Antragstext:
[ Streichungsantrag Stichwort: Keine ‘Glaubensbekenntnisse’ bei unklarer Faktenlage in Klimaforschung ] Der Bundesparteitag möge beschließen die ersatzlose Streichung des gesamten Abschnitts 12.1
Antragsbegründung:
Fakt ist: es gibt Menschen-gemachte sowie natürliche (nicht Menschen-gemachte) Beeinflussungen der globalen Mitteltemperatur. Ob der Menschen-gemachte CO2-Ausstoß, der zunächst einen Temperaturanstieg bewirkt, ein vernachlässigbarer Einflussfaktor beim gemessenen Temperaturanstieg ist oder ein relevanter (oder gar ein extrem relevanter, der nur durch weitere natürliche gegenwirkende Faktoren in seinem Ausmaß momentan verschleiert wird), ist Gegenstand wissenschaftlicher wie pseudo-wissenschaftlicher (Interesse-geleiteter) Auseinandersetzung. ‘Glaubensbekenntnisse’ bei nicht eindeutiger Fakten-Lage abzugeben, ist nicht Aufgabe eines Parteiprogramms. Die Abschnitte 12.2 bis 12.6 enthalten eine Fülle konkreter kurz- und mittelfristiger Absichten als Diskussionsgrundlage für unsere Meinungsbildung; das reicht beim derzeitigen Erkenntnisstand.
Darüber hinaus gäbe der vorgeschlagene Abschnitt kein gutes Bild von unserer Partei, sowohl mit seinen paradoxen Phrasen (‘Ja zum Umweltschutz, Schluss mit Klimaschutz’) als auch mit seiner leicht peinlich wirkenden CO2-Verherrlichung (‘unverzichtbarer Bestandteil allen Lebens’, ‘gut fürs Pflanzenwachstum’).
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Antragstext:
Der Bundesparteitag möge beschließen die Streichung des im Leitantrag auf Seite 61 befindlichen Abschnitts 12.1 An die Stelle solle unter selber Ziffer folgender Text treten: 12.1 Klimaschutzpolitik Das Klima wandelt sich, solange die Erde existiert. Die zentrale Frage ist, ob die durch Menschen verursachte Kohlendioxidemission das Klima über natürliche Änderungen hinaus derartig beeinflussen kann, dass daraus schwerwiegende Folgeschäden für die Menschheit entstehen. Die Frage nach der Ursache von Klimaveränderungen lässt sich jedoch schon deshalb nicht eindeutig klären, weil eine experimentelle Variation (eine Erde mit Emission und eine „Vergleichserde“ ohne Emission) nicht zu realisieren ist. Die Möglichkeit der Klimaerwärmung durch eine erhöhte Kohlendioxidemission sollte daher ernst genommen werden, ohne in Hysterie zu verfallen. Ein vertieftes Verständnis korrelativer Zusammenhänge ist Gegenstand der Klimaforschung. Sie sollte unterstützt werden, soweit sie wissenschaftliche Standards erfüllt, und zwar unabhängig vom Resultat der Forschungsbemühungen. Unter Berücksichtigung möglichst genauer Modelle der Klimaentwicklung sollten Maßnahmen zum Klimaschutz geprüft und ggf. umgesetzt werden.
Antragsbegründung:
Die aus dem Klimawandel gezogenen Schlussfolgerungen sind in der Tat keineswegs zwingend. Zunächst ist festzuhalten, dass im Falle der Klimaforschung das Standardverfahren der Naturwissenschaften, nämlich das Experiment, nicht durchführbar ist. Wir haben keine zweite Erde, in der kontrolliert ein Parameter, z. B. die Emission von Kohlenstoffdioxid, verändert werden kann. Damit ist der strenge Nachweis einer Ursache ausgeschlossen. Die Naturwissenschaften müssen sich daher mit Modellen zufrieden geben, die Prognosen über die weitere Entwicklung ermöglichen können. Diese Modelle werden selbstverständlich mithilfe von Computern getestet. Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion ist die Frage, welche Faktoren in diese Modelle eingehen, wie sie berücksichtigt werden und welche Wechselwirkungen anzunehmen sind. Ziel ist es, zu einem konsistenten Bild der Klimaentwicklung zu gelangen. Im wissenschaftlichen Disput kann Uneinigkeit bestehen, die aber weder auf ideologische Vorentscheidungen noch Inkompetenz zurückzuführen sein muss.
Der Text des Leitantrags suggeriert, dass die Probleme der Computer-Modelle darauf beruhten, dass das Kohlendioxid NICHT die Ursache der Erwärmung sei. Aufgrund der oben erläuterten wissenschaftstheoretischen Zusammenhänge ist aber auch diese umgekehrte kausale Schlussfolgerung NICHT möglich. Die Frage, wie mit dem Problem umgegangen werden soll, ist daher eine Frage unserer eigenen Einschätzung. Nehmen wir das Risiko in Kauf, mit der Kohlendioxidemission das Klima zu erwärmen, oder versuchen wir auf der „sicheren Seite“ zu sein, und daher die Kohlendioxidemission zu verringern?
Die Möglichkeit der Klimaerwärmung durch eine erhöhte Kohlendioxidemission sollte ernst genommen werden, ohne in Hysterie zu verfallen. Klimaforschung sollte weiterhin unterstützt werden, so weit sie wissenschaftliche Standards erfüllt, und zwar unabhängig vom Resultat dieser Forschung.
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