Wie stark der Rückgang auf die Drittimpfung zurückzuführen war, lässt sich aber auch nach Veröffentlichung der Ergebnisse nicht hundertprozentig klären. Die Epidemie könnte sich nämlich schon auf dem Rückgang befunden haben.

Was das Heuschrecken-Paper bei uns angeht, da muss keiner darauf warten bis eine zweite Sperrfrist aufgehoben wird. Bislang gibt es nämlich nur das eine. Wer aber wissen möchte, in wie weit die Gesangsveränderung eine Anpassung der Individuen an den Lärm oder eine evolvierte Veränderung der Autobahnpopulationen ist, der sollte vielleicht 2013 die Augen nach zukünftigen Pressemitteilungen offenhalten.

Chorthippus biguttulus

Zum Abschluss noch etwas zu Sperrfristen:

Der Vorteil einer Sperrfrist ist, dass Journalisten in Ruhe ihre Recherche betreiben und die Fakten richtig stellen können, bevor sie den Zeitungsartikel schreiben. Man stelle sich einfach mal vor, die Reporter müssten in wenigen Minuten die Infos sammeln, sich in die Materie einarbeiten und schnell noch ein, zwei Interviews führen, um es doch eben in die Abendnachrichten zu schaffen. Dabei kann man schon mal die eine oder andere Sache falsch verstehen. Wie in dem großartigen Fall, in dem eine Studie einen Zusammenhang zwischen Fersenlänge (engl.: heel length) und Wadengröße bei Frauen gefunden hat (Short heels and big calves, Biology Letters 2011). In manchen Zeitungen las man am nächsten Tag, dass man durch Schuhe mit Absatz (engl.: high heels) kleinere Waden bekommt:

Aber auch eine Sperrfrist ist nicht unzerstörbar, wie gestern die Nachrichtenagentur Reuters Health bewies. Sie veröffentlichten, aus Versehen, einen Artikel vor Ablauf des “Countdowns.” Wenn so etwas passiert, bleibt dem Journal nichts anderes übrig als die Sperrfrist zu beenden: Jetzt darf jeder.

ResearchBlogging.orgLampe, U., Schmoll, T., Franzke, A., & Reinhold, K. (2012). Staying tuned: grasshoppers from noisy roadside habitats produce courtship signals with elevated frequency components Functional Ecology DOI: 10.1111/1365-2435.12000

ResearchBlogging.orgOgbuanu, I., Kutty, P., Hudson, J., Blog, D., Abedi, G., Goodell, S., Lawler, J., McLean, H., Pollock, L., Rausch-Phung, E., Schulte, C., Valure, B., Armstrong, G., & Gallagher, K. (2012). Impact of a Third Dose of Measles-Mumps-Rubella Vaccine on a Mumps Outbreak PEDIATRICS DOI: 10.1542/peds.2012-0177

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Kommentare (8)

  1. #1 Erik
    November 14, 2012

    Welchen Grund hat es, dass es fast ausschließlich orthodoxe Juden erwischt hat? Das ist ja sehr auffällig.

    Grueße
    Erik

  2. #2 Nils
    November 15, 2012

    @Erik:
    Meines Wissens hatte der Ausbruch seinen Ursprung in einem Ferienlager für ausschließlich orthodoxe Juden. Die infizierten Kinder sind dann zum großen Teil zurück nach Brooklyn gekehrt, wo die (ungeplante) Studie anschließend durchgeführt wurde.

  3. #3 Marcus Anhäuser
    https://scienceblogs.de/plazeboalarm/
    November 15, 2012

    Eigentlich hat Biology Letters eine Sperrfrist, ist ein Magazin der Royal Society und die sendet vorab Meldungen für akkreditierte Journalisten aus. Daher ist das Beispiel nicht ganz passend.

    Und: Bei Stadtvögeln kennt man das Phänomen des angepassten Gesangs an den Stadtlärm auch.

  4. #4 Nils
    November 15, 2012

    @Markus:
    Stimmt natürlich dass der Artikel aus Biology Letters mit einer Sperrfrist versehen war. Ich denke das ist normal, wenn die Medien dermaßen viel darüber berichten. Hier war es wahrscheinlich eher schlechte Recherche (den Abstrakt gar nicht erst gelesen?). Aber gab es dennoch Zeitrduck vom Chef? Wie sonst erklärt man sich einen solch großen Patzer?

  5. #5 JV
    November 15, 2012

    Blöde Frage (und noch blöder, wenn ich es überlesen haben sollte): Wie wird denn verhindert, dass nicht einfach irgendein Medium schon vorab berichtet? Setzt das Ganze auf die Fairness der Medien?

  6. #6 Nils
    November 16, 2012

    @JV:
    Gar nicht blöd, die Frage. Ich denke die Medien haben viel zu verlieren, wenn sie die Sperrfrist umgehen. Sie sind auf die Kooperation des Journals angewiesen, um vorzeitig Zugang zum Artikel zu bekommen. Missachten sie die Sperrfrist, müssen sie vielleicht nächstes Mal bis zur tatsächlichen Veröffentlichung warten, bevor sie davon erfahren. (Oder sehe ich das falsch?)

  7. #7 Nils
    November 21, 2012

    Sperrfrist schützt vor Torheit nicht. Im Artikel der New York Times zu der Grashüpferstudie wurde der Nachtigall-Grashüpfer als Grille bezeichnet, wie Deborah Blum auffiel. Allerdings denke ich, dass das in diesem Fall ein Flüchtigkeitspatzer war, denn die Journalistin hat sich ausführlichst in einem langen Telefongespräch mit meiner Kollegin informiert.

    Aber laut Ms. Blum kann man als Entomologe auch solche Flüchtigkeitsfehler nicht verzeihen. Irgendwie kann ich sie verstehen …

    (HT @quinoat)

  8. #8 knackbock
    https://knackbock.wordpress.com
    Dezember 1, 2012

    Viele Leute unterscheiden tatsächlich nicht zwischen Grashüpfern/Heuschrecken und Grillen. Wenn man da sensibel ist, fällt einem das öfter auf.

    Ich freue mich, hier wieder mal etwas zu lesen!