Dass Werbung mit der deutschen Sprache relativ freizügig umgeht, gehört vielleicht einfach dazu. Dass aber “unser aller Chefzeitung” Die Zeit diesbezüglich eine gewisse Lockerheit an den Tag legt, überrascht uns …

Einschub: Ja, wir sind die, die hier schreiben, also zumindest bis vor ein paar Monaten, bis zu dem Zeitpunkt, als wir es “vorzogen” in einer anderen Stadt nur noch mit einem 56K-Modem-Anschluss zu leben. Seitdem … aber lassen wir das, es ist einfach zu traurig …

Andererseits, wäre uns das Folgende wohl nie aufgefallen, denn …

… während wir so auf den Aufbau der Webseite der ZEIT warteten, fiel unser Blick auf die einzige Textzeile, die sich zumindest nach etwa 15 Sekunden aufbaute: den Browser-Titel, also die Textzeile oben auf dem Browser-Rahmen. Die Webseite an sich blieb ja erstmal weiß … (56K uns so, Ihr versteht).

Dort lasen wir (und wir wollten einen Screenshot hochladen, aber 56K, Ihr wisst schon)

“ZEIT online – Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Wissen und Kultur”

Wir lasen nochmal:

“ZEIT online – Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Wissen und Kultur”

Wir dachten:

“Upps.”

… und …

“Moment mal!” (… und Sie müssen dabei berücksichtigen, dass wir vor allem an Wissenschaft interessiert sind.)

ZEIT online – Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Wissen und Kultur”

Nachrichten aus … Wissen …?”

“… aus … Wissen …”.

In der Werbung und dem Marketing hatten wir uns irgendwann daran gewöhnt, dass Deutsch den Bedürfnissen angepasst wird (was ja auch seinen Reiz hat).

Bestes Beispiel:

“König Pilsener: Das König unter den Bieren.

Aber im Journalismus bei einem Mutterschiff des deutschsprachigen Journalismus? Und vor allem:

IN DER ZEIT?

Nachrichten aus Wissen“?

Kann es sein, dass uns unser Sprachgefühl so täuscht? Helft uns, erklärt es uns, oder lasst dies den Beginn einer großen Blogger-Kampagne werden, an deren Ende die ZEIT, ihren Browser Titel ändert.

Auf der Print-Aussgabe heißt es übrigens:

Wochenzeitung für Politik, Wirtschaft, Wissen und Kultur“.

So, jetzt seid Ihr dran …

Übrgens: Wir kommen wieder, sicher, es kann sich nur noch um Monate handeln (wenn Ihr wüsstet …)

… und so versinken wir wieder im realen Leben …

Kommentare (12)

  1. #1 Marcuccio
    12. Juni 2008

    Seit wann ist die Browserzeile eines Medientitels Journalismus? Der Fall ist doch ganz klar: Der Markentransfer von Print zu Online ist hier wichtiger als die Grammatik. Um die Wiedererkennbarkeit des Print-Untertitels “Wochenzeitung für für Politik, Wirtschaft, Wissen und Kultur” geht’s. Ähnliche Medienkonvergenz beschwören zur Zeit ja auch die Kinospots von “Spiegel” und SPON. Mit Journalismus hat das nun aber gerade nichts zu tun. Schon eher mit Medienmarkenbildung.

  2. #2 Marcus Anhäuser
    12. Juni 2008

    Stimmt natürlich, das ist etwas in die falsche Richtung geschossen (hab´s präzisiert). Nur, bei einem Mutterschiff des deutschsprachigen Journalismus überrascht uns eine solche Konstruktion schon. Ob sich bisher niemand der journalistischen Mitarbeiter daran gestoßen hat? Kapitulation der journalistischen “Creme de la Creme” vor den Sprachakrobaten der Marketingabteilung aus Gründen des gelungenen Markentransfers und der Medienkonvergenz?

    Oder hat es vielleicht einfach noch niemand bemerkt?

  3. #3 Stefan Sommer
    12. Juni 2008

    Lautete das vielleicht mal “Nachrichten aus den Ressorts… Wissen…”? Oder hätte es so lauten sollen?

  4. #4 Juergen Nantke
    12. Juni 2008

    Bei dem “König Pilsener” ist das wohl mehr aus rechtlichen Gründen so. “Das König” bedeutet nichts. “Der König” würde aber eine herausragende Stellung bedeuten, welche ohne klare Beweise dafür vermutlich eine wetbewerbrechtliche Abmahnung bringen würde. (Dies ist keine Rechtsberatung ;-) )

  5. #5 Dukester
    12. Juni 2008

    Komisch – ich sehe auf der Website nur “ZEIT ONLINE – Deutschland – International – Wirtschaft – Bildung – Wissen – Kultur – Leben”. Wurde das mittlerweile korrigiert oder was?
    Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Online-Redakteure der Zeit Probleme offenbar mit der deutschen Sprache haben.
    So frage ich mich bei der Schlagzeile “Michael Ballack – Porträt von einem der besten Fußballer der Welt” natürlich, wo da der Genitiv bleibt (rettet ihm!). Was ist aus “Michael Ballack – Porträt eines der besten Fußballer der Welt” geworden?

  6. #6 knorke
    12. Juni 2008

    @Dukester
    Ein Missverständniss. Korrekt muss man das so deuten:
    “Michael Ballack – Porträt” danach folgt die Bezeichnung des Autors: von einem der besten Fußballer der Welt (so in etwa wie: “von Dörte Kieskalk”)
    Alles klar?! ;-)

  7. #7 Michael
    12. Juni 2008

    Hmm, herausgenommen liest es sich schon sperrig. Als eine Art Grundzustand wäre dieses `Wissen´ ja interperetierbar; bspw. wie `… aus Verantwortung/Leidenschaft/Kalkül´ o.ä.. Möglich wäre auch, jener (`Wissen´s)raum, aus dem die Nachrichten bezogen werden, kann/soll/darf als ein ähnlich abgegrenztes Kenntnissgebiet wie bspw. Wirtschaft oder Politik zu verstehen sein.
    Marketing hin oder her – der Titel eröffnet das Fenster. Wenn dieses Grammatikrüppel eine klare Interpretation zuließe. Gehört zum `Grundton´ des Marketing nicht auch die Weise, etwas derart darzustellen, das es zumindest `gerade so´ nicht stimmen könnte, ohne gänzlich falsch zu sein?!

    Markentransfer UND Grammatik zu berücksichtigen wäre nicht das Problem gewesen (statt `Wissen´ einfach Wissenschaft). Aber, es bleibt ja immer noch das gemeine Tippteufelchen.
    Man steckt da halt nicht drin. Ansonsten einfach mal nachfragen bzw. bei der Online-Redaktion freundlich `Entwarnung!´ schreien.

    gruß m.

  8. #8 Marcus Anhäuser
    12. Juni 2008

    gerade beim Staubsaugen fiel es mir ein:

    Die meinen natürlich: Nachrichten aus Wissen, den Ort *kopfduck und weg*

    https://de.wikipedia.org/wiki/Wissen_%28Stadt%29

  9. #9 Marcus Anhäuser
    12. Juni 2008

    Na, ich tippe mal drauf, dass es ohne “-schaft” einfach besser aussieht, kürzer ist, einen besseren ‘flow’ hat, also nicht so sperrig ist, außerdem passt es zum allgemeinen Trend, nicht mehr über ‘Wissenschaft’, sondern nur noch über ‘Wissen’ zu sprechen, dass verschreckt keinen, und dehnt das Berichterstattungsfeld schon noch aus. Das Ressort heißt ja schließlich auch Wissen.

    mal nachfragen, hätten wir eh gemacht, sobald wir wieder Zeit haben.

  10. #10 Dave M
    12. Juni 2008

    Vielleicht soll es “Das Zeit” heissen.

  11. #11 alexis von croy
    26. Juni 2008

    Ich würde mal behaupten, dass es auf jeden Fall “Wissenschaft” heißen muss.

    Natürlich ist das eine unzulässige Verkürzung – und natürlich der “ZEIT” etwas unwürdig. Es KLINGT ja noch nicht mal gut…”Nachrichten aus Wissen”… sagt Euch das mal laut vor, klingt scheußlich!

  12. #12 alexis von croy
    26. Juni 2008

    Stimmt, da steht ja gar nicht “Nachrichten aus xxx und xxx”, sondern nur die Begriffe. Da halte ich “WISSEN” für ok, auch wenn es gegenüber den anderen Begriffen etwas aus der Reihe fällt. Der Grund ist aber klar: Der Schriftgrad der ganzen Zeile hätte bei “WISSENSCHAFT” kleiner sein müssen, deshalb dieser Kompromiss.

    Etwas anderes ist mir aufgefallen: der Titel der zweiten Meldung v. oben.

    Atomstreit
    USA hebt Sanktionen gegen Nordkorea auf

    Für meinen Geschmack kann “USA” nur im Plural verwendet werden, also “Die USA heben …”

    Vielleicht gibt es da ja eine neue Konvention, aber mir als Redakteur gefällt das nicht. Euch?