Das oberste Ziel wäre es, Wirkstoffe zu entdecken, die spezifisch auf die viralen Enzyme abzielen, zum Beispiel auf die HEV-Polymerase, die zur Vermehrung des Virus unabdingbar ist. Diese sogenannten “direkt wirkenden Virostatika” sind hochspezifisch und waren zum Beispiel bei der Behandlung von Hepatitis C ein Durchbruch mit hohen Heilungsraten. Um einen solchen Wirkstoff zu entwickeln, ist es jedoch unabdingbar, die Struktur des Enzyms genau aufzuklären. Leider wurde bisher keiner der potentiellen Anti-HEV-Wirkstoffe auf der Grundlage einer solchen Enzymstruktur entworfen.
Ein weiterer Eckpfeiler bei der Bekämpfung von HEV wird die Identifizierung neuer Wirtsfaktoren sein, denn auch hier sind bisher nur wenige bekannt. Hier müssen alle “omics” Bereiche untersucht werden, um die veränderte zelluläre Umgebung während einer HEV-Infektion zu entschlüsseln. Auf der Suche nach möglichen “Angriffspunkten” ist die Bioinformatik ein unerlässliches Instrument, von der Aufklärung der Enzymstrukturen der Viren bis hin zum Verständnis der Immunreaktion des Menschen.
Impfen
Ein Möglichkeit, die ich bisher noch gar nicht erwähnt habe, wäre, einen Impfstoff gegen HEV zu entwickeln. Ein Impfstoff befindet sich bereits in klinischer Erprobung und wurde in China sogar bereits zugelassen. Es gibt aber auch hier noch viele offenen Fragen, allen voran die Wirksamkeit bei Risikopatienten und ob man sich zur Bekämpfung einer HEV-Epidemie ausschließlich auf einen Impfstoff verlassen kann.
Am Rande sei noch erwähnt, dass keiner der in diesem Artikel vorgestellten Medikamentenkandidaten für die Anwendung bei schwangeren Frauen zugelassen ist.
Publikation: Hepatitis E Virus Drug Development. V Kinast, T L Burkard, D Todt, E Steinmann. Viruses 2019, 11(6), 485.
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