Nature News brachte vor kurzem einen Artikel über den vermeintlichen Zusammenhang zwischen dem Umfang der Literaturangaben am Ende eines Papers und der Häufigkeit, mit der dieses Paper dann zitiert wird. Da ich gerade selbst am Paper schreiben bin, habe ich mich natürlich dafür interessiert!
“There is a ridiculously strong relationship between the number of citations a paper receives and its number of references,” Gregory Webster, the psychologist at the University of Florida in Gainesville who conducted the research, told Nature. “If you want to get more cited, the answer could be to cite more people.”
Laut dem Artikel hat der Psychologe Gregory Webster in einem Vortrag während der International Society for the Psychology of Science & Technology Konferenz Daten vorgestellt, die genau so einen Zusammenhang zeigen sollen. Er hat dafür alle Forschungspaper und Reviews der Zeitschrift Science zwischen 1901 und 2000 ausgewertet, und einfach die Anzahl der Zitate gegen die Anzahl der späteren Zitierungen eines Papers aufgetragen. Und siehe da – er findet einen stabilen Zusammenhang, der über die Zeit sogar zunahm. Heute soll man pro zusätzlichem Zitat eine weitere Zitierung des Papers einheimsen können. Eine ähnliche Auswertung hat Gregory Webster auch schon mit Artikeln aus den Zeitschriften Journal of Consulting and Clinical Psychology und Evolution and Human Behavior gemacht, und dabei einen vergleichbaren, aber etwas schwächeren Zusammenhang gefunden. Die Folien des Vortrags stehen online, jeder der mag kann sich die gezeigten Daten also gern ansehen!
Die Idee dahinter ist wohl, dass Wissenschaftler auch nur Menschen sind, und sich natürlich über eine Zitierung ihrer Arbeit freuen. Die Freude übersetzt sich dann ins gegenseitige Zitieren aus Dankbarkeit. Doch ganz so einfach ist es wohl doch nicht. Abgesehen davon, dass wir es hier erstmal nur mit einer Korrelation zu tun haben, gibt es an der Auswertung auch noch ein paar andere Probleme.
Philip Davis von The Scholarly Kitchen hat sich das Problem nach dem News-Artikel auch vorgenommen. Er hat zwar nur die Science Veröffentlichungen von 2007 als Datensatz anstelle des längeren Zeitraums von Gregory Webster, er kommt mit der gleichen Auswertung aber auf ein recht ähnliches Ergebnis, Länge der Literaturangaben und Zitierhäufigkeit des Papers korrelieren. Dann zeigt er aber sehr schön, dass es sich hier ziemlich sicher nur um eine Scheinkorrelation handelt, indem er den Gesamtdatensatz aufteilt und sich mehr und mehr Aspekte zur Auswertung dazuholt.
Wenn beispielsweise der Umstand herausgerechnet wird, dass längere Artikel in der Regel auch längere Literaturangaben haben, wird die Korrelation plötzlich negativ! Und indem er auch noch die verschiedenen Artikelthemen und die Anzahl der Autoren eines Artikels mit einbezieht, verschwindet die Korrelation vollständig.
Das muss nicht unbedingt heißen, dass es tatsächlich keine Beziehung zwischen der Länge der Literaturangaben und der Zitierhäufigkeit gibt, es ist nur wie so oft nicht ganz so einfach zu finden. Bleibt noch der Hinweis, dass es sich bei beiden Arbeiten nicht um veröffentlichte Artikel handelt, die als nicht das Peer Review durchlaufen haben. Und für mich und mein Paper gibt es leider auch keine einfache Formel, um an mehr Zitierungen zu kommen. So ein Mist, müssen wir halt doch wieder zurück zur alten Masche, gut geschriebene und wissenschaftlich interessante Paper zu veröffentlichen…
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