Das Zitat der Woche hier bei ScienceBlogs ist gerade das folgende: “Vertrauen ist notwendig, weil niemand alle Arbeiten zu jedem Thema gelesen haben kann. Weil aber jede Arbeit von jemandem gelesen wird, funktioniert das System Wissenschaft.” Zu lesen war das auf dem Blog GeoGraffitico.
Unser System Wissenschaft funktioniert durch Peer Review (schon mehrfach hier auf ScienceBlogs diskutiert): Forschung wird betrieben, die Ergebnisse werden zusammengeschrieben, und der Artikel, der dabei herauskommt, wird von unabhängigen Fachleuten kritisiert, analysiert und letztendlich … zur Verbesserung an den Autor zurück geschickt. Erst nach mehreren dieser Durchgänge schafft es dann ein Artikel (in der Regel) den Editor und die Reviewer glücklich zu machen und die Forschungsergebnisse erreichen den Rest der Welt.
Vertrauen muss man aber dem Autor (oder den Autoren), dass sie ihre Arbeit gewissenhaft, korrekt und reproduzierbar ausgeführt haben. Manchmal ist das nicht unbedingt der Fall. 2005 wurde im prestigeträchtigen Journal Science eine Titelgeschichte geführt, nach der ein südkoreanischer Wissenschaftler, Prof. Hwang Woo-suk, und sein Team Patient spezifische Embryos geklont hat. Für den Durchbruch bekam er u.a. Freikarten für Flugzeuge und Eisenbahn und wurde weltweit als Held gefeiert bis nach und nach das Bild zu bröckeln begann. Die Daten waren gefälscht. Science nahm den Artikel in einer Stellungnahme schließlich zurück.
Hwang Woo-suk konnte keine Nachweise erbringen, die seine Ergebnisse bestätigen würden. Ein ähnliches Problem hat Marc Hauser, Professor an der bekannten Harvard University. Die New York Times berichteten nun über die seit drei Jahren währende Untersuchung des Professors – es wird vermutet dass in seinem Labor Daten gefälscht wurden.
“Marc Hauser’s monkeys did things that were surprising.”
Prof. Hauser untersucht Moral bei Primaten. Darüber hinaus führt er klassische Tests der Verhaltensbiologie durch, wie die Selbsterkennung im Spiegel, und zeigt dass seine Affen die Fähigkeit besitzen zu zählen. Die Affen in seinen Studien sind jedoch nicht die klassischen Menschenaffen, die für solche Untersuchungen gerne benutzt werden, sondern Tamarine. Auch bekannt als Lisztaffen, sind es kleine, rasante Neuweltaffen, die durch die Bäume Kolumbiens hüpfen.
Da Neuweltaffen sich vor ca. 40 Millionen Jahren von den übrigen Primaten abspalteten, sind die Ergebnisse seiner Forschung besonders interessant. Denn die neuen Lebensräume, die die Affen in Südamerika vorfanden, haben stark dazu beigetragen, dass viele neue Nischen besetzt wurden. Bisher war von diesen kleineren Verwandten nicht die gleiche Kognition bekannt, wie wir sie bei Gorillas, Schimpansen und nicht zuletzt dem Menschen sehen.
Vor drei Jahren haben Studenten in Harvard ihren Professor gemeldet und die Situation in seinem Labor beklagt. Als Hauser kurzzeitig in Australien unterwegs war wurde daraufhin sein Labor und Büro genauestens von der Universität untersucht. Festplatten und Videos wurden mitgenommen; seitdem läuft die Untersuchung.
Aber warum das Ganze? Das erscheint schwierig zu verstehen und liest sich ein bisschen wie ein Krimi aus den 1920ern. Ich habe einige Artikel zu der Thematik gelesen und es ist interessant zu sehen wie viele von Hausers Studenten sich dabei zu Wort melden. Viele loben seine Intelligenz und wissenschaftlichen Qualitäten. Andere kritisieren seine Methoden. Greg Laden, einer unserer Kollegen drüben auf ScienceBlogs.com, hat ihn auch gekannt und war von dem Artikel in den New York Times sehr überrascht, da er ihn generell eher zu schätzen wusste. Mittlerweile wissen wir aber dass die Videos, auf denen sich Tamarine angeblich selbst im Spiegel erkannten (der nach seinem Entwickler benannte Gallup-Test), laut Gordon Gallup selbst nichts dergleichen zeigen. Die Zeitschrift Cognition hat nun einen 2002 veröffentlichen Artikel von Marc Hauser formal zurückgezogen. Der Grund: Hauser konnte keine Nachweise erbringen, die seine Ergebnisse bestätigten. Zu einem Artikel in Science wiederum mussten er und seine Kollegen nachträglich Versuche (erneut?) durchführen, da er nicht in der Lage war Notizen oder Daten auf Anfrage vor zu zeigen.
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