Am 13. Juni soll die japanische Asteroidensonde Hayabusa nach langer Odyssee wieder die Erde erreichen. Ob sie wirklich wie erhofft Asteroidenstaub an Bord hat, kann niemand sagen. Nach japanischer Zählweise ist die Mission dennoch schon jetzt ein Erfolg.
Rücksturz zur Erde: Mitte Juni soll die japanische Sonde “Hayabusa” von ihrem Ausflug zum Asteroiden Itokawa zurückkehren. (Foto: Jaxa/Akihiro Ikeshita)
Eines kann man Hayabusa (zu deutsch: der Wanderfalke) sicherlich nicht vorwerfen: dass sie verweichlicht ist. Zwei von drei Drallrädern zur Ausrichtung der Sonde sind ausgefallen, der Treibstoff ist so gut wie alle, die Antenne kann nicht mehr richtig ausgerichtet werden, nur noch vier von elf Lithium-Ionen-Batterien funktionieren. Trotzdem hat es die 510 Kilogramm schwere Sonde, die im November 2005 dem Asteroiden Itokawa einen Besuch abgestattet hat, wieder zurück Richtung Heimat geschafft. Nach bisherigen Berechnungen soll sie am 13. Juni die Erde erreichen und über der südaustralischen Raketenbasis Woomera eine Landekapsel abwerfen.
Ob die wie erhofft Bodenproben von Itokawa enthält, ist offen – denn auch die Annäherung an den Asteroiden verlief alles andere als planmäßig: Der erste Versuch musste abgebrochen werden, beim zweiten ging eine Landesonde verloren, beim dritten, einem Versuch zur Probenentnahme, schaltete sich die Sonde selbsttätig ab – möglicherweise aufgrund von Überhitzung. Und beim vierten, endlich erfolgreichen Landeversuch entdeckten die Ingenieure ein Treibstoffleck. Trotzdem sind sie zuversichtlich, sich etwas eingefangen zu haben.
Die japanische Raumfahrtagentur Jaxa betont aber ohnehin, dass für sie der Rücktransport von Bodenproben eher nebensächlich ist. Hayabusa sei in erster Linie ein Technologiedemonstrator, bei dem die Ionentriebwerke und die autonome Navigation im Mittelpunkt stünden. Und irgendwie ist die Sonde unfreiwillig auch zu einem Symbol für Japans Durchhaltewillen geworden.
Spannend in diesem Zusammenhang sind allerdings die Erfolgskriterien, die die Jaxa vor dem Start aufgestellt hat und die von der sonst eher öffentlichkeitsscheuen Agentur bereitwillig im Internet präsentiert werden:
[ Success! ] Operation of Ion Engines | 50 points |
[ Success! ] Operation of Ion Engines for more than 1000 hours | 100 points |
[ Success! ] Earth Gravity Assist with Ion Engines | 150 points |
[ Success! ] Rendezvous with Itokawa with Autonomous Navigation | 200 points |
[ Success! ] Scientific Observation of Itokawa | 250 points |
[ Success! ] Touch-down and Sample Collection | 275 points |
Capsule Recovered | 400 points |
Sample obtained for Analysis | 500 points |
Macht aktuell 1025 von 1925 möglichen Punkten, also mehr als die Hälfte.
Mission erfüllt.
Was mich interessieren würde: Wird so etwas Ähnliches auch bei europäischen Raumfahrtmissionen praktiziert? Oder ist das etwas speziell Japanisches – damit der (Achtung, böses Klischee!) Projektmanager auch weiß, wann er mit gezücktem Schwert aus dem Hochhausfenster springen muss…?
Kommentare (4)