An der Uni Edinburgh befindet sich eine interessante Einrichtung: Das ESRC Genomics Policy and Research Forum bildet eine Brücke zwischen den zwei Kulturen:
As part of the ESRC Genomics Network (EGN), the Forum acts to integrate the diverse strands of social science research within and beyond the EGN; to develop links between social scientists and scientists working across the entire range of genomic science and technology; and to connect research in this area to policy makers, business, the media and civil society in the UK and abroad.
Das Genomics Forum vergibt Stellen für bestimmte Forschungsprojekte an Naturwissenschaftler, aber auch Geisteswissenschaftler; ein gutes Beispiel hierfür ist das Projekt “Race, Medicine and Scientific Research“.
Mit dem Nahen der persönlichen Medizin eröffnen sich neue Problemfelder. In den USA wird beispielsweise das Medikament BiDil für Herzkrankheiten eingesetzt – jedoch nur für Afroamerikaner. Es ist zu erwarten, dass sich solche Vorfälle in Zukunft häufiger ereignen werden. In dem Projekt des Genomics Forum wurde nun einerseits versucht, den sozialen und kulturellen Kontext des Begriffs Rasse besser zu klären. Andererseits wollten die beteiligten Wissenschaftler aber auch ein vernünftiges Maß entwickeln, das in der Medizin und Forschung einsetzbar ist. Ein solches Thema bietet natürlich ordentlich Zündstoff, wie beispielsweise auch der Rücktritt James D. Watsons aufgrund von rassistischen Äußerungen zeigt.
Eigentlich bin ich aber erst auf das Genomics Forum aufmerksam geworden durch ein anderes seiner Projekte: Das Human Genre Project.
Die Anlehnung des Namens an der Human Genome Project deutet an, um was es gehen soll: Das menschliche Genom und die Forschung an den Genen dienen als Inspiration für kurze Texte. Und kurz ist hier wirklich ernst gemeint – länger als eine Kurzgeschichte wird es nicht werden, dazu kommen Formen wie Flash Fiction oder Gedichte.
Geleitet wird das Human Genre Project übigens vom schottischen Science-Fiction-Schriftsteller Ken MacLeod, der den netten Titel “writer in residence” hat.
Der Startpunkt für Besucher des Human Genre Project ist eine Karte der 24 verschiedenen Chromosomen des Menschen. Von hier sind dann zu jedem Chromosom die dazu passenden Texte verlinkt. Ich will es mir nicht nehmen lassen, einen Ausschnitt aus dem Text “Time dilation” von Pippa Goldschmidt auf Chromosom 8 zu zitieren. Hier geht es nämlich um das Gen WRN und die damit assoziierte Erbkrankheit Werner Syndrom. Eines der Symptome, unter denen diese Patienten leiden, ist eine beschleunigte Alterung. (Dazu dann auch bald mehr in einem eigenen Post, den ich eigentlich schon ziemlich lange schreiben will.)
Time dilation
The WRN gene on chromosome 8 is responsible for Werner syndrome, which causes premature ageing.
My hair goes grey and falls out, my teeth yellow and decay, brown spots bloom on my skin. I’m thirty-six years old. My world is a room, and a view of the sea beyond it.
I’ve been told that there’s something wrong with me. But I know my physics. I know that in this universe there has to be decay and disorder. I’m normal. I’m entropy.
I try to sip tea but my clawed fingers let the cup fall to the floor. Liquid spills out from its shattered remains and soaks into the carpet.
What I don’t understand is why the rest of them never change. My twin brother could be my son. His teeth are white and even, his hair is as glossy as ever. His skin always has a rosy blush. He comes here regularly to tell me about life outside my room. Life with other people, other women. There seem to be many women. Or perhaps it’s just tales.
Bisher gibt es erst 9 Texte zu lesen, das Human Genre Project startete aber auch erst vor wenigen Tagen. Ich bin also gespannt auf die weiteren Texte und werde sicher immer wieder mal vorbeischauen!
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