Hier auf den Scienceblogs braucht man das Wort Homöopathie nur hauchen und schon bricht ein Sturm der Kommentatoren los und es beginnt wieder von vorne, die Diskussion über potenzierte Kügelchen, Similé-Betrachtungen und der Wahnsinn der dahinter steckt, wenn man nur mal anfängt darüber nachzudenken.

Was dem ganzen fehlt ist eine gewisse Leichtigkeit und eine Prise Humor. Und wenn es um das Thema Medizin geht, gibt es kaum einen besseren, der all das zusammenbringt, als Eckart von Hirschhausen.

Irgendwie führten die verschlungenen Wege des Internets den Comedian auf meinen Blog und es hat ihm hier gefallen. Als kleinen Dank überließ er mir folgende kleine Spitze, die viele kleine Wahrheiten enthält, nicht nur über die Homöopathie.

Freundlicherweise erlaubte er mir auch den Text mit meinen Bloglesern zu teilen. Einige werden ihn vielleicht kennen, aber es lohnt sich, ihn immer mal wieder zu lesen.

Viel Spaß also bei Eckart von Hischhausens Homöopathie-Text (bei dem es auch um Eigenurin geht).

HOMÖOPATHIE

Auf Partys sage ich nur sehr ungern, dass ich approbierter Arzt bin. Denn dann setzen zwei Reflexe bei allen Anwesenden ein. Ich höre mir eine halbe Stunde Schauergeschichten über das Versagen der Schulmedizin an, und dann soll ich mal kurz mitkommen und im Bad eine Hautverfärbung nach ihrer Malignität beurteilen.

Auf Partys redet man am besten über Homöopathie und Eigenurin. Damit haben alle immer nur gute Erfahrungen. Wer schlechte Erfahrungen gemacht hat, darf nicht mitreden. Stiftung Warentest hat gerade das Buch: Die Andere Medizin herausgegeben, und beiden Verfahren erneut die Wirksamkeit abgesprochen.

Ich mache mir aber keine grossen Illusionen darüber, dass die ständige wissenschaftliche Widerlegung vieler komplementärer Verfahren irgendetwas an ihrer Popularität ändert. Was Dieter Bohlen für die Unterhaltungsindustrie, sind die Globuli für den Gesundheitsmarkt – nicht wegzudiskutieren. Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg.

Medizin ist in weiten Teilen bis heute keine Wissenschaft sondern Unterhaltungsindustrie. Kunst. Heilkunst. Die Kunst, dem Patienten die Zeit zu vertreiben, die der Körper braucht, um sich selbst zu helfen!

Das Wirksame an der Homöopathie ist die unverdünnte Sympathie. Jemand hört dir über Stunden aufmerksam zu, stellt Fragen, gibt dir wieder Hoffnung, Anweisungen und Struktur für dein Leben. Alles sehr wirksam, und das hört man heutzutage lieber vom Heilpraktiker als vom Therapeuten oder Pfarrer. Hochgiftiges wie Arsen, Bienengift oder Brechwurzeln wird solange verschüttelt bis nichts mehr davon im Wasser enthalten ist. Keine Chemie, kein Äba, keine Pharmaindustrie. Nichts was irgendwie Nebenwirkungen haben könnte. Das Wasser erinnert sich, womit es mal Kontakt hatte. Komisch – mein Kopf besteht zu über neunzig Prozent aus Wasser, und ich weiß oft schon am nächsten Tag nicht mehr, mit wem ich alles Kontakt hatte.

Zur Einnahme gibt es weitere selbsterfüllende Prophezeiungen: Werden die Beschwerden schlechter zeigt es, das Mittel schlägt an, wird es besser ist es auch das Mittel, und wenn sich über Wochen nichts tut – liegt es am Amalgam. Wer heilt hat recht, tut aber gut daran, das Rechtbehaltens vorher weitläufig auszulegen. Du bekommst etwas sehr Individuelles, DEIN Mittel, es ist nichts drin was schaden kann, denn dieses Millionstel ist alle Information, die dein Körper jetzt braucht.

Ich hab es tatsächlich für mich mal getestet. Es hat funktioniert. Und letzten Endes ist es mir egal, ob es an den Globuli lag oder an den hohen Dosen Mitgefühl. Als die Rechnung über zweihundert Euro kam, hab ich auch gleich bezahlt. Zwei Cent. Und dem Behandler erklärt. „Nach allem, was ich durch Sie gelernt habe, ist dies alle Information die Ihr Portemonaie gerade braucht!”

Und wenn ihr Arzt darüber lachen kann, dann bleiben sie bei dem. Wenn nicht – schnell verdünnisieren!

Anderer Fall: Eigenurin. Ich respektiere die Weisheit des Körpers. Wenn die Nieren etwas ausscheiden wollen, dann glaub ich ihnen das. Die filtern 180 Liter Blut jeden Tag, um alle Schadstoffe aus dem Körper zu entfernen. Und dann kommt jemand daher und sagt – booh. Was für ein besonderer Saft. Lass uns den oben wieder reinkippen. Anatomisch nicht korrekt – aber ich glaube, auch Nieren fühlen sich manchmal verarscht. Aber könnte man nicht das Verdünnen der Homöopathen UND den Eigenurin gleichzeitig anwenden? Ja, es geht. Im Schwimmbad! Kinder machen das intuitiv. Jetzt warte ich nur noch drauf, dass die Kasse das bezahlt.

Danke, Doc … :-)

Nachtrag (ich Schlunz):
“Aus: Eckart v. Hirschhausen. “Die Leber wächst mit ihren Aufgaben.” Rowohlt. Mit freundlicher Genehmigung des Autors”

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Kommentare (75)

  1. #1 Gerry
    17. Januar 2011

    Hirschhausen am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen.

    He he.

  2. #2 Lars Fischer
    17. Januar 2011

    “aber ich glaube, auch Nieren fühlen sich manchmal verarscht”

    Einfach nur schön.

  3. #3
    17. Januar 2011

    Herrlich! :)

  4. #4 Marcus Anhäuser
    17. Januar 2011

    Mir gefällt ja der hier ziemlich gut:
    Medizin ist in weiten Teilen bis heute keine Wissenschaft, sondern Unterhaltungsindustrie. Kunst. Heilkunst. Die Kunst, dem Patienten die Zeit zu vertreiben, die der Körper braucht, um sich selbst zu helfen!

  5. #5 cohen
    17. Januar 2011

    Gerade die Stelle finde ich am Angreifbarsten.
    Es kommt SEHR darauf an, was man mit “in weiten Teilen” meint.

  6. #6 Kuchlbacher Rudolf
    17. Januar 2011

    Besonders gut finde ich auch diesen Brief an die Homöopathie.

  7. #7 Marcus Anhäuser
    17. Januar 2011

    @cohen
    mir gefällt es deswegen, weil es überhaupt den Gedanken mal thematisiert.

    Streiten kann man über “in weiten Teilen” natürlich trefflich.

  8. #8 Marcus Anhäuser
    17. Januar 2011

    @Kuchlbacher Rudolf
    ja, ist bekannt, besagter “Ulrich” ist unser Ulrich Berger hier von “Kritsch gedacht”, der hat das übersetzt.

  9. #9 Wolfgang
    17. Januar 2011

    “aber ich glaube, auch Nieren fühlen sich manchmal verarscht”

    Das ist schlimm, läßt sich aber behandeln

    https://www.remedia.at/homoeopathie/Harnblase/a10258.html

    oder alternativ

    https://www.remedia.at/homoeopathie/Nierengewebe/a4414.html

    Das eigentlich Schlimme an der HP ist nicht die fehlende Wirksamkeit, sondern die geistige Verarmung, die sie auslöst

  10. #10 Lainel
    17. Januar 2011

    Klasse ! Ich höre und lese Hirschhausen wirklich gerne.
    Was mich allerdings mal vor einiger Zeit irritiert hatte, ist die Tatsache, dass Dr. E. Hirschausen bei dem 1. Wörishofener Herbst 2009 zugegen war. Das bleibt hoffentlich ein einmaliger Ausrutscher. ;-)

  11. #11 noch'n Flo
    17. Januar 2011

    Komisch – mein Kopf besteht zu über neunzig Prozent aus Wasser, und ich weiß oft schon am nächsten Tag nicht mehr, mit wem ich alles Kontakt hatte.

    Oh ja, das kenne ich zur Genüge. Und Potenzierung funktioniert auch hier: beim homöopathischen Verdünnen wird ja Alkohol verwendet. Wenn ich nun mein Gehirn nur ausreichend in Alkohol verdünne, weiss dieses hinterher nur umso weniger. Was die Frage aufwirft: muss ich nicht schlichtweg meinen Bregen immer weiter im Allohol verdünnen, um am Ende als Gedächtnisbestie rauszukommen?

  12. #12 kall
    17. Januar 2011

    “Aber könnte man nicht das Verdünnen der Homöopathen UND den Eigenurin gleichzeitig anwenden? Ja, es geht. Im Schwimmbad! Kinder machen das intuitiv.”

    Nö, geht nicht.
    In der Homöopathie nimmt man die Medizin geschüttelt, nicht gerührt. ;-)

  13. #13 Ulrich Berger
    17. Januar 2011

    @ Marcus:

    ja, ist bekannt, besagter “Ulrich” ist unser Ulrich Berger hier von “Kritsch gedacht”, der hat das übersetzt.

    Ähm, nicht dass ich wüsste…

  14. #14 Marcus Anhäuser
    17. Januar 2011

    @Ulrich

    äh, nicht, hattest Du das nicht übersetzt?
    Wird sofort korrigiert, pardon. Brief war trotzdem bekannt

  15. #15 noch'n Flo
    17. Januar 2011

    Vielleicht hat Ulrich ja einen Klon, von dem er bisher nichts weiss… ;)

  16. #16 Dean Burnett
    17. Januar 2011

    It’s in English, but here is my application to be a homeopath

    https://sciencedigestive.blogspot.com/2010/08/my-application-for-job-as-homeopath.html

  17. #17 Johannes
    17. Januar 2011

    Der Text ist super :)

    Gibt’s auch einen Link zur Quelle?

  18. #18 Marcus Anhäuser
    17. Januar 2011

    @Johannes

    welchen Text meinst Du jetzt? Es gibt jetzt gerade so viele gute hier.

  19. #19 Marcus Anhäuser
    17. Januar 2011

    jetzt hab ich’s, ist nachgetragen. (s.o.)

  20. #20 Marcus Anhäuser
    17. Januar 2011

    @ Dean
    nice your application, any offers? ;-)

  21. #21 rolak
    17. Januar 2011

    Meiner Erfahrung nach haben Ärzte bei weitem nicht das größte Problem mit Beruf-Outing auf Party. Während zB (nicht nur verwandte) {Berufs}Musiker das Damoklesschwert ‘spiel doch mal was!’ (und zwar egal auf welchem Instrument^^) über der Schulter haben, ists bei IT-mir der Rechner im Nebenzimmer. Im Gegensatz dazu ist meine Schwägerin noch nie, wirklich noch nie zu einer Livevorführung des Spekulums gebeten worden ;-)

  22. #22 peer
    17. Januar 2011

    @Markus: Gerade diese Stelle ist vor allem nicht nur komisch, sondern wahr :-)
    In “The lost Art of healing” wird sehr schön beschrieben, dass Patientenvorsorge und “Unterhaltungsindustrie” die Heilungschancen verbessern – was wohl tatsächlich der Grund für den erhöhten Placeboeffekt ist.
    Also: Wenn sich Doktoren mehr und “liebevoller” um ihre Patienten sorgen würden, hätte die Homöpathie keine Chancen :-)

  23. #23 Marcus Anhäuser
    17. Januar 2011

    @peer
    Gerade diese Stelle ist vor allem nicht nur komisch, sondern wahr :-)
    Ich habe nicht anderes behauptet :-), deswegen gegällt sie mir ja so gut.

  24. #24 Thomas J
    17. Januar 2011

    @rolak

    Das “spiel doch was” geht ja noch… aber oft musst ich mir schon anhören: “Und was machst du sonst so?”

  25. #25 noch'n Flo
    17. Januar 2011

    @ peer:

    Wenn sich Doktoren mehr und “liebevoller” um ihre Patienten sorgen würden, hätte die Homöpathie keine Chancen

    Schön! Dann sorg doch mal dafür, dass eine ausführliche Patientenberatung ausreichend vergütet wird. Dann ist ja wohl alles kein Problem mehr.

  26. #26 Redfox
    18. Januar 2011

    Das Wirksame an der Homöopathie ist die unverdünnte Sympathie.

    Guter Satz.

    Mir gefällt ja der hier ziemlich gut:
    Medizin ist in weiten Teilen bis heute keine Wissenschaft, sondern Unterhaltungsindustrie. Kunst. Heilkunst. Die Kunst, dem Patienten die Zeit zu vertreiben, die der Körper braucht, um sich selbst zu helfen!

    FYI, der letzte Satz stammt von Voltaire.

    Schön! Dann sorg doch mal dafür, dass eine ausführliche Patientenberatung ausreichend vergütet wird. Dann ist ja wohl alles kein Problem mehr.

    Wenn man bedenkt wie viele gesetzliche Kassen Homöopathie bezahlen sollte das zumindest finanziell machbar sein. Ist am Ende wohl in erster Linie eine politische Entscheidung.

  27. #27 Redfox
    18. Januar 2011

    äh, nicht, hattest Du das nicht übersetzt?

    Das war einer der Astrodicticum Simplex-Kommentatoren.

    Off Topic:

    taz-Artikel über den Konflikt zwischen der ‘Cochrane Collaboration’ und Roche wegen zurückgehaltener Arzeneimittelstudien.

    Wenn es nach Gerd Antes geht, ist der Fall so symptomatisch wie klar: “Große Teile unseres medizinischen Systems leben davon, dass Dinge im Unklaren gehalten werden.” Der Leiter des Cochrane-Zentrums Deutschland kämpft seit Jahren für mehr Transparenz auf dem Medikamentenmarkt und scheint nur zu verärgert, um zu resignieren. Die Pharmawächter der internationalen Cochrane Collaboration stellen bei ihren Untersuchungen von Studiendaten oftmals fest, dass Pharmafirmen unliebsame Daten zurückhalten oder entscheidende Studien gleich selbst bezahlen.

  28. #28 Guido
    18. Januar 2011

    @ noch’n Flo

    Damit gibst Du aber schon zu dass Du dich um Deine Patienten nicht ausreichend kümmerst weil es Dir nicht bezahlt wird.
    Und es ist auch nur der halbe Teil der Wahrheit. Wenn Du Homöopathie machst, musst Du dich um den Patienten kümmern oder Du bist ein Gauner. Was anderes gibt das System der Homöopathie nicht her.

  29. #29 noch'n Flo
    18. Januar 2011

    @ Guido (a.k.a. Wilfert):

    Damit gibst Du aber schon zu dass Du dich um Deine Patienten nicht ausreichend kümmerst weil es Dir nicht bezahlt wird.

    Ich habe Dir schon mehrmals erklärt, dass ich genau deshalb in die Schweiz ausgewandert bin, weil ich mit diesem Konflikt nicht gut leben konnte. Hier bekomme ich auch die Zeit bezahlt, die mein Patient braucht.

    Wenn Du Homöopathie machst, musst Du dich um den Patienten kümmern oder Du bist ein Gauner. Was anderes gibt das System der Homöopathie nicht her.

    Falsch! Richtig müsste es heissen: “Wenn Du Homöopathie machst, bist Du ein Gauner. Was anderes gibt das System der Homöopathie nicht her.”

    Und ich habe ehrlich keine Lust, jetzt wieder mit Dir über Deine abartige Weltsicht und Deinen Ärztehass zu diskutieren, da Du Dich ja oft genug als absolut lernresistent erwiesen hast. Daher: Ignore Modus ein.

  30. #30 Marcus Anhäuser
    18. Januar 2011

    @ Guido (a.k.a. Wilfert) und @peer
    Wohlwollend könnte man ja sagen, Ärzte nutzen das Abrechnungssystem so geschickt, um sich die Zeit für ihre Patienten über die Abrechnung der Homöopathie zu holen. Ist nur traurig, dass es so ist.

    @ noch’n Flo
    wie wird denn in der Schweiz die Zeit mit dem Patienten abgerechnet? Beratungsgespräch pro Minute? Wäre das kein Modell für Deutschland? Gibts da Diskussionen in der Schweiz wie sinn voll das ist? Ist das schon lange so?

  31. #32 noch'n Flo
    18. Januar 2011

    @ Marcus:

    Also: in der Schweiz wird im 5-Minuten-Takt abgerechnet (pro angefangene 5 Minuten; die letzten 5 Minuten werden nur halb vergütet). Bei herkömmicher Abrechnung kann ich pro Patient 20 Minuten Basiskonsultion abrechnen. Rechne ich elektronisch ab und mele mich bei einem medizinischen Trustcenter an (wo meine Rechnungen regelmässig mit anderen Kllegen derselben Fachrichtung abgeglichen werden), kann ich pro Termin sogar 35 Minuten Basiskonsultation abrechnen.

    Dazu kommen dann ggf. noch zusätzliche 5-Minuten-Blöcke für sogenannte “spezifische Beratungen”. Ebenfalls gesondert codieren kann ich Gespräche zur Vorbereitung auf spezielle diagnostische Massnahmen, seien dies MRT oder CT, aber auch Belastungs-EKG oder Ultraschall. Was auch noch getrennt aufgeführt wird, sind spezifische Instruktionen anden Patienten, z.B. wenn er sich regelmässig selber Medikamente spritzen muss (e.g. Insulin, Heparin etc.).

    In denBasiskonsultationen bereits enthalten sind einfache kleinere körperliche Untersuchungen. Erst ab einem bestimmten Aufwand kann ich eine sog. “kleine Untersuchung” oder sogar eine “ausführliche Untersuchung” codieren.

    Das ganze unterliegt dem “TarMed”-Vertragswerk welches irgendwann in den 90ern in Kraft getreten ist (genaues Datum habe ich gerade nicht parat). DIeses wird aber wohl nochmal in den nächsten Jahren überarbeitet, weil es zu manchen Ungereimtheiten, insbesondere bei den speziellen Untersuchungen der Fachärzte, gekommen ist.

    Was noch interessant ist: die Leistungen der Ärzte in der Schweiz unterliegen ebenfallsd einer gewissen monetären Abwertung. So ist der Wert der einzelnen Taxpunkte seit Einführung des TarMed-Systems um 16% gesunken. Ist aber immer noch weit weniger als dass, was zuletzt in Deutschland passiert ist.

    P.S.:
    Hausbesuche unterliegen demselben 5-Minuten-Schema, allerdings it jeweils etwa 25% mehr Taxpunkten für die einzelnen Posten. Und Wegezeit wird extra vergütet. In Deutschland gibt es für Hausbesuche schon seit vielen Jahren nur Pauschalen – egal wie weit der Arzt fahren muss und wie lange der Besuch dauert. Liegen so etwa zwischen 15 und 25 Euro, je nach Bundesland.
    Was wundert’s, dass deutsche Ärzte kaum noch Hausbesuche machen, ihre Schweizer Kollegen aber sehr wohl…

  32. #33 Marcus Anhäuser
    18. Januar 2011

    @noch’n Flo
    danke. Das ist ja interessant. Schau mal wie das geht. Und warum bei uns nicht? Wie war das denn früher hier in Deutschland. Besser? Und mit welcher Begründung wurde das geändert? Weiß das zufällig jemand?

  33. #34 noch'n Flo
    18. Januar 2011

    @ Marcus:

    Ich kann da heute abend – wenn ich mehr Zeit habe – gerne ein bisschen was zu schreiben. Ist gerade etwas stressig bei mir…

  34. #35 rechner
    18. Januar 2011

    Das Glück liegt in der eigenen Hand, bei allem Lachen über den lieben Doktor ist die These doch nicht verrückt und man sollte sie sich zu Herzen nehmen.

  35. #36 Marcus Anhäuser
    18. Januar 2011

    @rechner
    gerne.

  36. #37 Guido
    18. Januar 2011

    @ noch’n Flo

    Ich habe keinen Ärztehass. Das wäre mir schlicht zu aufwendig. Ich stehe ihnen (oder eigentlich, besser gesagt dem heutigen System) nur kritisch gegenüber und auch Du hast das auch durch Deine Auswanderung bestätigt dass da Einiges nicht stimmt, weil Auswandern ist ja doch eher eine Entscheidung die man nicht so leicht trift und mich mit Respekt erfüllt wenn es wirklich darum ging seinen Beruf besser ausüben zu können..
    Und wenn Du in der Schweiz bist lese einmal etwas von Adolf Voegeli, der war 15 Jahre Mediziner der konventionellen Art (Landarzt,Radiologe)und 40 Jahre Homöopath. Vielleicht denkst Du dann anders über Homöpathie.

  37. #38 noch'n Flo
    18. Januar 2011

    So, hier ein paar kurze Erklärungen zum ärztlichen Abrechnungssystem in Deutschland:

    Es war einmal…
    vor vielen Jahren war das Deutsche Abrechnungssystem dem heutigen Schweizerischen gar nicht so unähnlich. Doch dann kamen die 80er Jahre – und die ersten Probleme begannen. Konnten die Ärzte bis dato tatsächlich Konsultationen noch nach tatsächlichem Zeitaufwand abrechnen, wurden plötzlich Pauschalen eingeführt. Auf einmal war es egal, ob eine Konsultation 5 oder 20 Minuten dauerte – die Vergütung war dieselbe. Und längere Gesprächszeiten waren nur dann zulässig, wenn es absolut notwendig war – was aber nur bei ganz bestimmten Diagnosen anerkannt wurde.

    Die Hausärzte waren aber nicht dumm. Sie rechneten zwar fürderhin die Konsultationen pauschal ab, aber versuchten gleichzeitig, noch möglichst viele Zusatzuntersuchungen an ihren Patienten durchzuführen, für die sie dann extra bezahlt wurden.

    Das ging dann auch ein paar Jahre ganz gut, bis schliesslich (so um 1985 herum) die damalige Bundesgesundheitsministerin Rita Süssmund feststellte, dass die Kosten im Gesundheitswesen geradezu explodierten. Daraufhin wurden neue Gesetzte erlassen (man nannte das Ganze dann so schön „Gesundheitsreform“), die die Möglichkeiten der Hausärzte dramatisch beschnitten. So wurden z.B. die Voraussetzungen für den Betrieb einer eigenen Röntgenanlage derart verschärft, dass eine solche Dienstleistung im Laufe der nächsten 10 Jahre für die meisten niedergelassenen Ärzte schlichtweg unrentabel wurde. Auch die Durchführung einfacher Laboruntersuchungen in der eigenen Praxis wurde extrem unattraktiv.

    Was dann dazu führte, dass die Hausärzte ab sofort jeden Patienten, der geröngt werden musste, in radiologische Facharztpraxen überweisen mussten. Was aber die Kosten nur noch weiter vergrösserte: denn der Radiologe rechnete ab dato nicht nur die durchgeführten Röntgenuntersuchungen bei der Krankenkasse ab, sondern auch noch ein eigenes Beratungsgespräch.
    Und wer eine Laboruntersuchung brauchte, musste erst einmal Blut abliefern, welches dann in ein externes Labor geschickt wurde. Nach einer Woche lag dann meistens das Ergebnis vor, dann musste der Patient wieder bei seinem Hausarzt vorstellig werden, um die Ergebnisse zu besprechen. Aus einem Arztkontakt wurden somit über Nacht mehrere. Was wiederum die Kosten weiter ansteigen liess.

    Die Hausärzte indess waren weiterhin nicht dumm und begannen, sich in Ultraschall ausbilden zu lassen, um wenigstens noch ein paar Untersuchungen in ihrer eigenen Praxis durchführen zu können. Aber so eine Ausbildung kostet natürlich auch Geld, genauso wie das dafür erforderliche Ultraschallgerät. Und diese Kosten müssen ja auch irgendwie wieder „hereingeholt“ werden. Also begannen viele Hausärzte, auch dann Ultraschall-Untersuchungen durchzuführen, wenn dies eigentlich gar nicht erforderlich gewesen wäre. Das Gerät musste ja seine Anschaffungskosten auch mal wieder hereinholen.

    Was dann im Laufe der 90er – inzwischen war Horst Seehofer Bundesgesundheitsminister – auch drastische Folgen hatte. Um die weiterhin horrenden Kosten im Gesundheitswesen zu „dämpfen“ (ja, das damalige Gesetz hiess tatsächlich „Gesetz zur Dämpfung der Kosten im Gesundheitswesen“), wurden plötzlich die berühmten „Kostendeckelungen“ eingeführt. Was im Klartext heisst, dass pro Patient und Abrechnungsquartal ein gewisser Höchstbetrag nicht mehr überschritten werden durfte. Diese „Deckelung“ erstreckte sich dann irgendwann übrigens auch auf die verordneten Medikamente.

    Dies bedeutete im Endeffekt, dass ein Arzt, der „sein Budget“ für das laufende Quartal schon aufgebraucht hatte (was regelmässig zu Beginn des 3. Quartalsmonats der Fall war) ab sofort „für lau“ arbeitete. Dies war zum Ende der 90er Jahre, als zum ersten Mal Ärzte begannen, im März/Juni/September/Dezember ihre Praxen zu schliessen, um kein Minus zu machen. Was in den Medien ordentlich ausgeschlachtet wurde mit dem Verweis auf die „pöhsen gierigen Ärzte“.

    Die folgenden Jahre brachten immer wieder deutliche Verdiensteinbussen für die niedergelassenen Ärzte. Was immer häufiger zu Protestaktionen unter den betroffenen niedergelassenen Kollegen führte, die regelmässig in den Boulevard-Medien entsprechend kritisch und unqualifiziert kommentiert wurden.

    Viele Ärzte flüchten sich ja heutzutage in sogenannte „IgeL“-Abrechnungen. Die Abkürzung steht für „Integrierte Gesundheits-Leistungen“. Unter diesem Begriff werden diagnostische und therapeutische Leistungen zusammengefasst, die von den Krankenkassen nicht übernommen werden (weil der Nutzen nicht bewiesen, oder zumindest sehr zweifelhaft ist), die aber dank Privatabrechnung die Kasse füllen können.

    Um es einmal klarzumachen: in den Medien ist immer wieder die Rede davon, dass doch die Arztgehälter stetig steigen – die „reichen Ärzte“ sollen sich also gefälligst nicht so ins Hemd machen. Wenn man allerdings einmal die Entwicklung der Arztgehälter in Deutschland von 1990 bis 2008 betrachtet und das Ganze dann um die Inflationsrate bereinigt, stellt man fest, dass die effektiven Arztgehälter in den letzten fast 20 Jahren um 50% gesunken sind! Keine andere Berufsgruppe in Deutschland musste derartige Einkommenseinbussen hinnehmen.

    Meine Frau (ebenfalls Ärztin) und ich haben lange Zeit darauf gehofft, dass es in Deutschland irgendwann einmal anders wird. Bis wir im Januar 2007 auf einer Fortbildung ein Arztehepaar kennengelernt haben: sie Ende 50, er Anfang 60; beide seit mehr als 20 Jahren in eigener Landarztpraxis. Und trotz 40bis60-Stunden-Woche hatten beide am Ende jedes Monats knapp 300 bis 400 Euro mehr netto zum Leben, als ein Hartz-IV-Empfänger. Und das bei vollem unternehmerischen Risiko.

    Und das war der Moment, wo wir beschlossen haben, auszuwandern. Wohlgemerkt: hätte mir jemand zu diesem Zeitpunkt eine verbindliche Garantie gegeben, dass die Verhältnisse in Deutschland in den nächsten 30 Jahren für die Grundversorger zumindest nicht mehr schlechter werden – ich wäre dageblieben und hätte in der Heimat mein Glück gesucht.

    Aber eine solche Garantie konnte mit selbstverständlich niemand geben. Also haben wir herumgeschaut. Skandinavien erschien vielversprechend, und wir haben mal probehalber einen Volkshochschulkurs in „Norwegisch“ belegt – einfach um mal zu testen, wie schnell wir eine andere Sprache so gut erlernen können, um im dazugehörigen Land praktizieren zu können. Aber schon während des Kurses kam uns die norwegische Regierung zuvor: weil auch viele andere Ärzte auf die gleiche Idee gekommen waren, und Norwegen plötzlich ein Überangebot an Ärzten hatte, wurden flugs die Einwanderungsbedingungen verschärft. Für den plötzlich verlangten Sprachstandard „EU2b“ hätten wir in Abendkursen weitere 3-4 Jahre benötigt, ganz zu schweigen von den zusätzlichen fachlichen Qualifikationen.

    Also haben wir uns weiter umgeschaut – und sind knapp 8 Monate später in der Schweiz gelandet. Und wir haben es bis heute nicht bereut!

    Hier sind die Leute froh, wenn aus Deutschland ein regelmässiger Nachwuchs an Ärzten kommt (weil die Schweiz schon seit etwa 10 Jahren an den Unis zu wenige Mediziner ausbildet – was aber demnächst geändert wird). Die Hausärzte (und ganz besonders die Landärzte) haben hier eine richtig starke politische Lobby. Und die Schweiz ist mittlerweile das einzige Land in Mittel-, West- und Südeuropa, in dem es überhaupt noch Praxislabore gibt. Meine jüngst erworbene Praxis hat ausserdem eine kleine Röntgenanlage, die mir bei Bagatelluntersuchungen die Überweisung des Patienten zum Radiologen erspart. Und dann wäre da auch noch die sog. „Selbstdispensation“ – dies bedeutet, dass ich in meiner Praxis eine kleine Apotheke habe, in der ich häufig gebrauchte Medikamente direkt an meine Patienten abgeben kann. Insgesamt also sehr viel Service für die Schweizer Patienten.

    Aber wir wollen zum Schluss einmal auf die nackten Zahlen schauen: der Deutsche hat pro Jahr im Schnitt 18,1 Arztkontakte, der Schweizer nur 3,6. Damit sind die Deutschen „Weltmeister im Arztbesuch“, während die Schweizer das „positive“ europäische Schlusslicht sind.

    Die Schweizer „Obligatorische Krankenversicherung“ ist ein Kopfpauschalensystem. „Privat“ kann sich jeder Schweizer (unabhängig vom Einkommen) zusatzversichern, allerdings aht dies bei den niedergelassenen Ärzten keinerlei Bedeutung, sondern nur für Spitalsleistungen (Chefarztbehandlung, Einzelzimmer). Im Schnitt zahlt aber der durchschnittliche Schweizer nur halb so viel für seine Versicherung, die der in Deutschland gesetzlich Versicherte (wobei man fairerweise sagen muss, dass Zahnbehandlungen in der Schweizer Grundversicherung nicht eingeschlossen sind, sondern getrennt versichert werden müssen – kostet noch knapp 20 bis 30 Franken extra im Monat).

    Trotz der geringeren Pro-Kopf-Einnahmen funktioniert das Schweizer System aber so gut, dass der durchschnittliche Hausarzt in der Schweiz netto etwa 3 bis 5 Mal soviel verdient, wie seine Deutschen Kollegen. Und trotzdem ist das System weitgehend kostenstabil. Und im Gegensatz zu Deutschland sind Reha-Massnahmen die nicht selten recht teuer werden können) in der Schweiz Sache der Krankenversicherungen und werden nicht – wie in Deutschland – auf die Rentenversicherung abgewälzt.

    Seit 2009 gibt es in Deutschland schon wieder ein neues System: jetzt gibt es plötzlich pro Patient und Quartal nur noch einen Pauschalbetrag, egal wie oft der Patient in die Praxis kommt. Für die Hausärzte liegt dieser – je nach Bundesland – bei 25 bis 37 Euro. Egal wie krank der Patient ist! Egal, wieviele Unersuchungen er braucht!

    Dies ist eine ziemlich schwache Kopie der sog. “HMO-Systeme” der USA und der Niederlande, die in abgeschächter Form seit ein paar Jahren auch in der Schweiz erprobt werden. Das Ziel war einmal, die Effektivität der Behandlungen zu verbessern. Herausgekommen sind aber eine Verschlechterung der Volksgesundheit und der eh schon prekären Einkommenslage der niedergelassenen Hausärzte.

    So, das war mal ein “kurzer” Abriss zu einem heiklen Thema. Ich könnte noch eine Menge über die Problematik der “Kassenärztlichen Vereinigungen” schreiben, oder auch über die hochgelobten “Hausarztmodelle”. Aber das würde im Augenblick den Rahmen dieses Blogs sprengen. Vielleicht späer einmal.

    Noch offene Fragen beantworte ich gerne – lasst mir aber im Zweifel etwas Zeit, schliesslich habe ich gerade noch eine frisch erworbene Landarztpraxis „an der Backe“.
    Und wenn alles gut läuft, werde ich schon in Kürze selber hier bei SB mit einem eigenen Medizin-Blog vertreten sein – in diese schon seit Monaten laufende Aktion ist vor ein paar Tagen (Jürgen sei Dank!) wieder Bewegung gekommen…

    P.S.:
    Ich habe ja mit dem derzeitigen Bundesgesundheitsminister Philip Rösler an der Medizinischen Hochschule Hannover studiert. Auch wenn ich ihn nur flüchtig kenne, hatte ich sehr hohe Erwartungen, als endlich nach langer Zeit mal ein Arzt das Gesundheitsministerium übernommen hat. Aber ich wurde bitter enttäuscht – es sollte wohl eindeutig sein, dass in diesem Bereich die Interessen der Politik und der Lobbyverbänder der Krankenkassen niemals in Deckung zu bringen sind.

    Ich wünsche Euch allen jedenfalls für die Zukunft (sofern diese in Deutschland liegt) eine gute Zusatz- bzw. Privatkrankenversicherung. Ihr werdet die brauchen!

  38. #39 noch'n Flo
    18. Januar 2011

    @ Guido (trotz meines “Ignores”):

    Und wenn Du in der Schweiz bist lese einmal etwas von Adolf Voegeli, der war 15 Jahre Mediziner der konventionellen Art (Landarzt,Radiologe)und 40 Jahre Homöopath. Vielleicht denkst Du dann anders über Homöpathie.

    Habe ich schon. Hat mich nicht im Geringsten überzeugt. Meinen Patienten werde ich in meiner Praxis weiterhin von diesem pseudomedizinischen Irrsinn abraten. Habe ich übrigens heute schon – siehe hier.

    Und da Du immer noch nichts Neues für eine gute wissenschaftliche Diskussion anzubieten hast: “Ignore-Mode on again”. Halt doch bitte endlich mal die Klappe zu Themen, von denen Du so rein gar nichts verstehst!

  39. #40 DerLustigeRobot
    18. Januar 2011

    Noch’N Flo: Danke für den ausführlichen Bericht, jetzt verstehe ich das System in DLand noch etwas besser, vor allem, warum ich so gerne vom Hausarzt selbst ultraschalluntersucht werden, dann aber trotzdem zum Röntgen weggeschickt werde, und der Röntgenarzt mir auch noch ein eigenes Beratungsgespräch aufdrückt. Alles schon gehabt.

    Vielleicht wird mir damit sonst noch so einiges klarer: warum mich der HA nur einmal im Quartal sehen will, und möglicherweise bieten daher manche Ärzte auch Homöopathie an, einfach um ihren Patienten was bieten zu können, das ihr Budget nicht belastet (wenn das Wehwehchen nicht so schlimm und die Sache vertretbar ist). Naja, vielleicht.

  40. #41 noch'n Flo
    18. Januar 2011

    @ DerLustigeRobot:

    Vielleicht wird mir damit sonst noch so einiges klarer: warum mich der HA nur einmal im Quartal sehen will, und möglicherweise bieten daher manche Ärzte auch Homöopathie an, einfach um ihren Patienten was bieten zu können, das ihr Budget nicht belastet (wenn das Wehwehchen nicht so schlimm und die Sache vertretbar ist). Naja, vielleicht.

    Herzlichen Glückwunsch! Ich überreiche Dir hiermit feierlich das “Deutsches-Gesundheitssystem-Versteher-Diplom”. Genau so funktioniert die “Medizin” in Deutschland mittlerweile.

  41. #42 DerLustigeRobot
    18. Januar 2011

    Noch’n Flo: Danke, fühle mich geehrt. Sollte evtl. zu Euch in die Schweiz gehen, wäre mir bestimmt angenehm. Finde aber momentan Neuseeland oder Tasmanien auch sehr interessant. Keine Ahnung, wie die dort mit ihren Ärzten und die dann mit ihren Patienten umgehen. Englische Sprache kann wohl nicht das große Problem sein…

  42. #43 noch'n Flo
    18. Januar 2011

    @ DerLustigeRobot:

    Ich bin zwar nicht so ganz auf dem Laufenden, aber meines Wissens sind die Gesundheitssysteme in Australien und ganz besonders in Neuseeland zwar recht kostspielig, aber auch extrem effektiv.

    Australien stand für meine Frau und mich übrigens auch mal kurz zur Debatte. Allerdings musst Du als in Deutschland approbierter Arzt noch eine ganze Menge Prüfungen nachholen, bevor Du dort praktizieren darfst (ähnlich wie in den USA und Kanada). Da ist in Europa die Anerkennung von Arztdiplomen sehr viel einfacher…

  43. #44 rolak
    19. Januar 2011

    Kleine freudsche Fehlleistung am Abend, noch’n Flo? Süssmuth, nicht Süssmund :-)
    Völlig unabhängig davon: Schöner Text.

  44. #45 noch'n Flo
    19. Januar 2011

    @ rolak:

    Upsi, da hat mir wohl gestern Abend meine Müdigkeit einen Streich gespielt…

  45. #46 peer
    19. Januar 2011

    @noch ´n Floh: Danke für den Text. Ich wollte niemanden ans Bein pinkeln, war halt ne Beobachtung und ich denke die war nicht falsch.
    Wie ists denn mit Homöpathie in der Schweiz? Verbreitet wie in Deutschland oder eher nicht?

  46. #47 noch'n Flo
    19. Januar 2011

    @ peer:

    Wie ists denn mit Homöpathie in der Schweiz? Verbreitet wie in Deutschland oder eher nicht?

    Leider noch mehr, als in Deutschland. Unseit kurzem ist sie sogar wieder Regelleistung der Obligatorischen Krankenversicherung:

    https://www.20min.ch/wissen/gesundheit/story/12635338

    Und das, obwohl schon vor über 10 Jahren ihr Nutzen für das Gesundheitssystem widerlegt wurde:

    https://www.esowatch.com/ge/index.php?title=Helsana-Studie

    Schlimm, nicht wahr?

  47. #48 rolak
    19. Januar 2011

    Besonders, da in der Studie auch deutlich wurde, daß die Anwendung der H. insgesamt mehr kostet. Wenns im Mittel was bringen würde, weil vielleicht unheimlich viele bisher andauernd beim Arzt auflaufenden Befindlichkeitsstörungen günstiger behoben/besänftigt werden könnten, könnten die Schamanen von mir aus allesamt mitmachen — aber so ist es halt nicht.

  48. #49 Vroni Gräbel
    19. Januar 2011

    Meine Tochter (Naturwissenschaftlerin) hat kürzlich promoviert. Sie soll besser nicht das Dr. an das Türschild tun, damit sie nicht von Nachbarn wegen Hühneraugen konsultiert wird. ^^ Noch schlimmer ist, wenn man sich auf als weiblicher Designer (ich) outet. Habe daher auf meiner Website https://www.the-missinglink.de/ bereits die recht werbe- und geldwütigen Eso-Scharlatane verbal ausgesperrt. Homöopathie ist zwar ebenfalls Hokuspokus. Aber ich halte dem zugute, dass die recht mächtige Placebo-Wirkung des Heilers und seine Nicht-Drehtürmedizin dem Patienten einfach nur gut tut.

  49. #50 noch'n Flo
    20. Januar 2011

    @ Vroni:

    Hab mal kurz auf Deine Seite geschaut – besonders gut gefällt mir:

    Wir arbeiten nicht für:

    Finanzberater (sorry), Immobilienmakler, esoterische Geschäftsmodelle, Positionierungsverweigerer.

    (und zwar nicht nur wegen der Esos). Mutig!

    Aber dass eine Firma mit dem Namen “The Missing Link” Schwurbler anziehen würde, war Euch doch wohl hoffentlich von Anfang an klar, oder?!? Ich finde den Wortwitz in dieser Namenswahl ja recht witzig, aber für Kreationisten dürfte er in Einzelfällen wohl schon als Provokation ‘rüberkommen.

  50. #51 Vroni Gräbel
    20. Januar 2011

    Das war mir bisher noch nicht klar, dass so ein Name Schwurbler anzieht.
    Dachte bislang, dass ein Missing Link in der Archäologie/Biologie einfach ein noch nicht gefundenes, aber wichtiges Bindeglied darstellt. Ein handfester Begriff also ohne Schwulitäten.
    (Grübel)

    Die Kreationisten, sind das nicht die Leute, die Darwin nicht einmal im homöopathischen Bereich gelten lassen. Sondern glauben, dass Adam und Eva Eier im sittlichen Abstand von 2m (wie der Tenno, japanisches Kaiserpaar diese Vorschrift angeblich einhalten muss) legten und die Menschheit dabei rauskam. :-) (Oder so ähnlich.)

  51. #52 Sim
    21. Januar 2011

    @ Vroni

    Ja es kommt eben drauf an mit welchen Vorstellungen ein Begriff behaftet ist. Was einfach nur die Bezeichnung noch nicht entdeckten fossilen transitionalen Formen gewesen ist, wurde schon zu Anfang fälschlicherweise als Gegenargument der Evolutionstheorie gesehen.

    Zitat Wiki:

    Selbst heute noch werden sie manchmal fälschlicherweise so dargestellt. Wissenschaftlich gesehen haben sie sich jedoch zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Durch weit über 1000 ehemalige „Missing Links“, die bis heute gefunden wurden, hat sich die Evolutionstheorie auf überzeugende Weise bewährt.

    Das Wort hat eben eine recht negative Konotation. Denn es suggeriert, dass da irgendwas ganz arg vermisst wird. Und der Evolutionstheorie (eigentlich Deszendenztheorie) damit irgendwelche Probleme bereitet würden. Tatsächlich ist aber jedes Fossil ein Missing Link wenn man so will und die Wahrscheinlichkeit, dass ein Lebewesen fossiliert ist extrem gering. Es ist überhaupt nicht zu erwarten, dass wir irgendwann einen vollständigen Fossilbericht ausbuddeln werden. Daraus folgt, es wird immer genug Lücken geben um Anhand dieser an der Evolutionstheorie rumzumäkeln. Das ist aber Schwachsinn, weil das Fehlen von Beweisen nicht der Beweis für das fehlen dieser ist. Viel wichtiger ist, dass die gefunden Fossilien sich eben konsistent und wunderschön in den evolutionären Stammbaum einreihen.

    Und ja, Kreationisten sind genau die, die sich über die Komplexität des Lebens wundern und dann zur Lösung des Problems einen noch komplexeren Agenten als Ursache für das Leben ansehen.

  52. #53 Claudia
    21. Januar 2011

    Ich mag den Hirschausen ansich aber dem Artikel da kommts mir hoch. Sorry wenn ich jetzt emotional werde aber ich kann da nicht anders. :-)
    Mein Vater z.b ist Arzt in einem Krankenhaus und hat eine Praxis für Hom. daheim.Er ist einer der bodenständigsten Menschen die ich kenne und hat sicher nix mit Hokuspokus und Firlefanz am Hut. Und zum Thema Placeboeffekt.Ich kann ganz klar sagen ,die Hömopathie hat die Pneumonie meines Kaninchens geheilt ebenso die den Ikterus unserer Katze etc…. Nicht zu vergessen die Babys und Kinder die Patienten in unserer Odination sind – und die restlichen Patienten die uns immer noch die Türe einrennen. :-) Ich gebe zu das ich auch nich verstehe warum es wirkt ( vllt. werden wir es irgendwann verstehen. ) aber es wirkt und ich bin selbst das Beste Beispiel. ( Und überhaupt : wer heilt hat recht.Anstatt sich ständig mit der warum Frage zu Beschäftigen solltet ihr froh sein ,dass es wirksame Alternativen zu chemischen Keule gibt. Hinterfragt lieber mal das was euch die sog. “Götter in weiss “alles für Müll verschreiben den kein Mensch braucht.Im Gegenteil das euch noch kranker macht. Über sowas gehört mal ein Blogbeitrag verfasst!!! Da fragt keiner nach , weil alle vor Ehrfurcht fasst den Linoleumboden küssen auf dem der Arzt herumstolziert. Im übrigen wird alles Neue erst mal verteufelt, das ist ganz normal! Die Schulmedizin sollte mal von ihrem hohen Ross runtersteigen und anfangen vor ihrer eigene Haustüre zu kehren. Am besten auch mal Licht machen im Keller und die ganzen Leichen rausholen die da vergraben liegen. Guten Tag.

  53. #54 noch'n Flo
    22. Januar 2011

    @ Claudia:

    Ich bin selber Arzt (Schulmediziner) und habe sehr viele Patienten gesehen, wo Homöopathie nicht geholfen hat. Und sogar manche, die durch diese Pseudotherapie kränkenr geworden sind, als notwendig.

    So. Und nun? Was hat mir das “Arzttöchterchin” noch so anzubieten?!?

  54. #55 Sim
    22. Januar 2011

    @ Claudia

    Obvious Troll is obvious

  55. #56 BreitSide
    22. Januar 2011

    xxx

  56. #57 michael
    22. Januar 2011

    > So. Und nun? Was hat mir das “Arzttöchterchin” noch so anzubieten?!

    Einen Platz im Garten, für die Leichen, die Du im Keller hast? ?

  57. #58 BreitSide
    22. Januar 2011

    michael, was soll das jetzt?

  58. #59 noch'n Flo
    23. Januar 2011

    @ michael:

    Einen Platz im Garten, für die Leichen, die Du im Keller hast?

    Schade aber auch, dass ich gar keine habe…

  59. #60 michael
    24. Januar 2011

    @noch’n Flo

    Nun, dem kann man ja abhelfen, oder? Wie fragte noch der Mann, der auf einer Party einen Doktor kennenlernte und nicht wußte, ob es sich um einen Jurist oder Arzt handelte:
    Machen Sie kurzen oder langen Prozess?

  60. #61 ein anderer Flo - aber prinzipiell der einzig wahre
    24. Januar 2011

    @ michael:

    Also, wenn es um Krankheitsprozesse geht: die versuche ich stets zu verkürzen. Es sei denn, es handelt sich um Sterbeprozesse. Sofern bei Letzterem der Nutzen für den Patienten gegeben ist (in Form von weiterhin erhaltener Lebensqualität).

    Bei Genesungsprozessen gilt dasselbe wie bei Krankheitsprozessen (an sich).

    Schadenseratzprozesse hingegen würde ich versuchen, auszusitzen (wie weiland H.Kohl).

  61. #62 noch'n Flo
    24. Januar 2011

    Ups, da hat wohl mein (“böser”) SB-Zwilling für mich geantwortet…

  62. #63 michael
    25. Januar 2011

    Und zum Abschluss noch diese schöne Anekdote:

    Als sich der berühmte Arzt Ferdinand Sauerbruch bei Liebermann beschwerte, weil er so lange für ein Porträt stillsitzen musste, bekam er von ihm zu hören: „Wenn Sie´n Fehler machen, dann deckt ihn anderntags der jriene (grüne) Rasen. Aber´n Fehler von mir sieht man über hundert Jahre an de Wand häng´n.“

    und weil mir dies gerade unterkam:

    „Immer wenn ich Wagner höre, überkommt mich der Drang in Polen einzumarschieren“.

    Soll von Woody Allen stammen.

  63. #64 Gluecypher
    11. Februar 2011

    Apropos Eigenurintherapie……….

    Wenn das soooooooooo toll ist, wieso hat nicht schon längst jemand die Eigen-Kot-Therapie erfunden?

  64. #65 michael
    11. Februar 2011

    > wieso hat nicht schon längst jemand die Eigen-Kot-Therapie erfunden?

    Weil das vielleicht nicht sooooooooooooooooooooooooooooooo toll ist ?

  65. #66 Gluecypher
    16. Februar 2011

    Wieso? Pippi-trinken = suuuubbbiiiii, Kacka-essen = genauso sinnvoll, ergo genauso suuuuubbbiiiiii. Beides Abfallprodukte, die der Körper loswerden muss. Wieso is’ Pippi besser als Kacka?

  66. #67 BreitSide
    16. Februar 2011

    Sachlich gesehen ist Urin fast keimfrei, Kot dagegen voll von Keimen.

    Ob das der Ausschlag ist? Gewiss ist Kot ekliger als Urin.

    Was auch immer der tatsächliche Ausschlag gewesen sein sollte, Trinken von Urin ist wohl für Verdurstende immer noch ein kleiner Strohhalm gewesen, Kot wohl nie.

  67. #68 michael
    20. Februar 2011

    @Glucypher

    Laut Wikipedia:

    In der Medizin wurden Urin und aus Urin gewonnene Substanzen vielfältig eingesetzt. So wurde in Kriegs- und Katastrophenfällen Urin als wirkungsvolles Wunddesinfektionsmittel verwendet.

    Probier das mal mit Kot und teil uns das Ergebnis mit. (Wenn man sich selber auf die Wunde pinkelt, ist das ja Eigenurinbehandlung!)

  68. #69 Gluecypher
    26. Februar 2011

    Man beachte das “wurde”. Man beachte das Präteritum. Früher wurden auch Aderlässe als Sinnvoll angesehen.

  69. #70 michael
    27. Februar 2011

    > Man beachte das “wurde”. Man beachte das Präteritum.

    So what ? Such mal ein bisschen, und Du findest, dass diese Methode auch heute noch (als Fallback) benutzt wird.

    Und weil wir Anekdoten mögen:

    https://www.outdoorseiten.net/forum/showthread.php?30241-Wundesinfektion-unterwegs&s=6f2d1abfb9338d353d16e2c7d1ed874e&p=446241&viewfull=1#post446241

  70. #71 Gluecypher
    27. Februar 2011

    dass diese Methode auch heute noch (als Fallback) benutzt wird.

    Stimmt, man könnte auch Weidenrindensud bei Schmerzen benutzen (wenn man denn Weiden zur Hand hat), wenn man am Ar..m der Welt sitzt und kein Aspirin zur Hand hat. Und man könnte abgestandenen Urin zur Therapie von Fußpilz verwenden, man könnte aber auch ein Fungizid benutzen, das schneller, besser und sicherer wirkt. Aber was hat das mit der generellen Sinnhaftigkeit von Pippi-trinken zu tun? Außer dass Eigenurintherapie so gaaaaaaanzheitlich und saaaaaaanft und natüüüüüürlich ist.

  71. #72 michael
    28. Februar 2011

    > Aber was hat das mit der generellen Sinnhaftigkeit von Pippi-trinken zu tun?

    Nichts (doppel grins), schliesslich ging es ja nur darum, ob Urineigenbehandlung und Koteigenbehandlung gleich schlecht sind.

    Und die Antwort ist Wohl eher nicht , da Du ja bisher nicht in der Lage warst, irgendetwas vergleichbares für die Koteigentherapie anzubringen.

  72. #73 Holger Wohlleben
    10. Mai 2011

    Apropos Homöopathie:

    Meine homöopathieaffine Nachbarin hatte neulich eine skurrile aber ernst gemeinte Empfehlung für unser Wühlmausproblem im Garten: Um die lästigen Nager loszuwerden, nehme man ein Glas Wasser und lasse darin eine Mücke “qualvoll” (Zitat) ertrinken. Dann verdünne man dieses Wasser im Verhältnis 1:10 und wiederhole den Vorgang 10mal. Diese nun “hochpotente” Lösung (das Glas Wasser) stelle man in einen der Wühlmausgänge – und das Problem ist gelöst!

    Das Wasser hat nämlich die Information der sterbenden Mücke aufgenommen und diese Information wurde durch das Verdünnen natürlich extrem verstärkt. So extrem, dass die Wühlmäuse ob der “Bad Vibrations” in ihrem Zuhause die Flucht ergreifen!

    Ich frage mich nun, ob sich das Al-Quaida Problem nicht auch homöopathisch lösen ließe: Eine U.S. Spezialeinheit könnte doch ein Glas hochverdünntes Meereswasser (mit der Information des seebestatteten Bin Laden) in einen der Tunnelgänge von Tora Bora platzieren! Einen Versuch wäre es doch wert!

  73. #74 klauszwingenberger
    10. Mai 2011

    @ Holger Wohlleben:

    Die Dame hatte keine Ahnung von Homöopathie. Nach dem Ähnlichkeitsprinzip schützt die Methode die Wühlmäuse vor dem Ertrinken.

  74. #75 RoAdmin
    30. Juli 2012

    Ok – hab auch lachen müssen.
    Der Schwimmbad-vergleich gefällt mir.
    Werbelinks werden hier gelöscht, schleich Dich