedingt eine unsinnige Frage, aber auch keine nützliche oder hilfreiche. Richtig fragen will auch gelernt sein: Science is organized skepticism.

  11. #11 DasKleineTeilchen
    terra
    9. Juni 2016

    “Ihr Kommentatorenkollege kennt Sie nicht, womöglich hat es mal einen Austausch gegeben, dieser ist dann abär vergessen worden.”

    ich bin entäuscht; ja, entäuscht. gleichwohl nicht verwundert. “vergessen” fiel dir noch nie schwer.

    “Treten Sie bei Dr. Georg Hoffmann unter anderem Pseudonym auf?”

    nope. never. empfehle mich.

  12. #12 Dr. Webbaer
    9. Juni 2016

    @ Herr Dr. Mistelberger :

    Im skeptizistischen Sinne und der Scientific Method folgend -aus irgendwelchen Gründen, die der Schreiber dieser Zeilen nie verstanden hat gibt es in der bekannte Online-Enzyklopädie keinen dbzgl. d-sprachigen Inhalt- könnte besser gefragt werden, wie der phänomologische Varianzanteil, sogenannte Extremwetterereignisse meinend, sinnhaft bestimmt werden könnte, korrekt.

    MFG
    Dr. Webbaer

  13. #13 Ulli
    9. Juni 2016

    @Webbaer:

    “Er ist halt kein aktivistischer Vertreter der CO2-zentrierten zeitgenössischen Klimatologie”

    Richtig. Mit seiner anti-klimawissenschaftlichen Verbohrtheit ist er der Vertreter einer aussterbenden Gattung.
    Am besten ignorieren.

  14. […] Plazeboalarm (und nicht wie zu hören im Gesundheitscheck) gibt es einen kleinen Seitenhieb auf verwirrte […]

  15. #15 Dr. Webbaer
    10. Juni 2016

    @ Ulli :

    Axel Bojanowski fällt hier regelmäßig positiv auf, weil er (nicht nur im Klimatologischen) kritisch berichtet, was darauf hindeutet, dass seine allgemeine Fachkenntnis überdurchschnittlich ist, weil er ansonsten auf se-ehr harte Kritik stoßen würde.
    Er plappert nicht nach, wie es andere Journalisten tun, die sich so natürlich -irgendwie- auf die sichere Seite stellen.

    MFG
    Dr. Webbaer

  16. #16 Dr. Webbaer
    10. Juni 2016

    Eine passende Ergänzung zu diesem kleinen Topic steht mittlerweile dank einer PIK-Kraft bereit:
    -> https://www.scilogs.de/klimalounge/warum-die-globale-erwaermung-mehr-extremregen-bringt/

    Mal unabhängig von dieser Einschätzung, die zutreffend zu sein scheint:

    “Ein Trend ist klimatologisch nicht nachgewiesen”, bestätigt der DWD auf Anfrage. Aber diese simple Botschaft wird während des Unwetters nicht verbreitet. [Axel Bojanowski]

    … ist es schlicht so, dass Wetterereignisse, sollte sich das Klima ändern, sollte es wärmer werden, der Schreiber dieser Zeilen hegt hier keine besonderen Zweifel, i.p. Adaption als ‘extrem’ festzustellen sind.

    Diese Feststellung von Extremität, auch wenn sie physikalisch bestimmbare Größen meint, hat insofern ein politischer Begriff zu bleiben.

    In der jetzigen Terra-Welt und in einer womöglich zukünftigen +4 bis +5 K Welt sind unterschiedlich Extrema des Klimas zu bestimmen.

    MFG
    Dr. Webbaer (der sich hier u.a. auch philosophisch bemüht hat und moralische Aufladung ein wenig wegnehmen wollte, denn es wird halt wärmer und es müssen hier keine besonderen Extremitäten festgestellt werden, außer dass es wärmer wird, was schon sozusagen extrem genug ist)

  17. #17 libertador
    13. Juni 2016

    @Webaer

    Oben in den Kommentaren #6 finden Sie einen Fall in dem sich Herr Bojanowski zuweit aus dem Fenster gelehnt hat.

    In seinem aktuellen Artikel ist das Problem, dass er den Umstand meint betonen zu müssen, dass für Deutschland kein Trend nachgewiesen ist. Diese Botschaft ist aber keineswegs so simpel, wie er sie verkauft. Denn es gibt einen globalen Trend, es gibt Modellvorhersagen. In Deutschland reichen die Daten bis jetzt (noch) nicht, für einen statistisch rebusten Trend. Das ist aber keine simple Botschaft. Unwetterlagen, wie die jetztige, werden durch den Klimawandel wohl wahrscheinlicher.

  18. #18 Dr. Webbaer
    14. Juni 2016

    @ libertador :

    Unwetterlagen, wie die jetz[]ige, werden durch den Klimawandel wohl wahrscheinlicher.

    Wobei ‘Unwetterlagen’ oder sogenannte Extremwetterereignisse einen Bezug benötigen, wenn sie festgestellt werden sollen.
    Natürlich nehmen diese Lagen oder Ereignisse IMMER zahlenmäßig zu, wenn sich das Klima ändert.
    Ein Erkenntnisgewinn, das Politische wie Wissenschaftliche meinend, entsteht so aber nicht zwingend.

    Und womöglich ‘meint Herr Bojanowski’ auch nicht irgendetwas ‘feststellen zu müssen’, sondern stellt einfach fest?

    MFG
    Dr. Webbaer (der übrigens auch mit den sogenannten Kipp-Punkten, die das bundesdeutsche PIK regelmäßig bemüht und medial transportiert, nicht ganz glücklich, aus ganz ähnlichen Gründen)

    PS:
    Wenn Herr Bojanowski gelegentlich (vs. fortlaufend) auf besondere Gegenrede stößt, gerne auch auf wohl begründete, macht ihn dies nur als Kritiker besser, finden’S net?

  19. #19 Naturdesign
    Lima
    11. September 2016

    http://www.naturdesign.co

    Das Klima ist bilateral aus Chemosynthese in der Meerestiefe, sowie die bekannte Photosynthese.

  20. #20 Robert
    11. Oktober 2016

    Wenn ich mir die neuen Automobile ansehe, 2 t Gesamtgewicht, 250 PS, dann scheint der “Klimawandel” weder bei der Automobilindustrie, noch beim Verbraucher, noch bei der Politik ins Bewusstsein geraten zu sein. Gerade die Journalisten, die das Gewissen und die Stimme der Öffentlichkeit sein sollen, die sind hier viel zu zahm. Das müsste ein Aufschrei erfolgen.
    Jeden tag eine schwarze Seite , wie früher beim Stürmer eine Seite für die Gefallenen, nur diesesmal die Namen der Pazifik Inseln die im Meer versinken.
    Was ist los mit dieser Welt ????