Naja, bei den meisten Kindern werden wohl auch keine wirklich großartigen Tests durchgeführt. In den meisten Fällen reicht es (jedenfalls nach meinem Wissensstand) aus, wenn man im fraglichen Alter die Schuhe binden kann, mit der Schere so umgeht, daß man den Nebenmann nicht verletzt und wenigstens halbwegs mit Buntstiften ein Haus oder eine Blume hinkritzeln kann. Über den künstlerischen Wert wird wohl kaum diskutiert.
So, wie ich den oben verlinkten Text verstehe, geht es v.a. um den Einsatz der Zeichungen bei der Beurteilung der Schulfähigkeit und des (intellektuellen) Entwicklungsstandes von “Wackelkandidaten”. Und hier liefern die Zeichnungen anscheinend keine tauglichen Anhaltspunkte – Deine eigene Biographie wäre dafür wohl ein guter Beleg.
Ich habe mit dem dargestellten Forschungsprogramm zwei methodische Probleme. Erstens fokussiert es sich (so wie es dargestellt ist) auf den Vergleich zwischen Menschen und Menschenaffen. Es wurde aber schon mehrfach gezeigt (und Arnold Gehlen hat das in den 1950er Jahren schon zum Thema der Antropologie gemacht) dass Intelligenz-Leistungen unterschiedlicher Art bei anderen Tierarten weit höher ausgeprägt sind als bei den Menschenaffen.
Damit einher geht mein zweiter methodischer Kritikpunkt: Die Untersuchungen beschreiben Unterschiede, das ist rein deskriptives Arbeiten. Will man aber den etscheidenden Unterschied zwischen Mensch und Tier finden, müsste man die Frage normativ stellen. Konkret: Wäre es wirklich überraschen, wenn sich in den Tiefen des Urwaldes oder des Ozeans eine Tierart fände, die all die Merkmale aufwiese, die hier beschrieben sind? Wären das dann Menschen?
Die Frage muss so gestellt werden dass das gefundene Unterschiedungskriterium uns dazu befähigte, jede Gattung, die über das Kriterium verfügt, umstandslos als menschlich anzuerkennen, das müsste auch für zukünftige Entdeckungen gelten. Diese Bedingung scheint mir die beschriebene Wir-Intentionalität (auf den ersten Blick) nicht zu erfüllen.
AD 3: Weil die Arbeit von Michael Tomasello hier nicht direkt Thema ist, sondern nur in dem ZEIT-Artikel, auf den oben aufmerksam gemacht und verwiesen wird, schlage ich vor, eine evtl. weitere Diskussion dazu im Blog Geografittico hier zu führen.
Habe den Artikel gerade erst gefunden auf der Suche nach Beiträgen zum Thema Hormone im Trinkwasser. Danke für den Link zum FAZ Artikel, den kannte ich noch nicht 🙂
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