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Über ein Fünftel der über die Nahrung aufgenommenen Kalorien kommt von Reis. Dieses Gras stellt für viele Menschen die Hauptnahrungsquelle dar: für viele Menschen in Asien stellt Reis mehr als zwei Drittel ihrer Nahrungsgrundlage. Bedenkt man noch, dass der Reisanbau für Millionen von Menschen die Lebensgrundlage ist (in der Subsistenzwirtschaft sind Anbau und Ernährung eng miteinander verbunden), dann kann man verstehen warum Ernteausfälle beim Reis sehr leicht zu Hunger von vielen Menschen führen können.
Ein großes Problem beim Reisanbau sind Überflutungen der Felder. Man kennt natürlich Bilder von Reisfeldern, in denen die Bauern knöcheltief im Wasser stehen. Die Reispflanzen selbst sind jedoch nicht vollständig untergetaucht. Dies kann aber recht schnell passieren, wenn beispielsweise in tropischer Sturm große Mengen Regenwasser auf dem schon nassen Reisfeld ablädt. Die meisten Reissorten halten um die drei Tage untergetaucht aus, dann sterben die Pflanzen aus Licht- und Kohlendioxidmangel ab. Es gibt auch leistungsfähigere Sorten, die bis zu einer Woche untergetaucht auf einem überschwemmten Feld stehen können. Doch selbst wenn die Pflanzen diesen Stress überleben, wird die Ernteausbeute von solchen Feldern immer geringer ausfallen.
Mit steigendem Meeresspiegel und veränderten Wetterverhältnissen muss für die Zukunft mit einer Verschlimmerung dieses Problems gerechnet werden. Bereits jetzt gehen jährlich ungefähr 4 Millionen Tonnen Reis durch Überschwemmung der Felder verloren. Von dieser Menge könnten 30 Millionen Menschen ernährt werden.
Die Biologin Pamela Ronald von der Universität Davis in Kalifornien hat in Zusammenarbeit mit dem International Rice Research Institute (IRRI) eine neue, überschwemmungstolerante Reissorte entwickelt, die über zwei Wochen vollständig untergetaucht bleiben kann, und diese Prozedur trotzdem überlebt.
Wie wurde das gemacht? War etwa Gentechnik im Spiel?

Nein, es wurde vielmehr eine moderne Variante der herkkömmlichen Züchtung benutzt. Die Forscher hatten den Vorteil, dass es bereits eine überschwemmungstolerante Reissorte gibt. Die kann lange Zeit untergetaucht überleben, hat aber nur einen sehr geringen Ertrag. Die heute angebauten Reissorten dagegen liefern großen Ertrag, sind aber nur wenig überschwemmungstolerant.
Mit herkömmlicher Züchtung hätte man versuchen können, Überschwemmungstoleranz in die Leistungssorten zu bekommen, oder umgekehrt größeren Ertrag in die tolerante Sorte. Dies hätte aber Jahrzehnte der Arbeit bedeutet. Und auch die Kreuzung der toleranten mit einer Leistungssorte wäre extrem aufwändig geblieben. Hier müsste man über mehrere Generationen hinweg immer wieder die Nachkommen untersuchen und bewerten, wie groß der Ertrag und die Überschwemmungstoleranz sind.

An dieser Stelle kommt nun Pamela Ronald ins Spiel. Die Professorin für Pflanzenpathologie an der Universität Davis (und Bloggerin) nutzte die Kenntnis des Toleranzgens gegen Überschwemmung, Sub1, um die Züchtung einer ertragreichen, aber überschwemmungstoleranten Reissorte enorm zu beschleunigen. Bei der Präzisionszucht (wie so oft ist der englische Fachbegriff marker-assisted breeding um Längen besser) kreuzt man zwei Sorten wie üblich miteinander. Anstatt dann aber mehrere Jahre warten zu müssen, bis man bei den erwachsenen Nachkommen etwa den Ertrag bestimmen kann, nutzt man molekulare Kenntnisse zum Durchmustern der Nachkommen. Im diesem Fall war ja die Sub1-Gensequenz bereits bekannt. Die Forscher konnten darum nach der Kreuzung der Leistungssorte mit der toleranten Sorte schon die Keimlinge auf das Sub1-Gen überprüfen. Durch gleichzeitiges Testen auf weitere molekulare Marker für den Ertrag konnten sie sicherstellen, dass nur diejenigen Nachkommen wuchsen, die beide Eigenschaften kombiniert trugen.
Durch das Anwenden dieser Methode konnte nicht nur Platz und Geld, sondern (ganz wichtig) auch viel Zeit gespart werden. In einem Bruchteil der Zeit, die eine herkömmliche Züchtung benötigt hätte, konnten Ronald und Kollegen eine neue Reissorte erzeugen, die sowohl einen hohen Ertrag hat, aber auch sehr überflutungstolerant ist. Besonders eindrucksvoll wird dieser Erfolg in einem Zeitraffervideo, in dem die Leistungssorte IR64 neben der neuen überschwemmungstoleranten Sorte IR64+Sub1 in einem IRRI-Versuchsfeld angepflanzt wurde. Nach 17 Tagen Überschwemmung wächst zwar auch die IR64-Sorte, man kann aber deutlich die Schäden erkennen. Die überschwemmungstolerante Sorte lieferte nach dieser Prozedur einen über 2,5-fach höheren Ertrag als die herkömmliche Sorte!

Für diesen Erfolg wurde Pamela Ronald übrigens letztes Jahr mit Kollegen mit dem National Research Initiative Discovery Award des US Department of Agriculture ausgezeichnet; sie war auch nominiert für den 2009 World Technology Award for Environment.

Manche fragen sich nun aber vielleicht: Gene und Pflanzen, die sollen mir ja keinen Genreis auf den Teller bringen! Beim marker-assisted breeding handelt es sich aber nicht um Gentechnik! Wie es schon seit Jahrtausenden bewusst oder unbewusst die Züchter machen, wurden einfach zwei Linien miteinander gekreuzt. Es wurde auch kein Gen einer anderen Art in Reis eingebracht – Sub1 stammt aus einer Reissorte, nicht einer komplett anderen Art. Es ist mir nun aber gänzlich unverständlich, wieso man Gentechnik ablehnt, marker-assisted breeding aber feiert: Es handelt sich hierbei nicht um unterschiedliche Methoden, sondern höchstens um graduelle Unterschiede des gleichen Prinzips. Was wäre gewesen, wenn das Sub1-Gen nicht in einer Reissorte, sondern in einer mit dem Reis nah verwandten Art gefunden worden wäre? Was bei einem ferner verwandten Organismus, etwa einer Alge? Hätten sich dann alle laut gewehrt – das darf man nicht machen, das ist wider die Natur? Auch in Anbetracht von Millionen von leidenden Menschen, denen mit dieser neuen toleranten Sorte möglicherweise das Leben gerettet wird? Auch mit dem Wissen, dass es sich bei den heute eingesetzten Leistungssorten keineswegs um den Organismus handelt, mit dem vor mehreren tausend Jahren die Reiszüchtung begann?

Bild: Rice Paddy von .ash auf Flickr (cc)

Kommentare (16)

  1. #1 Jörg
    März 20, 2009

    Sehr interessant! Warum nimmt man die “herkömmliche” Kreuzung weiterhin statt einem gentechnischen Einbau? Ist das nur “ethisch” begründet oder gibt es auch echte Gründe?

  2. #2 Chris
    März 20, 2009

    Ich will jetzt nicht kleinkarriert oder klugscheißerisch wirken. ABER
    Beim marker-assisted breeding handelt es sich aber nicht um Gentechnik
    Handelt es sich sehr wohl um den Einsatz von Gentechnik. Das Problem liegt in der synonymen Verwendung von Gentechnik und Getechnisch-Verändert, wie Du hier auch in diesem Artikel. Genau daher kommen die Probleme. Bei Gentechnik gehen die Alarmglocken an, fertig, egal was danach kommt…

  3. #3 Jürgen Schönstein
    März 20, 2009

    Bin zwar kein Biologe, aber ich würde auch das traditionelle Züchten durch Kreuzung und Selektion als “Gentechnik” bezeichnen. So wie Backsteinlegen ja auch eine Hausbau-Technik ist, halt ganz ohne Hightech-Materialien und -Maschinen. Allerdings assoziieren die meisten Menschen “Gentechnik” vor allem mit transgenen Manipulationen – und das ist eine ganz andere Nummer, aus der Sicht des Laien jedenfalls (und bestimmt auch aus der eines Biologen, oder?)

  4. #4 Chris
    März 20, 2009

    @Jürgen
    Die ganz normale, alte Züchtung, wie sie seit Generationen gemacht wird, verändert das Erbgut (gewöhnlich), als quasi Gentechnik 1.0.
    Der Laie, und da sehe ich das Problem, setzt Gentechnik mit transgen / Gentechnisch verändert gleich, da stimme ich Dir zu.
    Aber ob der Laie hier einen Unterschied erkennt, bezweifel ich. Das Wort Gen löst meist schon alleine die übliche Assoziationskette aus.
    Die Blicke meiner Nachbarn, als ich mich outete, dass ich mit Genen, Bakterien, DNA arbeite -> unbeschreiblich.

  5. #5 Alexander Knoll
    März 20, 2009

    @ Chris, Jürgen:
    Prinzipiell habt ihr natürlich Recht, die grüne Gentechnik setzt auf genau den gleichen Grundlagen auf wie traditionelle Züchtung, also dem Ändern des Phänotyps einer Art durch Anpassung des Genotyps. Der Witz an der Sache ist sogar, dass zunächst mal die traditionelle Züchtung die unsicherere Methode ist. Schließlich werden damit tausende von Genen mit einem Schlag verändert, in der Gentechnik aber nur eins oder wenige. Schlimmer noch, bei der Züchtung weiß ich nicht welche Gene dies sind. Ich bin schlicht auf den Phänotyp zur Bemessung angewiesen.
    Das soll jetzt nicht heißen, dass GVOs nicht mehr getestet werden sollen. Ich sehe nur nicht ein, warum eine künstliche Grenze gezogen wird, über der durch so viele Hürden gesprungen werden muss, dass sich das Ganze nicht mehr lohnt. Warum sind hier keine graduellen Abstufungen möglich? Also je nach möglichem Gefahrenpotential eines Transgens mehr oder halt auch weniger Tests.
    ABER: Solange in der Gesellschaft (und auch der wissenschaftlichen Sprache) traditionelle Züchtung nicht mit Gentechnik gleichgesetzt wird, stellt auch marker-assisted breeding keine gentechnische Methode dar. Der Unterschied ist, dass hier die molekularbiologischen Methoden nicht zur Erzeugung der neuen Sorte eingesetzt werden, sondern nur zur Überprüfung des Genotyps.
    Um mal Wikipedia zu zitieren:

    Genetic engineering is different from traditional breeding, where the organism’s genes are manipulated indirectly.

    Das ist aber natürlich eine sehr akademische Sichtweise, wenn man versteht dass bei der traditionellen Züchtung ebenfalls Gene verändert werden. Direkt an diese Überlegungen schließt sich dann auch an

    @Jörg:
    Ja, einer der Hauptgründe ist sicher die gesellschaftliche Ablehnung der grünen Gentechnik. Das Sub1-Gen hätte mit noch weniger Aufwand auf gentechnischem Weg in eine Leistungssorte eingebracht werden können. Da wären die Leute dann aber vor dem sehr wahrscheinlichen Dilemma gestanden, eine tolle Reissorte zu haben, die niemand benutzt. Und IR64+Sub1 wird in Indien und Bangladesch bereits in vielen Dörfern erfolgreich eingesetzt. Hier muss aber auch dazu gesagt werden, dass es ausnahmsweise eben mal auch so ging. Wäre das Sub1-Gen nicht in einer anderen Reissorte gewesen, sondern in einer anderen Pflanzenart, wäre eine Kreuzung nicht mehr möglich gewesen! Und was wäre dann gemacht worden? Risiko mit dem GVO eingehen oder nicht? Wohlgemerkt, von wenigen echten Knackpunkten abgesehen ist das hauptsächlich ein gesellschaftliches Risiko.

  6. #6 Engywuck
    März 21, 2009

    Das was die meisten Menschen unter “gentechnik” verstehen wird wohl aus drei Gründen abgelehnt:
    – es werden Gene verschiedener “Sorten” Lebewesen miteinander vermischt, ohne dass die Folgen abgeklärt sind (siehe z.B. Diskussion um Schädlichkeit für Bienen oder auch Vorhandensein von Allergenen in bisher “problemlosen” Sorten)
    – “klassische” Gentechnik (also sozusagen “Gentechnik 2.0”) benutzte z.B. Antibiotikaresistenzgene, um Pflanzen, bei denen der “Einbau” nicht geklappt hatte leichter aussortieren zu können. Leider sind diese dann “zufälligerweise” teilweise auch als Endprodukt auf den Markt gekommen statt die bei denen die erfolgreichen “Geneinbauten” ohne Resistenzgene wiederholt wurden.
    – der wohl wichtigste: gentechnisch erzeugte Sorten wurden hierzulande anfangs(?) hauptsächlich zur “Vereinfachung” technischer Landwirtschaft in Monokulturen (Resistenzgen gegen Herbizid – war das wirklich das beste mit dem man anfangen konnte?) genutzt.
    Dass z.B. Monsanto anfing, gegen weitere Verwendung im nächsten Jahr als Saatgut zu klagen trug auch nicht gerade zur Versachlichung der Diskussion bei.

    Hier handelt es sich dagegen um “klassische” Züchtung, bei der “nur” die Selektion vereinfacht wurde…
    Gibt es auf die neue Sorte eigentlich Patente?

  7. #7 Jane
    März 21, 2009

    Ironie an: Also bitte! Wie kann man nur etwas essen wo Gen drin ist? Das ist doch voll ecklig und gefährlich! Ironie aus.

    Tatsächlich sind die weit verbreiteten Vorurteile über Gentechnik ein großes Problem, da sie die vielen Möglichkeiten, die diese Sache bietet, blockieren. Gerade im Bereich Ernährungssicherung könnte man so viel machen! Die Machenschaften von Monsanto beiten hier leider auch noch ein absolutes Negativbeispiel, das dann wieder als “Beweiß” dafür rangezogen wird, das Gentechnik böse ist und die unterentwickelten Länder schädigt.

  8. #8 Alexander Knoll
    März 21, 2009

    @Engywuck:
    -DNA ist DNA, egal aus welchem Organismus. Wieder Beispiel Sub1-Gen: Das hätte in jedem Organismus den Effekt den es nunmal hat, und genauso ist es auch mit anderen Sachen. Dass es neuerdings Allergene in GVOs gibt stimmt so nicht – das ist aber einer der Punkte, auf den geachtet werden muss. Allerdings meiner Meinung nach eben auch bei herkömmlicher Züchtung!
    -Die GVOs mit Resistenzgenen sind nicht “zufällig” auf den Markt gekommen – ohne sie hätte man die transgenen Linien gar nicht etablieren können! Das ist aber auch einer der Knackpunkte. Heute kann man zwar immer noch nicht GVOs ohne eine Selektionsmöglichkeit (Resistenzgene) erzeugen, man kann diese aber nach Etablierung der Linie wieder entfernen.
    -Dass es in Europa nur den herbizidresistenten Mais von Monsanto gibt liegt eher an der ablehnenden Haltung der Zulassungsbehörden. Es gibt weltweit jede Menge anderer transgener Konzepte, etwa Bt-Linien oder die PRV-resistente RNAi-Papaya, ohne die es heute keinen Papaya-Anbau in Hawaii mehr gäbe.
    Die Klagerei von Großkonzernen ist sicher nicht so toll, besonders da wir ja von den Medien wissen dass sich damit kein Blumentopf gewinnen lässt.
    Jedes Jahr das Saatgut neu zu kaufen ist aber nicht ganz so schlimm, wie man zunächst meint. Für die meisten Sorten, die von Landwirten heute eingesetzt werden, müssen eh jedes Jahr neue Samen gekauft werden – obwohl es sich dabei um herkömmlich gezüchtete Linien handelt. Diese Hybridlinien liefern einen super Ertrag, aber nur direkt in der ersten Nachkommengeneration nach der Kreuzung. Also kann jeder selbst entscheiden, was ihm lieber ist: Hoher Ertrag und ein wenig mehr Kosten, oder weniger Ertrag und Samen behalten.

    Und soweit ich weiß ist die Sub1-Linie bewusst frei zugänglich entwickelt worden. Pamela Ronald war auch an der Gründung einer Stiftung an der Uni Davis entwickelt, die Entwicklungsländer finanziell unterstützen soll, wenn zur Erzeugung solcher Linien Material aus diesen Ländern (hier der Reis) verwendet wurde.

    @Jane:

    Ironie an: Also bitte! Wie kann man nur etwas essen wo Gen drin ist? Das ist doch voll ecklig und gefährlich! Ironie aus.

    Fast hätte ich den Spruch auch gebracht 😉

  9. #9 Engywuck
    März 22, 2009

    -Die GVOs mit Resistenzgenen sind nicht “zufällig” auf den Markt gekommen – ohne sie hätte man die transgenen Linien gar nicht etablieren können! Das ist aber auch einer der Knackpunkte. Heute kann man zwar immer noch nicht GVOs ohne eine Selektionsmöglichkeit (Resistenzgene) erzeugen, man kann diese aber nach Etablierung der Linie wieder entfernen.

    Dass man das bequemerweise beim “durchprobieren” (hmmm, wenn ich Gen Z zusätzlich zu X und Y einpflanze bringt das was?) benutze ist ja nicht die Frage, aber meines Wissens wurden schon vor ca. 10 Jahren (hatte einen im Wohnheim der in der entsprechenden Richtung promovierte) wenn man wusste dass es funktioniert dann halt nochmal eine “Züchtung” ohne Markierung gemacht – oder er hat mir das damals falsch erklärt 😀

    Jedenfalls ist es heute ja anscheinend möglich (siehe diesen Blogeintrag) ganz ohne diese Markierungen auszukommen, man muss halt “nur” nachher nach der Gensequenz suchen, die eingebaut werden sollte…

    Das Problem an Monsanto war meines Wissens auch, dass sie hingegangen sind und Proben von Feldern genommen – aber nicht auszuschliessen war, das die veränderten Gene durch den Wind auf den Acker transportiert worden waren.

    Dass Sub1 nun frei verfügbar sein soll ist toll – ändert aber nichts daran, dass der “grünen Gentechnik” durch die bisher “erlaubten” Sorten schon riesiger Schaden zugefügt wurde.
    Resistenz gegen ein Herbizid, damit die maschinelle Abarbeitung in Industrieländern einfacher wird, was aber dem Endkunden nichts (nährwertmäßiges) bringt und wo man nicht weiß, ob das nicht bis in wenigen Jahren durch Gentransfer auch die “Unkräuter” haben werden?
    Resistenz gegen einen “Schädling”, der vorzugsweise Monokulturen befällt und was dem Endkunden wieder mal nichts an Nährwert bringt, evtl.(!) sogar für andere Tiere schädlich ist?
    Dass man ausgerechnet mit solchen Linien angefangen hat war eben meines Erachtens der größte Fehler.

  10. #10 Jacek
    März 23, 2009

    Möglicherweise hatten die Züchter des IRRI, ausgenommen Fr. Ronald, mit ihrem konventionellem Zuchtvorgang mehr im Sinn als nur eine kritische Bevölkerung zu umschiffen die es in Asien sowieso in nennenswerter Zahl nicht gibt. Wie dem auch sei, man sieht, es war gar nicht nötig Zellkerne mit Sub-1 Basenpaaren zu beschießen – wenn sie eh in gleicher Art zu finden sind läuft eine herkömmliche Verschmelzung bestens – hierzu nun, wird die beschleunigte Durchforstung mit modernen Gentechverfahren Akzeptanz in kritischen Bevölkerungsschichten finden – damit wäre ihr Berufsstand gesichert.

    Ob Transgene Konstrukte gefährlich sind oder nicht, für die Landwirtschaft braucht es sie nicht, die gehören nicht auf unsere Teller, das ist ein Schuss in den Ofen, sie waren nie notwendig es gibt ausreichend Beispiele die zeigen wie Landwirtschaft Ressourcen schonend (sogar Humus anreichernd) und zugleich ertragreich produzieren kann und dabei höchst nahrhafte Produkte liefert, somit wird eine dauerhafte risikolose Versorgung garantiert. Siehe z.B. die Reisanbaumethode nach Masanobu Fukuoka der den Reisanbau schon in den 70ern revolutioniert hat und dafür mit dem asiatischen Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Dieser Mikrobiologe hat unglaubliches geleistet, seine Arbeit gehört endlich akzeptiert und müsste vor allem Eingang in die Fachliteratur finden, studiert wurden sie ausreichend. Für interessierte Biologen die seine Arbeit nicht kennen und Interesse am Reisanbau bekunden, hier das Buch was zu kennen sich lohnt: One Straw Revolution (Der Große Weg hat kein Tor) ISBN 3-293176-14-7

  11. #11 Alexander Knoll
    März 23, 2009

    @Engywuck:
    So einfach wie du das beschreibst geht das nicht! Wenn man etwa die Ackerschmalwand für einen Versuch transformiert, dann kriegt man problemlos mehrere hunderttausend Samen, von denen ca. 1% wirklich transformiert wurden. Die testet man nicht einfach mal schnell durch. Da nimmt man einen Resistenzmarker, so dass nur die transformierten Samen überhaupt wachsen können. Es geht also auch nicht darum, erst mit Markern herauszufinden, was ein bestimmtes Gen nach der Transformation macht, und dann wenns klappt das Ganze anschließend ohne Marker zu wiederholen. Den Effekt kennt man vorher schon recht gut, das läuft nicht so ziellos ab wie du dir das vorstellst. Allerdings gibt es seit ein paar Jahren (zu kurz, um in den meisten auf dem Markt befindlichen Linien vorhanden zu sein) die Möglichkeit, den Marker nachträglich zu entfernen – wenn man von Beginn der Arbeit an diese Möglichkeit mit einbaut.
    Herbizidresistenz hat allerdings einen Vorteil: Es können umweltverträglichere Herbizide in geringeren Menge eingesetzt werden. Vor ein paar Wochen gab es ne Meldung über Herbizideinsatz in China, wo viel auf GVOs in der Landwirtschaft gesetzt wird. Wir reden hier nicht von Geldeinsparungen für die Bauern, es geht um Vorteile für die Umwelt!
    Und mit der Schädlingsresistenz meinst du die Bt-Linien? Dieses Argument konnte ich noch nie nachvollziehen. Seit Jahrzehnten darf das Bt-Toxin in der Biolandwirtschaft äußerlich gespritzt werden. In den transgenen Linien schadet das Bt-Toxin aber hauptsächlich Fressfeinden der Pflanzen. Und eins ist gut, das andere schlecht?

  12. #12 Alexander Knoll
    März 23, 2009

    @Jacek:

    Möglicherweise hatten die Züchter des IRRI, ausgenommen Fr. Ronald, mit ihrem konventionellem Zuchtvorgang mehr im Sinn als nur eine kritische Bevölkerung zu umschiffen die es in Asien sowieso in nennenswerter Zahl nicht gibt.

    Für so eine Behauptung solltest du auch Belege liefern, sonst ist das nichts anderes eine Verschwörungstheorie. Big Agro? Und die paar Millionen Menschen, die am Tag von einer Handvoll Reis leben, die können auch mal nur ne halbe Handvoll essen wenn ihr Feld unter Wasser steht, oder? Nur mal so als Vergleich, während jeder Deutsche durchschnittlich 123 g Zucker pro Tag zur Verfügung steht, sind das in Indien 66 und in Bangladesh sogar nur 16. Ein Zehntel von dem, was du hast, und denen geht es nicht schlecht? Wow.

    Wie dem auch sei, man sieht, es war gar nicht nötig Zellkerne mit Sub-1 Basenpaaren zu beschießen – wenn sie eh in gleicher Art zu finden sind läuft eine herkömmliche Verschmelzung bestens – hierzu nun, wird die beschleunigte Durchforstung mit modernen Gentechverfahren Akzeptanz in kritischen Bevölkerungsschichten finden – damit wäre ihr Berufsstand gesichert.

    Wie ich oben bereits geschrieben habe – es war Glück, dass es zufällig eine andere Reissorte war, die überflutungstolerant ist. Du wirst meine Frage, wie man hätte verfahren sollen, wenn das Sub1-Gen denn aber in einer anderen Art gefunden worden wäre, und eine Kreuzung nicht möglich wäre, wohl aber trotzdem ablehnend beantworten, nehme ich mal an. Schließlich hungern in Asien die Menschen ja nicht “in nennenswerter Zahl”…

    Ob Transgene Konstrukte gefährlich sind oder nicht, für die Landwirtschaft braucht es sie nicht, die gehören nicht auf unsere Teller, das ist ein Schuss in den Ofen, sie waren nie notwendig es gibt ausreichend Beispiele die zeigen wie Landwirtschaft Ressourcen schonend (sogar Humus anreichernd) und zugleich ertragreich produzieren kann und dabei höchst nahrhafte Produkte liefert, somit wird eine dauerhafte risikolose Versorgung garantiert.

    OK, also sogar unter der Annahme, dass GVOs nichtgefährlich sind, lehnst du sie ab?!? Dann kommen erst mal ein paar Stammtischparolen, und erst gegen Ende des Satzes hast du Recht. Aber das schließt transgene Pflanzen nicht aus – wieso sollten wir nicht alle uns zur Verfügung stehenden Methoden einsetzen, Ertrag zu steigern, Geld zu sparen und gleichzeitig die Umwelt zu schonen? Der Herr Fukuoka hat vielleicht den Reisanbau verbessert, in der Landwirtschaft werden aber noch ein paar andere Sachen eingesetzt. Aber wieso dieser Gegensatz? Einsatz von transgenen Sorten schließt doch nicht automatisch alle Anbaumethoden außer der Intensivwirtschaft aus?

  13. #13 Engywuck
    März 24, 2009

    mit der Schädlingsresistenz meinst du die Bt-Linien? Dieses Argument konnte ich noch nie nachvollziehen. Seit Jahrzehnten darf das Bt-Toxin in der Biolandwirtschaft äußerlich gespritzt werden. In den transgenen Linien schadet das Bt-Toxin aber hauptsächlich Fressfeinden der Pflanzen. Und eins ist gut, das andere schlecht?

    Nuja… bei der einen Methode ist das BT-Gift erstmal nur äußerlich auf der Pflanze und kann (sofern es nicht absorbiert wird) abgewaschen werden. Im anderen Fall ist es im fertigen Lebensmittel weiterhin enthalten, evtl. auch noch in einer recht hohen Dosis (wobei die ausgebrachte BT-Mais-Variante ja recht geringe Konzentrationen enthalten soll).

    Insofern ist das schon etwas anderes…

    Wenn bei den meisten bisher ausgebrachten Linien weiterhin Resistenzgene mit drin sind wundert mich mangelnde Akzeptanz immer weniger…

    Zudem ist z.B. Roundup (gegen das die Roundup Ready-Mais unempfindlich gemacht wurde) auch nicht unbedingt harmlos – wenn es in größeren Mengen eingesetzt wird. Abgesehen von Resistenzbildungen soll das nicht ganz so einfach abbaubar sein, wie von Monsanto behauptet…
    Wikipedia hat im Roundup-Artikel auch noch folgende Aussage (mit verlinktem Paper, kannst ja ggf. korrigieren in WP wenn es nicht stimmt):

    Eine aktuelle (Dezember 2008) Studie der Universität Caen zeigt, dass Rückstände von Roundup, die bei den meisten auf dem Markt befindlichen Gentech-Lebensmittel und Gentech-Futtermitteln nachweisbar sind, bei menschlichen Zellen schädlich und sogar tödlich wirken können – selbst bei sehr niedrigen Mengen.

    Mein Vater ist übrigens als Kind noch auf’s Feld *gelaufen* und hat Unkraut gehackt – von Hand. Ganz ohne Pestizide. Klar, das will (kann?) heute keiner mehr bezahlen, aber prinzipiell wäre das immer noch umweltfreundlicher als jede noch so große “Ermäßigung” des Pestizideinsatzes durch “Gen-Mais”.

  14. #14 Jacek
    März 24, 2009

    Für so eine Behauptung solltest du auch Belege liefern, sonst ist das nichts anderes eine Verschwörungstheorie. Big Agro?

    Wenn ich das IRRI im Netz überfliege kann ich keine kommerziellen Ambitionen erkennen vielleicht deswegen die Ausrichtung auf konventionelle Züchtung?

    Big Aro kenne ich nicht, die Realität aus den üblichen Medien reicht um zu einem rundum negativ Bild der großen Agrarkonzerne zu gelangen und das nicht nur wegen der GVOs – oder, es sei den, man ist finanziell von einem dieser Konzerne abhängig, was ich Dir nicht unterstellen möchte.

    Die Patentierung alter sonst immer frei verfügbarer Pflanzensorten kann als Agrar- Imperiallismuss betrachtet werden, das geht weiter über gewaltige Werbekampagnen in 3Welt Ländern die die dortige Landbevölkerung in eine unauflösliche Abhängigkeit von Krediten und konzerneignen Produkten treiben – damit ging eine Vielfalt an Saaten verloren – der sich selbsversorgene Bauer wurde hier zum Sklaven eines Kredithaies der Konzerne -siehe Baumwolle in Indien, auf diesen Feldern könnten Lebensmittel wachsen.

    Und die paar Millionen Menschen, die am Tag von einer Handvoll Reis leben, die können auch mal nur ne halbe Handvoll essen wenn ihr Feld unter Wasser steht, oder? Nur mal so als Vergleich, während jeder Deutsche durchschnittlich 123 g Zucker pro Tag zur Verfügung steht, sind das in Indien 66 und in Bangladesh sogar nur 16. Ein Zehntel von dem, was du hast, und denen geht es nicht schlecht? Wow.

    Wie eine Bugwelle schieben die Konzerne ihre vermeidlich sozialen Ambition vor sich her – irgendwie müssen die von der Wirtschaft mit ausgebildeten Biologen ihrem Gewissen Rechtfertigung zollen? Oder glaubst Du wirklich an eine wohlwollende Firmenpolitik?

    Wie ich oben bereits geschrieben habe – es war Glück, dass es zufällig eine andere Reissorte war, die überflutungstolerant ist. Du wirst meine Frage, wie man hätte verfahren sollen, wenn das Sub1-Gen denn aber in einer anderen Art gefunden worden wäre, und eine Kreuzung nicht möglich wäre, wohl aber trotzdem ablehnend beantworten, nehme ich mal an. Schließlich hungern in Asien die Menschen ja nicht “in nennenswerter Zahl”…

    In Indien und Bangladesh wird gehungert und in beiden Ländern, auf Druck unsriger Konzerne wird verstärkt Baumwolle angebaut, das darf man ruhig zu Kenntnis nehmen.

    ..wieso sollten wir nicht alle uns zur Verfügung stehenden Methoden einsetzen, Ertrag zu steigern, Geld zu sparen und gleichzeitig die Umwelt zu schonen?

    Wir stehen nicht mit dem rücken zur Wand – was geldspar- oder umweltschonende Methoden angeht gibt es vielfältige Vorschläge die aber den Konzernen nicht schmecken werden – dummerweise haben diese Konzerne eine weltweit agierende starke Lobby die alternative Vorschläge bekämpft.

    Der Herr Fukuoka hat vielleicht den Reisanbau verbessert, in der Landwirtschaft werden aber noch ein paar andere Sachen eingesetzt. Aber wieso dieser Gegensatz? Einsatz von transgenen Sorten schließt doch nicht automatisch alle Anbaumethoden außer der Intensivwirtschaft aus?

    Fukuokas Wirtschaft begrenzt sich nicht auf dem Reisanbau alleine, auch wenn er das am Reis/Gerstebau konkretisiert hat, war er überzeugt das seine naturnahe sehr ergiebige Praxis auf alle möglichen Zweige Anwendung finden wird, wenn der Biologe das Labor verlässt um vor Ort zu studieren, anders funktioniert das nicht, sagt er, man kann nicht einfach wie Liebling alles zergliedern und einzeln im Labor betrachten, dann zu Anwendung zusammenfügen, das ergibt ein verzerrtes Bild natürlicher Abläufe die nur in Gänze betrachtet werden müssen – ebenso wie ein sezierter Schmetterling zusammengefügt nie mehr fliegen wird. Er entzieht sich einer Fokussierung auf z.B. einzelne Basenpaare, die ein ganzes Bild vom Acker und Umgebung nimmer widerspiegeln werden können. Seine Wirtschaft ist nicht darauf aus Insekten zu vernichten, die Erde bis zum letzten auszupressen – somit werden vorübergehend höchste Erträge erreicht mit denen man herrlich prallen kann, aber kommende Ernteeinbußen z.B. durch Versalzung und verarmung der Ackerkrume werden verheimlicht oder eben die nächste synthetische Lösung zum selbst geschaffenem Problem jubelnd präsentiert.

    Aus meiner Erinnerung, kurz zur seiner phänomenalen Praxis:
    Schritt für Schritt hat er alles abgelegt was man zum Reis/Gersteanbau nicht braucht
    Er hat aufgehört zu Pflügen, die Erde allgemein zu bearbeiten, er verwendet keine synthetischen Dünge- und keine Spritzmittel, er bereitet weder Kompost, beseitigt keine Unkräuter, kontrolliert sie mit ausbringen von Stroh der vorigen Ernte und Weisklee als Untersaat. Seinen Reis/Gerste/Roggen/Weizen hatte er selber aus alten gängigen Sorten, selbstverständlich konventionell gezüchtet. Nicht mal eine Vorzucht von Reis findet statt.

    Im Herbst, kurz vor der Reisernte sät er in den fast reifen Reis Gerste oder Weizen oder Roggen breitwürfig per Hand aus. Wochen danach erntet er den Reis und das Stroh verteilt er im nachhinein wieder auf dem Feld. Das Getreide wächst in den Mai hinein, 2 Wochen vor der Getreideernte sät er Reis mit Kleesamen dazwischen, bei der Getreideernte ist der Reis u Klee angewachsen, das Stroh kommt wieder zurück aufs Feld. Um dem Reis einen Vorsprung vor dem Klee zu gewähren leitet er vorübergehend Wasser auf seine Felder (glaube nur 8Tage lang), er lässt es aber nie stehen, schwächt somit den Klee bis der Reis ihn überwuchert und er so von seinem Stikstoff zehren kann. seine Reisfelder stehen trockenen Fußes üppig Grün mit dem Klee als Untersaat und sind genauso hoch im Ertrag wie die der modern arbeitenden Nachbarn!
    Er betrachtet seine Landwirtschaftsmethode als ein Tanz mit der Natur und nicht als Kampf gegen sie. Seine Bücher lesen lohnt sich mehr als aufwendig nach auffeligen basepaaren zu fahnden.

  15. #15 Alexander
    März 24, 2009

    @Engywuck:
    Klar wird Bt äußerlich schneller abgebaut – dafür aber dann halt mehrmals gespritzt. Und zu Roundup: Ich habe ja nicht gesagt, dass das unschädlich sei. Nur muss man das eben mit den Alternativen der Intensivwirtschaft vergleichen, und die sind richtig heftig.

  16. #16 Alexander
    März 24, 2009

    @Jacek:
    Genau, weder IRRI noch Prof. Ronald haben finanzielle Ambitionen. Es gibt auch jenseits von großen Agrarkonzernen jede Menge Leute, die nach Möglichkeiten suchen, unsere landwirtschaftlichen Methoden zu verbessern. Schau dir doch auch mal das CAMBIA Projekt an, die setzen sich auch für freie Methoden und Materialien ein. Irri und auch Proj Ronald setzen übrigens auch transgene Organismen ein. Ronald konnte beispielsweise eine Xanthomonas-resistente Reissorte erzeugen (Xa21) – auch frei zugänglich!
    Übrigens, ganz egal was du von den Agrarkonzernen hälst, das hat auf den Wert gentechnischer Methoden keinerlei Einfluss – das eine ist Wirtschaft, das andere Wissenschaft. Und nein, ich bin nicht finanziell abhängig von Agrarkonzernen. Ich forsche nicht mal in diese Richtung.
    Und nochmal wegen Fukuoka: Wenn das wirklich so gut funktioniert, dann hat der Mann verdient, bekannter zu sein. Wir werden aber nicht weit kommen, wenn wir uns auf einzelne wenige Methoden beschränken. Mit den kommenden Änderungen am Klima werden wir mit dem Tempo der konventionellen Züchtung sehr wahrscheinlich nicht mehr mithalten können. Während die Menschheit ständig wächst, schrumpft gleichzeitig die zur Verfügung stehende Ackerfläche. Konventionelle Methoden werden uns noch ein paar Jahre, vielleicht Jahrzehnte tragen, aber dann sieht es nach den momentanen Projektionen nicht mehr so rosig aus.
    Aber das alles hat eigentlich gar nichts mehr mit dem eigentlichen Post zu tun. Hat jemand noch etwas zu Sub1, Reis oder Überschwemmungen beizutragen?