Manchmal habe ich das Gefühl, dass Internet-Videos eine Art digitale Lebensform sind. Sie können sich fortpflanzen, ihr Habitat wechseln, sich verändern … man kann sie sogar und ihren Impact auf die Umgebung untersuchen…
So bin ich vor ein paar Tagen über ein Video gestolpert, das der ein oder andere kennen wird: Giulia Enders’ Auftritt beim Science Slam Berlin (März 2012) mit dem Titel
“Das Darmrohr – Darm mit Charme”
Während ihres Auftritts kamen Aussagen, die mich seit dem nicht losgelassen haben (ab Minute 9:30): Nimmt unsere Darmflora Einfluss auf unsere Blutgruppe und schützt sie uns dadurch sogar vor bestimmten Krankheiten?
Und es gibt da tatsächlich einiges drüber zu lesen. Ein Paper aus dem Jahr 2012 sprang mir direkt ins Auge: Es untersucht die Interaktion des Rotavirus mit der Blutgruppe A [1]. (Leider wieder ein Nature-Artikel ohne Open Access)
Die Arbeit beschreibt, dass sich der Virus am liebsten bestimmte Zuckermoleküle sucht, die vor allem auf der Oberfläche der Blutzellen der Gruppe A zu finden sind. Interessant ist aber, dass nicht nur das Blut diese Charakteristiken aufweist, sondern auch andere Körperzellen diese Oberfläche haben (es heißt zwar “Blutgruppe”, aber warum sollten nur Blutzellen betroffen sein?). Das soll dazu führen, dass der Rotavirus im Verdauungstrackt der Patienten mit Blutgruppe A besonders gut andocken kann.
Die Körperzellen der anderen Blutgruppen haben entsprechend andere Oberflächencharakteristiken, sodass sich der Virus hier nur schlecht oder gar nicht ausbreiten sollte. Soweit zur Theorie.
Bei der ersten Untersuchung von Patienten mit passenden Durchfallerkrankungen konnte das Team feststellen, dass tatsächlich hauptsächlich Probanden zu finden waren, die die Blutgruppe A hatten. Weitere Untersuchungen mit größeren Gruppen sollen die These nun weiter untermauern.
Ich hatte mich schon immer gefragt, warum es überhaupt unterschiedliche Blutgruppen gibt.
Es wäre auf jeden Fall eine gute evolutionäre Antwort darauf, wie man sich gegen oberflächensensitive Viren aufstellen kann. Und da die Blutgruppe anscheinend nur bedingt genetisch vererbt wird, kann sich der Mensch dadurch schnell seiner Umwelt anpassen.
Aber eine Frage bleibt: Die Blutgruppe A ist ja nun nicht so selten, was kann sie dann besonders gut? Und gibt es noch weitere Vorteile für unterschiedliche Blutgruppen?
Hierzu hab ich noch keine Paper gefunden…
Wie schon gesagt: ein überaus informatives Video 😉
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Quellen:
- Cell attachment protein VP8* of a human rotavirus specifically interacts with A-type histo-blood group antigen. Nature 485, 256–259 (2012) doi:10.1038/nature10996
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Ach so, ab Minute 10:45 geht es noch um Gedächtnislücken, da suche ich auch noch…
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