Ich mache nicht nur gerne Bilder mit meinen Mikroskopen, ich schaue mir auch gerne die Werke anderer an. Erst vor kurzem habe ich auf Twitter den hashtag #microscopymonday entdeckt – da werde ich auch in Zukunft öfter mal was beitragen. Es gibt dort die unterschiedlichsten Bilder: besonders bei den Elektronenmikroskopaufnahmen sieht man ab und zu einen Maßstab im Bild. Oft fehlt eine Größenangabe aber ganz, was ich schade finde.
Dabei sind Größenangaben so praktisch, nicht nur bei Bildern aus dem Mikroskop. Beispielsweise in einem Tweet von Mike Beckers (siehe Bild) – der hashtag #bananaforscale ist schon seit einigen Jahren ein Internet-Meme, um bei Bildern aus dem Alltag eine Größenvorstellung zu bekommen (mehr zu “Banana for scale” bei knowyourmeme.com). Es gibt auch eine Anleitung, wie die Bananen-Skala als Einheit anzuwenden ist: hier. Wirklich witzig in dem Bezug fand ich auch Guitar For Temperature, aber ich schweife ab.
Es geht mir hier um einen Maßstab, und wenn es auch eine Banane ist. Eine Hilfe um die Größenverhältnisse auf einem Bild zu verstehen ist wichtig, besonders bei Bildern, die mit dem Mikroskop aufgenommen wurden. Leider findet man bei Mikroskopiebildern in Presseartikeln, auf Wikipedia oder sonst wo eine Angabe, die mich immer aufregt: “… 20fache Vergrößerung” und KEINEN Maßstab. Ich gebe hier bewusst keine Beispiele, weil ich in diesem Artikel niemanden mit einem fachlichen Fehler in den Fokus der Aufmerksamkeit ziehen möchte. Das Problem liegt vor allem in der Art und Weise wie “schon immer” Aufnahmen aus einem Mikroskop mit Text versehen wurden, und nicht an einer bestimmten Person. Ja, ich habe oben “fachlicher Fehler” geschrieben, denn wenn man ein Mikroskopiebild in einem digitalen Medium abbildet, ist eine Angabe von “… XXfache Vergrößerung” oder ähnliches falsch, und zwar auf mehreren Ebenen.
Sehr falsch
Ich habe eine Weile gebraucht, um zu erkennen, was daran alles falsch ist. Lange habe ich nicht wirklich über eine Angabe wie “… 200fache Vergrößerung” zu einem Mikroskopiebild nachgedacht – vielleicht auch weil ich gewohnt war, das so zu lesen und ich dachte “das muss so”. Mir ist nur irgendwann beim Zusammenstellen einiger Bilder von mir aufgefallen, dass ich gar keine korrekte Angabe der Vergrößerung machen kann, schon gar nicht bei einem digitalen Bild. Da ich die ganze Zeit von Bildern spreche, habe ich mal ein kleines Bilderrätsel vorbereitet:
Sieht alles einigermaßen gleich groß aus, oder? Vielleicht hier und da mal ein Faktor zwei oder drei – aber diese Bilder sind mit Optiken aufgenommen worden, die Vergrößerungen von 40fach, 100fach und 4fach liefern. Könnt ihr die “richtige Vergrößerungen” zuordnen?
1. Problem: Definition “Vergrößerung”
Ich hab nicht schlecht gestaunt, als ich die Definition für die Vergrößerung gelesen habe – dort wird sich immer auf die “Deutliche Sehweite” bezogen.
Deutliche Sehweite
Nicht zu verwechseln mit der Sehschärfe ist der Begriff der deutlichen Sehweite, auch Bezugssehweite oder Normsehweite genannt. Sie ist festgelegt auf 250 mm. Die Bezugsgröße ist erforderlich, um beispielsweise den Vergrößerungsfaktor einer Lupe zu definieren. – Wikipedia Deutliche Sehweite
Die Vergrößerung ist also immer bezogen auf das menschliche Auge und eine Vergrößerung von beispielsweise “20fach” heißt, dass ein Objekt zwanzig-Mal so groß erscheint, wie mit dem freien Auge aus 25 cm betrachtet.
Ich habe das auch schon in meinem Vortrag auf dem 34. Chaos Communication Congress (34c3) erwähnt. Das Video zum Vortrag ist im Artikel Mikroskopie: Wie fängt man an und mit was? verlinkt. In dem Artikel komme ich auch kurz auf die Vergrößerung zu sprechen, allerdings als ein Parameter, der die Leistungsfähigkeit eines Mikroskops beschreibt. Aber hier soll es darum gehen, warum man bei Bildern aus einem Mikroskop nicht die Vergrößerung angeben sollte, sondern einen Maßstab.
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