Reproduzierbarkeit ist wohl eines der wichtigsten Prinzipien der Wissenschaft. Wir müssen uns darauf verlassen können, dass ein Experiment -die richtigen experimentellen Bedingung und die Abwesenheit von störenden Einflüssen vorausgesetzt- von verschiedenen Personen wiederholbar ist.
Jedem der schonmal in einem Labor ein Experiment durchgeführt hat dürfte klar sein, dass dies in den meisten Fällen nicht so einfach ist. Störende Einflüsse können sehr schwer zu finden und zu beseitigen sein, ganz zu schweigen von der Schwierigkeit aus dem sehr kurzen Methoden-Teil einer Publikationen ein Protokoll abzuleiten.
Was ist aber nach der Produktion und Digitalisierung von Daten? Sind Computer nicht deterministische Maschinen, in denen Vorgänge -wie die Analyse eben dieser Daten- beliebig reproduzierbar sein müssten? Egal wie die Antwort dieser Frage1 ausfällt, dass theoretisch mehr Reproduzierbarkeit am Rechner erreichbar ist als im Bakterium, der Hefe oder dem Teilchenbeschleuniger dürfte einleuchten.
Außerdem nennen wohl selbst militante Tierversuchsgegner und sonstige Spinner zumindest einen Rechner ihr eigen (besonders wenn sie dies hier lesen). Oder positiver: Da Laien im Allgemeinen keinen Zugang zu komplizierten Laboren haben kann man sie zumindest in die Lage versetzen den Datenanalyse-Teil der Wissenschaft nachzuvollziehen.
Selbst wenn eine oder mehrere Skripte der Veröffentlichung beigefügt sind, bleiben Probleme: In welcher Reihenfolge sind sie auszuführen, aus welchen Analysen wurden welche Werte extrahiert und wie bekomme ich das Ganze auf meinem System zum laufen?
An allen Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine entstehen so Möglichkeiten für Fehler: Der falsche Wert wurde kopiert, die Achse nicht korrekt beschriftet oder gar die falsche Datei eingelesen. Ein Problem, selbst für den einzelnen, der sich nur selbst kontrollieren also wiederholen -nur replizieren nicht reproduzieren- möchte.
Integration in R
Friedrich Leisch hat dieses System nun in in einem R-Paket namens Sweave umgesetzt. Es ermöglicht die einfache Integration von R und LaTeX-Code.
Bilder, Tabellen (mit Hilfe des genialen R-Pakets xtable) und sogar einzelne Zahlen direkt im Text, können so in jedem Kompilierzyklus neu aus den Rohdaten berechnet werden.
Die Mischdokumente von R und LaTeX-Code -R Noweb oder kurz .Rnw- werden von der Kommandozeile
R CMD Sweave deineDatei.Rnw
in ein .tex Dokument verwandelt.
Dieses System findet in der Dokumentation von R breite Anwendung. Sie so genannten “Vignetten”, die beispielsweise im Bioconductor-Projekt für jedes Paket verfügbar sind, sind mit dem System geschrieben. Doch nicht nur über R lässt sich damit schreiben, auch Dokumente, die den Code nur ausführen, nicht zeigen sind möglich.
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