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Jetzt mal im ernst. Elektroautos?
Ich wundere mich seit Jahren, dass da von der Politik so vehement und eingleisig dran festgehalten wird.
1 Mio. Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen bis 2020 … der Umwelt zuliebe … Aha
Das aufzuschlüsseln, würde schnell ein Buch füllen, deshalb hier ein paar kürzere Gedanken zu 3 Themen:
- Nutzen für die Umwelt
- Tanken
- Zukunft und Alternativen
Für die Umwelt?
Ganz allgemein bedeuten Elektrofahrzeuge ersteinmal nur, dass nicht jedes Auto einen Verbrennungsmotor bei sich führt. Somit ließe sich, rein von der Idee her, in Ballungsräumen die Luftqualität drastisch verbessern.
Auf der anderen Seite muss die elektrische Energie aber trotzdem irgendwo herkommen. Rein ökologisch würde die Rechnung aufgehen, wenn die Energie nicht aus Verbrennung oder aus anderen Umwelt störenden Quellen erzeugt werden würde.
In Deutschland wird knapp 57% unseres Stroms aus der Verbrennung von Kohle und Gas und 16% aus der Kernkraft erzeugt.
=> also knapp dreiviertel aus populistisch ungewollten Quellen – je nach politischer Lage natürlich, aber Energiepolitik wäre nochmal ein eigenes Thema.
Selbst wenn die “grüne Energie” auf dem Vormarsch ist [1], wird das Abgasproblem trotzdem nur vor die Städte verlagert. In anderen ballungslastigen Ländern sieht es ähnlich oder sogar noch “ungrüner” aus, denn z.B. in China ist der Anteil der fossilen Energiegewinnung noch höher.
Es gibt auch Länder, bei denen die Energiebilanz wesentlich besser aussieht. So laden Elektroautos in Norwegen kostenlos. Aber ein Land, in dem quasi der gesamte Energiebedarf durch Wasserkraft gedeckt wird, lässt sich nur schwer als Vorbild heranziehen.
Neben der Energieerzeugung gibt es auch einen weiteren Umweltfaktor: die Akkus. Hier lässt sich momentan nur spekulieren, welche Auswirkungen die Förderung und Verarbeitung der benötigten Rohstoffe (Lithium etc. [3]) haben werden, um die vielen benötigten Akkus zu produzieren.
Elektro für Klima? In absehbarer Zeit wohl eher nicht.
Tanken?
Aber selbst wenn man sagt, dass selbst eine geringe Reduzierung der verbrennenden Energiegewinnung für das Fahren bereits ein Fortschritt und die Umverteilung der Abgasbelastung ein Vorteil ist, dann bleibt die Frage des “Tankens”.
Ein vereinzelter städtischer Verfechter, der seinen Wagen jeden Abend an ein Kabel hängt, mag in Ordnung sein, aber man stelle sich einmal den Kabelsalat einer belebten Straße im dichtbesiedelten Hamburg oder Berlin vor … Das halte ich für sehr verstrickt.
Öffentliche Lade-Terminals wären eine Idee, aber wenn eine große Zahl Fahrzeuge abgedeckt werden soll, müssten überall neue Leitungen verlegt werden, die die hohen Stromlasten aushalten können.
Ich kenne natürlich die entsprechenden Konzepte, bei denen auf dem Car-Port über Solarzellen das Auto wieder aufgeladen werden kann, aber wer ist denn die Zielgruppe für die Elektroautos? So wie ich das sehe, sind es die Kurzstrecke fahrenden Städter, die eben kein festen Stellplatz haben.
Weiter abschreckend wirken die stetig wechselnden Technologien und allgemein fehlenden Standards (kein einheitlicher Anschluss, unterschiedliche Bezahlsysteme etc.). Spiegel Online nannte es vor ein paar Tagen treffend “das Klagen beim Laden”.
Es gab vor einigen Jahren ein Konzept, das ich wirklich vielversprechend fand: Wechsel-Akkus! Man fährt zur “Tankstelle” und es wird einmal komplett die Akku-Einheit von unten in weniger als 2 Minuten getauscht. Es gab sogar großflächige Versuche, die von der Firma ‘Better Place‘ in Zusammenarbeit mit Renault durchgeführt wurden. In Dänemark und Japan ab 2009 und noch größer in Israel ab 2011.
Und jetzt, wo Elektromobilität wieder in aller Munde ist (Union und SPD planen günstige Kredite für Elektroautos), dachte ich in meiner Naivität, dass vor allem diese Konzepte den Schwung besonders spüren und bald in allen Medien auftauchen sollten. Tja, und welche Meldung findet man, wenn man die großen Suchmaschinen anwirft? “Elektroauto-Anbieter Better Place insolvent”
Wenn ich bei dem Sturm grad aus dem Fenster gucke, frage ich mich, wie sicher Car-Ports und Solardächer sind. Einen Reservekanister mit ‘Sprit’ kann man sich noch irgendwo in die Garage stellen, aber was macht man, wenn eine Oberleitung abknickt und man keinen Strom hat?
Zukunft und Alternativen?
Es gibt eine unglaublich umfangreiche Arbeit des Fraunhofer ISI [2]. Hier schlüsseln die Forscher sehr genau auf, was alles funktionieren und passieren müsste, damit das “1 Mio. in 2020” Ziel erreicht werden könnte. Auch gibt es eine Prognose zu den Kosten einer Tankladung im Vergleich, die eigentlich auch ganz optimistisch aussehen. Prinzipiell ist es möglich, aber das Schlusswort der Arbeit klingt sehr skeptisch. Und wenn man guckt, dass der momentane Stand in 2013 bei knappen 6000 Neuzulassungen in Deutschland liegt, wird es wohl nichts.
Das soll aber nicht heißen, dass die Entwicklungsarbeit für neuartige Akkus nicht trotzdem wichtig ist. Ich persönlich glaube, dass es bessere Lösungen als reine Elektroautos gibt, sowohl technologisch, ökologisch als auch ökonomisch. Stichwort: Hybrid.
Denn vor allem Hybrid-Systeme beweisen, wie viel man aus den konventionellen Verbrennern rausholen kann – gleiche Leistung durch weniger Verbrennung vor allem im Stadtverkehr kombiniert mit Start-Stopp und anderen Innovationen, auf die ich vllt. ein anderes Mal genauer eingehen werde. (Vor allem der Schritt zur Brennstoffzelle mit der Verbrennung von Wasserstoff könnte interessant werden, wenn hier die Erzeugung auf gesunden Beinen steht [4])
Also, was soll der ganze Hype? Wollen die Konzerne wirklich den Wandel, oder ist das nur Image-Arbeit? Können aus den heutigen wenigen 10.000 Elektroautos in Deutschland in 7 Jahren wirklich 1 Million werden? Und wo kommt die gesamte Infrastruktur so schnell her, wenn wir momentan noch Probleme haben, die Windkraft von der Nordsee nach Byern zu bekommen?
Naja, mit den Handys ging es damals plötzlich auch sehr schnell, aber ich hoffe, die Autos halten dann länger als zwei Jahre 😉 (Zum Thema “nachhaltige Zukunftshandys” hatte ich hier schonmal was geschrieben)
Oooder ist es doch dieses ominöse Hintertürchen, wie ein Autohersteller durch das Maßschneidern eines bestimmten Fahrzeugtyps die CO2-Billanz seiner ganzen Flotte auf EU-Linie bringen kann? Ich will ja nicht unken, aber sowas habe ich irgendwo beim Zappen aufgeschnappt, auch wenn ich die Quelle nicht mehr auftreiben kann.
Was ist also von dem Ziel: 1 Mio. Elektrofahrzeuge bis 2020 zu halten? Ich glaube,
dass in Hybridsystemen und Brennstoffzellen die Zukunft liegt.
Effizienter Verbrauch und mehr Flexibilität.
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weiterführende Links:
[1] BMWi: Energiegewinnung und -verbrauch. Kennzahlen und Prognosen
[2] Fraunhofer ISI: Markthochlaufszenarien für Elektrofahrzeuge (PDF)
[3] Arte: Mit offenen Karten Boliviens Traum vom Lithium. Das Video ist leider nicht mehr offiziell auf arte zu streamen.
[4] Arte: Mit offenen Karten – Biokraftstoffe Eine Alternative. Das Video ist leider nicht mehr offiziell auf arte zu streamen.
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