Es ist so weit: Nach zwei langen Monaten unter Tage läuft in diesen Stunden die Rettung der 33 verschütteten Bergleute in Chile. Die Rettungskapsel „Phoenix 1″ wird nach 69 Tagen nach und nach die verschütteten Kumpel aus 700 m Tiefe befreien. Die Funktionsweise einer solchen Kapsel ist jedoch nicht völlig neu, sondern wurde bereits 1955 auf der Zeche Dahlbusch in Gelsenkirchen-Rotthausen entwickelt. Aufgrund der torpedoartigen Form und des ersten Einsatzortes, erhielt die Rettungskapsel dann auch den Namen „Dahlbuschbombe”.
Eine Rettungskapsel, wie sie aktuell zur Rettung der Kumpel in Chile im Einsatz ist, steht auch im Deutschen Museum in München.
Um sich so ein Rettungsbombe einmal im Original anzusehen, muss man nicht gleich ins Ruhrgebiet oder gar nach Chile fahren. Mitten in München auf einer Isarinsel beherbergt das Deutsche Museum so ein Exemplar. In der Abteilung „Erdöl und Erdgas” gelangt man über eine Treppe in das verdunkelte Untergeschoss, welches sich dem Thema Tiefbohren widmet. Dort steht in einem Eck des Raumes ein original Lengede-Rohr mit Rettungsbombe, mit welchem 1963 das „Wunder von Lengede” vollbracht wurde. In der Eisenerzgrube Lengede-Broilstedt konnten im Herbst 1963 elf Bergleute gerettet werden. Nach dem Unglück wurden 14 Tage später die Überlebenden aus 56 m Tiefe geborgen.
* Die Dahlbusch-Rettungsbombe wie sie in der Abteilung Erdöl und Erdgas des Deutschen Museums zu sehen ist.
Natürlich ist die technische Weiterentwicklung auch nicht an dem Bereich „Tiefbohren” spurlos vorübergegangen. Die Phoenix 1 verfügt mittlerweile über ein Audio- und Videosystem sowie Sauerstoffversorgung. Funktionen, die sicher hilfreich sind, bei einer Bergungsdauer zwischen 30 Minuten und zwei Stunden pro Person. Die eigentliche Technik der Kapsel ist dem aktuellen Modell, das nun in Chile verwendet wird, jedoch sehr ähnlich.
Die Rettungskapsel hat einen Durchmesser von etwa 40 cm.
Die Dahlbuschbombe besitzt eine mannsgroße Öffnung im untersten Teil, durch welche die Eingeschlossenen die Kapsel besteigen und wie in einem Lift aus der Grube gezogen werden. In der über zwei Meter langen Rettungskapsel befinden sich in Armlänge über dem Kopf der zu rettenden Person Griffe zum Festhalten; ein Gurt verhindert zusätzlich das Herausfallen. Der geringe Durchmesser von etwa 40 cm ermöglicht den Einsatz als Rettungsgerät bei extrem geringen Bohrdurchmessern.
Wer sich für das Thema „Bergbau” interessiert und mehr wissen will:
In der Bergbau-Abteilung des Museums sind zahlreiche Szenen aus der Geschichte des Bergbaus naturgetreu nachgebaut. Auf dem ca. 900 m langen Führungsweg durch Bergwerksstollen werden die verschiedenen Techniken und Verfahren des Bergbaues, wie Schachtbau und Schachtförderung, Grubenvermessung, Erz-, Salz- und Kohlebergbau dargestellt. Beim Rundgang durch den Schacht – der etwa 1 Stunde dauert – hat man durch die realitätsnahe und detailgetreue Gestaltung das Gefühl, sich tatsächlich unter Tage zu befinden.
Kammerabbau: Sprenglochbohrung im Kalisalz-Kammerabbau, 1925. 1861 begann die Entwicklung der Kaliindustrie, nachdem Justus von Liebig kurz vorher den Wert der Kalisalze für die landwirtschaftliche Düngung erkannt hatte.
(Alle Fotos frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk: Foto Deutsches Museum)
Text: Bernhard Weidemann
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