Eine Website, die die Position von Verkehrsflugzeugen über Europa in Echtzeit anzeigt, macht gerade über Twitter die Runde. Das Besondere: Die Daten für das virtuelle Radar stammen nicht von der Flugsicherung, sondern von flugbegeisterten Privatpersonen. Was steckt dahinter?
Live und in Farbe: Der Flugverkehr über dem Ärmelkanal – zumindest ein kleiner Teil davon (Screenshot: RadarVirtuel.com).
Traditionell ortet die Flugsicherung die Jets in ihrem Bereich mittels Radar: Radiowellen werden losgeschickt, vom Flugzeug reflektiert und wieder aufgefangen. Aus den Daten lassen sich die Position und (über die Laufzeit der Signale) die Entfernung der Maschine berechnen. Gleichzeitig senden die Flugzeuge – sobald sie von einem zweiten Radarstrahl erfasst werden – von sich aus weitere Informationen auf einer etwas anderen Frequenz aus. Diese Daten umfassen die individuelle Kennung (den sogenannten Squawk-Code) und die augenblickliche Flughöhe; wenn die Transponder gesprächig sind, schicken sie auch Geschwindigkeit, Flugrichtung und Ziel mit.
Radar funktioniert, ist bewährt, hat aber auch seine Schwachstellen: Es benötigt große Antennen, wird von Regen und Wolken gestört, arbeitet nicht unter einer gewissen Mindesthöhe und wird (wenn sich Flugzeuge in großer Entfernung befinden) recht ungenau.
Mitteilsame Flugzeuge
Viele moderne Passagierjets (leider bei weitem noch nicht alle) sind daher mit einem zusätzlichen System ausgestattet: Anstatt auf einen Radarimpuls zu warten, senden sie von sich aus ein Radiosignal mit der aktuellen Position in die Welt – ermittelt aus GPS-Daten. Das System, das auf den schönen Namen Automatic dependent surveillance-broadcast (ADS-B) hört, überträgt auch Flughöhe und -richtung, Geschwindigkeit, Flugnummer und Flugzeugtyp. Eigentlich alles, was Flugzeugfans wissen wollen.
Das Beste: Die Signale lassen sich mit vergleichsweise einfachen Geräten empfangen. Nach Angaben von FlightRadar24, die eine ähnliche Seite wie RadarVirtuel betreiben, kostet so ein Receiver rund 500 Euro. Eine Antenne, mit der man Flugzeuge in bis zu 300 Kilometern Entfernung orten kann, schlägt mit weiteren 100 Euro zu Buche. Angeschlossen an einen Computer und verbunden mit dem Internet, schicken die Receiver ihre Daten dann quasi in Echtzeit auf die virtuellen Radarkarten.
Wo keine Empfänger stehen, gibt es allerdings auch keine Flugdaten. Und wenn die Maschinen, wie derzeit etwa die Hälfte aller Flugzeuge, noch keinen ADS-B-Sender haben, tauchen sie ebenfalls nicht auf. Das erklärt auch, warum die Karten im Internet doch ziemlich übersichtlich daherkommen.
Ach ja, man kann sich, wenn man es denn kann, so einen Empfänger natürlich auch selbst zusammenlöten.
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