Nachgefragt bei überregionalen Wissenschaftsressorts
„Das ist nicht meine Baustelle, aber es gibt zumindest eine interne Diskussion, ob man Dinge stärker verschlüsseln sollte etc.“
„(…) wenn jemand das zum Anlass nimmt, urplötzlich zu der Erkenntnis zu kommen, dass E-Mail kein sicheres Kommunikationsverfahren ist, geschweige denn soziale Netze, dann ist er ernsthaft zu naiv für diesen Job.Im redaktionellen Alltag gibt es letztlich nur eine Kontaktform, aus der tatsächliche Risiken erwachsen, der Kontakt mit Informanten, die ihrerseits ins Risiko gehen. Auch solche nutzen erstaunlich leichtfertig offene Kanäle zum Erstkontakt, was erstaunlich ist. Dann mag das Kind schon im Brunnen sein, und man muss es rasch durch einen Kanalwechsel wieder herausziehen. (…) Ansonsten sehe ich im Wissenschaftsjournalismus wenig Notwendigkeit für konspirative Methoden.“
„Natürlich ändern wir nichts. Der Aufwand, um ernsthaft sicher zu gehen, wäre für ein normales Unternehmen gar nicht zu stemmen. (…) Wer hätte ein Interesse daran, Wissenschaftsjournalisten auszuhorchen? Leute wie Woo Suk Hwang? Oder andere Fälscher? Klimaskeptiker? Lasst mal die Kirche beim Dorf.“
“Die anderen sehen es genauso, und offiziell gab es von unserem Haus oder unseren Systemadministratoren auch keinerlei aktualisierte Leitlinien im Umgang mit E-Mail oder Internet.”
Die Antworten decken sich mit dem, was Burkhard Schröder drüben auf Telepolis.de in Erfahrungen gebracht hat (“Verschlüsselung – nein danke!”). Er schreibt:
“Eine kurze Umfrage in deutschen Redaktionen, welche Konsequenzen man aus PRISM, Tempora und anderen Spähprogrammen zu ziehen gedenke und ob man jetzt auch verschlüsselte E-Mails schreiben könne, ergibt einen befremdlichen Befund: Die wenigen Antworten, die man überhaupt bekommt, strotzen vor Unkenntnis oder – gelinde gesagt – vor Ignoranz. Die Zahl deutscher Redaktionen, die etwas ändern wollen, kann man an einer Hand abzählen. Alle anderen machen so weiter wie bisher.”
Er findet das alles weit bedenklicher – oder einfach nur übertrieben vorsichtig? Einerseits denke ich mir: Stimmt schon, was ein Kollege meinte: Was sollte das Tagesgeschäft eines Wissenschaftsjournalisten die Geheimdienste interessieren? Andererseits: Wenn es dann wirklich mal konspirativI/investigativ werden sollte (wonach es bei mir wirklich nicht aussieht), wäre es schon besser, mit solchen Techniken vertraut zu sein, oder? Oder sind Wissenschaftsjournalisten einfach eine Spezies, die sich in dem Zusammenhang einfach keine Gedanken machen müssen, anders als etwa politische Journalisten? (denke ich eigentlich nicht)
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