1. Stammzellforschung: Operation Unsterblichkeit
Es kommt nicht häufig vor, daß ein wissenschaftliches Thema jahrelang die Debatten des Feuilletons und an den Stammtischen bestimmt. Die Fragen, ob Mediziner an embryonalen Stammzellen forschen dürfen, wie geeignete Stammzell-Linien gewonnen werden können, ohne juristisches Glatteis zu betreten, ob diesen Zellhaufen bereits Menschenwürde zukommt und wie eine solche Stammzellforschung am Ende unser Selbstverständnis als Gattungswesen “Mensch” revolutioniert, schienen die Nation zu spalten: in Befürworter und Gegner solcher Forschung.
Inzwischen haben die Forscher in ihren Labors fleißig weitergearbeitet. Und spätestens mit dem Erfolg des Japaners Shinya Yamanaka, der 2006 einen Weg zeigte, wie normale (Maus)Zellen in ein quasi-embryonales Stadium zurückverwandelt werden können, hat sich der alte Streit fast erübrigt. Die iPS (induzierten embryonalen Stammzellen) haben die festgefahrenen Stammzelldebatte eigentlich obsolet gemacht. Fast ein Wunder. Medizinisch und ethisch.
“Die Stammzellforscher feiern sensationelle Fortschritte – aber die Öffentlichkeit schaut nicht mehr hin.”
→ Weiterlesen: [Ulrich Bahnsen | Die ZEIT]
2. Anthropologie: Unser spanisches Erbe
Es ist kaum zwei Wochen her, als mit viel Medientrubel die Entdeckung von Ida bekanntgegeben wurde. Während der Forscherstreit, ob Darwinius masillae tatsächlich der missing link zwischen Mensch und Affe ist, weitergeht, gibt es ein anderes hochspannendes Fundstück. Diesmal aus Spanien. In der Nähe Barcelonas wurden Teile eines etwa zwölf Millionen Jahre alten Schädels, der einem sehr frühen Hominoiden zugeordnet werden könnte. Liegt die Wiege der Menschheit also doch in Europa und nicht in Afrika?
“Der moderne Mensch entwickelte sich in Afrika. Seine Ahnen aber könnten aus Europa gekommen sein, wie Forscher nach Knochenfunden in Spanien vermuten.”
→ Weiterlesen: [Christina Berndt | Süddeutsche Zeitung]
In Lausanne arbeiten Forscher an einem wahnsinnigen Projekt. Und bis 2015 wollen sie damit fertig sein: das Blue-Brain-Projekt will das menschliche Gehirn “nachbauen”. Hundertausende Neuronen, Milliarden von Synapsen wollen Informatiker, Biologen und Architekten zu einer Simulation eines menschlichen Gehirns zusammenfügen. Im Moment steht die Erstellung einer ersten “Neokortikalen Säule” im Mittelpunkt – Thomas Grüter erklärt in einer Serie die Hintergründe und äußert Zweifel, an dieser ambitionierten Kraftanstrengung. Kann man bauen, was man bislang nicht verstanden hat?
“Kann man ein menschliches Gehirn simulieren? Das Projekt Blue Brain möchte es zumindest versuchen. Aber bislang reicht selbst der größte und schnellste Rechner der Welt nicht einmal annähernd aus, um die Funktion von der immensen Zahl Nervenzellen nachzubilden, aus denen ein Säugetiergehirn besteht. Ein menschliches Gehirn hat ca. 30 Milliarden Nervenzellen, die über ein kompliziertes Geflecht von Ausläufern (Dendriten und Axone) miteinander verbunden sind. “
→ Weiterlesen: [Thomas Grüter | gedankenwerkstatt – Teil I / Teil II]
Bei 3vor10 gibt es jeden Tag, von montags bis freitags, drei ausgewählte Links zu Artikeln in wissenschaftlichen Blogs und Nachrichtenportalen.
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