Irgendwie scheint es mir als bräuchten wir jedes Jahr einen riesengroßen, beeindruckenden archäologischen Fund, der unser Bedürfnis nach Monstern stillt. Die Entdeckung von unseren hominiden Vorfahren reicht für diesen Nervenkitzel nicht aus. Wir wollen etwas, das die Größe eines drittklassigen Hollywood-Films hat! Mega Shark Versus Giant Octopus!
Aber ehrlich, so etwas gibt es in echt. 2008 identifizierte man Skelett-Fragmente aus dem norwegischen Svalbard als das bis dahin größte Meeresreptil. Es war ca. 15 Meter lang, wog wahrscheinlich 45 000 Kilo und bekam den kreativen Spitznamen “Das Monster”. Anscheinend handelte es sich dabei um einen Pliosaurier, was direkt übersetzt so viel heißt wie “Noch Saurier-artiger”. Und wo wir schon bei Namen sind, ein weiteres Skelett, von dem angenommen wird, dass es auch ein Pliosaurier ist, bekam den vielsagenden Namen “Predator X”.
Im nächsten Jahr war das aber vergessen. 2009 fand man an der britischen Küste den kompletten Schädel eines neuen Monsters. Das Wesen musste mindestens 16 Meter lang gewesen sein, und konnte laut Paläontologen Richard Forrest “einen Tyrannosaurus rex mit einem Biss verschlingen”. Dabei handelte es sich übrigens wahrscheinlich auch um einen Plesiosaurier.
Jetzt, 2010, wurde wieder ein “Monster” identifiziert. Dieses ist sage und schreibe 17 Meter lang, vielleicht länger. Der drei Meter lange Schädel dieses Tieres wurde im südlichen Peru entdeckt. Dabei handelt es sich aber nicht um einen Saurier, sondern einen Wal. Laut einem aktuellen Artikel in Nature ist es ein Zahnwal, dem Pottwal ganz ähnlich. Die Zähne sind ungefähr doppelt so groß wie die moderner Pottwale. An der Abnutzung der Zähne erkennt man dass sie aneinander gerieben haben, was darauf schließen lässt dass sie Fleisch reißen konnten. Wahrscheinlich lebte er demnach räuberisch und könnte mittelgroße Bartenwale gefressen haben.
Das spannendste ist aber auch hier wieder der Name. Denn dieses Ur-Monster wurde nach dem berühmtesten Wal der Literaturgeschichte benannt: Leviathan melvillei in Anlehnung an Herman Melvilles Moby Dick. Leviathan ist der biblische Name, den der weiße Wal im Buch verpasst bekam.
So schön die Namensgebung der urzeitlichen Kreaturen auch ist, meistens fehlt uns genug Material (nicht zuletzt: DNA) um die Tiere richtig zuzuordnen. Aber es macht Spaß seinen neuen Funden einen Namen zu geben, und letztendlich bedeuten sie fast immer eine bisher unbekannte Tierart. Außerdem sind die Skelettfragmente, die in letzter Zeit gefunden wurden, nun wirklich furchteinflößend. Ich finde es nur bei weitem aufregender, wenn man bedenkt dass all diese „Monster” im Vergleich zu einem Lebewesen wie kleine Wölfe neben einem Bären aussehen. Der Blauwal kann bis zu 30 Meter lang werden!
Kommentare (9)