Das oberste Ziel wäre es, Wirkstoffe zu entdecken, die spezifisch auf die viralen Enzyme abzielen, zum Beispiel auf die HEV-Polymerase, die zur Vermehrung des Virus unabdingbar ist. Diese sogenannten “direkt wirkenden Virostatika” sind hochspezifisch und waren zum Beispiel bei der Behandlung von Hepatitis C ein Durchbruch mit hohen Heilungsraten. Um einen solchen Wirkstoff zu entwickeln, ist es jedoch unabdingbar, die Struktur des Enzyms genau aufzuklären. Leider wurde bisher keiner der potentiellen Anti-HEV-Wirkstoffe auf der Grundlage einer solchen Enzymstruktur entworfen.

Ein weiterer Eckpfeiler bei der Bekämpfung von HEV wird die Identifizierung neuer Wirtsfaktoren sein, denn auch hier sind bisher nur wenige bekannt. Hier müssen alle “omics” Bereiche untersucht werden, um die veränderte zelluläre Umgebung während einer HEV-Infektion zu entschlüsseln. Auf der Suche nach möglichen “Angriffspunkten” ist die Bioinformatik ein unerlässliches Instrument, von der Aufklärung der Enzymstrukturen der Viren bis hin zum Verständnis der Immunreaktion des Menschen.

Impfen

Ein Möglichkeit, die ich bisher noch gar nicht erwähnt habe, wäre, einen Impfstoff gegen HEV zu entwickeln. Ein Impfstoff befindet sich bereits in klinischer Erprobung und wurde in China sogar bereits zugelassen. Es gibt aber auch hier noch viele offenen Fragen, allen voran die Wirksamkeit bei Risikopatienten und ob man sich zur Bekämpfung einer HEV-Epidemie ausschließlich auf einen Impfstoff verlassen kann.

Am Rande sei noch erwähnt, dass keiner der in diesem Artikel vorgestellten Medikamentenkandidaten für die Anwendung bei schwangeren Frauen zugelassen ist.

Publikation: Hepatitis E Virus Drug Development. V Kinast, T L Burkard, D Todt, E Steinmann. Viruses 2019, 11(6), 485.

1 / 2

Kommentare (2)

  1. #1 roel
    14. Juni 2019

    @Franziska Hufsky Schön hier wieder etwas zu lesen. Das ganze liest sich spannend, aber hier habe ich Verständnisprobleme:

    “Auf der Suche nach neuen Wirkstoffen, stießen Forscher zum Beispiel auf die antivirale Aktivität von Ethanolextrakten aus Pflanzen (einer ostasiatischen Primelart und einem koreanischen Spargelgewächs) gegen HEV. Welcher Wirkstoff genau gegen die Viren wirkt, hat man jedoch nicht untersucht, ebenso wenig Giftigkeit, die Möglichkeit der Resistenz gegen das Mittel, geschweige denn die Wirksamkeit im lebenden Organismus.”

    Was haben sie dann gemacht?

    • #2 Franziska Hufsky
      14. Juni 2019

      @roel: Im Prinzip wurden in den Studien verschieden potentielle pflanzliche Wirkstoffe durchgetestet, indem Alkoholextrakte aus den Pflanzen hergestellt wurden. Dabei hat man entdeckt, dass eine 70%iges Ethanollösung aus Lysimachia mauritiana (das ist diese ostasiatischen Primelart), die Replikation von HEV stört (wohl gemerkt bei Schweinen). Welcher darin enthaltene Wirkstoff aber genau gegen das Virus wirkt, hat man nicht untersucht.