Peter Schmidt hat es die letzten Tage nicht leicht. Ein Interview mit der ZDF-Satiresendung “heute show” vom 14. Mai könnte dem Pharmalobbyisten zum Verhängnis werden. Offen sprach er darüber, wie Generika aus China ebenso gut sind wie heimische, offenbar in dem Bewusstsein, der Interviewbeitrag würde eh nicht gesendet – sehr zur Belustigung der Zuschauer und inzwischen auch der Internetgemeinde. Jetzt hat sich sogar der ZDF-Chefredakteur eingeschaltet und die Sendung offiziell gerügt.
Wenn man von Martin Sonneborn interviewt wird, sollte man eigentlich stutzig werden. Der Krawall- und Satirejournalist, ehemalige Titanic-Chefredakteur und PARTEI-Gründer provoziert gerne und reichlich, seit ein paar Monaten ist er für die ZDF-“heute show” unterwegs – dem eher lauwarmen Versuch des ZDF, eine Satire-Nachrichtensendung nach dem Format der Privaten auf die Beine zu stellen.
Peter Schmidt kannte Sonneborn vorher wohl noch nicht. Der Funktionär des Vereins Pro Generika e.V. kämpft gegen Rabattverträge im Gesundheitswesen und vertritt Hersteller von Generika in Deutschland. Da die Bezeichnung “Pharmalobbyist” äußerst negativ besetzt ist, wiederhole ich hier kurz die Selbsterklärung des Vereins:
Pro Generika e.V. ist der Branchenverband der Generikahersteller in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 17 großen, mittleren und kleinen Unternehmen, die Generika und Biosimilars entwickeln, produzieren und vermarkten.
Die Mitglieder von Pro Generika decken etwa drei Viertel des gesamten deutschen Generikamarktes ab. Fast jedes zweite auf Kassenrezept in den Apotheken abgegebene Arzneimittel ist ein Produkt einer Mitgliedsfirma des Verbandes.
Generika haben die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) im Jahr 2008 um die Rekordsumme von 7,9 Milliarden Euro entlastet. Das entspricht rund 0,8 Beitragssatzpunkten.
Generika stabilisieren damit nicht nur die Arzneimittelausgaben der GKV. Sie schaffen den Krankenkassen vielmehr auch die finanziellen Freiräume, die sie benötigen, um ihren Versicherten weiterhin die Teilhabe am medizinisch-pharmazeutischen Fortschritt zu ermöglichen. (Quelle)
Unter dem Vorwand, einen Beitrag für das “heute journal” zu drehen, interviewte Sonneborn Schmidt und entlockte ihm dabei einige erstaunliche Erkenntnisse:
Das ist natürlich ein ziemlicher Hammer, der den Interessen seines eigenen Vereins völlig zuwider läuft. Inzwischen hat sich sogar ZDF-Chefredakteur Bellut eingeschaltet und das Produktionsteam der heute show gerügt – Redakteure dürfen sich nicht für Mitarbeiter einer anderen Sendung ausgeben. Auch Schmidt ist verständlicherweise stinksauer. “Das war eine echte Schweinerei”, sagte Schmidt dem SPIEGEL. “Allerdings haben wir selbst eine Mitschuld, weil wir nicht misstrauisch genug waren.” (Quelle Spon)
Die Internetgemeinde hat sich begierig auf den Clip gestürzt, der sehr an das Auftreten des irakischen Informationsministers Muhammad Saeed al-Sahhaf von 2003 erinnert, der die Existenz amerikanischer Truppen im Irak leugnete und seitdem unzählige Male als Opfer von Internetspäßen herhalten musste. Die gleiche Verballhornung droht nun Peter Schmidt – wie man bereits an zahlreichen Einsendungen auf der Seite lachschon.de sehen kann:
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