1. Offene Forschung als Extremsport

Wissenschaft ist – und darauf beruht sicher ein Teil ihres Erfolgs – ein träges System. Ihre Standards, Methoden und überhaupt die Konventionen, wie die Erkenntnisproduktion und -publikation abzulaufen hat, sind klar reglementiert. Einer der zentralen Bausteine ist das Peer-Review-Verfahren, das vor der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen in den relevanten Journals einen Begutachtungsprozeß vorsieht.

In Zeiten des Internets und der insgesamt beschleunigten Forschung mutet dieses System manchmal anachronistisch an. Wieso müssen Monate, manchmal Jahre vergehen, bis spannende Ergebnisse publiziert werden können? Seit Jahren gehen einzelne Disziplinen andere Wege. In der Physik können Arbeiten etwa im Pre-Print-Archiv “arXiv” zugänglich gemacht werden, wo die Forscher-Community schon viel früher über die Ergebnisse diskutieren und darauf aufbauen kann. Nach diesem Modell werden derzeit immer weitere Plattformen gegründet – wird das klassische Publikationsverfahren damit tendenziell überflüssig?


“Es sieht so aus, als ziehe im Internet ein Sturm auf. Ein Gegenwind, der nicht unbedingt wie in der jüngsten Debatte um “Open Access” das Fundament des klassischen Publikationswesens aus den Angeln zu heben droht. Aber einer, der offensichtlich das Bedürfnis vor allem der Naturwissenschaftler nach mehr Transparenz und Schnelligkeit weiter forciert – und womöglich stark genug ist, völlig neue Strukturen zu schaffen.”

→ Weiterlesen: [Joachim Müller-Jung | FAZ]

2. Wer gesellig ist, hat deutlich mehr Gehirnzellen

Menschen sind unterschiedlich: da gibt es extrovertierte Zeitgenossen, die kommunikativ und lebenslustig sind und genauso die stilleren, introvertierten Melancholiker, die eher ungern im Mittelpunkt des Party-Small-Talks stehen. Doch woher rühren diese Charakterunterschiede? Sind die Verhaltensmuster sozialisatorisch erworben oder gibt es gar eine genetische Prägung? Forscher der Universität Cambridge haben nun festgestellt, daß kontaktfreudige Menschen mehr Nervenzellen im Bereich des orbitofrontalen Cortex aufweisen…

“Die Erkenntnisse sind verblüffend: Die Gehirne von Menschen mit offenem oder verschlossenem Charakter unterscheiden sich erheblich voneinander. Das belegen erstmals Forscher an der Universität Cambridge mit einem Experiment: Gesellige Menschen haben demnach in zwei Hirnregionen deutlich mehr Nervenzellen als Einsiedler.”

→ Weiterlesen: [Die Welt]

3. Weiter Erkennens-Spielraum

Immer wieder gibt es Personen mit ganz außergewöhnlichen Fähigkeiten: manche merken sich spielend leicht ellenlange Telefonnummern, die sie nie wieder vergessen, andere erinnern sich noch nach Jahren an den Namen des Gesprächspartners, mit dem sie auf einer lebhaften Party nur 3 Sätze gewechselt hatten. Harvard-Forscher glauben, daß genau diese Fähigkeit – das Erkennen und Wiedererinnern von Gesichtern – eine viel größere Variabilität aufweist, als bislang angenommen.

“Wer sich Gesichter schlecht merken kann, liegt vielleicht nur an einem Ende eines breiten Spektrums. Für diese Ansicht sprechen die erstaunlichen Fähigkeiten von vier Personen, die amerikanische und englische Psychologen untersucht haben. Diese können selbst nach Jahren fremde Menschen wiedererkennen, die ihnen lediglich einen Kaffee serviert oder im gleichen Geschäft eingekauft haben..”

→ Weiterlesen: [Scienceticker]

Bei 3vor10 gibt es jeden Tag, von montags bis freitags, drei ausgewählte Links zu Artikeln in wissenschaftlichen Blogs und Nachrichtenportalen.

Kommentare (1)

  1. #1 Thilo Kuessner
    Mai 22, 2009

    Der FAZ-Artikel zeugt von wenig Sachkenntnis. Das arxiv gibt es seit 17 Jahren und bereits seit Mitte der 90er Jahre werden FAST ALLE Arbeiten in theoretischer Mathematik, theoretischer Physik und verwandten Gebieten dort vorveröffentlicht. Studien und experimentelle Daten hingegen findet man dort so gut wie überhaupt nicht. Die Arbeiten, die dort vorveröffentlicht werden sind i.W. identisch mit den späteren Veröffentlichungen (mal abgesehen davon, daß Artikel im Verlauf des peer-review-Prozesses natürlich noch Änderungen unterworfen sind). Insofern stellt sich zum Beispiel die Frage, ob J.H.Schön früher aufgeflogen wäre, gar nicht. Er hätte auf dem arxiv die selben Arbeiten öffentlich gemacht wie in nature und science. Es geht beim arxiv nicht um möglichst lückenlose Fakten oder gar um Prävention, sondern einfach nur darum, daß man eine zentrale Sammelstelle hat und sich Preprints (und natürlich auch bereits veröffentlichte Arbeiten) nicht irgendwo im Internet auf den Seiten der jeweiligen Wissenschaftler mühevoll zusammensuchen muß. Insofern geht die These der FAZ, es wäre nicht bewiesen, daß Transparenz vor Betrug schützt, am Thema vorbei. Das hat (jedenfalls im Zusammenhang mit dem arxiv) auch niemand so behauptet. (Zumal es beim arxiv um theoretische, nicht um experimentelle Wissenschaften geht. In theoretischen Arbeiten gibt es vielleicht Fehler, aber keinen Betrug im Sinne von nicht durchgeführten Experimenten a la Schön.)