Warum erzähle ich das Ganze?

Weil ich letzte Woche endlich wieder einen Artikel eingereicht habe. Es handelt sich um Ergebnisse aus meiner Master-Arbeit, an der über ein Jahr lang sieben Autoren kritisch dran rumgeschrieben haben. Jetzt hängt es von den Reviewern ab, ob das Paper das Licht der Welt erblickt. Aber ich bin zuversichtlich.


Nebenbemerkungen: In einem Journal zu publizieren, das einen niedrigen Impact Factor hat, ist keine Schande. Es geht darum, wer die Ergebnisse lesen soll, und wenn das Publikum ein relativ kleines, ganz spezielles ist, dann ist ein spezifisches Journal dafür wahrscheinlich viel besser geeignet als einer der >8-Riesen. Der Peer Review Prozess hingegen ist sicher verbesserungsfähig, und dass die “großen” Journale ziemlich schwache Artikel publizieren, nur weil sie ihnen Publicity einbringen, halte ich für sehr traurig. Aber dennoch finde ich es beeindruckend, wie sehr ein Artikel sich verändern kann, wie viele Fehler vor dem Eintreffen beim Journal gefunden werden und wie viele Formulierungen viele Male überdacht werden, damit man letztendlich über die Publikation der eigenen Daten beruhigt und sicher sagen kann: DAS habe ICH herausgefunden.

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Kommentare (4)

  1. #1 Geoman
    September 4, 2011

    Eine bemerkenswert ehrliche und realistische Darstellung des Wissenschaftsbetriebs, den die meisten Scienceblogger in ihrer vorgeblich ungebremsten Faszination bei der Erforschung des Universums glauben, außen vorlassen zu müssen.

    Schade nur, dass das Lob von falscher Seite kommt.

  2. #2 Nils
    September 5, 2011

    Na, ich denke du wirst es schwer haben, jemanden zu finden, der die Wissenschaft so rosarot sieht wie du es ihnen unterstellst.

    Ich halte das System zumindest, wenn auch für verbesserungswürdig, für gar nicht mal so schlecht . Letztendlich gibt es im Peer Review drei wichtige Schritte, die gemeinsam gewährleisten, dass (meistens) kein Unsinn verzapft wird: 1) Die eigenen Kollegen, die vor dem Einreichen beim Journal darauf achten, dass die Daten stimmen und keine übertriebene Interpretationen auftauchen. 2) Der offizielle “Peer Review” des Journals. 3) Die Überprüfung der Ergebnisse nach der Publikation, durch Kollegen, die an weiteren Forschungsprojekten zum gleichen Thema arbeiten.

  3. #3 Geoman
    September 6, 2011

    @ Nils

    Ich bezog mich auf solche, fast mystische Hymnen an unseren Planeten oder dessen wissenschaftliche Erforschung, wie sie z. B. bei Florian Freistetter nachzulesen sind:

    “Man könnte noch stundenlang weiter darüber nachdenken (und darüber schreiben), wie fantastisch es eigentlich ist, dass wir auf einer Kugel aus geschmolzenen Gestein und Metall sitzen und damit mit mehr als hunderttausend km/h um die Sonne zu kreisen. Ich freue mich für alle, denen es ebenso geht und die solche Vorstellungen ebenso faszinierend finden.”

    Da kommt mir einfach zu kurz, wie hart und ungerecht der Wissenschaftsbetrieb sein kann, und dass das Ganze erheblich an Faszination verlieren kann, wenn man jobmäßig nicht vorankommt oder auf dem absteigenden Ast ist oder gar selbst von einem Vulkanausbruch oder Erdbeben betroffen ist.

    Außerdem muss man schon fast Nobelpreisträger sein, um eine neue Sichtweise der Dinge durchs Peer Review zu schleusen und auf dem Bildschirm der Wissenschaft zu platzieren.

  4. #4 knackbock
    September 13, 2011

    Glückwunsch!

    Warten wir ab ob’s demnächst einen Rant über den Review-Prozess gibt 😉