ScienceBlogs: Frau Schick, sie zählen als Hochschul-Präsidentin zu den erfolgreichsten Frauen in der Wissenschaft in Deutschland. Wie kamen Sie zur Wissenschaft, wurden Sie bereits in der Schulzeit positiv unterstützt?
Schick: Ich habe einen sehr freien Geist, würde mich als Querdenkerin bezeichnen. Viele gute Lehrer haben das gefördert und meinen ganz starken Willen zugelassen. Dazu zählt auch, bestimmte Dinge einfach nicht zu akzeptieren. So habe ich mich etwa engagiert, wenn Mitschüler von mir ungerecht behandelt wurden. Mein Motto war und ist noch immer: Akzeptiere nicht einfach alles, was um Dich herum ist, sondern geh Deinen Weg.
ScienceBlogs: Inwieweit hat Sie Ihr Elternhaus darin gestärkt?
Schick: Ich glaube tatsächlich, dass die Wurzeln meiner Karriere im Elternhaus liegen. So haben sich bei meinen zwei sehr unterschiedlichen Eltern Mutterwitz und geistige Freiheit gepaart. Dazu kam meine Sandwich-Situation, als das mittlere von fünf Kindern. Ich musste irgendwie auffallen, um mir meinen Platz in der Mitte zu erobern. Das habe ich von Anfang an getan. Ich war es also gewohnt zu kämpfen.
Seit meiner Kindheit bin ich es gewohnt, zu kämpfen.
ScienceBlogs: Hatten Sie besondere Mentoren, ein Netzwerk, aus dem heraus Sie Unterstützung für Ihre Karriere bekamen?
Schick: Als junge Frau hatte ich noch nicht erkannt, wie wichtig Netzwerke sind. Da habe ich mich eher als einsame Kämpferin gesehen: Du musst alles alleine und Du kannst alles alleine. Erst in den letzten Jahren habe ich gemerkt, wie wichtig Netzwerke sind. Heute habe ich ein tolles Netzwerk, das im Wesentlichen nicht dazu dient, weiter Karriere zu machen, sondern meinen Job möglichst gut zu machen.
ScienceBlogs: Was spricht gegen ein Karrierenetzwerk?
Schick: Das wären eher Seilschaften, die an althergebrachte Männerbündnisse erinnern. Dort wird jeder mit hochgezogen, egal wie gut oder schlecht er ist. Ich empfehle dagegen jungen Frauen, sich ein Netzwerk aufzubauen, über das sie Know-how austauschen, mit dessen Hilfe sie ihren Job besser machen können. Dann fällt es auch leichter, Karriere zu machen. In diesem Sinne haben Netzwerke für mich eine Kompetenzfunktion und nicht eine Karrierebeförderungsfunktion.
Ich nehme Barrieren kaum wahr. Und wenn ich eine sehe, dann fordert mich diese heraus.
ScienceBlogs: Hatten sie persönlich mit Barrieren der Männerwelt zu kämpfen?
Schick: Nein, nie. Das hängt sicher damit zusammen, dass ich Barrieren kaum wahrnehme. Oder wenn ich eine sehe, dann fordert mich diese heraus.
ScienceBlogs: Was würden Sie jungen Wissenschaftlerinnen heute raten?
Schick: Ich versuche Frauen vor allem in zwei Richtungen Mut zu machen.
Zum Einen: Träume Deinen Traum. Wenn Du Familie willst, dann hab Familie und Beruf gleichzeitig. ES GEHT!
Das Zweite ist: Trau Dich, übernimm Führungspositionen. Es kommt niemand und bietet Dir zuhause, wenn Du auf dem Sofa sitzt, einen Job an. Bewerbe Dich. Tu es.
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Das Interview führte Beatrice Lugger
Es folgen noch weitere Teile des Gesprächs:
Teil II – Wie vereint man Beruf und Familie?
Teil III – Wie können Hochschulen und Forschungseinrichtungen Frauen fördern?
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