Wenn das jetzt ein Video von Greenpeace wäre, okay, dann wüsste ich damit umzugehen, aber dass die tagesschau so ein Ding produziert, ist schon erstaunlich (eigentlich ein schönes Format, ein Facebookvideo).

Schon die Gegenüberstellung der Aussagen zum Krebsrisiko, die sich angeblich widersprechen, zeugt davon, dass die Macher irgendwie einen Teil der Diskussion verschlafen haben.

Dass Spuren von Glyphosat in Bier, Milch und Urin nachzuweisen sind, sollte inzwischen auch niemanden mehr erschrecken.

Ärgerlich finde ich, dass das alles unter dem Label “tagesschau” läuft, was dem ganzen nochmal einen besonderen Vertrauensbonus mitgibt. Eigentlich sollte es Journalismus sein, sieht aber mehr nach Lobbyarbeit aus – oder wie der Beleg dafür, wie Lobbyarbeit bei einigen tagesschau-Journalisten gewirkt hat.

Anlass ist übrigens: “Die EU-Kommission hat die Zulassung von Glyphosat um weitere 18 Monate verlängert. Der Unkrautvernichter ist hoch umstritten.”

Nachtrag 1.7.16: Beim ScienceMediaCenter finden sich Einschätzungen von Wissenschaftlern zur 18-monatigen Verlängerung. Kathrin Zinkant kommentiert die Entscheidung in der SZ, sie bedauert die Entscheidung, aber nicht aus wissenschaftlichen Gründen:

“Die zentrale Frage lautet daher nicht, ob Glyphosat ein Krebsrisiko darstellt und ob man weitere 18 Monate wartet, um darüber abermals zu diskutieren. Sondern ob man Pestizide grundsätzlich reduzieren und eine nachhaltige Landwirtschaft erschaffen kann, die ihre Ziele mit weniger Schäden erreicht. Und ob die Öffentlichkeit dann auch bereit ist, den Preis dafür zu zahlen. Antworten auf diese Fragen wird es nun weiterhin nicht geben. Stattdessen bekommen EU-Kritiker einen guten Anlass, Brüssel einmal mehr infrage zu stellen.”

Im Text wird auch nochmal erklärt, warum sich die beiden “WHO”-Entscheidungen nicht widersprechen.

Dazu gab es auch zuvor schon mal einen lesenswerten Artikel von Lars Fischer. Ebenfalls zum Thema lesenswert ist dieser Text von Lars bei Übermedien.

—————————————————————–

Verwandte Artikel:

Kommentare (25)

  1. #2 Hobbes
    29. Juni 2016

    Bei der Tagesschau befinden sich leider einige Leute die sich selber als Aktiisten sehen. Wäre das durch die AFD leider nicht so ein ernstes Thema könnte man darüber ja spotten aber so etwas ist natürlich Wasser auf die Mühlen der “Lügenpresse” schreier.
    Mir persönlich stößt der Döschner da immer wieder negativ auf.
    Er fordert auch gerne mal die Abschaffung der deutschen Aluindustrie, nimmt es bei der Kernenergie nicht so genau mit der Wahrheit, fand Homöopathen ohne Grenzen toll, verteidigt die militanten Tagebaubesetzer, fand nichts schlecht an der Seralini-Studie das sind so die Themen die mir gerade einfallen.

    Aktuell hat er sich auf das BGR eingeschossen weil dieses Drittmittel von Firmen angenommen hat. Sicherlich ist es möglich, dass es hier etwas zu kritisieren gibt aber es liest sich doch eher harmlos und nicht wie etwas für die Hauptseite. Es klingt aber als wären alle Politiker böse und korrupt. Der Artikel könnte auch eins zu eins von einem AFDler stammen mit anderen Vorzeichen.

  2. #3 rolak
    29. Juni 2016

    Dummheit ist halt gratis sowie infektiös – und Vernunft harte Arbeit.

  3. #4 Lercherl
    29. Juni 2016

    @Hobbes:

    “Er fordert auch gerne mal die Abschaffung der deutschen Aluindustrie.”

    Und woher will er dann seine Aluhüte beziehen?

  4. #5 Mr Bee
    29. Juni 2016

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Presse sehr wenig recherchiert (es gibt Ausnahmen aber leider sehr wenige), es ist viel einfacher und kostensparender fertige Artikel zu übernehmen.

    Dies kann ich an den Themen feststellen, wo ich mich sehr gut auskenne.
    Andere Themen, wo ich mich nicht gut auskenne, kann ich nicht beurteilen, aber es würde mich wundern, wenn es dort anders wäre.
    Andere Spezialisten haben mir dies immer wieder bestätigt, schön dass du es auch bestätigen kannst.

    • #6 Marcus Anhäuser
      29. Juni 2016

      Also die Sichtweise ist mir arg zu pauschal (bin selbst Journalist), und ich kenne eine Menge Kollegen, die tolle Artikel recherchieren. Es kommt ein bisschen auf das Medium an. Zum Beispiel gibts in der SZ oder der auch der ZEIT und anderen Medien regelmäßig gut recherchierte Artikel. Aber das Phänomen, dass Menschen, die sich in einem Thema besonders gut auskennen eigentlich meistens das Gefühl haben, dass “ihr” Thema nicht ausreichend detailliert berichtet wird, ist bekannt. Sie vergessen dabei, dass die Texte für ein breites Publikum geschrieben sind, was automatisch zu Abstrichen führen muss. Es soll nämlich auch noch verständlich bleiben und menschen für ein Thema interessieren, von denen sie oft gar nicht wussten, dass es interessant ist. Ich weiß ja nicht, welche Medien Du so konsumierst, vielleicht solltest Du mal andere versuchen.

  5. #7 Laie
    30. Juni 2016

    Man sagt Liebe geht durch den Magen, doch bei einigen ist es das geliebte Glyphosat! :)

    (Damit bleiben einem auch immer schön die Blattläuse vom Leibe)

  6. #8 wereatheist
    30. Juni 2016

    @Laie: Glyphosat hilft nicht gegen Blattläuse. Aber gegen Blätter (wenn Du ne Pflanze wärst, bzw. gewesen wärst, nach Kontakt mit Glyphosat).

  7. #9 Laie
    30. Juni 2016

    Ich weiss eh, man nimmt es her um die Pflanzen vor der Ernte durch das Gift mit einer schönen Überdosis zu entlauben (die Blätter sterben ab), damit der Erntevorgang viel leichter ausfällt. (Das mit den Blattläusen war nur son Witz)

    Ich bin ja froh, dass es nun nicht mehr so giftig fürn Menschen ist, wie sonst immer alle dachten. Schaut irgendwie wieder positiv aus. (Wär nur blöd, wenn man so in einigen Jahren das Gegenteil entdeckt, aber irren ist ja menschlich habe ich wo gelesen.)

  8. #10 Lars Fischer
    30. Juni 2016

    Das ist nicht das erste mal, dass öffentlich-rechtliche Anstalten mit sowas negativ auffallen. Die scheinen allgemein ein Biotop für Leute zu sein, die Journalismus als Kampf für die gute Sache verstehen.

  9. #11 Wizzy
    30. Juni 2016

    @Lars Fischer
    Das wäre in Ordnung, wenn die “gute Sache” eine neutrale, objektive und gut recherchierte Berichterstattung wäre. Dann würde bezüglich Glyphosat hoffentlich u.a. Folgendes genannt: “Der Einsatz glyphosatresistenter Pflanzen hat generell den Einsatz von Glyphosat erhöht und den Einsatz anderer Herbizide gesenkt. Glyphosat ist im Durchschnitt umweltfreundlicher als die Herbizide, die es ersetzt. Glyphosat bindet schneller an den Boden, was das Auswaschungsrisiko verringert. Glyphosat wird durch Bodenbakterien biologisch abgebaut, und seine Giftigkeit für Säugetiere, Vögel und Fische ist gering. Im Gegensatz zu anderen Herbiziden ist Glyphosat nur eine relativ kurze Zeit im Boden nachweisbar.[8][114]” – Ausschnitt des sehr lesenswerten, reichhaltig bequellten deutschen Wikipedia-Artikels zu Glyphosat

    @Laie
    Glyphosat wird hauptsächlich als Unkrautvernichter eingesetzt. “In Deutschland ist die Vorerntebehandlung seit 2014 nur für besonders schwierige Erntesituationen erlaubt, aber nicht mehr für die Steuerung des Erntetermins.[32]” – gleiche Sekundärquelle

    • #12 Marcus Anhäuser
      30. Juni 2016

      Die Kunst besteht jetzt darin, deine Aussagen ins Format zu bekommen. Das finde ich ja durchaus reizvoll, dass die tagesschau-Redaktion mit solchen Formaten arbeitet. Handwerklich ist das gelungen – nur eben journalistisch problematisch.

  10. #13 Caro
    www.network-marketing-info.com
    30. Juni 2016

    Wenn Glyphosat so schnell abgebaut wird, warum wird es dann im Urin, Muttermilch etc nachgewiesen? Dann wäre das ganze ja gar kein Problem.

  11. #14 Hobbes
    30. Juni 2016

    @Caro:
    Zum einen weil sich sachen in Halbwertszeiten abbauen. Zum anderen weil man es andauernd aufnimmt und das die Nachweißmethoden so unglaublich gut sind. Sämtliches Glyphosat das beim Oktoberfest durch Bier getrunken wird passt in einen Salzstreuer. Da trinken sie mehr Hundekot. Das Problem an der medialen Hysterie ist auch weniger das Glyphosat so toll ist sondern das sich die (manche) Medien zu leicht in Kampangen einspannen lassen.
    Es werden Argumente nicht hinterfragt und “Wissenschaft” scheint da auch nur eine Meinung zu sein.
    Die Argumente in in den Medien rum gehen sind alle samt falsch/aufgebauscht. Was nicht heißt das es super ist. Es gibt gute Contraargumente nur sind das eben nicht die die benutzt werden.

  12. #15 z45
    1. Juli 2016

    Die Argumente in in den Medien rum gehen sind alle samt falsch/aufgebauscht. … Es gibt gute Contraargumente nur sind das eben nicht die die benutzt werden.

    Bitte mal ein paar gute Argumente mit Beleg, aber nicht aus den Medien, die sind ja “alle samt falsch/aufgebauscht”.

  13. #16 Hobbes
    2. Juli 2016

    @z45: Da wäre Probleme für Insekten, wirtschaftliche Abhängigkeiten und Resistenzbildung. Des weiteren die Tatsache das je sicherer etwas ist desto schlampiger wird damit umgegangen. Meiner Meinung nach nichts was ein Verbot rechtfertigen würde, aber eben existierende Probleme.
    Die Giftigkeit für den Menschen und was die Gegner da jedoch alles auffahren ist teilweise so Absurd das es an die Horrorszenarien erinnert die Rechte über Migration verbreiten.

  14. #17 demolog
    11. Juli 2016

    Wer verbietet denn endlich dem rolak solche Hasskommentare?

  15. #18 wereatheist
    11. Juli 2016

    Welcher Hasskommentar?

    • #19 demolog
      11. Juli 2016

      Es wird jemand als Dumm und faul erklärt. Und das alles ohne weitere Erklärung. (womöglich wird der Kommentar als Ergänzung zum Beitrag verstanden).

      Die Intention dieser Aussage ist auf Verachtung eingestellt. Das ist im Ansatz ein typischer Hasskommentar.

      Findest du nicht?

  16. #20 wereatheist
    11. Juli 2016

    BTW: Garantiert karzinogen: Sauerstoff :P

  17. #21 wereatheist
    12. Juli 2016

    Das war allgemein.
    Dummheit ist einfach und der Ausgang aus Dummheit a.k.a Bildung ist Arbeit.

    • #22 demolog
      12. Juli 2016

      Ja, schon klar, allgemein gemeint. Damit wurden gleich millionen der Dummheit bezichtigt.

      Für mich eindeutig Hasskommentar, der gelöscht gehört, wenn man das mit den Hasskommentaren und Nettikette ernst nimmt.

  18. #23 Basilios
    Onimonogatari
    12. Juli 2016

    Nee, demolog. Das von rolak war kein Hasskommentar.
    Da musst Du leider einen anderen Begriff dafür finden.

    • #24 demolog
      12. Juli 2016

      So kann sich die Auslegung unterscheiden… erstaunlich, nicht wahr?

  19. #25 rolak
    13. Juli 2016

    war kein

    Selbstverständlich nicht, Basilios, doch vielleicht versucht demolog, endlich den schillernden Friedrich als größten Hasskommentator aller Zeiten hinzustellen – ohne zu merken, daß er Gefahr läuft, sich als Beispiel#1 für derlei Zitate zu offenbaren.