Das Sichtfeld
Direkt beim ersten Durchschauen merkt man deutlich, warum dieses Mikroskop einiges mehr kostet als das von KOSMOS aus dem Experimentierkasten (link). Das Sichtfeld des Bresser Mikroskops ist deutlich größer. Ich habe versucht die Sichtfeldgröße vergleichbar abzubilden, und zwar zwischen diesem Mikroskop, dem KOSMOS Mikroskop und einem Forschungsmikroskop von Olympus, dessen Neupreis im hohen dreistelligen Bereich liegt. Alle Mikroskope wurden im Durchlichtmodus betrieben, alle hatten das 4fach Objektiv gewählt und ein 10fach Okular. Die Bilder habe ich knapp hinter dem Okular mit meinem Mobiltelefon gemacht, mit der höchsten Auflösung von 20,7 Megapixel. Ich habe die Bilder nicht nachträglich bearbeitet oder skaliert – Originalgröße beim draufklicken: 7200×2984 pixel.
Das Sichtfeld des Mikroskops von Bresser ist recht groß. Ohne genaue Details zu kennen, würde ich vermuten, dass vor allem hier der höhere Preis verantwortlich ist. Ein größeres Sichtfeld wird nur durch eine bessere Abbildung, also durch eine höhere Qualität bei den Optiken möglich. Das Gefühl beim durchschauen – das man nur schwer mit dem Bild von oben vermitteln kann – ist folgendes: Bei dem KOSMOS Mikroskop hab ich „von weiter weg“ auf einen kleinen Teil der Probe geblickt, beim Bresser Mikroskop hatte ich das Gefühl mit höherer Vergrößerung näher an die Probe ran zu rücken.
Vergrößerung
Die Objektive in den Vergrößerungen 4fach, 10fach und 40fach sind ja fast schon Standard. Und vielleicht fragt man sich an dieser Stelle auch was denn die großen Zahlen im Produktnamen, also „40x – 1024x“, bedeuten sollen. Eine Vergrößerungsangabe von X-fach macht nur bei Geräten Sinn, bei denen man mit dem Auge beobachtet, wie ich schon bei Dunkelfeld und Phasenkontrast etwas ausführlicher erklärt (und mich aufgeregt) habe. Die Rechnung besteht immer aus einer Multiplikation aller Vergrößerungen. Beim Bresser Mikroskop liegen zwei Okulare und eine Barlowlinse bei. Die Okulare haben eine Vergrößerung von 10fach und 16 fach und die Barlowlinse eine Vergrößerung von maximal 1,6fach. Letztere sitzt in einem Tubus, der zwischen Okular und Mikroskop gesetzt werden kann, und beim herausziehen das Bild noch ein wenig mehr und stufenlos vergrößert (1 – 1,6fach). Damit wird auch klar woher die maximale Vergrößerung auf der Verpackung her kommt: 40fach mal 16fach mal 1,6fach = 1024fach.
Ich habe im folgenden Bild wieder, wie schon in der Rezension des KOSMOS Experimentierkastens Mikroskop ein Gitter mit 0,1mm Kästchenabstand mit Auf- und Durchlicht beleuchtet, linke Spalte die Bilder des 10fach Okulars, rechte Spalte die Bilder des 16fach Okulars. (Ich musste das verlinkte Originalbild auf 80% seiner Größe verkleinern – irgendwas läuft falsch, wenn man versucht ein Bild mit mehr als 9000 pixel Breite zu hinterlegen.)
Im Bild oben habe ich die Bilder aus meinem Handy nicht vergrößert oder auf 80% verkleinert. Das Sichtfeld ist mit dem 16fach Okular noch ein gutes Stück größer. Warum ich das trotzdem nicht weiter oben im Sichtfeldvergleich aufgeführt habe, neben der Tatsache das alle anderen Mikroskope die ich zur Hand habe nur ein 10fach Okular besitzen: Ich finde das 16fach Okular unangenehm zu benutzen. Man muss wirklich nah mit dem Auge an das Okular heran, unangenehm nah für meinen Geschmack. So nah, dass bei jedem blinzeln die Wimpern sehr deutlich gegen die Einfassung des Okulars kommen – und ich hab jetzt nicht besonders geschwungene oder lange Wimpern, glaube ich. Aber das ist noch nicht alles. Der Halter für ein Smartphone im Kasten passt nur auf das 10fach Okular, das 16fach Okular ist zu kurz für diese Halterung. Die Bilder von oben mit dem 16fach Okular sind also wieder „freihändig“ mit dem Smartphone aufgenommen worden.
Die Vergrößerung mit dem 10fach Okular ist schon wirklich gut, vergleichbar mit dem des KOSMOS Mikroskop bei einem größeren Sichtfeld. Ich würde nur zum 16fach Okular greifen, wenn eine Probe nach ein bisschen „mehr“ verlangt, wenn ich also schon erahnen kann das sich da noch Strukturen verstecken könnten. Gleiches gilt auch für die Barlowlinse. Etwas mehr Vergrößerung durch herausziehen des Tubus zu erhalten ist zwar nett, gleichzeitig muss man aber die Schärfe nachregeln. Man hat also keine Hand mehr frei, wenn man die Barlowlinse benutzt. Eine Hand hält den Tubus, die andere muss die Schärfe nachstellen. Für meinen Geschmack nicht mehr als eine Spielerei – allerdings muss ich auch sagen, dass ich bisher nie mit einer Barlowlinse gearbeitet habe. Sollte es für diese Linse einen Anwendungsfall geben, an den ich jetzt nicht gedacht habe, würde ich mich über einen Kommentar freuen. Aber kommen wir jetzt zu den Dauerproben.
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