Damit war es mir überhaupt erst möglich aus den verschiedenen Geräten ein funktionierendes Mikroskop zu bauen – ohne µManager könnten die einzelnen Komponenten nicht mit einander reden. Es steckt ziemlich viel Arbeitszeit in dem Mikroskop, aber das hat sich auch gelohnt. Wenn man alle Anschaffungskosten zusammenrechnet, landet man bei ungefähr 300 000 Euro. Wenn man so ein Ding fertig bestellen würde, hätte man gut das dreifache an Kosten, und es wäre nicht möglich noch irgendwas dran zu bauen. Ganz abgesehen davon, dass man bei den meisten Herstellern nicht so einfach an die Rohdaten der Bilder kommt, die ich dringend für meine Auswertung brauche. Der “Trick” bei der Mikroskopietechnik an der ich arbeite ist nämlich, dass man auf sehr vielen Bildern Mathematik macht um die Auflösung des Mikroskops zu verbessern und ganz nebenbei auch noch zwei Farben und eine dreidimensionale Darstellung erhält. Aber darum soll es hier jetzt nicht gehen.
Mit dem µManager Paket kann man noch ganz andere Sachen machen, nicht nur an neuen Mikroskopen bauen. Auch bei den Arbeitstieren, also den Standard-Mikroskopen, macht es Sinn über µManager nach zu denken. Wenn man nicht direkt ein fertig zu benutzendes Mikroskop aus dem Katalog bestellt*, sondern ein Mikroskop aus einzelnen Komponenten selbst zusammen stellt, kann man jede Menge Geld sparen. Das können durchaus mal 50% bis 70% Ersparnis sein, so das man dann noch Fördermittel für Gerätschaften und andere Dinge übrig hat. Und die Ansteuerung von so einem Eigenbau funktioniert nur mit µManager. Ich hoffe, dass man ein bisschen verstehen kann, warum ich so von dieser Geschichte begeistert bin. Oft sind noch jede Menge Ideen übrige, am Ende des Geldes, und da ist die investierte Arbeitszeit in einen Mikroskop-Eigenbau eine großartige Möglichkeit mehr zu forschen. Dafür ist nur etwas technisches Verständnis nötig und die Bereitschaft, sich auch mal ein bisschen mit Software auseinander zu setzen.
Was hat er denn?
Ich hab mich auf der re:publica 2015 um einen Vortrag zu diesem Thema beworben, und ich wurde angenommen! Anfang Mai findet diese große Web 2.0 Konferenz in Berlin statt, die es schon seit 2007 gibt. Diese ganze Geschichte um ImageJ und µManager wird vor allem von der Community getragen, also von den vielen Leuten, die ihre Plug-Ins in Netz stellen, die weiter entwickeln und Hilfe anbieten für Menschen, die nicht programmieren können. Ich glaube das passt ganz gut in den Themenbereich “Digitale Gesellschaft” hinein. Zudem will ich in dem Vortrag darauf eingehen, wie man Forschungsgelder sparen kann. Auf der einen Seite um mehr Forschung machen zu können, aber zum Anderen ermöglicht ein niedrigere Preis, dass auch Labore mit deutlich weniger Geld an der Forschung teil haben können, zum Beispiel in zweit und dritt-Welt Ländern. Alles will ich natürlich noch nicht verraten, aber einen kleinen Ausblick kann ich geben: Am Ende geht es um einen Wissenschaftlichen Artikel, der zeigt wie man für knapp 20 000 Euro ein Hochauflösungsmikroskop bauen kann, dessen kommerziell verfügbares Äquivalent nicht unter einer Million Euro zu haben ist.
Warum rede ich die ganze Zeit vom Geld? Naja, Money makes the world go around – das trifft auch auf die Forschung zu. Darunter liegt aber noch etwas ganz anderes verborgen, dass für einen Außenstehenden nur schwer zu erkennen ist und das viele Wissenschaftler anscheinend vergessen haben: Zur Wissenschaft gehört auch das Basteln und Erfinden. Hier gilt nicht “Was nix kostet, taugt auch nix”. Damit etwas in einem Katalog einer Firma steht, gerade wenn es um Equipment für Wissenschaft an der Forschungsgrenze geht, steht dieses Ding vermutlich nur im Katalog, weil ein paar Jahre zuvor ein Doktorand das gebaut hat, und in einem Wissenschaftlichen Artikel erklärt hat, wie das funktioniert. Manchmal kommt es mir so vor, dass es Wissenschaftler gibt, die nur das fertig zu kaufende Gerät als ein “richtiges” Gerät ansehen. Es gibt viele Bereiche, gerade in den Lebenswissenschaften, für die es vollkommen OK ist nur Geräte aus einem Katalog zu benutzen, um ihre Forschung zu machen. Aber zu glauben, dass Forschung NUR so geht ist die beste Wegbeschreibung zum Holzweg.
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