Ist Kooperation – neben Mutation und Selektion – das dritte Grundprinzip der Evolution? Martin A. Nowak, Professor für Biologie und Mathematik an der Harvard Universität, glaubt das. Letzte Woche hat er in Wien dazu einen Vortrag gehalten.
Für Martin Nowak war es ein Heimspiel. Promoviert an der Universität Wien lehrt er inzwischen in Harvard und ist in der Evolutionsbiologie ein gefragter Wissenschaftler geworden. Erst kürzlich widmete ihm scienceblogs-Autor Carl Zimmer (The Loom) ein Portrait in der “New York Times“. Nun war er zu einer „Radon Lecture“ in seiner alten Heimat und die österreichische “Presse” hat ausführlich über seine Thesen berichtet.
Kurzfassung: Nowak hat mathematische Modelle entwickelt, mit deren Hilfe er die Entwicklung verschiedener Gesellschaften am PC durchgespielte. Dabei kam er zu dem Ergebnis, dass die Evolution das Prinzip der Kooperation braucht, um höhere Ebenen der Organisation zu konstruieren: Nowak: “Das ist wie beim Fußball. Es geht nicht darum, welches Individuum die meisten Tore schießt, sondern darum, dass am Ende des Spiels die eigene Mannschaft gewinnt.”
Demnach spielt nicht nur der Selektionsvorteil für das einzelne Gen eine Rolle, sondern Nowak sieht ausdrücklich auch das Prinzip der Gruppenselektion und überträgt das offenbar auch auf menschliche Gemeinschaften. Interessanter Punkt, vor allem unter dem Aspekt, wie sich in einer globalisierten Welt menschliche Gemeinschaften in Abgrenzung zu anderen noch definieren lassen. Als Staaten? Regionen? Kommunen? Wie groß darf eine Gemeinschaft sein, dass bei ihr noch das Prinzip “Kooperation” zum tragen kommen kann und wie scharf müssen Populationen in einer sich globalisierenden Welt noch von einander abgegrenzt sein, damit das Prinzip “Kooperation” evolutionär wirksam werden kann? Fragen über Fragen…
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