Ein langjähriges Mitglied im Deutschen Museum hat folgende Anfrage an uns gesendet:
Derzeit hört und liest man Manches über den Transrapid, jedoch nur Ungenaues, Widersprüchliches über dessen Energieverbrauch. Einerseits wird, eher nebenbei, erklärt, diese Magnetbahn sei sparsamer im Betrieb, während Andere behaupten, der Verbrauch elektrischer Energie betrage das Vierfache(!) der bisherigen
Rad-Schiene-Technik.
Nun verspreche ich mir aus Ihrem Haus eine sachliche Klärung dieser Frage, etwa so:
Um 100 Tonnen Nutzlast 100 Kilometer weit zu transportieren, benötigt – bei jeweils optimaler Geschwindigkeit
a) ein Elektro-Zug xx Minuten und Verbraucht xx KWh,
b) der Transrapid xx Minuten und Verbraucht xx KWh.
Variation: Ergebnisse erwünscht bei 100 t Last, 100 km Entfernung und 200 m / 500 m Steigung bzw. Gefälle.
Zusatzfrage: Ein elektrischer Zug kann mittels “elektrischer Bremse” (Motor/Generator) die Bewegungsenergie teilweise zurückgewinnen – der Magnetbahn sei das aufgrund der hier angewandten Wirbelstromtechnik nicht möglich? Stimmt das?
Für eine gewährte Antwort wäre ich Ihnen und Ihren Mitarbeitern sehr dankbar und grüsse Sie
mit vorzüglicher Hochachtung!
Hier die Antwort unserer zuständigen Kuratorin für Schienenverkehr, Frau Dr. Frauke von der Haar:
Ihre Fragen zum Energieverbrauch lassen sich aus rein physikalischer Sicht gestellt nur schwer mit den vorhandenen Daten von Transrapid und Bahn beantworten. Dennoch will ich gerne versuchen zur Klärung beizutragen.
Der Energieverbrauch ist abhängig von der installierten elektrischen Leistung und der Zeit (Arbeit= Leistung x Zeit). Die Maßeinheit für den elektrischen Energieverbrauch ist die Wattstunde (Wh = Leistung in Watt x Zeit in Stunden). Die installierte Leistung beim Transrapid wird benötigt, um die eigene Masse des Fahrzeuges zusätzlich zu der Nutzlast zu beschleunigen und den aerodynamischen Widerstand sowie die Steigungen zu überwinden. Bei Schienenfahrzeugen kommt noch der Rollwiderstand hinzu. Die Zeit ist eine Funktion der zurück zu legenden Strecke und der Fahrgeschwindigkeit, aber auch eine Funktion der Fahrweise des Lokführers. Ähnlich wie bei einem Kraftfahrzeug kann auch ein Lokführer energiesparend oder aber auch „rasant“ fahren.
Der Energieverbrauch ist also von vielen Parametern abhängig. Bei allen neuen Fahrzeugen sind Zähler installiert, die den Energieverbrauch messen. Aus diesen Messwerten werden spezifische Durchschnittswerte gebildet und auch veröffentlicht.
In der folgenden Tabelle habe ich Werte zur Technik, zur Leistung und zum Energieverbrauch des Transrapid denen eines ICE 3 gegenübergestellt. Zugrunde liegen Daten, die in der Praxis beim Transrapid auf der Teststrecke im Emsland erhoben wurden und bei der Bahn vorhanden sind. Wie sie daraus ersehen, ist der Energieverbrauch des Transrapid tatsächlich geringer, allerdings ist das Gewicht des ICE auch deutlich höher.
Zum Bremssystem des Transrapid ist zu sagen, dass er zwei Bremssysteme hat. Bei hohen Geschwindigkeiten wird generatorisch gebremst. Sinkt die Geschwindigkeit unter 150 km/h, bewirken Bremsmagnete eine mechanische Bremsung an der Seitenführschiene. Die Möglichkeit der Rückspeisung in das Netz ist gegeben und soll in München auch realisiert werden. Dieser mögliche Rückgewinn an elektrischer Bremsenergie ist in den Verbrauchsdaten nicht eingerechnet. Der Rückgewinn ist bei Fernverkehrsfahrzeugen etwa mit 5 Prozent anzusetzen, im Nahverkehr sind etwa 15 Prozent realistisch.
Transrapid | ICE 3 | |
Zuglänge | 200 m | 200m |
Gewicht (leer) | 169 t | 400 t |
Kapazität | 450 Personen | 460 Personen |
inst. Leistung | 4,5MW | 4,8MW |
Höchstgeschwindigkeit | 500 km/h | 350 km/h |
Beschleunigung | ||
0- 100 km/h 0- 200 km/h 0- 300 km/h 0- 400 km/h |
35 s 69 s 109 s 176 s |
44 s 120 s 318 s —- |
Energieverbrauch *) | ||
200 km/h 250 km/h 300 km/h 400 km/h |
22 WhIPkm 29 Wh/Pkm 34 Wh/Pkm 52 WhIPkm |
24 Wh/Pkm 34 Wh/Pkm 46 Wh/Pkm —- |
*) Fahrt mit durchschnittlicher Geschwindigkeit, inkl. Leistung für Heizung und Klimatisierung
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