In jedem Buch über “Unerklärliche Phänomene” findet sich auch ein Kapitel, das man letztlich mit selektiver Wahrnehmung (ich habe auch den Begriff kognitive Verzerrung gefunden) erklären kann.
Das typische Beispiel ist der Mann, der einen Flug nicht antritt, weil er irgendeine Eingebung hatte – und dann stürzt das Flugzeug tatsächlich ab. Mit selektiver Wahrnehmung ist hier gemeint, dass all die Menschen, die eine Eingebung hatten und nicht geflogen sind und wo das Flugzeug dann nicht abstürzte, nicht bekannt sind aber sicher recht groß ist (und wer gibt schon zu, sich sowas eingebildet zu haben?).
Es ist also schlicht Zufall, dass es irgendwann mal tatsächlich mit einem abstürzenden Flugzeug zusammenfällt.
Auf dieselbe Art “wirken” Wundermittel, heiliges Wasser oder Vitamine von Dr. Rath (ich weiss jetzt gar nicht, ob ich das verlinken sollte! – Dr Rath Research): Es werden all die Menschen, die nicht gesund geworden sind, nicht erwähnt, sondern ausschließlich die wenigen, die gesund geworden sind.
Es gibt wohl, wenn auch extrem selten, Spontanheilungen bei Krebs – einer von diesen Glücklichen hat vorher bei Herrn Rath vorbeigeschaut, der dann die Heilung allein seinen Vitaminen oder Medikamenten zuschreiben kann.
Mit diesen Fällen wird dann Werbung gemacht; all die Menschen, die gestorben sind, werden nicht weiter erwähnt, im Gegensatz zu einer ordentlichen Studie.
Doch auch ach so kluge Menschen, wie wir Wissenschaftler, sind nicht vor selektiver Wahrnehmung gefeit. Insbesondere was sogenannte Verschwörungstheorien angeht – und das gilt für beide Seiten. So interpretieren Verschwörungstheoretiker alles in ihrem Sinne und blenden Beobachtungen, die ihre Meinung widerlegen würden, aus. Und die ordentlichen Wissenschaftler halten das alles für Unfug und machen sich keine Gedanken, ob was daran stimmen könnte, weil es eben nicht in ihr Weltbild passen würde.
Die AIDS-Geschichte ist so eine. Ich habe keine Ahnung, wer Recht hat! Es verblüfft mich jedoch, wieviele Wissenschaftler die allgemein bekannten AIDS-HIV-Theorien ablehnen. Ich würde mir da nicht so einen Zweifronten-Krieg, sondern eine ordentliche Diskussion wünschen. Die gibt es auch deswegen nicht, weil die, sagen wir mal “anerkannten Wissenschaftler” es nicht für nötig halten, die Argumente der Gegenseite zu entkräften.
Und ein bisschen selektive Wahrnehmung findet man auch bei der Angst einer Bekannten, die, nachdem ein Freund tatsächlich mit einem Flugzeug abgestürzt ist, kein Flugzeug mehr betreten mag, auch wenn Autofahren (und das tut sie ganz viel) bekanntlich viel gefährlicher ist. Aber Ängste sind sowieso irrational, da sollte man nicht drüber lächeln, ich habe Angst vor der Dunkelheit, obwohl mir noch nie was im Dunkeln passiert ist, keine Monster und Werwölfe, nichts! Ich schiebe es auf die Gene: Forscher entdecken Angst-Gen.
Klopft nie auf Holz, wünscht sich aber immer was beim Wimpern-Wegpusten:
Andrea Thum
Nachtrag: Nach all der auf diesen Beitrag folgenden Diskussion nehme ich das pauschale: “Die gibt es auch deswegen nicht, weil die, sagen wir mal “anerkannten Wissenschaftler” es nicht für nötig halten, die Argumente der Gegenseite zu entkräften.” zurück. Es gibt durchaus Wissenschaftler, die sich bemühen und etliche in den Kommentaren aufgezählte Seiten. Meine selektive Wahrnehmung hat mir nur die in Erinnerung belassen, die das nicht tun.
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