Name: Maik Friedel
Aktueller Job: Projektmanager für Forschung und Entwicklung

Hinweis: Dieser Beitrag wurde NICHT gesponsert. Dieser Beitrag ist ein persönliches Interview. 

Warum hast du dich für ein Bioinformatik Studium entschieden?

Ich habe mich in der Schule sehr für die Fächer Mathematik und Biologie interessiert und diese auch als Leistungskurse belegt. Nach meinem Abitur wollte ich zunächst Informatik studieren, hatte aber die Befürchtung, dass reine Informatik zu einseitig sein könnte. Aus der Zeitung habe ich dann von der Bioinformatik erfahren. Einer damals sehr neuen Disziplin, welche versucht, die Informatik auf biologische Fragestellungen anzuwenden. Das hatte mein Interesse geweckt.

Wo hast du Bioinformatik studiert und wie fandest du das Studium?

Ich habe 2000 – 2005 Bioinformatik an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena studiert. Damals war ich einer der ersten Absolventen dieses Studiengangs. Das Studium hat mir sehr viel Spaß gemacht. Durch die Interdisziplinarität ist es mir nie langweilig geworden. Die Fächer reichten von Vorlesungen der Biochemie, Neuro- und Molekularbiologie bis hin zu Datenbanken und angewandter Bioinformatik. Das Studium war stellenweise sehr anspruchsvoll. Dinge wie Programmieren oder ein gutes Grundverständnis der Mathematik waren Voraussetzung.

Wie bist du zu deinem aktuellen Job gekommen?

Direkt nach meinem Studium habe ich am Fritz Lipmann Institut (FLI) für Altersforschung auf dem Gebiet der Genomanalyse promoviert. Die Promotion bot sich an, da ich auch während meines Studiums schon als Praktikant am FLI gearbeitet hatte und in dieser Zeit bereits mehrere Publikationen auf dem Gebiet der Systembiologie und Bioinformatik schreiben konnte. Nach meiner Promotion hatte ich dann die Wahl in der Wissenschaft zu bleiben, oder in die Wirtschaft zu wechseln. Letztendlich schien mir ein Job in einer Firma sicherer als die befristeten Stellen in der Wissenschaft. Damals hatte die Firma Sungene (eine 100%ige Tochter der BASF Plant Science) eine Stelle ausgeschrieben, welche perfekt auf mein Profil passte. Ich habe mich auf diese Stelle beworben und die Position als “Bioinformatics Manager” auch bekommen. Zu meinen damaligen Aufgaben zählte das Entwickeln von bioinformatischen Algorithmen um die Aktivität von Promotoren zu optimieren. Weiterhin habe ich an der Erweiterung und Entwicklung von Genontologien gearbeitet und war Leiter des lokalen Innovationsteams. In dieser Rolle habe ich eine globale Innovationsplattform federführend mitentwickelt. 2012 habe ich mich nach Weiterentwicklungsmöglichkeiten innerhalb der BASF umgesehen und wurde in Ludwigshafen fündig.

Was genau machst du in deinem aktuellen Job?

Unsere Abteilung unterstützt die BASF Mitarbeiter weltweit durch professionelle Suchen in Patenten und wissenschaftlichen Dokumenten. Wir erstellen auch Datenbanken und Endnutzerapplikationen um das Wissen innerhalb der BASF anzubieten. Als Mitglied eines Semantikteams unterstütze ich meine Kollegen. In meiner aktuellen Position arbeite ich als Projektleiter für verschiedene Themen im Informations- und Wissensmanagement. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf der Anwendung maschineller Lernverfahren, welche wir zur Klassifikation von unstrukturierten Daten einsetzen.

Was magst du an deinem Job?

Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich und spannend. Ich arbeite derzeit parallel in mehreren Projekten unterschiedlicher Größe und Komplexität. Besonders gefällt mir dabei, dass ich mit neuesten Technologien und Verfahren in Berührung komme und mit sehr unterschiedlichen Menschen arbeiten darf. Ich habe außerdem die Möglichkeit mich mit interessanten Firmen und wissenschaftlichen Instituten auszutauschen oder mit ihnen in Projekten zusammenzuarbeiten. In einer großen Firma wie der BASF ist auch die persönliche Weiterentwicklung kein Problem. Die BASF hat ein vielfältiges Angebot an Seminaren und Workshops. So konnte ich mich beispielsweise als Projekt Management Professionel (PMP) zertifizieren lassen.

Welchen Bezug hat dein Job noch zur Bioinformatik und welche Kenntnisse aus dem Studium nützen dir in deinem heutigen Job?


Die Anwendung von Maschinellem Lernen, der Einsatz von Datenbanken oder die Entwicklung von Algorithmen sind natürlich wichtige Werkzeuge der Bioinformatik, welche ich im Studium erlernt und angewandt habe. Auch das interdisziplinäre Arbeiten und der Umgang mit großen und komplexen Datenmengen in der Bioinformatik kommt mir in meiner aktuellen Position zu Gute. Gelegentlich habe ich es auch noch mit biologischen Fragestellungen z.B. aus dem Bereich des BASF Pflanzenschutzes zu tun.

Welche Tipps würdest du Leuten geben, die gerne in dieser Richtung arbeiten möchten?

Heute und sicher auch in Zukunft besteht ein sehr großer Bedarf im Bereich der Datenauswertung. Vor allem maschinelle Lernverfahren erlangen hier eine immer größere Bedeutung. Diese Algorithmen sind oft von der Biologie inspiriert, wie z.B. Deep Learning vom menschlichen Gehirn oder evolutionäre Algorithmen die den Selektionsprozess nachstellen. Viele dieser Verfahren wurden von Bioinformatikern mitentwickelt. Neben der reinen Auswertung der Daten, besteht aber auch eine große Herausforderung darin, die Brücke zwischen den neuen Informationstechnologien und der Anwenderseite zu schlagen. Ein Studiengang wie die Bioinformatik kann Studenten auf diese Vermittlerrolle vorbereiten und zu neuen Lösungsansätzen inspirieren. Daher kann ich jedem diesen Studiengang nur empfehlen. Außerdem hat es mir sehr geholfen neben meinem Studium als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Praktikum zu arbeiten. Durch diesen Praxisbezug habe ich viel besser verstanden wie und wo die Bioinformatik eingesetzt werden kann.

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Kommentare (11)

  1. […] Beitrag auf ScienceBlogs lesen. […]

  2. #2 Gereon
    Schifferstadt
    2. August 2016

    Frage: Ist dieser Beitrag von der BASF gesponsort, verfasst oder sonstwie veranlasst?
    Oder warum wird so prominent das Logo gezeigt?
    Das zu wissen fände ich wichtig.
    besten Dank und Grüße,
    Gereon

    • #3 Franziska Hufsky
      2. August 2016

      Vielen Dank für diese Frage! Ich habe völlig vergessen, das an prominenter Stelle klarzustellen. Die Antwort lautet “Nein”. Keiner meiner Posts ist gesponsort (und wenn, dann würde ich – müsste ich sogar – ausdrücklich darauf hinweisen). Das Logo habe ich in erster Linie verwendet, um den Beitrag aufzulockern. Meine Interview-Partner sind ehemalige Studierende, auf die ich zugegangen bin, weil mir ihre Karrierewege interessant erschienen.

  3. #4 Beobachter
    3. August 2016

    Hier wird m. E. ganz offensichtlich Werbung für den weltweit größten Chemiekonzern gemacht bzw. für Karrieremöglichkeiten innerhalb dieses Konzerns.
    Dazu hätte es nicht mal des prominenten Unternehmens-Logos “zur Auflockerung” bedurft …

    Sollen so aufstrebende Jung-Wissenschaftler/-Akademiker rekrutiert werden – und wollen die dort schon beschäftigten sich weiter profilieren, indem sie Interviews in ScienceBlogs-Beiträgen geben?

    Es ist für mich immer wieder erschreckend feststellen zu müssen, wie gerade Wissenschaftler/Akademiker der derzeitig jungen Generation sich ausschließlich auf ihre Karriere konzentrieren, kritiklos und begeistert für alles sind, was in Wissenschaft und Technik machbar und möglich ist und jeglichen Bezug ihres Tuns zum gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen Kontext – den Bedingtheiten, Auswirkungen, der (fragwürdigen) Verwertbarkeit bis hin zur Missbrauchbarkeit – völlig außer Acht lassen.

    Interessant hierzu ist die Konzern-Geschichte und besonders dessen Rolle in der NS-Zeit und während des 2. Weltkrieges:

    https://de.wikipedia.org/wiki/BASF

    Zitat, Auszug:

    ” … Im Herbst 1941 wurde in Auschwitz erstmals das für die Schädlingsbekämpfung hergestellte Blausäure­präparat Zyklon B zur Tötung von Menschen getestet, das von der Degesch (Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung), an der die I.G. Farben mit 42,5 % beteiligt war (restliche Anteile: Degussa mit ebenfalls 42,5 % und die Th. Goldschmidt AG in Essen mit 15 %), produziert wurde und ursprünglich zur Entwesung von Kleiderläusen dienen sollte. In der Folgezeit wurde das Giftgas in den Gaskammern von Auschwitz zur industriell organisierten Massenermordung mehrerer Millionen Menschen eingesetzt; in Majdanek, Sachsenhausen, Ravensbrück, Stutthof, Mauthausen und Neuengamme wurde Zyklon B zur industriell organisierten Massenermordung von Häftlingen missbraucht. Der Hauptgrund für den Einsatz von Zyklon B zur Massentötung war die Zeitersparnis, die durch die schnelle Wirkungsweise von Blausäuregas im Vergleich zu anderen Tötungsarten, z. B. durch Kohlenmonoxid, erzielt werden konnte. Außerdem konnte durch den Einsatz in verschlossenen Duschräumen ein Überraschungseffekt erzielt werden, der die Gefahr einer Massenpanik im offenen Gelände annullierte. … “

    • #5 Franziska Hufsky
      3. August 2016

      Ich möchte noch einmal klarstellen, dass dieser Beitrag KEINE Werbung für den Konzern ist. Ich habe deswegen das Logo aus dem Beitrag entfernt. Der Beitrag gilt lediglich der Darstellung des Berufsbildes. Im allgemeinen sollen die Karriere Beiträge verschiedene Wege nach dem Studium aufzeigen (von Forschung an der Uni, über die Arbeit in Konzernen bishin zur Selbstständigkeit).

  4. #6 Beobachter
    3. August 2016

    @ Franziska Hufsky:

    Es geht mir nicht um das Konzern-Logo in Ihrem Beitrag – ob mit oder ohne, ist ziemlich unerheblich (siehe mein Kommentar oben).

    Es geht mir darum, dass es aufstrebenden Akademikern nicht nur um die eigene, möglichst reibungslose Karriere (wo auch immer) und ein möglichst günstiges Persönlichkeits- und Tätigkeitsprofil gehen sollte, sondern auch um die Verantwortung für das, was sie tun oder nicht tun – und die daraus entstehenden Konsequenzen für die Allgemeinheit.

    Ich hätte mir gerade hier bei ScienceBlogs viel häufiger kritische Stellungnahmen von fachlich kompetenter Seite zu angesprochenen Themenbereichen gewünscht – es gibt heutzutage und aktuell eine Menge drängender, grundlegender, wichtiger Fragen bei einem schier unüberschaubaren Angebot an “Informationen”.

    Wissenschaft, Forschung und Technik finden nicht “an sich” und quasi im luftleeren Raum statt – wer alle äußeren Bedingungen und bisher stattgefundene und auch aktuelle bedenkliche Entwicklungen einfach ignoriert (zugunsten der eigenen Karriere ?), handelt m. E. fahrlässig und kurzsichtig.

    • #7 Franziska Hufsky
      3. August 2016

      “Es geht mir darum, dass es aufstrebenden Akademikern nicht nur um die eigene, möglichst reibungslose Karriere (wo auch immer) und ein möglichst günstiges Persönlichkeits- und Tätigkeitsprofil gehen sollte”

      Das ist sicher wahr, man muss aber auch dazu sagen, dass die Forschung an der Universität (m.E. die Alternative, bei der man nicht seine Seele verkauft) beruflich leider kaum Perspektiven bietet. Es gibt keinen akademischen Mittelbau in Deutschland. Das ist ein großes Problem! Daher bleibt vielen keine andere Möglichkeit, als in die Wirtschaft zu wechseln. Und zu entscheiden, bei welchen Konzernen man seine Seele verkauft und bei welchen nicht, möchte ich mir nicht anmaßen.

  5. #8 roel
    *******
    3. August 2016

    @Beobachter Leider ist die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit vieler Kozerne, Betriebe, WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen etc. noch nicht abgeschlossen und wird dies, denke ich, nie sein. Nicht, dass ich die Geschichte der BASF nicht kennen würde, aber ich denke nicht permanent daran. Danke für die Erinnerung.

    @Franziska Hufsky vorweg: mich stören Namensnennungen nicht, ich empfinde diese nicht als Werbung und lasse mich so auch nicht bewerben. Aber, ich verstehe, dass sich Personen daran stören und Personen damit bewerben lassen. Ich finde die Berufsvorstellung und die Personenvorstellung interessant.

    Um die Werbevorwürfe zu entschärfen, stelle ich mir diesen Sachverhalt:

    “Damals hatte die Firma Sungene (eine 100%ige Tochter der BASF Plant Science) eine Stelle ausgeschrieben, welche perfekt auf mein Profil passte.”

    so formulier vor:

    “Damals hatte eine 100%ige Tochterfirma eines weltweit operienden Konzerns eine Stelle ausgeschrieben, welche perfekt auf mein Profil passte.”

    Niemand wird dann durch Namensnennung irritiert, beworben oder gestört und der Sinn der Aussage bleibt bestehen.

    Es würde mich freuen, wenn diese Anmerkung ein klein wenig hilft, demnächst solche Vorwürfe erst gar nicht aufkommen zu lassen.

    • #9 Franziska Hufsky
      3. August 2016

      Ich finde die Idee super und werde das in zukünftigen Beiträgen genau so umsetzen!

  6. #10 Kai
    3. August 2016

    @Beobachter: Ich finde es allerdings auch seltsam, woher sie herauslesen, dass junge Akademiker nur auf eine steilen Karriere aus sind. In diesem Beitrag kann ich dazu nichts lesen. Ganz im Gegenteil: Maik hat doch geschrieben, warum er in die Privatwirtschaft gegangen ist. Nicht des Geldes wegen, sondern wegen der Sicherheit. Als Akademiker darf man nämlich viele Jahre hinweg auf befristeten Verträgen arbeiten ohne Garantie, jemals eine feste Stelle zu bekommen.
    Im übrigen ist, meiner Erfahrung nach, den meisten Akademikern nicht das Gehalt am wichtigsten, sondern dass sie einer interessanten Tätigkeit nachgehen. Und auch das lässt sich aus dem Beitrag herauslesen (100% auf mein Profil gepasst lese ich so, dass er in der Firma an den Dingen arbeiten konnte, die ihm schon im Studium bzw. Promotion interessiert haben).

  7. #11 Ansgar P.
    3. August 2016

    Sehr geehrte Frau Hufsky,

    vielen Dank für das sehr interessante Interview. Meine Kinder sind noch einige Jahre von der Hochschulreife entfernt. Doch falls ihre Freude an Mathematik, Physik und Biologie anhalten sollte, werde ich die Bioinformatik aufs Tapet bringen.