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Wer noch ein bisschen Futter braucht für die These, der Wissenschafts- und Medizinjournalismus dieser Tage gerate qualitativ mehr und mehr in die Krise (obwohl er so viel Raum hat wie nie), der findet Bestätigung in einem Artikel des Wissenschaftsjournalisten Michael Gross im Fachmagazin Ethics in Science and Environmental Politics.

(schon im Oktober 08 online veröffentlicht, ich und andere wurden durch einen Hinweis der Chefredakteurin erst jetzt darauf aufmerksam).

Nach 15 Jahren im Geschäft hat er (hier sein Blog und seine Homepage) den Eindruck, die Branche liefere zunehmend “Fast food” statt Gehaltvolles.

(…) my impression is that science reporting, both in the newspaper and in the magazine market, is gradually losing depth and relevance due to the general acceleration of the process and the competition to present headline-grabbing material before everybody else. Science reporting is being turned into fast food.

Oder auch so:

“I have observed that the competition for readers’ attention and the general acceleration of communications has restricted the range of scientific subjects that can be reported. Only topics that can be presented in a tempting light and easily digested tend to survive, replacing food for thought with a more superficial mental diet.”

Als er 1993 mit einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung anfing, erschien deren Wissenschaftsteil noch einmal in der Woche. Er schaffte den Einstieg ins Geschäft mit einem Beitrag über die Kristallstruktur der Nitrogenase, dem Enzym, mit dem es Knöllchenbakterien schaffen, den Stickstoff der Luft in Ammoniak umzuwandeln.

Ob ihm das heute wohl nochmal so gelänge, da hat er seine Zweifel:

“Today, I cannot think of any non-specialist publication that would let me get away with 750 words about such a demanding topic.”

Inzwischen hat die Süddeutsche oder etwa der Guardian, für den Gross ebenfalls schrieb, tägliche Wissenschaftsseiten, aber dem kann er (im Fall des Guardian) nichts abgewinnen:

“While the paper tried to sell the move as a promotion for science, out of the ghetto and into the real world, I got the impression that less of it made the cut, as much of the daily ‘science’ page is dominated by material that is newsy all right, but not very relevant by scientific criteria.”

Gross wechselte mit dem Verschwinden der wöchentlichen zur täglichen Seite zu den Monatsmagazinen, die mehr Raum und Tiefe böten. Doch auch da begegnet er dem “schneller, früher, erster” des Nachrichtengeschäfts, etwa im Newsbereich von Chemistry World, der online erscheint.

“Chemistry World now publishes news online as fast as possible. With stories based on papers in the leading scientific journals such as Nature and Science, which typically come with an embargoed advanced press release, the Chemistry World news team aim at putting their story online the very minute the embargo is lifted.”

Folge:

“For us contributors, this means that we have 3 days to pitch a topic to the editors, talk to the scientists involved and to at least one independent expert, and to write it up and submit it. At this rate it is inevitable that the reporting loses depth, and errors may creep in. If we spot flaws in the original research, we often don’t have time to go to the bottom of the issue. It is also becoming more difficult to generate a steady and reliable income from this type of work.”

Seine Hoffnung/Forderung ist logischerweise:

“Rather than shrinking science reporting into ever faster and shorter snippets, we should look at ways in which we can invest more time and space into explaining to the general public the more demanding, but also more rewarding, insights that science is obtaining now.”

Mhm, ist das alles so? Ich arbeite nicht ganz so lange in der Branche (seit etwa zehn Jahren). Ist der Wissenschaftsjournalismus schlechter geworden? Ich habe auch hin- und wieder meine Zweifel, ob dieses “schneller, früher, erster” unbedingt auch im Wissenschaftsjournalismus nötig ist.

Hat der Wissenschaftsjournalismus vielleicht seine “Langsamkeit” aufgegeben, weil wir glaubten, echter Journalismus müsse so sein/sei eben so, und wenn wir und die Wissenschaft als Gleichberechtigte/Ebenbürtige/”genauso Wichtige” wahr genommen werden wollen, müssen wir eben auch täglich berichten wie die Politik, die Kultur, der Sport?

Hat sich die Zunft damit vielleicht einen Bärendienst erwiesen?

Gross’ Betrachtung ist eine persönliche Sichtweise. So plausibel die These klingt, die er vertritt: Hat das mal jemand irgendwie empirisch untersucht? Ist die Wissenschaftsberichterstattung der SZ schlechter geworden nach dem Wechsel zur täglichen Seite. Ist die tägliche Berichterstattung schlechter als etwa die wöchentliche in der FAS oder der “Zeit”? Gibt es mehr Fehler?

Und von wegen oberflächlicher: Könnte es nicht auch so sein, dass früher in einer Tiefe berichtet wurde, in die kein “normaler” Zeitungsleser mehr folgen konnte? Sind die Wissenschaftsseiten nicht eigentlich journalistischer geworden, lesbarer, schöner anzusehen als früher?(vergleichen wir zum Beispiel die FAS mit den FAZ-Wissenschaftsseiten).

Und Spiegel Online? Treiben die als führendes online-Medium die Beschleunigung noch an und die anderen vor sich her?

Oder ist Gross im Laufe der Jahre einfach kulturpessimistischer geworden und wehrt sich gegen Veränderungen, die auch bedeuten, das er seine Sicht/seine Arbeitsweise ändern müsste, mit einem “früher war’s einfach besser”?

Eine Menge Fragen … mal wieder.

Bildquelle: Wikimedia

Kommentare (22)

  1. #1 fatmike182
    13. April 2009

    Als Nichtjournalist kann ich nur Mutmaßungen aus der Forschungsseite anstellen: Im Lifescience-Bereich zumindest sieht es derzeit (im Kontrast zu vor 10, …. 20 jahren) so aus, dass die Fragestellungen extrem ins Detail gehen und für die Allgemeinheit nur dann interessant sind, wenn hunderte dieser Detailfragen kombiniert werden und dann auch nur, wenn eine neue Erkenntnis (und keine Bestätigung der allgemeinen Intuition) das Ergebni ist.
    Durch Epigenetik zB kann sich diese Wissenschaftsspate sicher wieder ins Licht rücken.

    Eine vage These wäre noch, dass es der Gesellschaft quasi zu gut geht zur heutigen Zeit, dass der Blick fürs Wesentliche fehlt — Forschung. Sogar in den Internetplattformen von Qualitätszeitungen wird nur zu häufig die Frage gestellt “und was bringt mir das jetzt”? (das ist _nicht_ die Schuld des Journalisten; oft wäre eine optimistische Träumerei hin zu möglichen Anwendungen nur dilettante Subjektivmeinung)

    Zum ersteren Grund muss noch gesagt werden, dass die Beantwortung/Verknüpfung von Detailfragen für Journalisten eine noch nie dagewesene Herausforderung darstellt — vllt der Grund, warum sich viele in das Schreiben von “Skandalbüchern” verkriechen (imho eine sehr feige aber dennoch notwendige Angelegenheit)

  2. #2 FabianFuchs
    13. April 2009

    Doch doch, da gab es auch schon eine Untersuchung: “Science for Everybody? How the Coverage of Research Issues in German Newspapers Has Increased Dramatically” ( https://www.wissenschaftsjournalismus.org/content/view/431/254/ und https://science.orf.at/science/news/154927 )

  3. #3 Alex
    14. April 2009

    Ich habe – zumindest was den Print-Bereich in Deutschland betrifft – eher den gegenteiligen Eindruck: Seit einigen Jahren versuchen die Tages- und Wochenzeitungen (die Magazine eh), sich dem Druck von “Science”, “Nature” etc. zu entziehen und selbst Themen zu setzen oder hintergründigere Geschichten zu machen – was in meinen Augen angesichts der Konkurrenz durch das Internet auch der einzig richtige Weg ist. Aber auch bei z.B. “Spiegel Online” sieht es so aus, dass früher aktuelle Geschichten und “Science”-Meldungen mehr Raum einnahmen und heute durch selbst recherchierte Geschichten Themen ersetzt werden.

    Was sich auch geändert hat: Früher wurden die Wissenschaftsteile in Zeitungen – überspitzt gesagt – von Wissenschaftlern gemacht, heute von Journalisten. Das gilt für die Ressortleiter, aber auch für die Autoren, bei denen es heute oft wichtiger ist, dass sie gut schreiben können als dass sie einen Doktortitel in ihrem Fachgebiet haben. Heute richten sich Zeitungen auch viel mehr an den wissenschaftlich interessierten Durchschnittsleser und nicht mehr nur an Wissenschaftler (man denke nur daran zurück, dass z.B. die “SZ” bis vor einigen Jahren unter größeren Artikeln noch Fußnoten mit bibliographischen Angaben zu den zitierten Studien hatte…)
    Man mag das Verflachung nennen oder fehlende Tiefe, für mich als Journalist ist es aber vor allem ein Dienst am Zeitungsleser.

    Und wenn jemand mehr als drei Tage braucht, um aus einer “Science”-Vorabmeldung eine Zeitungsgeschichte zu schreiben, wundert es mich nicht, wenn das Einkommen alles andere als verlässlich ist ;-) Im Ernst: Der Wissenschaftsjournalismus ist mit seinen Sperrfristen was Aktualität und Zeitdruck angeht noch immer eine Insel der Seeligen.

  4. #4 Marcus Anhäuser
    14. April 2009

    @Fabian
    ja, diese Untersuchung bestätigte aber vor allem, dass die Quantität der Berichterstattung zugenommen hat und in welchen Bereichen, oder?

    Darauf hatte ich ganz am Anfang hingewiesen mit der Klammer … (obwohl er so viel Raum hat wie nie)…

    Aber, Gross geht es ja um die Verflachung, also eigentlich um eine qualitative Veränderung.

    Ich habe den Link aber mal oben eingebaut, danke.

  5. #5 Marcus Anhäuser
    14. April 2009

    @fatmike182
    Gross hat den selben Eindruck in der Biologie (ich bin da nicht mehr drauf eingegangen).

    Auch das klingt auf den ersten Blick plausibel. Aber hätte man diese Aussage nicht auch schon vor zehn Jahren machen können, oder vor 30 Jahren. Oder gibt es nicht immer bestimmte Bereiche in Fachrichtungen, die sich in ganz besondere Tiefen vorgearbeitet haben. Und trotzdem wird es immer wieder Berichtenswertes geben.

    Eine Frage wäre vielleicht auch, ob das so viel ist, dass man damit den ganzen Raum, den Wissenschaftsberichterstattung inzwischen hat, füllen kann, oder ob es eher so ist, dass es gar nicht so viel echte Geschichte gibt, und deshalb viel mehr spekulatives berichtet wird (“es könnte sein”, “may be” usw.), also Geschichten werden so gedreht, dass es noch irgendwie geht.

  6. #6 steffi suhr
    14. April 2009

    Ich denke es ist an dieser Stelle wichtiug, die scheinbar absolut gegenlaeufigen Trends im deutsch- und englischsprachigen Raum anzuschauen: da ist ein ganz deutlicher Druck in die Richtung zu sehen, dass eben nicht Journalisten, sondern Wissenschaftler – oder zumindest wissenschaftlich ausgebildete Journalisten – wissenschaftliche Themen darstellen. Und natuerlich ist das auch die zugrundeliegende Triebkraft hinter vielen ‘science blogs’ (z.B. https://scienceblogs.com/clock/2009/03/defining_the_journalism_vs_blo.php – eine eher ausfuehrliche Zusammenfassung).

  7. #7 Alexander
    14. April 2009

    @Alex
    Leider sieht man in den letzten Jahren aber immer mehr, dass die Wissenschaftsartikel von Journalisten geschrieben werden, die keinerlei wissenschaftliche Vorbildung mitbringen. Das hat dann zur Folge, dass die gemeldeten Themen oft nicht verstanden sind, und schlicht Falsches berichtet wird.
    Leider viel zu oft kommt dann auch der journalistische Drang durch, beiden Seiten eines Themas gleich viel Gewicht zu geben – etwas, das in der Wissenschaft bis auf wenige Ausnahmen keinen Sinn macht (siehe Berichte über Evolution/Kreationismus).

    Was stört dich eigentlich an Literaturangaben in den Fußnoten? Der uninteressierte Leser braucht die nicht anzusehen. Jeder, der aber mehr ins Detail lesen will hat einen ersten Startpunkt für tiefergehende Lektüre. Und wir können damit erkennen, dass der Journalist nicht einfach nur Pressemeldungen abgeschrieben hat.

  8. #8 Marcus Anhäuser
    14. April 2009

    @Alexander
    “Leider sieht man in den letzten Jahren aber immer mehr, dass die Wissenschaftsartikel von Journalisten geschrieben werden, die keinerlei wissenschaftliche Vorbildung mitbringen.”
    Ist dein Eindruck, aber kannst Du das wirklich belegen? Ich weiß nicht, ob das mal jemand untersucht hat?

    Dagegen spricht, dass es heute mehr und größere Wissenschaftsredaktionen gibt und dort eigentlich nur akademisch-(natur)-wissenschaftlich vorgebildete Leute sitzen. Interessanterweise in der Redaktion mit festangestellten Redakteuren für die Naturwissenschaften Geisteswissenschaftler, während unter den Freien mehr Naturwissenschaftler arbeiten. Hat Markus Lehmkuhl in Berlin mal rausgefunden, wenn mich nicht alles täuscht.

    Dass mit den Literaturangaben bei der SZ kenne ich auch noch, da hat dann tatsächlich auch hin- und wieder jemand nachgefragt, wo man den Artikel bekommen kann.

    Das mit der Gleichgewichtung ist an anderer Stelle angesprochen worden und ein Punkt, den die Gemeinde gerade diskutiert:
    https://www.sciblog.at/stories/36155/

  9. #9 knorke
    14. April 2009

    Super Symbolfoto

  10. #10 Alexander
    14. April 2009

    @Marcus:
    Studien dazu kenne ich auch nicht, das ist also eher subjektiv aus meinem Fachgebiet. Dort sehe ich aber immer wieder Fehler in der Berichterstattung. Zwei Beispiele: Fast jedes Mal, wenn in den letzten Monaten über Epigenetik berichtet wurde, kam ein Vergleich mit Lamarck. Schon klar, Darwinjahr und so. Aber Lamarckismus und Epigenetik haben außer einer sehr oberflächlichen Ähnlichkeit nunmal nichts miteinander zu tun!
    Noch ein Punkt: Aus Unverständnis, aus welchen Elementen unsere Genome und Gene aufgebaut sind, wird bei jedem Forschungsergebnis, das von der Story “Gen X macht Y” abweicht, der Strohmann der junk DNA heraufbeschworen. Das geht schon bei jahrzehntelang bekannten Dingen wie Promotoren oder Retrotransposons los.

    Dass die Wissenschaftsredaktionen hierzulande wachsen und dort auch zunehmend Leute mit naturwissenschaftlicher Bildung sitzen freut mich. Ich kriege über die Blogs eher das Bild aus den USA mit, und dort werden nunmal bestenfalls die Wissenschaftsseiten als Sparten von anderen Ressorts mitbetreut, schlechtestenfalls gleich ganz dicht gemacht.

    Das alles soll übrigens nicht heißen, dass ich ganz allgemein etwas gegen Wissenschaftsjournalismus habe. Dass Wissenschaftler nicht den Job von Journalisten übernehmen können, sehe ich schon ein. Vielleicht ist mein Eindruck auch vom Fach ein wenig verzerrt. Mir kommt es nämlich sowieso so vor (wieder keine Daten, nur subjektiver Eindruck), dass im Vergleich mit deren Anteil an Veröffentlichungen die Themen Molekularbiologie, Zellbiologie, etc. in den Medien zu kurz kommen. Liegt das daran, dass das für Journalisten schwer zu erklären ist, weil man erst jede Menge Begriffe einführen muss? Sollten dann aber nicht die wenigen Artikel darüber, die es in die Zeitung schaffen, qualtitativ hochwertig sein?

  11. #11 Marc B.
    15. April 2009

    Könnte es sein, daß Herr Michael Gross einfach nicht gut genug schreibt?

    Nur wenige vermögen es nun mal, Wissenschaftsergebnisse klar und spannend und korrekt in interessanten Geschichten zu erzählen. Diese Haupt-Kompetenz eines guten Journalisten wird ja leider kaum beachtet, vor allem Wissenschaftler ignorieren sie. Sie haben keine Ahnung, wie schwierig es ist, einen guten Artikel zu schreiben. Auch viele Wissenschaftsjournalisten glauben nur, dass sie gut schreiben könnten.

    Gleichwohl: In den letzten Jahren ist das journalistische Niveau im Wissenschaftsjournalismus gestiegen. Herr Gross kann wohl einfach nicht richtig mithalten und ist frustriert. Oder?

  12. #12 Marcus Anhäuser
    15. April 2009

    @Marc B.
    nö, das glaube ich nicht, der hat gut zu tun, das hat man nicht, wenn man nicht schreiben kann.
    https://www.geocities.com/michaelgrr/journal.html

    Aber vielleicht hat es damit zu tun, dass Ihn einfach Dinge interessieren, die eine breitere Öffentlichkeit an Wissenschaft nicht interessieren. Es ist eben die Frage, ob ein normaler SZ-Leser etwas über die Kristallstruktur eines Proteins wissen muss/will.

    Die einen legen das als Verflachung aus, die anderen als Dienst am Leser.

    Gross schreibt ja vor allem für Fachmagazine wie Current Biology oder Chemistry World, da geht´s schon ziemlich in die wissenschaftlichen Details und das Publikum sind wohl vor allem Wissenschaftler.

    Ich habe auch immer mal wieder Themen, die ich spannend finde, die aber wahrscheinlich keine Sau interessieren. Da muss man sich dann das entsprechende Medium suchen.

  13. #13 Marcus Anhäuser
    15. April 2009

    … irgendwie ist es ein bisschen blöd über jemanden zu sprechen, der nicht anwesend ist. Hallo Herr Gross, melden Sie sich doch mal …

  14. #14 Alexander
    15. April 2009

    @Marc B.

    Nur wenige vermögen es nun mal, Wissenschaftsergebnisse klar und spannend und korrekt in interessanten Geschichten zu erzählen. Diese Haupt-Kompetenz eines guten Journalisten wird ja leider kaum beachtet, vor allem Wissenschaftler ignorieren sie. Sie haben keine Ahnung, wie schwierig es ist, einen guten Artikel zu schreiben.

    Doch, ich kann mir schon gut vorstellen wie schwierig es ist, gute Artikel zu schreiben. Nur sollte man (gerade?) bei Wissenschaft das nicht auf Kosten korrekter Information machen.
    Ein aktueller Wissenschaftsjournalist, der gleichzeitig sehr spannend und anschaulich berichten kann, dabei aber die Fakten nicht verfälscht ist Carl Zimmer. Mit eigenem Blog (sehr empfehlenswert!) und zahlreichen populärwissenschaftlichen Büchern (etwa Parasite Rex/Parasitus Rex, At the Water’s Edge, Microcosm, alle ebenfalls sehr gut).

  15. #15 sil
    15. April 2009

    Klasse!
    Danke für den Tipp mit dem Blog.
    Ich fand “Parasitus Rex” großartig.

  16. #16 Marc B.
    16. April 2009

    @Marcus Anhäuser / Alexander

    Wissenschaftler können Journalismus nicht beurteilen, sie sollten sich mit ihren Ratschlägen zurückhalten

    Ich finde, das Hauptproblem von Wissenschaftlern ist, dass sie kaum etwas über Journalismus wissen. Das wird insbes. dadurch deutlich, dass sich viele Wissenschaftler umstandslos (man könnte auch sagen: respektlos) über die Qualität des Wissenschaftsjournalismus äußern. Sie beurteilen vollkommen aus Sicht des Wissenschaftlers. Journalisten schreiben aber nicht für Wissenschaftler.

    Es ließe sich mindestens ein Dutzend ehrwürdiger Kriterien aufzählen, an denen sich guter Wissenschaftsjournalismus orientieren muss, von denen Wissenschaftler meist keinen Schimmer haben. Wissenschaftsjournalisten sollten die Beurteilung ihrer Arbeit von Wissenschaftler viel drastischer zurückweisen. Wissenschaftler können die Arbeit der Journalisten meist gar nicht beurteilen.

    Wenn Wissenschaftler sich als Journalisten versuchen, ist das meist ein Scheitern auf ganzer Linie, wie ein Blick in die meisten Wissenschaftler-blogs beweist. Ich meine das kein bisschen polemisch. Ich möchte nur auf diesen Missstand hinweisen, der meist untergeht.

    Der Plazeboalarm gefällt mir übrigens, man merkt, dass Journalisten dahinterstecken.

    BG,
    M.

  17. #17 Marcus Anhäuser
    16. April 2009

    @Marc B.

    danke für die Blumen und Respekt: Das ist mal eine Meinung. Da wirst Du hier bei Scienceblogs bei einigen der Wissenschaftler-Blogger auf einigen Gegenwind stoßen, die sehen das nämlich ganz anders.

    So explizit habe ich das bisher noch gar nicht gesehen.

    Aber das ist natürlich das Grundproblem des Journalismus generell: Jeder glaubt: Schreiben kann doch jeder, als kann es auch jeder gnadenlos runtermachen.

  18. #18 Alexander
    19. April 2009

    @Marc B.:
    Starke Worte. Ich persönlich habe bisher nur einen Aspekt des Wissenschaftsjournalismus kritisiert: Die häufig fehlende Begründung in wissenschaftlichen Fakten. Und ich hoffe, das siehst du nicht anders (du bist leider in deinem letzten Kommentar nicht auf diesen Punkt eingegangen) – im Journalismus sollte nie, auch nicht bei wissenschaftlichen Artikeln, gelogen werden, um die Story spannender zu machen.
    Wenn eine Zeitung plötzlich schreiben würde, Frau Merkel hätte grüne Haare, nur dass mehr Leute einen eher trockenen Artikel über ein nicht so wichtiges Politikertreffen lesen, wäre das Geschrei groß. Aber im Wissenschaftsteil kann man problemlos behaupten, Tiere hätten einen “Röntgenblick”?

  19. #19 Marcus Anhäuser
    19. April 2009

    @Alexander
    da nimmt die Kollegin aber den Ball auf, den ihr der Wissenschaftler zugespielt hat:
    “X-ray vision” and the evolution of forward-facing eyes
    Ist keine Entschuldigung, aber da saßen zwei mit im Boot (Wissenschaftler und Journalist). Sie hätte nicht drauf anspringen dürfen (ich kenne “tausend” Gründe, warum das passiert sein könnte). Aber, der Wissenschaftler hat das Bild eingeführt, um Publicity zu bekommen, tippe ich mal.

  20. #20 Marc B.
    19. April 2009

    @Alexander

    Sachliche Korrektheit ist eines von vielen wichtigen Kriterien eines guten wissenschaftsjournalistischen Artikels. Das Problem ist, daß Wissenschaftler meist NUR das Kriterium sachliche Korrektheit im Auge haben. Sie sehen sich damit leider oftmals in der Lage, Artikel abschließend zu beurteilen. Was für ein ärgerlicher Irrtum.

    Zum “Röntgenblick der Tiere”: Ich kenne die besagten Artikel nicht. Aber sollte der Röntgenblick als Metapher für eine überraschende herausragende Seefähigkeit gemeint sein, könnte die Metapher durchaus tolerabel sein, auch wenn nicht von Röntgenstrahlung die Rede ist. Das Wort Röntgenblick hat sich doch längst als Metapher eingebürgert und verselbständigt. Wissenschaft zu veranschaulichen, ist schwierig, Metaphern sind ein wichtiges Hilfsmittel.

  21. #21 Thilo
    21. April 2009

    Ich finde diese Diskussionen hier und anderswo ziemlich absurd. Ich habe natürlich auch keine Ahnung, warum der Wissenschaftsjournalismus (nach Meinung der Beteiligten) in einer Krise ist.
    Aber daran, daß hier in den scienceblogs gelegentlich mal Presseartikel kritisch auseinandergenommen werden, liegt es nun ganz bestimmt nicht. Solche “Erklärungen” überschätzen m.E. die Bedeutung von Blogs ziemlich maßlos. Und die meisten Blogs behandeln doch ohnehin eher Nischen-Themen, die in der Presse sowieso keine große Rolle spielen.

  22. #22 Marcus Anhäuser
    21. April 2009

    @Thilo
    “Aber daran, daß hier in den scienceblogs gelegentlich mal Presseartikel kritisch auseinandergenommen werden, liegt es nun ganz bestimmt nicht.”

    Hat auch keiner gesagt, oder habe ich was überlesen. Gross selbst spricht in seinem Artikel Blogs auf den Webseiten der Magazine und Zeitungen an die ja zum Beispiel auch Nature hat. Scienceblogs.com spielt sicher eine etwas größere Rolle als .de.

    ich habe das Gefühl, Gross ist einfach ein Journalist der eher für Wissenschaftler schreibt, als für breites Publikum. Den Eindruck gewinne ich, wenn ich mir so seine Veröffentlichungen und Magazine anschaue (das tägliche Geschäft). Das ist völlig in Ordnung, aber viele Zeitungen haben sich da geändert.