Der "Otto-Hahn-Tisch" im Deutschen Museum
Der "Otto-Hahn-Tisch" im Deutschen Museum
Bei dem sogenannten „Otto-Hahn-Tisch“ handelt es sich um ein Arrangement verschiedener Geräte, mit denen Lise Meitner, Otto Hahn und Fritz Straßmann nachweislich zum ersten Mal eine Spaltung von Atomkernen durchgeführt haben.

„Immer mehr kommen wir zu dem schrecklichen Schluss: Unsere Radium-Isotope verhalten sich nicht wie Radium, sondern wie Barium. […] Falls Du irgendetwas vorschlagen könntest, dann wäre es doch noch eine Art Arbeit zu Dreien!“ schrieb Otto Hahn kurz vor Weihnachten 1938 an Lise Meitner und suchte den Rat seiner Kollegin. In den folgenden Weihnachtstagen erarbeitete sie gemeinsam mit ihrem Neffen Otto Robert Frisch in Kungälv, Schweden, eine Theorie, nach der das Zerplatzen des Kerns denkbar war. Nach einem Modell von Niels Bohr könnte sich der Urankern wie ein Wassertropfen verhalten. Durch den Beschuss mit dem Neutron geriet dieser in Schwingungen und teilte sich ebenso wie ein Wassertropfen in zwei annähernd gleich große Fragmente. „Disintegration“ wurde das genannt oder eben „fission“. Meitner und Frisch schätzen auch bereits den enorm hohen Energiebeitrag ab, der bei dieser Spaltung frei werden musste. Sofort nach den Veröffentlichungen Anfang 1939 von Hahn und Straßmann bzw. Meitner und Frisch fingen viele Arbeitsgruppen auf der Welt an, die Ergebnisse zu reproduzieren. Die Gruppe um Irene Curie stellte fest, dass aufgrund zusätzlich frei werdender Neutronen auch eine Kettenreaktion denkbar wäre. Die USA trieben die Kernforschung mit großem finanziellem und technischem Aufwand voran. Bereits 1942 lief unter der Leitung von Enrico Fermi der erste Atomreaktor an. Am 6. und 9. August fanden die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki statt. Meitner und Hahn sprachen sich ihr Leben lang öffentlich gegen die militärische Nutzung der Atomkraft aus.

Otto Hahn und Liese Meitner in den 1960er Jahren

Otto Hahn und Lise Meitner (hier in den 1960er Jahren) blieben ein Leben lang in freundschaftlichem Kontakt, wobei keiner von beiden je das offene Wort scheute.

 

Der Umzug des Otto-Hahn-Tischs innerhalb des Deutschen Museums ist auf Video festgehalten worden.

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Kommentare (5)

  1. #1 the-grue
    Dezember 18, 2013

    Damals liess sich Deutschland noch durch Wissenschaftler und Menschen mit Ethik (wenigstens u.a.) dazu überzeigen, keine Kernwaffen für die Bundeswehr anzuschaffen.

    Heute?

    Drohnen? Brauchen wir! Bewaffenet? Noch besser, immer her damit. Wir müssen ja unsere Freiheit am Hindukusch verteidigen.

  2. #2 Hobbes
    Dezember 18, 2013

    Ein lesenswerter Artikel zum Jubiläum. Die paar Sätze die man dazu in den Zeitungen gefunden gefunden hat waren mir persönlich viel zu wenig. Von daher erst einmal danke dafür.

    Wenn ich das also richtig verstanden habe, sollte das Radium bzw. Barium gar nicht untersucht werden, sondern war nur in der Lösung weil es mit dem vermuteten Stoff herrausgefiltert wurde?
    Ich durchschaue gerade nicht wieso Hahn von den Radiumisotopen redet und nicht von Uranisotopen? Er ist doch davon ausgegangen, dass sich in seinem Filterprodukt Radium, Beryllium und ein unbekannter Stoff befinden. Wenn er jetzt etwas unvorhergesehenes misst warum denkt er dabei jetzt an das Radiumisotop und nicht an den unbekannten Stoff?

    • #3 Bernhard Weidemann
      Dezember 19, 2013

      Hahn, Meitner und Straßmann waren auf der Suche nach Transuranen, also Elementen die schwerer als Uran sind. Damals war Uran das schwerste bekannte Element. Die Resultate gaben nicht das erwartete wieder. Erwartet hatte das Trio, dassn das Neutron im Atomkern des Urans “stecken” bleibt.
      Während Meitner versuchte, in Schweden Fuß zu fassen, arbeiteten Hahn und Straßmann weiter. Versuche der Arbeitsgruppe von Irène Joliot-Curie veranlassten die beiden nach Radium unter den Produkten zu suchen. Um entstehendes Radium abzutrennen, gab man zur Uranlösung eine Bariumverbindung. Anschließend stellte man fest, dass sich das vermeintliche Radium nicht mehr von Barium trennen ließ. Eine zugesetzte, bekannte Probe Radium konnten sie selbst in unvorstellbar kleinen Mengen von Barium abtrennen. Aber die Produkte der Bestrahlungsversuche ließen sich nicht von Barium abtrennen, sie verhielten sich wie Barium, sie mussten Barium sein. Das waren völlig unerwartete Ergebnisse. Die Kernspaltung, der Prozess, der dazu führt dass aus Uran ein wesentlich leichteres Element entsteht, war Ende 1938 völlig undenkbar! Hahn und Straßmann waren einerseits überzeugt von ihren Ergebnissen, andererseits völlig ratlos, wie Barium aus Uran hätte entstehen können.
      Zu den Erklärungen der Messungen, die das erwartete Ergebnis nicht wieder gespiegelt haben, lieferte Lise Meitner mit Otto Robert Frisch den entscheidenden Hinweis.

  3. #4 Rosa
    September 19, 2014

    Nach Lösen in Salzsäure fügte man einen dem vermuteten Produkt ähnlichen Stoff zu, der gemeinsam mit dem Reaktionsprodukt aus der Lösung auskristallisieren sollte. Uran verblieb in der Lösung. Danach wurden die Filtrate getrocknet, die Filterpapiere in die zylindrische Mulde eines Bleiblocks eingeklebt und der Geiger-Müller-Zähler darauf gelegt. Das Zählrohr bestand aus einem Aluminiumzylinder, gefüllt mit einem speziellen Argon-Gasgemisch und einem Draht im Zentrum. Starke Batterien setzten den Draht unter Spannung. Ein aus der radioaktiven Probe entweichendes negatives β-Teilchen wurde zum Draht hin beschleunigt und bewirkte über eine Kaskade von Ionisierungen einen elektrischen Impuls. Dieser wurde verstärkt und von einem mechanischen Zählwerk angezeigt. Durch Auftragen der Zählimpulse gegen die Zeit erhielt man die Zerfallsraten der Reaktionsprodukte.

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    Ich habe zu diesen Versuchserklärungen einige Fragen:
    1. Was hat man denn in Salzsäure gelöst?
    2. Beschreiben die ersten beiden Sätze die fraktionierte Kristallisation um Radium nachzuweisen?
    3. und was bedeutet der letzte Satz? wieso wollte man die Zerfallsrate der Reaktionsprodukte? Konnte man damit auf das Spaltprodukt schließen?

    Vielen Dank für deine Antworten! :))))

  4. #5 hubert taber
    März 20, 2015

    Hahn und Meitner dachten und sprachen ausschliesslich wirres Zeug.
    Leider trifft das auch bei den zeitgenössischen theoretischen Physikern noch immer zu.
    siehe z.B. unter :
    https://science.orf.at/stories/1747027#forum

    Übrigens funktioniert die Bombe nur als solche wenn diese eingebettet in Materie gezündet wird (Luft, Wasser, Erde).
    Im sogenannten freien Raum löst sich nur die Bombe auf ohne einer nennenswerten Wirkung.
    Da der Startmagnetpuls die umliegende Materie auflöst und damit die Wirkung potenziert !
    Magnetisch auflöst, und nicht “thermonuklear! !
    Der Begriff Wärme ergibt sich erst in Folge durch Bewegungsabläufe.

    MfG. H.T.