tl;dr Haare werden im Alter weiß und nicht grau, veranschaulicht an Mikroskopbildern.
Das man älter wird merkt man nicht nur an zunehmendem Zynismus und an länger andauernden Regenerationsphasen nach Alkoholabusus. Die Frage “Sollen wir auch ein bisschen färben?” beim Friseur ist dann doch wohl ein deutliches Zeichen für Weisheit – nicht Weisheit der Haarschneidefachkraft, Weißheit der Haare. Haare werden nicht grau, wie es der Volksmund sagt, Haare werden weiß oder farblos. Die Ursache dafür ist vermutlich eine mangelnde Produktion der Aminosäure Tyrosin, die für die Produktion von Melaninen gebraucht werden. Melanine sind Pigmente, die auch der Haut und den Augen ihre Farbe geben. Das Fehlen dieser Pigmente kann man allerdings nicht darauf zurück führen das dem Körper irgendetwas fehlt und er einfach nicht mehr farbige Haare produzieren kann, sondern der Rückgang von melanozyten Stammzellen. Wer darüber mehr erfahren möchte kann mal in das Kapitel Melanocyte stemm cells rein schauen, aus dem Buch StemBook des Harvard Stell Cell Institutes. Aber jetzt mal zu meinen Haaren.
Wie oben schon gesagt, keine Spur von grau zu erkennen, das eine Haar ist weiß beziehungsweise farblos. Der Anschein von grau entsteht durch das Zusammenspiel von weißen und noch farbigen Haaren. Wer wissen möchte wie Haare generell aufgebaut sind, kann das hervorragend bei der Wikipedia tun, im Artikel Haar und unter Haarfarbe (Pigment) gibt es auch noch weitere Informationen über verschiedene Formen von Haaren und die geographische Verbreitung von Haarfarben. Als leidenschaftlicher Bartträger kann ich euch noch eine zweite Art von Haar von meinem Kopf präsentieren: Barthaare, die deutlich dicker sind als jene, die aus meiner Kopfhaut sprießen.
Meine deutlichen dickeren Barthaare eignen sich für mein kleines USB-Mikroskop viel besser als meine Kopfhaare. Man erkennt deutlich, dass das eine Barthaar schneeweiß ist. Übrigens ist das hier nicht das erste Mal, dass ich mir meine Barthaare unter einem Mikroskop anschaue. Im Physikstudium haben mein hoch geschätzter Freund und Kollege Dr. Maik Stuke und ich zusammen das Fortgeschrittenen Praktikum an der Uni Bielefeld bestritten*. Beim Versuch Atomic-Force-Microscope (oder auf deutsch Rasterkraftmikroskop) konnten wir uns eine zu untersuchende Probe frei wählen und haben uns für eines meiner Barthaare entschieden. Nach etwas längerem suchen in meinen Backups habe ich auch das Protokoll und die Bilder von damals wiedergefunden. Eigentlich ist das Rasterkraftmikroskop schon einen eigenen Artikel wert, den ich sicher auch noch schreiben werde, aber ich kann ja jetzt nicht solche Bilder anteasern und euch dann nichts zeigen. Daher gibts hier jetzt das Bild von 2004 – wie ein Rasterkraftmikroskop funktioniert erkläre ich euch ein andern Mal, nur so viel: Eine sehr kleine Spitze tippt auf die Oberfläche und wir mit jedem tippen verschoben. So entsteht ein Abbild mit einer sehr hohen Auflösung, die mehr Details offenbart als ein Lichtmikroskop.
Der hier gezeigt Bildausschnitt ist lediglich 14,4 µm mal 14.5 µm groß, zeigt also nur einen kleinen Teil des Barthaars, dass fast 100 µm dick ist. Die verschiedenen Farbtöne stellen Höhenunterschiede dar, und zwar in einem Umfang von 1,7 µm. Die eingezeichneten Strukturen zwischen den Schuppen des Haares kann man auf den Lichtmikroskopbildern von oben nicht erkennen, dafür reicht die Auflösung meines USB-Mikroskops leider nicht aus.
Der nächste Teil von Dingen unter’m Mikroskop kommt auch bald, schließlich habe ich noch einige Vorschläge dazu auf dem Zettel: Verschiedene Papiersorten, Drucktechniken, elektronische Schaltungen, Kaffee und noch ein paar Dinge mehr. Wenn ihr einen Wunsch habt, dann teil ihn mir mit, in den Kommentaren oder auf Twitter, und ich schaue mal wann ich es schaffe davon Bilder zu machen.
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