Arbeitsabstand
Den Arbeitsabstand unterschätzt man immer – mir geht das auch oft so. Jedes Objektiv hat einen eigenen Abstand, bei dem es ein scharfes Bild liefert. Je höher die Vergrößerung des Objektivs, je näher muss man an die Probe heran. Bei Objektiven mit einer Vergrößerung von 40x kann das bereits unterhalb eines Millimeters sein. In meiner Doktorarbeit habe ich mit einem 100x Objektiv gearbeitet, dessen Arbeitsabstand im Bereich von 200µm war.
Wenn man eine hohe Vergrößerung will muss man davon ausgehen, dass man nah an seine Probe ran muss. Das kann bedeuten, dass man zunächst einiges an Arbeit in die Probenpräparation stecken muss. Das sollte man im Hinterkopf behalten.
Schärfentiefe
Ich sage im Vortrag “Tiefenschärfe”. Meistens sagt man Schärfentiefe. Wie es “korrekt” heißt, darüber wird sich schon lang gestritten (kann man hier nachlesen).
Die Schärfentiefe ist ein Maß für den Bereich in dem die Abbildung eines Objekts scharf ist. Ähnlich wie beim Arbeitsabstand hat die Vergrößerung eines Objektivs auch Auswirkungen auf die Schärfentiefe. Je größer die Vergrößerung eines Ojektivs ist, je geringer ist die Schärfentiefe. Das heißt, man sollte eine Probe, die man mit hoher Vergrößerung betrachten oder abbilden möchte, so dünn präparieren, dass sie innerhalb der Schärfentiefe liegt. Das kann für ein 40fach Objektiv bedeuten, dass man dünne Schnitte von 10µm herstellen sollte – zugegeben, nicht ganz einfach. Ein paar Bilder mit unterschiedlichen Objektiven (aus dem Vortrag) machen das deutlicher. Hier sieht man einen kleinen Staub-Faden auf der Probe liegen, ca. 170µm von der eigentlichen Probe entfernt. Mit höherer Vergrößerung wird das Fädchen immer unschärfer – es liegt nicht mehr im Bereich der Schärfentiefe. Der kleine Kringel im Bild des 40x Objektivs ist ein anderes Stück Staub, dass sich irgendwo ins Linsenssystem des Mikroskops geschlichen hat.
Für sein eigenes Mikroskopie-Vorhaben sollte man sich merken: Wenn ich etwas mit hoher Vergrößerung betrachten oder abbilden will, dann werde ich wohl um eine Präparation (Dünnschnitt oder Ähnliches) nicht herum kommen – oder ich akzeptiere das ich meine Probe nie vollständig scharf sehen werde.
Mikroskop-Typen
Für den Einstieg in die Mikroskopie kommen meiner Meinung nach drei verschiedene Mikroskop-Typen in Frage: Stereo-Mikroskop, “normales” Mikroskop (Auflicht/Durchlicht) oder günstiges(!) USB-Mikroskop. Jeder einzelne Typ bietet einen guten Start in die Mikroskopie mit Vor- und Nachteilen.
- Stereo-Mikroskop: oft keine Präparation nötig, großer Arbeitsabstand, Probe einfach drunter legen, keine sehr hohe Vergrößerung. Zellen wird schwierig
- “normales” Mikroskop (oder auch Schülermikroskop): Man muss öfter mal schneiden und Objektträger und Deckgläschen benutzen, manche Dinge kann man auch einfach drunter legen, hohe Vergrößerungen möglich, benötigt dann aber unter Umständen Anfärbemethoden.
- günstiges(!) USB-Mikroskop (für <20€): Der größte Nachteil ist, dass man nicht durchschauen kann – ist aber OK, wenn man nicht mehr als 20€ investiert. Auf jeden Fall über ein Stativ nachdenken – gute Bilder während man es in der Hand hält ist ein schöner Traum, wird aber nicht funktionieren.
Ein Stereo-Mikroskop habe ich mir bisher nicht im Detail angesehen, ich habe aber einen Artikel über die günstigen USB-Mikroskope geschrieben (hier) und zwei Rezensionen für Schülermikroskope: KOSMOS Experimentierkasten und BRESSER JUNIOR Biolux. Diese Geräte habe ich eingehend getestet. Dies hier ist keine Kaufempfehlung, bitte lest euch die Rezensionen durch – bei Fragen gerne auch Fragen.
Abraten möchte ich von jeder Art von “Ansteckmikroskop für das Smartphone” – das führt zu Frust und Ärger. Genau so wie Kombigeräte mit integrierter Kamera und Display. Warum ich davon abrate und einige Empfehlungen gibt es weiter unten im Text.
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