Seit dem vereitelten Anschlag von Detroit stehen Körperscanner wieder zur Debatte. Nicht in den kommenden Wochen, aber vielleicht noch vor Ende diesen Jahres ist wird der Fluggast durch einen weiteren Sicherheitscheck geleitet werden.
Doch welche Gefahren bergen die gefürchteten Nacktscanner? Schauen wir uns doch mal an, wie so ein Gerät funktioniert. Genau wie Röntgengeräte aber auch Kernspintomographen bedienen sich Nacktscanner der Methode der Spektroskopie. Das heißt, kurz gesagt: Ein Teilchen wird erst energetisch angeregt und die zur Anregung benötigte Energie wird gemessen. Diese Anregungsenergie ist deswegen aussagekräftig, weil jedes Molekül, spezifische Energieniveaus und somit charakteristische Energiedifferenzen besitzt.
Das Teilchen befindet sich entweder im unteren oder oberen Zustand, man nennt ihn den „angeregten Zustand”. Um vom unteren in den oberen Zustand zu gelangen, benötigt ein Teilchen genau die Energiedifferenz (dE) zwischen den beiden Zuständen, nicht mehr und natürlich auch nicht weniger. Es ist also nur möglich, das Teilchen mit der exakten Energie dE anzuregen. Dieses dE ist für alle Teilchen verschieden und wirkt somit wie ein „Fingerabdruck”.
Im Falle des Röntgens – wird die gleichnamige Strahlung verwendet. Die energiereiche Röntgenstrahlung regt hauptsächlich das Calcium in unseren Knochen an. Beim MRT wird energiearme Radiostrahlung benutzt. Nichts anderes als diese beiden Spektroskopiemethoden tut ein Nacktscanner: Die verwendete Energie liegt im Bereich der Terahertzstrahlung, auch fernes Infrarot genannt. Sie wurde weder neu entdeckt, wie manche Medien behaupten, noch ist ihr Einsatz im Bereich der Spektroskopie eine komplett neue Erfindung. Sie regt Moleküle zum Schwingen an. Vor allem Biomoleküle, also Gewebemoleküle, werden von dieser Energie in Schwingung versetzt, während Stoffe, aus denen unsere Kleidung besteht, aber auch Metalle diese Strahlung einfach „ignorieren”.
Doch Moleküle weilen nicht ewig im angeregten Zustand, irgendwann fallen sie wieder in das untere Energieniveau herab. Die Energie wird also wieder abgegeben. Ein Detektor, in unserem Fall der Nacktscanner, misst diese abgegebene Energie.
Nun schwingen die Moleküle unseres Körpers jedoch auch schon ohne, dass wir uns vorher bestrahlen lassen müssten. Immer wieder nehmen Moleküle Energie aus der Umgebung auf und andere Moleküle geben Energie ab, „strahlen” dabei Terahertzstrahlung. Ein stets vorhandener, natürlicher Prozess. So kann man auch ein Bild erstellen, ohne den Körper erst bestrahlen zu müssen. Dies ist das Prinzip des Passivscanners.
Warum also Aktivscanner verwenden? Je mehr Strahlung ich meinen Körper aussetze, desto mehr angeregte Moleküle weist er auf, die dann wieder „runterfallen” und dabei Energie abgeben, strahlen und somit das Bild das auf dem Körperscanner-Monitor erscheint verbessern, ganz so wie ein Foto kontrastreicher wird, wenn ich die Lichtquelle verbessere (zum Beispiel ein Blitz im geschlossenen Raum).
Metalle und nicht-biologische Materialien verhindern, dass der Detektor die vom Körper abgestrahlte Terahertzstrahlung erfassen kann. Das Prinzip gleicht dem einer dimmbaren Lampe: Je stärker sie gedimmt wird, desto weniger Lichtstrahlen gibt sie ab, desto dunkler wird es. Ohne Dimmung hingegen, gibt die Lampe mehr Lichtstrahlen ab, es wird heller und wir sehen besser. Das Metall entspricht in dem Fall dem Dimmer, der verhindert, dass unser Körper stark „strahlt”.
So wird es erkannt und so hofft man, Waffen und Sprengstoffe am Körper von Terroristen zu entdecken, bevor sie ihren Absichten nachgehen können.
Und wie steht es mit unserer gesundheitlichen Belastung? Passivscanner nehmen ein Bild auf – wie eine Fotokamera, nur eben durch Wärme. Mir scheint die Gefahr, die von Passivscannern ausgeht, nicht größer zu sein, als die Gefahr, die ein Fieberthermometer auslöst. Aktivscannern oder gar Röntgenscannern hingegen können wir die potenzielle Gefahrenquelle nicht ohne weiteres absprechen. Die Terahertzstrahlung habe „merkwürdige Eigenschaften” und die von ihr ausgehenden Gefahren seien aufgrund der großen Spanne des Frequenzbereiches nicht abschätzbar, informiert uns die Süddeutsche Zeitung. Merkwürdige Eigenschaften? Eigentlich nicht, Terahertzstrahlung tut genau das, was jeder Chemiker oder Physiker von ihr erwartet: Sie regt Moleküle zum Schwingen an. Und eine große, unüberschaubare Frequenzspanne? Terahertzstrahlung reicht „von zehn Gigahertz (zehn Milliarden Schwingungen pro Sekunde), und endet erst beim Tausendfachen, also etwa zehn Terahertz.” Ein Faktor von 1000 also. Genauso groß ist die Spanne der Energiebereiche der Mikrowellen, der Röntgenstrahlung sowie der hochenergetischen Gammastrahlung. Dieser Faktor ist so bekannt, dass die meisten Chemiestudenten den Wert kennen, bei der die Radiowellen beginnen und davon ausgehend in jeder Prüfung zurückrechnen. Diese Energiebereiche sind über die Eigenschaften der Schwingungen bestimmt. Daher weiß man sehr wohl, was die Strahlung in erster Linie tut: das Molekül zum Schwingen anregen. Was sie darüber hinaus noch tut, ist jedoch noch unbekannt. So bin auch ich von der neusten Idee der Sicherheitspolitik wenig begeistert.
Während in Deutschland über Terahertz-Scanner diskutiert wird, sind laut FAZ.net in den USA auch Röntgengeräte im Einsatz. Für solche Röntgengeräte beträgt die Strahlenbelastung (ein Maß, das die „Gefahr” durch die Strahlung der man sich exponiert messen soll) laut Informationen der Süddeutschen Zeitung nur 0.2 Mikrosivert, während ein achtstündiger Transatlantikflug uns mit 40 Mikrosivert belastet. Zum Vergleich: Einmal Lunge röntgen belastet den Körper mit 1,0 Millisivert, eine Computertomographie des Gehirns mit 45 Millisivert. (Quelle: Radiologie im Gesundheitszentrum Hamburg-Harburg.
Nach diesen Angaben wäre die Strahlendosis also so gefährlich wie die Höhenstrahlung die wir in 14.4 Sekunden Flugzeit erfahren oder anders: 5000 Mal müssten wir den Röntgenscanner passieren, um der Strahlenbelastung einer medizinischen Röntgenaufnahme ausgesetzt zu sein.
Da Terahertzstrahlung weniger energiereich und im Gegensatz zur Röntgenstrahlung nicht in der Lage ist, Biomoleküle zu ionisieren, ist davon auszugehen, dass die gesundheitliche Belastung bei der für Deutschland debattierten Form der Körperscanner noch geringer ist.
Kommentare (23)