Atomkraftwerke werden debattiert soweit ich zurückdenken kann. Zurzeit geistert Atommüll durch die Schlagzeilen, im Falle der Kernkraftrückstände also das, was übrig bleibt, wenn der Brennstab ausgebrannt, und alles Weiterverwertbare zurückgewonnen wurde. Das Spektrum ist groß: es reicht von Technetium über Iod und Cäsium bis hin zu Neptunium und Plutonium. Sie alle sind radioaktiv und hochgefährlich.
Wohin also mit dem Müll? Ein sicheres Endlager muss her, denn das Versuchsendlager Asse wird den Anforderungen nicht gerecht. Welche Vorraussetzungen müsste ein Lager das auf ewig dicht hält, denn erfüllen?
Eigentlich nur eine: es müsste länger standhalten, als der Atommüll strahlt. Leider hat Atommüll eine wirklich unangenehme Eigenschaft: Er ist verdammt langlebig. Bei radioaktiven Elementen betrachtet man die Halbwertszeit. Beispielsweise sind von 1 kg Plutonium (239 Pu) nach 24100 Jahren noch 500 g übrig. Aus dem zerfallenen Plutonium entsteht Uran, welches selbst stark radioaktiv ist. Das Problem der Strahlung hat sich also nach dem Zerfall eines Plutonium Kerns nicht erübrigt, die Zerfallskette setzt sich fort.
Dennoch, Uranerze sind ja natürliche Bestandteile diverser Gebirge. Natürliche Uranvorkommen sind jedoch kein Grund, das Gebirge zu meiden. Warum also die Angst vorm Atommüll?
Der Urananteil in Uranerzen – also solchen Gesteinen, die genug Uran enthalten um letzteres im Namen zu erwähnen – liegt meist nur bei 0,3 %. Einige Plutonium-Isotope (das sind verschiedene Formen des Elements Plutonium) finden sogar in der Technik ihre Anwendung. Plutonium 238 ist beispielsweise Bestandteil von Herzschrittmachern und damit für einige Menschen lebenswichtig. Aber ein ganzes Lager voller Atommüll möchte wohl niemand vor seiner Haustür wissen, denn wie es so schön heißt: Die Dosis macht das Gift. Und hier kommt alles zusammen, was wir zu recht fürchten: Während wir einer ständigen, natürlichen Strahlungsexposition von 4 Millisievert pro Jahr (mSv/a) ausgesetzt, der wir uns nicht entziehen können, erlaubt die deutsche Strahlenschutzverordnung, dass die allgemeine Bevölkerung maximal weiteren 1 mSv/a ausgesetzt werden darf. Die Gesamttoxizität der Spaltprodukte von Uran die in einem einzigen Reaktor binnen eines Jahres anfallen wird auf 1.43 • 109 Sv/a geschätzt.
„Die Planung und Errichtung eines Endlagers für derartige Abfälle muss der nach dem Atomgesetz erforderlichen Schadensvorsorge nach dem Stand von Wissenschaft und Technik gerecht werden”, so dass Bundesministerium für Umwelt, Natur und Reaktorsicherheit Das klingt in meinen Ohren nach einem „nach bestem Wissen und Können”. Und in letzterem sehe ich ein Problem. Gibt uns die Einhaltung dieser Forderung, nämlich dass wir so gut wir eben können, ein Endlager errichtet haben, auch das Recht ein solches mit Atommüll voll zustopfen?
Angenommen, unsere Politiker finden einen geeigneten Ort für ein Endlager und die komplette Menschheit weiß bescheid, dass letzterer nicht betreten werden darf. In 150 Jahren wird das letzte Kernkraftwerk überflüssig, und das Endlager ist voll. Machen wir also die Tür zu. Sicherheitsschloss, Tresortür, Warnschilder – vom Totenkopf bis zu Schildern wie „Zutritt verboten – Ungehorsame zahlen mit ihrem Leben” säumen den Weg zum Endlager.
200 Jahre später interessiert sich kaum mehr jemand für die Energieprobleme des 21. Jahrhunderts.
Lassen wir 6000 Jahre vergehen. Was passiert währenddessen? Kriege? Naturkatastrophen? Eine Neue Weltordnung? Im Jahre 8423 machen Jugendliche eine tolle Entdeckung: Ein mysteriöser Weg, gesäumt von altertümlichen Schriftzeichen. Ein Grab? Vielleicht das einer wichtigen Persönlichkeit?
Die schwere Tür lässt auf einen besonderen Schutz des Verstorbenen schließen – so wie die Labyrinthe in den Pyramiden von Gizeh. Was da wohl drin sein mag?
Oder anders: Wie erginge es uns heute, hätten die Etrusker uns ein solches Erbe hinterlassen und hätten wir diese unwissend vor 100 Jahren geöffnet?
Als Wissenschaftlerin sehe ich das Problem so: Wenn man es löst, ist es keins mehr…
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