Da haben wir es also: Das Jahr 2011!
Dieses Jahr werden wir alle gemeinsam die genauso magische wie gruselige Grenze von 7 Milliarden Menschen auf dem Planeten Erde erreichen. Ich erinnere mich gar nicht, wie es war, als wir vor etwas über 10 Jahren 6 Milliarden wurden, aber es erschreckt ein wenig wie schnell sich der Homo sapiens auf unserem Planeten ausbreitet.
Jeder redet ja davon dass wir die Kapazität der Welt langsam erreicht haben, dass der unglaubliche Anstieg unserer Bevölkerungsdichte zu einem unweigerlichen Kollaps führen wird. 7 Milliarden Menschen! Das kann doch einfach nicht mehr lange gut gehen. Und wenn ich mir nicht Gedanken über den nächsten Versuchsaufbau oder über die spitzen Zähne unseres Hundes mache, dann denke ich schon ab und zu darüber nach, was passieren wird wenn wir 7, 8 oder sogar 9 Milliarden erreichen.
Vor ein paar Tagen hat Christoph vom ErklärFix dann aber ein Video auf seinen Blog gestellt, eine Art Vorschau oder Werbung für die Serie „7 Milliarden Menschen” von National Geographic. Seitdem lässt mich eine Frage nicht los: Wieviel Platz braucht der Mensch wirklich? In dem Video wurde behauptet, dass die gesamte Weltbevölkerung, Schulter an Schulter stehend, in die Stadt Los Angeles passe. Das ist eine Fläche von gerade mal 1200 Quadratkilometern.
Sind 7 Milliarden Menschen, auf den ganzen Planeten verteilt, wirklich den ganzen Ärger wert?
Natürlich kann man das so nicht betrachten, also recherchierte ich ein wenig danach, welchen Einfluss wir denn jetzt eigentlich auf die Welt haben. Ich mag ja problemlos auf einer Fläche von 42×42 cm stehen können, aber tatsächlich beanspruche ich ja viel mehr Platz: die Wohnung, den Fahrradkeller, das Büro und Labor an der Uni, den Sitzplatz im Zug? Wieviel Platz brauchen wir also?
Ich habe mal eine kleine Grafik erstellt, um mir die Fläche der Erde vor Auge zu führen:
Laut den Geographen Erle Ellis und Navin Ramankutty haben wir tatsächlich viel größeren Einfluss auf die Erdoberfläche als nur durch unsere nackten Bauten. 78% des nutzbaren Landes (also ohne Gewässer und exklusive von Eis bedeckter Flächen) haben wir auf irgendeine Weise verändert, sei es durch Weiden (26%), Getreidefelder (12%) oder die großen Städte (0,4%). Dazu kommen von uns nicht genutzte Flächen, die aber von bebauten Bereichen komplett eingeschlossen sind (sogenannte „novel environments”). Für ihr Paper “Putting people in the map: anthropogenic biomes of the world” (PDF) erschufen die Autoren den Begriff Anthrom (anthropogenes Biom). Sie teilten die Welt unter Berücksichtigung des menschlichen Einflusses in 18 Anthrome ein und verglichen den Anteil jeder Bereiche in den einzelnen Kontinenten.
Nun untersuchten sie im letzten Jahr die Veränderungen in der Nutzung über die letzten 300 Jahre (Hier die PDF dazu.). Seit dem Jahr 1700 wandelte sich unser Planet von „größtenteils wild” zu „größtenteils anthropogen”. Sie erstellten dabei Karten der menschlichen Nutzung für jedes Jahrhundert und projizierten sie auf unsere blaue Kugel. Diese kann man sich bei Google Maps hier genauer anschauen (oder sie z.B. für das Jahr 2000 für Google Earth herunterladen).
Der Einfluss des Menschen ist also – wie ja irgendwie auch nicht anders zu erwarten war – weit größer als nur diese 1200 Quadratkilometer. Berücksichtigt man alleine die von uns für Landwirtschaft und Städtebau genutzte Fläche (39% der gesamten nicht mit Eis bedeckten Landflächen, das sind ca. 58 110 000 km2), hat im Durchschnitt jeder Mensch etwa 8545 m2 zur Verfügung. Das ist eine Fläche, die größer ist als ein reguläres Fußballfeld.
Ich schätze mal, ich nehme vielleicht tatsächlich eine Fläche von ein paar hundert Quadratmetern ein, aber da ich in mehrstöckigen Häusern wohne und arbeite kommt dabei pro Person gar nicht so viel bei rum. Und während George Lucas 60 000 m2 alleine bei sich zu Hause bebaut hat, rechnen Leute anderswo mit einzelnen Quadratmetern. Jeder 6. Mensch lebt in Indien, jeder 7. Mensch in einem Elendsviertel mit nicht viel mehr Platz als den 42×42 cm. Mittlerweile gibt es 21 Megacities mit über 10 Millionen Menschen, in denen der Raum auch langsam knapp wird. Trotzdem ziehen jedes Jahr immer mehr Menschen dorthin.
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