An der fast jedes Jahr wiederkehrenden Nachricht, dass die Deutschen wieder reicher geworden sind, kann man schön den Unterschied zwischen
Median und Mittelwert beobachten. Und wie, je nachdem welche Botschaft vermittelt werden soll, eines der beiden eingesetzt wird.
Also ich bin nicht reicher geworden. Und die errechneten 150.000 Euro habe ich schon mal gar nicht. Natürlich bin ich als Einzelfall nicht aussagekräftig, also schauen wir uns alle Deutschen an.
Der Mittelwert ist bekanntlich die Summe über alle Werte, geteilt durch die Anzahl der Werte. Es werden also in diesem Fall alle Vermögen addiert und durch die Anzahl der erwachsenen Personen geteilt. Heraus kommen aktuell 150.000 Euro pro Nase für alle ab 17 Jahren (Quelle: DIW)
Das wäre von der Aussage her in Ordnung, wenn die Verteilung über die Vermögen gleichmässig wäre, also gleich viele Leute reich wie arm wären. So aber verfälscht die geringe Zahl an sehr reichen Leuten den Eindruck.
Was würde uns statt dessen der Median sagen? Er bestimmt, wenn man alle Erwachsenen in einer Reihe aufstellen würde und zwar sortiert nach Vermögen, und dann den, der genau in der Mitte steht, fragt, wieviel Geld er hat. Da kommt ein viel kleinerer Wert heraus. Und Ganz sicher ist dieser Wert in den letzten Jahren nicht so stark gestiegen.
Ich habe nur die Statistik bis 2007 beim DIW gefunden (Seite 57). Da liegt der Mittelwert 2007 bei 88.000 Euro, der Median dagegen bei 15.000 Euro. Und während das durchschnittliche Vermögen im Vergleich zu 2002 um 10% stieg, stieg der Median um 2%. Im Osten Deutschlands sank das Vermögen sogar.
Die Deutschen sind also im Median kaum reicher geworden. Die Inflation rausgerechnet (im Schnitt 1,5% pro Jahr im angegebenen Zeitraum) sogar ärmer! Und was sagt uns das? Tja, das, was wir so schon immer wieder hören: Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer mehr auseinander. Und interessanter Weise wird in den Zeitungen und überall sonst immer nur der Mittelwert genannt, der uns wohl sagen soll, dass es uns doch eigentlich immer besser geht und wir mal nicht so rumjammern sollen.
Ist statt reich lieber geist-reich:
Andrea Thum
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