1. Gentechnik: Grüne Affen

Es ist ein Meilenstein für die biomedizinische Forschung an Primaten: japanischen Forschern gelang erstmals die Züchtung transgener Affen, die das eingefügte Gen ihren Nachkommen weitervererbten. Erika Sasaki und ihre Kollegen haben Weißbüscheläffchen erfolgreich ein Gen eingeschleust, das zur Bildung fluoreszierender Proteine führt, so daß die kleinen Äffchen schließlich unter UV-Licht grün leuchten.

Wobei es freilich nicht auf das geheimnisvolle Leuchten ankommt; schließlich gibt es auch schon rote Klonhunde. Der maßgebliche Fortschritt liegt in der erfolgreichen Vererbung der eingeschleusten Erbinformation an die nächste Generation. Bei Mäusen war das auch schon gelungen, allerdings taugen die Nager nicht immer als Modellorganismen. Wenn es um die Erforschung von neuronalen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson geht, so eignen sich Primaten – wie etwa die süßen Weißbüscheläffchen – deutlich besser. Freilich wirft eine gezielte Züchtung solcher “erbkranker” Affen ethische Fragen auf…


“Erstmals ist es Forschern gelungen, Primaten fluoreszierende Gene einzuschleusen, die sich vererben. Das könnte die Erforschung von Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer revolutionieren.”

→ Weiterlesen: [Ulrich Bahnsen | Zeit-Online]

Update: Auch Lars Fischer vom Fischblog hat sich den grün leuchtenden Äffchen angenommen…: Transgene Affen in zweiter Generation

2. Klimawandel in London (1)

Unter dem Motto “Global Sustainability: A Nobel Cause” kommen diese Woche in London zwanzig Nobelpreisträger und vierzig Klimaexperten zusammen. Dabei werden sowohl fachwissenschaftliche Fragen erörtert, als auch umweltpolitische Argumente mit Prinz Charles ausgetauscht. Für den spannendsten Beitrag sorgte gestern allerdings US-Energieminister Steven Chu. Der Physik-Nobelpreisträger von 1997 hielt – wie Joachim Müller-Jung berichtet – ein Plädoyer für ein globales “Think White”.

Wenn man alle Straßen, öffentlichen Plätze und Hausdächer mit weißer oder wenigstens heller Farbe streichen würde – so führte Steven Chu aus – so sei dies eine klimapolitische Maßnahme mit weitreichenden Auswirkungen. Er rechnete vor, daß (dadurch daß weiße Farben etwa achtzig Prozent, dunkle Farben aber nur zwanzig Prozent des Sonnenlichts in den Weltraum zurückstrahlen) damit soviel Kohlendioxid eingespart werden könne, wie der Straßenverkehr von 11 Jahren ausstoße. Plausibles Konzept oder Hirngespinst?

“Die amerikanische Energierevolution hat jetzt eine Farbe: nicht grün, nicht blau, nein, der Grundton der neuen Washingtonen Klimapolitik ist eindeutig weiß. Präsident Obamas Energieminister Steven Chu hat die Farbe der Jungfräulichkeit und Unsterblichkeit nach einem vertiefenden Gespräch mit seinem Freund und Ex-Kollegen Art Rosenfeld vom Lawrence Berkeley National Laboratory in Kalifornien für sich entdeckt, wie er jetzt in London erzählte…”

→ Weiterlesen: [Joachim Müller-Jung | Planckton-Blog]

3. Stadtratten haben Sinn für Bewährtes

Auch Ratten haben Heimatgefühle! Der wirklich globale Erfolg der Ratten verdankt sich einerseits ihrer sagenhaften Anpassungsfähigkeit an verschiedenste Lebensbedingungen, andererseits eben auch ihrer, nun ja, Wanderslust. Aber einmal angekommen scheint die Wanderratte (Rattus norvegicus) ihrem Wohnort sehr treu zu sein, wie Forscher in Baltimore herausgefunden haben

“Nicht nur menschliche Großstädter, auch Ratten haben ein besonderes Verhältnis zu ihrem Stadtteil. Diesen Schluss legen Untersuchungen nahe, die eine amerikanische Forscherin in Baltimore angestellt hat. Die meisten Wanderratten scheinen zeitlebens in einem Wohnblock zu bleiben, während einige Herumtreiber den Genfluss zwischen den Stadtteilen aufrechterhalten.”

→ Weiterlesen: [Carsten Meinke | Scienceticker]

Bei 3vor10 gibt es jeden Tag, von montags bis freitags, drei ausgewählte Links zu Artikeln in wissenschaftlichen Blogs und Nachrichtenportalen.

Kommentare (8)

  1. #1 FD
    Mai 28, 2009

    Zu 1: Grüne Affen:
    Interessanter als der Artikel an sich, der ja eigentlich nur über die gelungene Weitergabe einer eingeschleusten Erbinfo berichtet, sind für mich die Leserreaktionen und Kommentare, die so glaube ich, typisch für die Reaktion des Durchschnittslesers sind.
    Ich stehe nicht wirklich firm in diesem Thema, aber wäre es nicht möglich gewesen, eine weniger reisserische Form der Erbinformaton zu modifizieren? Im Dunkeln grün leuchtende Affen bringe selbst ich auf Anhieb nicht mit seriöser, wissenschaftlichher Arbeit in Verbindung. Eine Modifikation in Richtung von zB. roten Haaren im Gesässbereich wäre für das Durchschnittspublikum, welches auf die eine oder andere Art auch diese Forschung finanziert sicher akzeptabler gewesen.

  2. #2 Marc
    Mai 28, 2009

    @FD:

    Naja, zunächst ist das eben ein aktuelles Forschungs-Ergebnis, worüber die Autoren heute in “Nature” berichten. Und die Einbringung solcher Gene, die dann zur Bildung der genannten fluoreszierenden Proteine führen, ist einfach eine übliche Fingerübung, wie sie seit Jahren mit anderen Versuchsobjekten praktiziert wird. Jedenfalls nach meiner Wahrnehmung.

    Allerdings ist das tatsächlich eine interessante Beobachtung, ob diese – für den Laien etwas schräge Spielerei – die Akzeptanz solcher Forschung eher beschädigt. Das müßte man eigentlich eigens beforschen, wozu es aber inzwischen sowieso zu spät wäre.

  3. #3 Fischer
    Mai 28, 2009

    “Schräge Spielerei”? Wie würdet ihr denn rausfinden, ob ihr tatsächlich ein transgenes Tier habt? Den ganzen Aufwasch mit Sequenzierung, cDNA, antigen-Nachweis des Genprodukts, und was nach der ganzen Prozedur vom Embryo noch übrig ist, das wird dann in die Leihmutter zurückverfrachtet? Na Danke. So’n transgener Embryo trägt nun mal keinen Stempel auf der Stirn.

    Mit dem GFP-Gen ist das ganz einfach: Kurz ne UV-Lampe drauf und man sieht ob und wo Material übertragen wurde und wieviel exprimiert wird. Fertig. Den Nobelpreis gab’s für GFP ja auch nicht nur weil’s so hübsch grün leuchtet.

  4. #4 Marc
    Mai 29, 2009

    @Fischer:

    Ich schrieb ja von einer “für den Laien schräge Spielerei”. Daß es für die beschriebenen Zwecke sinnvoll ist (wie Du ja näher ausführst), steht ja da gar nicht in Frage. Ich habe die Frage von FD auch eher in der Richtung verstanden, daß bei gewissen Teilen des Publikums am Ende nur hängenbleibt, daß Forscher leuchtende Tiere herstellen – warum und wozu erschließt sich denen ja nicht sofort.

  5. #5 FD
    Mai 29, 2009

    @fischer
    Ich gebe ja zu, daß ich Laie bin, interssiert und neugierig zwar, aber Laie. Trotzdem stelle ich hier an Sie als Fachmann (zumindest scheinsen Sie nach Ihrem Kommentar einer zu sein) die Frage, ob es nicht möglich gewesen wäre auf ein anderes, weniger schräges Merkmal hin zu arbeiten. Eine Affengeneration mit blauen oder grünen Augen wäre für die Öffentlichkeit mit Sicherheit leichter zu akzeptieren und sogar ohne UV-Lampe verifizierbar. Wie gesagt, ich bin Laie, ich weiss nicht ob blaue oder grüne Augen, um bei dem Beispiel zu bleiben, ein vergleichbar ungewöhnliches Phänomen bei diesen Affen wären.
    Letztendlich bleibt bei mir der Eindruck, daß hier in dieser Form publiziert wurde um Öffentlichkeit zu erzielen, seriös kommt die Geschichte für mich nicht rüber.

    Frank

  6. #6 Marc
    Mai 29, 2009

    @FD:

    Ich verstehe Ihren/Deinen Punkt. Und wie ich oben geschrieben habe, kann man natürlich auch überlegen, welche Effekte eine Berichterstattung hat, wenn (mißverständlicherweise) das grüne Leuchten unter UV-Licht in den Mittelpunkt gestellt wird.

    Der Eindruck, daß die Forscher bewußt eine solche Genmodifikation anstreben, um in die Medien zu gelangen, ist aber sicherlich falsch! Das ist – wie ich im letzten Kommentar schrieb – eine Fingerübung bzw. eben eine geeignete Vorgehensweise, die sich bewährt hat.

    Auf unserer Startseite sehen Sie aktuell das Zitat der Woche (rechte Seitenspalte). Da geht es um Forschung, die nach der Sensation schielt. Das gilt für die Affen nicht!

    Zur angewandten Methode habe ich selbst letztes Jahr (anläßlich des Nobelpreises) geschrieben:

    Dadurch, daß das GFP sich beliebig mit anderen Proteinen fusionieren lässt, ist es als Marker hervorragend geeignet. Denn durch seine Fluoreszenz kann seine räumliche und zeitliche Lokalisation auch in lebenden Zellen und anderen Geweben oder Organismen direkt beobachtet werden.

    Das ist eben der Vorteil. Und das erklärt, weshalb das auch im aktuellen Fall gemacht wurde. Also keine Mediengeilheit der Forscher. (Mehr Infos zum fluoreszierenden Protein, hier)

  7. #7 FD
    Mai 29, 2009

    @marc, @alle
    Bleiben wir beim Du, solange es nicht ausdrücklich anders gewünscht ist.
    Zum Thema:
    Ich hatte schon verstanden worum es den Forschern geht, nur har sich von den Elfenbeinturmbewohnern wohl keiner Gedanken gemacht, wie seine Forschungsergebnisse beim Publikum ankommen und wie man diese verständlicher verkaufen kann.
    Oder um es ganz deutlich zu sagen:
    Fehlt den Herren Wissenschaftlern vielleicht eine adäquate Öffentlichkeitsarbeit?
    Forschen um des Forschens willen ist ja ganz ok, aber wohin die mangelnde oder schlechte Öffentlichkeitsarbeit führt, sieht man doch im Moment ganz deutlich in der GenMaisdebatte. Hier hat die Wissenschaft gegen die Ignoranz eindeutig verloren. Das künnte hier auch passieren.
    Lest doch einfach mal die Kommentare zu dem oben verlinkten Artikel, dannn versteht ihr was ich meine.

    frank

  8. #8 Fischer
    Mai 29, 2009

    @FD
    Dass die Geschichte nicht seriös rüberkommt, liegt vor allem an der Beri9chterstattung, die einfach wesentliche Dinge nicht erklärt.

    Das Beispiel mit den blauen und grünen Augen würde zum Beispiel schon deswegen nicht funktionieren, weil das Verfahren eine derart gezielte Veränderung nicht zulässt (Details hier).

    Außerdem möchte man ja schon beim Embryo sehen, ob der Gentransfer funktioniert hat, und da ist mit Augenfarbe schon mal gar nichts. Genauso sieht’s mit anderen Merkmalen aus. Man könnte ein katalytisches Enzym einbauen, das mit einem Reagenz irgendeine Farbreaktion erzeugt, aber dazu müsste man den Embryo zerstören. Und das will man ja gerade nicht.

    Ein bisschen ärgere ich mich da auch über die Medienberichte, die den Eindruck erwecken, jetzt könne man die Affen praktisch beliebig modifizieren. Es ist einfach so, dass die GFP-Insertion beim gegenwärtigen Stand der Technik ziemlich dicht am Limit des Machbaren ist.

    Und hier muss ich auch mal ganz plump sagen: Wenn die Öffentlichkeit rein aufgrund von B-Movie-basierter Vorurteilsbildung (und um nichts anderes handelt es sich hier) eine bestimmte Methode “schräg” findet, dann hört für mich einfach der Rechtfertigungszwang der Wissenschaft auf. Sollen Forscher wirklich auf jeden Unsinn Rücksicht nehmen, der mal im Kino gelaufen ist?